Brausewetter | Der Kampf mit den Geistern | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 244 Seiten

Brausewetter Der Kampf mit den Geistern


1. Auflage 2016
ISBN: 978-87-11-48766-2
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

ISBN: 978-87-11-48766-2
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Auf Malkaymen feiern sie den Geburtstag des Kommerzienrats Vollbrecht, als jemand aus dem Dorf dringend den Gutsherrn sprechen möchte. Im benachbarten Dorf kämpfen drei Kinder mit dem Tode, von einer Epidemie ist hinter vorgehaltener Hand die Rede. Der einzig verfügbare Arzt an diesem Tage ist der neue Doktor Werner Torwald aus Neukirchen, der als sonderbar gilt. Als er die Kinder sieht, weiß er, dass sie sterben müssen. Als plötzlich auch die jüngste Tochter Vollbrechts Anneliese erkrankt, wendet sich ihre ältere Schwester Dora an Torwald. Dieser offenbart ihr zögernd, dass er den Tod der Menschen aus ihren Augen lesen könne. Dora fleht ihn an, den Kampf gegen die Geister aufzunehmen und in dieser Nacht gelingt ihm dies. Anneliese und eines der Kinder aus dem Dorf überleben. Das Licht hat über die Finsternis gesiegt. Nicht nur Dank ist es, der Dora zu Torwald hingezogen fühlt. Diesen Mann, für den seine besondere Gabe Segen und Fluch bleibt.-

Artur Brausewetter (vollständiger Name Arthur Friedrich Leon Brausewetter; 1864-1946; Pseudonyme: Arthur Sewett, Friedrich Leoni) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und Schriftsteller. Artur Brausewetter studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Theologie an der Universität Berlin und der Universität Bonn. Später wurde er Pfarrer. Seit 1908 war er Archidiakon an der Oberpfarrkirche St. Marien in Danzig, wo er bis zur Vertreibung infolge des Zweiten Weltkriegs lebte. In den Jahren 1933 und 1934 wurde er von den Deutschen Christen im Danziger Landessynodalverband aus dem Amt gedrängt. Brausewetter war Mitarbeiter der Zeitungen 'Der Tag' und 'Tägliche Rundschau' und schrieb zahlreiche Romane, die hohe Auflagen erzielten und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Sein Schauspiel 'Ich bin Doktor Eckart' wurde 1944 in Weimar uraufgeführt. 1946 vollendete er seinen letzten Roman 'Die höheren Mächte', der das Schicksal der Bewohner Ostdeutschlands von 1933 bis 1945 behandelt.

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Zweites Buch
Sie hatten keine Hochzeitsreise gemacht. Ihre Heirat wurde, da sie in den Januar fiel, in der auf Feste besser eingerichteten Stadtwohnung gefeiert, und das junge Paar fuhr des Abends, als die im engsten Kreise abgehaltene Festlichkeit ihrem Ende zuneigte und von dem ernst blauen Winterhimmel die goldenen Sterne leuchteten, im Auto in ihr neues Heim. Es war ein kleines Landhaus, am Ausgange des ansehnlichen Marktfleckens Neukirchen auf einer niedrigen, aber steil ansteigenden Anhöhe gelegen, das, weil es bis an den Giebel mit Zweigen wilden Weins umsponnen und von einer Wand hoher Tannen abgeschlossen war, im Volksmunde „das grüne Haus am Berge“ hiess. Der Kommerzienrat hatte es seiner Tochter zur Hochzeitsgabe gemacht, und seine Gattin hatte es mit viel Geld und Geschmack, in seinen einzelnen Teilen vielleicht ein wenig zu herausfordernd für das Haus eines Landarztes, in seinem Innern ausgestattet. Dass sie es mit eben solcher Liebe getan, konnte man nicht von ihr behaupten. Denn sie war wenig erbaut von der Wahl ihrer Tochter und machte daraus kein Hehl. Nicht nur, dass ihr Lieblingswunsch, deren Erfüllung ihr seit Jahren zur Selbstverständlichkeit geworden, in so unerwarteter Weise durchkreuzt wurde. Das hätte sie allenfalls überwunden, wenn Dora einem Manne die Hand gereicht hätte, der Theo Fortenbacher an Stellung und Ansehen vor der Welt überragt hätte. Aber dass ein Mädchen von solcher Schönheit und so grossem Reichtum einen Werner Torwald heiraten konnte, der ja ein tüchtiger Arzt sein mochte, im übrigen aber ein gesellschaftlich ungewandter, wenn nicht unmöglicher Mensch ohne die geringsten körperlichen oder sonstigen Vorzüge war, das war ihr unverständlich und blieb es bis zu dem Augenblicke, wo sie sich in ihrer ganz sicheren Erwartung, diese Verlobung würde ebenso schnell, wie sie geschlossen war, auch wieder gelöst werden, endgültig getäuscht sah. Dass sie nicht allein mit ihrer Ansicht dastand, dass diese Verbindung nicht nur den nächsten Angehörigen, sondern der ganzen Umgebung etwas Unbegreifliches war, dass Theo Fortenbacher von der Stunde an, da das Unmögliche Wirklichkeit geworden war, mit der ihm eigenen Umstellungsfähigkeit seine Neigung, wohl weil er Malkaymen nicht untreu werden wollte, auf Anneliese umleitete, deren sprossende Reize die kindliche Knospe gesprengt hatten und sich der weiblichen Reife entgegenentwickelten, das war für sie nur ein schwacher Trost. Einen nur gab es, den all das Befremden und Erstaunen, all die Abwendung und Empörung nicht im geringsten anfocht, ja, der sie nicht einmal bemerkte. Der ging durch diese Welt der Kälte und Feindschaft mit Augen dahin, die nichts sahen als weithin leuchtendes Land, der war wie ein grosser Junge, der seine ganze arme Kindheit hindurch nie gewusst hatte, dass Weihnachten war, und nun plötzlich aus der dunklen Stube vor einen Christbaum mit strahlenden Lichtern trat, der eigens für ihn angesteckt war. Dass es so etwas überhaupt gab! Dass diese Erde, die ihm immer so arm erschienen war, ein so unaussprechliches Glück in sich schliessen konnte! Nun erst verstand er: Deshalb hatte er so lange darben und entbehren müssen, damit er nun den unermesslichen Reichtum in seiner ganzen Fülle empfinden und geniessen konnte! Oft war sein Glücksgefühl so überwältigend, dass er gar nicht wusste, wo er mit ihm hinsollte. Dann erwachte das Ursprüngliche und Gute seines Wesens. Er fühlte sich als Schuldner der grossen Liebe und wollte seine Schuld abtragen in selbstloser Hingabe an die Menschen, die seiner bedurften. Manchen Abend blieb er auf seinen Fahrten über Land seinem Hause so lange fern, dass seine Frau, die den ganzen Tag allein gewesen war, ihm ernste Vorhaltungen darüber machte. Aber, so stark ihr Einfluss auf ihn war, hier versagte er. „Wenn du auch nur im leisesten ahnen könntest, welche Kraft zu allem Tun mir aus meinem Glücke strömt“, entgegnete er ihr, „wie mein Herz vor Freude zittert, wenn ich mir sagen kann: Wenn du heute das deine getan und hast deinen Kranken Genesen oder wenigstens Linderung in ihren Schmerzen bringen können, dann kommst du nach Hause, und deine Frau erwartet dich und begrüsst dich schon auf der Diele und dann — — ach, Herz, es ist zu viel des Glückes! Und wenn ich so durch die Winternacht heimfahre und alles um mich dunkel und schwarz ist, dann sehe ich nur Licht und immer nur Licht, denn ich sehe dich, und deine Augen sind das Licht!“ Auch seine Zärtlichkeit hatte etwas Elementares wie sein ganzes Wesen. Sie war von einer unberührten Reinheit und zugleich von einem schmelzenden Feuer, war von urkräftiger Sinnlichkeit und doch von heiliger Scheu. Er sah in seiner Frau ein Wesen aus höheren Sphären, das sich zu ihm in holdseliger Liebe herabliess, und hatte immer erst innerlich etwas zu überwinden, bevor er sich körperlich ihr nahte. Sie aber liebte diese männliche Ehrfurcht in ihm, die nie etwas Schwächliches oder Unwürdiges hatte, und gab sich ihm mit einer Wärme, ja oft mit einer Glut, wie sie bei ihrer spröden Anlage und ihrer für Zärtlichkeit wenig geschaffenen Natur nie für möglich gehalten. Mochten es die anderen nicht begreifen, mochten sie es belächeln und verhöhnen, sie wusste, was sie an diesem Manne liebte, und warum sie es tat, und wachte eifersüchtig über ihren Besitz, damit er ihr nicht entrissen wurde. Darum nahm sie auch an seiner Tätigkeit teil, wusste um seine Fahrten, kannte seine Kranken und ihre Leiden. Denn ihr war klar, dass Mann und Frau nichts so verbindet wie gemeinsames Aufgehen in einem geliebten Berufe. Freilich ... in irgendeine persönliche Beziehung zu den Patienten zu kommen, wenn sie ihn aufsuchten, er nicht zu Hause war und sie gerne ein tröstendes und aufrichtendes Wort von ihr gehört hätten, wurde ihr schwer. Es lag einmal nicht in ihrer Art und Anlage, mit den kleinen Leuten umzugehen, die vorzugsweise seine Praxis ausmachten. In allen anderen aber war sie ihm zur Seite, erleichterte ihm seine Arbeit, wo sie nur konnte, und umgab ihn auch im Hause mit zärtlicher Sorge. Und was sie ihm war, das zeigte er ihr mit jedem Worte, mit jedem Blicke, vor allem in dem stillgeborgenen Leuchten, das jedesmal, wenn er in ihrer Nähe weilte, auf seinem früher so ernst verschlossenen Antlitz lag. O diese herrlich sich weitenden, goldumsäumten Tage der rastlosen Tätigkeit im Dienste der helfenden Liebe geweiht! Diese unvergleichlichen Abende, wenn sie, fern ab vom Lärm und Rauschen der Zeit, Hand in Hand in dem behaglichen Wohnzimmer ihres stillen Landhauses wie in einem Märchenschlosse sassen und Dinge besprachen, die der Tag ihnen gebracht, und die doch über den Tag hinaus wiesen in die weiten Gefilde des Bleibenden! Diese unbeschreiblichen Nächte mit ihren geheimnisvollen, Leib und Seele durchschauernden Zaubern, ihrem unbefangenen Aufgehen in allen Wonnen des innerlichen Zusammengehörens! Und dann dies Erwachen am frühen Morgen an der Seite eines schlummernden, noch von ihren Träumen gehaltenen Weibes, von dem man sagen darf: „Es ist dein mit Leib und Seele!“ Und mit jedem dieser Morgen neu stand Werner Torwald vor dem Unbegreiflichen, das über ihn gekommen war wie ein holdes Wunder aus fernen, unwirklichen Welten, das er nun fest und wirklich in starken Händen hielt. * So vergingen die ersten Wochen und Monate der jungen Ehe, glitten wie eine frohbeschwingte Spule durch den rastlos wirkenden Webstuhl der Zeit, oder wie helle Frühlingsfalter durch den ernsten Winter, umgaukelten die Gegenwart mit tausend Freuden und die Zukunft mit süssen Hoffnungen. Und wenn sich Werner Torwald bereits für einen Auserwählten hielt, so sollte er erfahren, dass es über alles das noch etwas hinaus gab, ein höchstes Glück, das dem, das ihn erfüllte, die eigentliche Krone aufsetzte. Er hatte die Kinder von je geliebt. Es lag in seiner ganzen Natur, in dem kindlichen Zug seines Wesens. Wenn er sie behandelte, so tat er es mit einer geradezu mütterlichen Zartheit. Waren sie schwer krank, so opferte er ihnen seine Nächte, kam wieder und wieder, nach ihnen zu sehen. Konnte er sie aber trotz all seiner Hingebung nicht retten, so war er tief niedergedrückt und stand an ihren Sterbebette wie ein trauernder Vater, ja, lange Zeit noch wirkte solch ein Todesfall in seine Seele nach. Und nun ein eigenes Kind! Ein Kind von Dora, ihr Abbild, ihr Fleisch und Blut! Und zugleich das seine, die sichtbare Verkörperung ihrer gegenseitigen Liebe und Zusammengehörigkeit! Sein Herz wollte schwellen in der Erwartung dieses Glückes. Der so lange Bettler war und hungernd und dürstend an der Tafel des Lebens sass, war mit einem Male ein König auf goldenem Stuhle und trank aus nie versiegendem Becher der höchsten Freude. * Aus dem Winter ward der Frühling, und mit seinen schönen Gaben brachte er auch weniger gute: ein ganzes Heer von Krankheiten und Seuchen, das diesmal nicht nur die alten Leute heimsuchte, sondern auch die jungen und lebensstarken überfiel. Oftmals sah Werner Torwald den Tod zu Häupten des Kranken stehen und rang dennoch mit ihm mit aller zähen Kraft. Dann und wann obsiegte er. Aber das war nur selten. Meist behauptete der andere das Feld, und Werner Torwald war traurig, weil all sein Kämpfen mit den finsteren Geistern vergeblich war, und kam manchmal erst in der Nacht nach Hause, weil es mit jedem Tage mehr für ihn zu tun gab. Eines Abends aber packte ihn inmitten aller heissen Arbeit eine unbezwingliche Sehnsucht nach Hause. Und da es für einen Besuch in ein weitgelegenes Dorf doch schon zu spät war, so beschloss er, diesen bis morgen zu lassen,...



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