E-Book, Deutsch, Band 28, 175 Seiten
Reihe: Die Katze, die ...
Braun Die Katze, die vom Himmel fiel - Band 28
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95824-945-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Bestseller-Serie
E-Book, Deutsch, Band 28, 175 Seiten
Reihe: Die Katze, die ...
ISBN: 978-3-95824-945-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Lilian Jackson Braun (1913-2011) wurde in Massachusetts geboren. Nach der Highschool arbeitete sie als Journalistin und in der Werbebranche, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Ihre Katzenkrimis wurden in 16 Sprachen übersetzt und standen regelmäßig auf der 'New York Times'-Bestsellerliste. Bei dotbooks erscheinen alle Bände von Lilian Jackson Brauns Erfolgsserie: »Die Katze, die rückwärts lesen konnte«, »Die Katze, die in den Ohrensessel biss«, »Die Katze, die das Licht löschte«, »Die Katze, die rot sah«, »Die Katze, die Brahms spielte«, »Die Katze, die die Postbote spielte«, »Die Katze, die Shakespeare kannte«, »Die Katze, die Leim schnüffelte«, »Die Katze, die Lippenstift liebte«, »Die Katze, die Geister beschwor«, »Die Katze, die hoch hinaus wollte«, »Die Katze, die einen Kardinal kannte«, »Die Katze, die Berge versetzte«, »Die Katze, die rosa Pillen nahm«, »Die Katze, die im Schrank verschwand«, »Die Katze, die Domino spielte«, »Katze, die Alarm schlug«, »Die Katze, die für Käse schwärmte«, »Die Katze, die den Dieb vertrieb«, »Die Katze, die Gesang studierte«, »Die Katze, die Sterne sah«, »Die Katze, die die Bank ausraubte«, »Die Katze, die den Braten roch«, »Die Katze, die ins Schwimmen kam«, »Die Katze, die Applaus bekam«, »Die Katze, die dem Truthahn lauschte«, »Die Katze, die Bananen stahl«, »Die Katze, die vom Himmel fiel«, »Die Katze, die Gedanken las« und »Die Katze, die zuletzt lachte«
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Der April war in jenem Jahr wunderschön! Keine Blizzards. Kein Hagel. Keine heftigen Wolkenbrüche mit Murenabgängen und Stromausfällen. Sanfte nächtliche Schauer bewässerten die Kartoffelfelder von Moose County und erfrischten die Pfingstrosen in den Gärten von Pickax City, der Bezirksstadt.
Es sah gut aus für die Hundertfünfzigjahrfeier von Pickax City, vierhundert Meilen nördlich vom Rest der Welt. Paraden, alle möglichen Veranstaltungen und Familientreffen waren in Planung. Jim Qwilleran, der Kolumnist der Lokalzeitung, hatte den Winter in einer Wohnung verbracht; jetzt wollte er mit seinem Haushalt (zwei Siamkatzen) wieder in sein Sommerdomizil übersiedeln, um näher am Geschehen zu sein.
Eines Abends, als er gerade mit hochgelegten Beinen lesend und Apfel essend gemütlich dasaß, läutete das Telefon in jenem drängenden Ton, wie das manchmal vorkommt.
Am anderen Ende war die gequälte Stimme von Hixie Rice, der Werbechefin der Tageszeitung und Vorsitzenden des Ausschusses für die Hundertfünfzigjahrfeier.
»Qwill! Hier ist Hixie! Ist es schon zu spät, oder kann ich noch kurz vorbeischauen?«
»Zu spät wofür?«
»Ich habe ein großes Problem!«
»Komm her. Eine Erfrischung gefällig?«
»Diesmal nicht, danke.«
Hixies Wohnung war ganz in der Nähe, sodass Qwilleran kaum Zeit hatte, das ganze Zeug wegzuräumen, das ein Junggeselle so herumliegen hat: Zeitungen, Kerngehäuse von Äpfeln und Kleidungsstücke.
Die Frau, die klingelte, sah total erledigt aus.
Er dirigierte sie zu einem Sofa; sie ließ sich darauf fallen, schüttelte ihre schulterlangen Haare und schleuderte die Schuhe von den Füßen.
»Hast du was dagegen? Ich bin erschöpft.«
»Willst du nicht doch ein Glas Squunk-Wasser, Hixie?«
»Du hast mich überredet.«
In diesem Augenblick spazierten zwei Siamkatzen in die Szene.
»Hallo, ihr schönen Geschöpfe!«, rief Hixie. Die Katzen stellten sich in Positur und zeigten stolz ihr seidiges, sandfarbenes Fell, die schwarzbraunen Masken und Ohren und ihre blauen Augen. Hixie sagte: »Koko wirkt so gebieterisch und intelligent, und Yum Yum so süß und charmant … Verzeih mir, Yum Yum, wenn ich sexistisch klinge.« Als Antwort sprang das lebhafte Weibchen leicht wie eine Feder auf Hixies Schoß, während der Kater aufrecht wie eine ägyptische Statue dasaß.
Qwillerans Art hatte etwas Beruhigendes an sich. Er war ein großer, gut gebauter Mann mittleren Alters mit an den Schläfen grau werdendem Haar und einem überdimensionalen grau melierten Schnurrbart, doch vor allem der teilnahmsvolle Blick seiner schwermütigen Augen und seine Bereitschaft, sich Probleme anzuhören, zog Menschen an, die Hilfe suchten.
»Wie läuft’s denn so in der Innenstadt?«, fragte er.
Erbittert antwortete sie: »Ich komme gerade von einer frustrierenden Vier-Stunden-Sitzung mit dem PR-Ausschuss, der einen Namen für die Feier finden sollte, und es ist nichts dabei herausgekommen! Qwill, sag mal dreimal hintereinander schnell ›Hundertfünfzigjahrfeier von Pickax‹. Auch wenn du es nur einmal sagst – es hört sich furchtbar langweilig an. Wir arbeiten seit Wochen an diesem Problem, jedoch ohne Ergebnis.
Das vergammelte kleine Brrr hat seine Zweihundertjahrfeier mit dem Logo Brrr 200 begangen – perfekt geeignet für Poster und T-Shirts. Irgendjemand hat Pickax 150 vorgeschlagen, aber wir würden eher die ganze Show abblasen, als es denen nachzumachen! Alles, was die in Brrr haben, ist ein Hafen, eine Fußballmannschaft und das ›Hotel Booze‹! Wir hier in Pickax haben dank dem Klingenschoen-Fonds kulturelle, medizinische und pädagogische Einrichtungen, die …«
Sie hielt inne, um Luft zu holen, und in diesem Augenblick gab Koko ein ohrenbetäubendes »Yau-au-au!« von sich. Sein Gutenachthäppchen war schon zwanzig Minuten überfällig!
»Jetzt hab ichs!«, rief Hixie. »Der Name unserer Feier ist Pickax heute … Danke, Koko, du hast mich inspiriert! Ich werde dich lobend erwähnen!«
»Nein! Nein!«, protestierte Qwilleran. »Sag einfach, die Antwort ist dir im Traum gekommen.«
Am nächsten Tag prangte der Name der bevorstehenden Feier auf der Titelseite des Moose County Dingsbums. Hixie schrieb ihn einem Mitglied ihres Ausschusses zu, das ungenannt bleiben wollte. Nur ihren Freunden gegenüber gestand sie, dass ihr der Name in einem Traum eingefallen war.
Qwilleran hörte dieses »maßgeschneiderte Gerücht« zum ersten Mal von seinem Nachbarn. Er und Wetherby Goode, der Meteorologe von WPKX, lebten in angrenzenden Wohnungen in Indian Village, einer gehobenen Wohnhausanlage am nördlichen Stadtrand von Pickax.
»He, Qwill! Was sagen Sie dazu? Sie haben einen Namen für die Feier gefunden, und er ist toll! Die Leute werden begeistert sein. Mit der »Hundertfünfzigjahrfeier von Pickax» haben sie nicht viel anfangen können. Und wissen Sie, was? »Pickax heute» ist Hixie in einem Traum eingefallen, obwohl sie es nicht gern zugibt.«
»Tatsächlich?«, meinte Qwilleran.
»Ja, sie ist wirklich fantastisch! Also, ich muss jetzt zum Sender und kontrollieren, ob das Klavier gestimmt ist. Bis dann!«
Wetherby (er hieß in Wirklichkeit Joe Bunker) unterhielt die Hörer seines Wetterberichts, indem er Lieder wie Stormy Weather oder Sunshine of Your Smile oder Blue Skies sang.
Es gab einen Grund, warum Pickax den cleveren Slogan der Zweihundertjahrfeier von Brrr nicht imitieren konnte oder wollte. Es war eine Frage des Stolzes, wenngleich das für Außenstehende banal klingen mochte. Pickax war größer, doch Brrr war älter. Die Rivalität war sogar bei Fußballspielen zu Tage getreten, nach denen die Fans immer randaliert hatten – das heißt, bis der Sheriff beschlossen hatte, mit seinem Hund daran teilzunehmen.
Begonnen hatte es um 1850, als die ersten Siedler mit Segelschiffen gekommen waren und am Ufer eines Naturhafens ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Sie gaben dem Ort den guten schottischen Namen Burr. Als ein Schildermaler auf einem offiziellen Schild einen Fehler machte und Brrr schrieb, beschlossen die Bewohner mit dem Humor der Pioniere, es dabei zu belassen – schließlich war es der kälteste Ort in der Gegend.
Fünfzig Jahre später, als die Region ein Bezirk wurde, erwartete die Stadt Brrr, Sitz der Verwaltung zu werden, doch die Gründerväter mussten an die Zukunft denken und einen zentralen Ort als Bezirksstadt auswählen.
Und jetzt kommt der romantische Teil: Die Landvermesser der Regierung, die den Auftrag hatten, einen Ort auszuwählen, stießen an einer Kreuzung von zwei Pfaden auf einen Baumstumpf, in dem eine Spitzhacke steckte. Und so wurde die Bezirksstadt Pickax City genannt. Das historisch so bedeutsame Werkzeug, das ihr den Namen verlieh, war jetzt im Sitzungssaal des Stadtrates ausgestellt.
Doch das war lange her. Seither war viel erreicht worden, das man in Pickax heute feiern konnte.
Qwilleran hörte das »zweckmäßige Gerücht« auch von Polly Duncan, der wichtigsten Frau in seinem Leben. Sie wohnte in derselben Wohnanlage nur drei Türen weiter, doch sie beschlossen jeden Tag mit einem telefonischen Tête-à-Tête um dreiundzwanzig Uhr.
Polly hatte erst vor kurzem ihre Arbeit als Leiterin der öffentlichen Bücherei aufgegeben und eine neue Herausforderung als Geschäftsführerin eines Buchgeschäfts angenommen. In beiden Berufen bekam man stets die neuesten Gerüchte zu hören, und Polly gab sie immer an Qwilleran weiter. Er selbst neigte nicht zum Klatschen, hatte aber keine Bedenken, sich Gerüchte anzuhören, besonders wenn sie von einer derart vertrauenswürdigen Quelle wie Polly stammten.
Bei diesem speziellen Telefongespräch sagte sie: »Alle sind ganz begeistert von dem Namen für die Festivitäten! Angeblich ist er das Resultat eines Brainstormings des Ausschusses, aber es gibt ein Gerücht, dass er Hixie Rice in einem Traum eingefallen ist, und ich bin geneigt, das zu glauben. Was meinst du, Qwill?«
Geschickt antwortete er: »Das Wichtige ist das Was und nicht das Wie. Der Name klingt wie ein gutes Vorzeichen.«
»Du hast ja so Recht, Lieber … Was meinst du, was ich zu Mildreds Abendessen am Sonntag anziehen soll? Wenn das Wetter schön bleibt, essen wir vielleicht auf der Terrasse.«
»So oder so würde ich dich gern in deinem neuen blauen Hosenanzug sehen.«
Blau hob ihren frischen Teint hervor, den Glanz ihrer Augen und den silbernen Schimmer ihrer perfekt frisierten Haare – das alles konnte man ihrem festen Glauben an die Wirkung von Brokkoli, Blattsalat und einer Banane am Tag zuschreiben … oder auch nicht.
»Iss deinen Brokkoli«, ermahnte sie Qwilleran stets, wenn sie in einem Restaurant speisten.
»Bringst du etwas mit zu der Party, Qwill?«
»Eine Flasche irgendwas … Soll ich dich um eins abholen?
»Ich werde bereit sein. Komm rein und begrüße Brutus und Catta. Gute Nacht, Lieber. À bientôt!«
»À bientôt!«
Qwilleran war dankbar, dass Polly den gewaltigen Stress des Jobwechsels bewältigt hatte und wieder so liebenswürdig wie früher war.
Die vier Nachbarn, die sich zum sonntäglichen Abendessen trafen, waren alte Freunde. Als Gastgeber fungierten Arch und Mildred Riker. Arch war der Herausgeber des Moose County Dingsbums; Mildred verfasste die Haushaltsseite der Zeitung. Die beiden Männer waren seit Kindergartentagen in Chicago befreundet. Sie hatten, gelinde gesagt, ein sehr zwangloses Verhältnis.
Es herrschte angenehmes Wetter, und sie tranken ihre Cocktails auf der...