Braun | Nie wieder tot (E-Book) | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Rother Bergkrimi

Braun Nie wieder tot (E-Book)

Mord am Gardasee
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7633-0103-4
Verlag: Rother Bergverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mord am Gardasee

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Reihe: Rother Bergkrimi

ISBN: 978-3-7633-0103-4
Verlag: Rother Bergverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Romy liebt die Herausforderung am Fels. Ihren Ehemann Philipp liebt sie auch, aber als sie beim Klettern in der Fränkischen Schweiz erfährt, was er hinter den Kulissen treibt, lässt sie ihn kurzerhand in einem Überhang baumeln und flüchtet wütend an den Gardasee, ins Klettermekka Arco.
Dort tröstet sie sich mit einem ehrgeizigen Kletterprojekt – und dem Bergführer Bernd. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Warum riss Romys Seil? Wer ist der geheimnisvolle Privatkunde, der Bernd als Führer engagiert hat? Und was geschah wirklich im Gewitter auf dem Gipfel des Crozzon di Brenta? Das Psychodrama endet mit einem Showdown am Colodri über den Dächern von Arco.

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2. KAPITEL Romy ließ Innsbruck hinter sich und fuhr Richtung Brenner hinauf in die Berge. Inzwischen hatte sicher jemand Philipp aus seiner hilflosen Lage befreit. Wahrscheinlich hatte irgendein Gößweinsteiner die Bergwacht gerufen, unter der Woche kamen selten Kletterer an diesen Fels. Ein Glück für Philipp. Sonst wüsste bald die ganze Szene, wie Romy mit ihm umgesprungen war. Auf jeden Fall stand er ohne Auto da. Wie würde er reagieren? Philipp war nicht der Typ, der Demütigungen schluckte. Ein Kribbeln lief Romys Wirbelsäule hinab. Das Schild für die Ausfahrt nach Patsch und Igls tauchte auf. Sie lächelte – zum ersten Mal seit ihrem überstürzten Aufbruch im Frankenjura. Herrlich, diese Tiroler Ortsnamen. Ellbögen war auch gut. Schluss mit dem Geheul. Sie nahm ein Tempotaschentuch aus dem Seitenfach, schnäuzte sich und wischte die Tränen aus ihrem Gesicht. Sie musste den Tatsachen ins Auge sehen. Wie in Trance war sie in Philipps Ferrari gestiegen und die ganze Strecke von der Fränkischen Schweiz bis hierher gefahren, hatte nur zwischendurch getankt und einen Cappuccino getrunken. Auf dem Weg vom Fels zum Parkplatz hatte sie sich gefragt, ob sie nicht überreagiert oder etwas missverstanden hatte. Zurück am Auto hatte sie Philipps Mails aus den letzten Tagen gecheckt, mit fiebrigem Eifer, zitternd und weinend. Die älteren Nachrichten hatte Philipp gelöscht, aber was sie fand, war genug. Es gab keinen Zweifel: Ihr eigener Ehemann mobbte sie. Gemobbt. Romy hatte sich so darauf gefreut, aufs Gymnasium zu gehen. Und es war die Hölle. Sie hockte auf dem mit Plastik beschichteten Boden der Turnhalle. Der Geruch von Schweiß und Gummi mischte sich mit dem billigen Parfum der dicken Lisa neben ihr. Eine von ihnen beiden musste die Letzte sein. Romy war flau im Magen. Sie blickte zu Bärbel empor, die breitbeinig dastand und die beiden Übriggebliebenen musterte. Wen würde sie für ihre Mannschaft auswählen? Bei der Ballgymnastik vorhin waren Romy die Drecksdinger immer davongehüpft, vor allem beim Prellen und Laufen, sie hatte noch das Gekicher der anderen im Ohr. Sport war echt nicht Romys Ding. Ihre Arme und Beine waren irgendwie zu lang, sie wusste nie so recht, wo sie aufhörten. Sie war ungeschickt, klar, aber da waren schon ein paar andere Mädels aufgerufen worden, die keinen Deut besser mit einem Ball umgehen konnten als sie. Voll unfair. In Bärbels Gesicht stand ein schiefes Lächeln. Romy ahnte es. Hoffte gegen alle Vernunft. Bloß das nicht. Nicht die Letzte sein! Bitte nicht! Bärbel streckte den Arm aus, zeigte mit dem Finger auf Romy – grinste breit und schwenkte ihn weiter zu Lisa. Das Mädchen stemmte sich hoch und stellte sich zu den anderen, offensichtlich erleichtert. Romy sprang auf und ging zu Lauras Gruppe. In ihrer Kehle saß etwas Dickes, Saures, in ihren Augen staute sich Wasser. „Du hast uns gerade noch gefehlt“, zischte Laura und packte Romys Handgelenk. Lange Nägel, lila lackiert, bohrten sich wie Messer in Romys Haut. Ihre Augen liefen über. Sie stürzte davon, hinter sich Lachen, Kreischen und die empörte Stimme der Lehrerin. Raus! Nur raus hier! Romy knallte die Tür hinter sich zu, rannte den Flur entlang, um die Ecken, riss die Tür zur Umkleide auf. Der Geruch von Haarspray und alten Socken schlug ihr entgegen. Und da war auch noch etwas anderes, Ekliges. Schnell umziehen und nichts wie weg hier! Vielleicht war die Lehrerin hinter ihr her, wollte sie zurückholen zu diesen hackenden, gackernden Hühnern. Sie würde sich krank melden, behaupten, ihr wäre schlecht geworden. Ihre Mutter würde ihr sicher eine Entschuldigung schreiben. Sie streifte ihr T-Shirt und die Jeans hastig über ihre Sportsachen, trotzdem schlackerte alles an ihr. Dürr war sie, ohne Busen. Coole Klamotten und Schminke hätten an ihr völlig bescheuert ausgesehen. Ob die anderen sie mobbten, weil sie so hässlich war? Romy griff nach ihrem Schulranzen – was war das – das stank wie – Sie drückte auf den Schnapper – klick –, hob hastig die Klappe, schaute hinein. Fuhr zurück und ließ die Tasche fallen. Jemand hatte hineingeschissen. Romy würgte, schob das Bild und den Gestank fort. Vorbei. Das war lange vorbei. Ihre Hände, die sich um das Leder des Lenkrads krallten, lockerten sich. Sie lehnte sich zurück und schaute in die Landschaft. Aus weiten Tälern erhoben sich mit Schnee überzuckerte Berge. Nach wochenlangem Schlechtwetter leuchteten Dörfer und einzelne Höfe zwischen sattgrünen Wiesen und Fichtenwald. Ihre Mutter war damals eingeschritten. Die Quälereien hörten auf, aber stattdessen wurde Romy von der gesamten Klasse ignoriert. Sie gehörte nie irgendwo dazu. Romys Vater hatte wegen seiner Karriere öfter den Wohnort wechseln müssen; die Familie Weidinger lebte für zwei Jahre in Brasilien, dann ein halbes Jahr in den Niederlanden, ging nach China. Romy wurde von Hauslehrern unterrichtet und hatte es schwer, Freunde zu finden. Dann zogen ihre Eltern nach München, diesmal, um zu bleiben, und Romy besuchte ein normales Gymnasium. Dort wurde sie zum Opfer. Und das nicht nur, weil sie sich mit der Kontaktaufnahme ein wenig schwertat. Sie hatte keine Ahnung von Popmusik und TV-Serien, ihre Eltern waren Intellektuelle, die das Fernsehen ablehnten. Und obendrein war Romy eine Spätentwicklerin, die mit dreizehn Jahren noch Playmobil spielte. In der Oberstufe war dann alles anders: Romy war nun bildhübsch, die Männer waren hinter ihr her. Plötzlich galt sie als cool und genoss es in vollen Zügen. Partys, Jungs, Freunde, das war nun ihr Leben. Damals fingen Romys Eltern an zu klettern, aber sie hatte zunächst kein Interesse daran. Erst während ihres Studiums begann sie mit ihrer Mutter Cora in die Kletterhalle zu gehen. Und dort begegnete sie Philipp Maiwald. Auf den ersten Blick war er alles, was die Frauen in Kitschromanen ersehnten: erfolgreich, selbstbewusst, schön wie die Männer in den Reklamespots für teures Parfum. Mit ihm zusammen begann sie, draußen in der Natur zu klettern, und es begeisterte sie. Endlich hatte sie das Gefühl, dass ihr ein Sport wirklich lag – obwohl Philipp sagte, sie wäre schon zu alt, um noch richtig gut zu werden. Und er wollte nicht, dass sie als Seilerste ging. Angeblich sorgte er sich um ihre Sicherheit. Romy ließ sich nicht entmutigen. Durch ihren Halbtagsjob in Philipps Werbefirma hatte sie viel Zeit, in der Kletterhalle zu trainieren. Dort lernte sie Bernd Luchner kennen, der ihr das Vorsteigen und Stürzen beibrachte. Ihr Selbstbewusstsein besserte sich allmählich. Aber was sie heute in der Fränkischen getan hatte – das war nicht mehr die Romy, die sie kannte. Die sich viel zu viel gefallen ließ und nie wütend wurde. Vielleicht hatte sie so reagiert, weil zur Zeit ihre Nerven blank lagen. Hauser kritisierte sie ständig, setzte sie unter Termindruck und zwang sie zu Überstunden – von Halbtagsjob konnte nicht mehr die Rede sein. Und neuerdings saß ihr am Schreibtisch eine Zicke gegenüber, die nach Chemieunfall roch und ständig mit schriller Stimme telefonierte. Ihr Mac war gegen einen PC ausgetauscht worden, dessen Verhalten man nur als tückisch bezeichnen konnte. Philipp war der Drahtzieher. Sie konnte es kaum fassen. Gestern hatte sie ihm unter Tränen erzählt, sie hätte das Gefühl, dass jemand in der Firma sie mobbte, wahrscheinlich sei es Hauser. Er nahm sie in die Arme und streichelte ihr Haar. „Das bildest du dir nur ein. Das wird schon wieder. Und morgen fahren wir für einen Tag miteinander zum Klettern, damit du ein bisschen ausspannen kannst.“ Romy knirschte mit den Zähnen und umklammerte das Lenkrad. Dieser Heuchler! Sie hatte sich mit seinen beruhigenden Worten zufriedengegeben. Typisch. Sie hätte darauf bestehen sollen, dass die nervige Kollegin versetzt und der Computer ausgetauscht wird. Und das Schlimmste: Philipp wusste, dass sie als Kind gemobbt worden war und deshalb immer noch Alpträume hatte. Sie sah hinüber zum Beifahrersitz, auf dem ihre Kuschelkatze Mao hockte. Seit ihren Kindertagen war sie immer dabei. Ihr getigertes Fell war schäbig, besonders an der linken Pfote, die sie als Kleinkind abgelutscht hatte. Um Maos Schnauze war ein trotziger Zug, den Romy liebte. Die Berge rückten näher zusammen, Geleise, ein Tunnel, LKW-Reihen. Stau vor Sterzing, die Mautstelle. Wenn Philipp dabei war, bogen sie hier meistens in die Ortschaft ab, um bei Hofer Wein einzukaufen. Natürlich fuhren sie dann mit dem Porsche Cayenne, der mehr Stauraum bot als der Ferrari, mit dem sie jetzt unterwegs war. Der FF war Philipps Lieblingsspielzeug, sie durfte nur ans Steuer, wenn er müde wurde. Philipp. Immer wieder Philipp. Sie hatte keine Lust, an ihn zu denken. Für seinen Verrat konnte sie sich nur einen Grund vorstellen: Er wollte sie zwingen, den Job zu übernehmen, den er ihr zugedacht hatte. Sie erinnerte sich noch genau an ihr letztes Gespräch zu dem Thema. „Du trainierst ja ständig in der Kletterhalle statt etwas Vernünftiges zu arbeiten“, sagte Philipp. „Dabei wärst du eine erstklassige Abteilungsleiterin für die Grafiksparte. Hauser kann sich dann ums Eventmanagement kümmern.“ „Das ist zu viel Stress für mich“, erwiderte Romy. „Ich bin...



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