Breidenbach | Bergblumenzauber | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Breidenbach Bergblumenzauber

Roman
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-641-29307-9
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-641-29307-9
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bunte Wiesen, frische Waldluft und Nächte unter Sternenhimmel - ein sommerlicher Liebesroman voller Urlaubsflair

Natur pur, endlich entschleunigen und als Familie wieder zusammenfinden – das wünscht sich die alleinerziehende Mutter Valerie von ihrem Urlaub im Salzkammergut. Dass sie die nächsten drei Wochen ohne fließendes Wasser, Strom und WLAN auskommen müssen, hat sie ihren zwei Teenager-Kindern jedoch verschwiegen. Natürlich sind die beiden vom Abenteuer mitten im Wald zunächst nicht gerade begeistert. Valerie hingegen entdeckt inmitten von taubenetzen Farnen, duftendem Gehölz und schmetterlingsumschwärmten Wildblumen die entspannte Einfachheit des Lebens. In der Abgeschiedenheit lernt sie auch den aufregenden Yanek kennen, der völlig unerwartete Gefühle in ihr weckt. Doch ist sie überhaupt bereit für eine neue Liebe?
Breidenbach Bergblumenzauber jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1
»Valerie, Kim und Benno?« Valerie wandte den Kopf und sah einen älteren Mann in einer dunkelgrünen Lodenjacke und verwaschenen Jeans auf sich zukommen. »Ja, das sind wir«, antwortete sie und wollte lächeln, was misslang, weil Kim ihr in diesem Augenblick den Koffer in die Hacken schob. Unter der Bahnsteigüberdachung drängten sich die Reisenden, und es herrschte ziemliche Hektik. Dennoch hielt Valerie es für möglich, dass Kim sie mit Absicht angerempelt hatte. Zumindest verhielt sich ihre Tochter schon den ganzen Tag lang aggressiv. »Ihr habt uns Regen aus München mitgebracht«, sagte der Mann, als er direkt vor ihnen stand. Sein raues Lachen ging im Dröhnen des Zuges unter, der sich gerade wieder in Bewegung setzte. »In München hat es zweiunddreißig Grad«, hörte Valerie Kim antworten. Dann kam noch irgendetwas von wegen »Regenloch« und ein derbes Schimpfwort, was aber zum Glück vom Lärm geschluckt wurde. »Ich bin Peter.« Sie schüttelten einander die Hände. »Ich heiße Valerie! Und das sind mein Sohn Benno und meine Tochter Kim!« Wann ist der verdammte Zug endlich abgefahren, damit wir uns nicht mehr anschreien müssen? »Er weiß, wer wir sind«, steuerte Kim bei, als schließlich der letzte Waggon an ihnen vorübergerattert war. Peter ignorierte sowohl Kims Kommentar als auch ihr unübersehbar genervtes Auftreten. Sein unrasiertes Gesicht strahlte unbeeindruckt fröhlich unter dem triefnassen Regenhut hervor. »Dann verfrachten wir euch und euer Gepäck in den Wagen und verlassen die Zivilisation, bevor wir uns hier die Beine in den Bauch stehen. Seid ihr bereit?« Valerie und Benno nickten, Kim murmelte ein Nein, was Peter nur dazu veranlasste, wieder zu lachen. Er nahm Valerie und Kim die Koffer ab. »Ihr seid sicher müde von der Reise. Aber bei uns werdet ihr euch schnell erholen.« Im Gänsemarsch schlängelten sich die drei Neuankömmlinge hinter Peter durch das Gedränge am Bahnsteig. Als sie das überdachte Bahnhofsgelände verließen, rief er: »Das Auto steht dort drüben!«, und legte einen Zahn zu. Im Laufschritt bewegten sie sich durch den dichten Regen. »Wir könnten jetzt in Kroatien am Meer sein«, beschwerte sich Kim verhalten, aber dennoch deutlich hörbar. »Oder Spanien! Selbst Albanien wäre besser als dieser Dreck hier.« »Reiß dich zusammen!«, zischte Valerie. Durch den dichten Regen fixierte sie Peters Rücken und versuchte an seiner Körperhaltung abzulesen, ob er sich bereits dachte, was für eine schrecklich unhöfliche Familie da gerade angekommen war. Aber natürlich gab sein Gang nichts weiter preis als den Versuch, möglichst rasch dem unwirtlichen Wetter zu entfliehen. Valerie atmete tief durch. Sie musste sich entspannen. Wenn sie sich von Kims Launen beeindrucken ließ, wurde alles nur noch schlimmer. Die beste Strategie war, sie von sich abprallen zu lassen und nicht persönlich zu nehmen. So schwer das auch fiel. Benno mit seinem riesigen Rucksack blieb ein wenig zurück, also wurde sie langsamer. »Geht’s, Schatz?« »Glaubst du, das Hotel ist weit von Bad Aussee entfernt?«, fragte er. Der Regen hatte seine unter der Kapuze hervorlugenden Stirnfransen durchnässt. Tropfen rollten über die runden Wangen. »Es ist kein Hotel.« »Die Ferienanlage eben.« Valerie biss sich auf die Lippen. Fahrig zog sie den Zipp ihrer Jacke weiter zu. Sie hatte ihre Kinder nicht angelogen, sich jedoch vage ausgedrückt, wo genau sie da in diesem Sommer ihren Urlaub verbringen würden. Als Kim »Österreich« gehört hatte, war sie schon nicht erfreut gewesen. Das Wörtchen »Wald« hatte sie zum Ausrasten gebracht. Also hatte Valerie davon Abstand genommen, weiter ins Detail zu gehen. Wie sollte man einer Sechzehn- und einem Dreizehnjährigen ein bescheidenes Hüttendorf in der Abgeschiedenheit schmackhaft machen? »Ich weiß nicht genau, aber ein Stückchen müssen wir schon noch fahren«, antwortete sie ihm deshalb ausweichend. Sie waren an einem alten, verbeulten Range Rover angekommen, dessen Kofferraum Peter gerade aufschloss. »Ist das ein Unfallauto?«, fragte Kim entsetzt. Ihre Haare klebten durchweicht am Kopf, weil sie weder eine Regenjacke trug noch die Kapuze des schwarzen Hoodies übergezogen hatte. Und die Wimperntusche war über die dunklen Kajalbalken rund um ihre Augen gelaufen, wodurch sie einen fast verwahrlosten Eindruck machte. Peter brachte die Frage zum Auflachen. »Nein, Madel. So sieht ein jahrzehntelang gefahrenes Auto bei uns aus. Du wirst gleich miterleben, warum.« Er öffnete die Heckklappe und gab den Blick auf dicht gestapelte Kartons frei. »Ich habe gerade den Wocheneinkauf erledigt. Drum wird es knapp, aber wir bringen schon alles unter.« »Wir können das Gepäck ja auch zwischen uns auf die Rückbank stellen«, bot Valerie an, weil sie nicht sah, wo es sonst Platz finden sollte. »Es steigt noch jemand zu. Ihr seid nicht die Einzigen, die heute ankommen. Aber das wird schon!« Peter stemmte sich gegen eine Schachtel und schob sie dadurch weiter ins Wageninnere. Auf den so gewonnenen Platz hievte er Kims Koffer. Valeries etwas kleineres Gepäckstück wuchtete er obenauf. »Kannst du den Rucksack auf den Schoß nehmen, wenn die anderen Gäste zusteigen?«, fragte er Benno. »Auf wie viele Leute ist denn das Auto zugelassen?«, erkundigte sich Kim in zickigem Tonfall. Valerie fasste sie mahnend am Arm, aber Kim machte sich sofort wieder los. »Ach, weißt du, das sehen wir eher locker.« Peter grinste. »Und jetzt steigt besser ein, bevor ihr mir total durchweicht.« Valerie ließ Benno nach vorn auf den Beifahrersitz, weil dort mehr Platz war, um auch noch sein Gepäckstück unterzubringen. Sie und Kim schlüpften hinten hinein. »Wir fahren jetzt in ein Tal. Ganz am Ende, wo die Straße aufhört, kommt noch ein Paar dazu, da müsst ihr dann zusammenrutschen. Von dort sind es zwanzig Minuten. Es wird eng, aber so muss ich nicht zweimal durch den Wald düsen. Ist das okay für euch?« »Selbstverständlich«, antwortete Valerie rasch. Kim verdrehte die Augen. Mittlerweile schlotterte sie in dem nassen Pullover. Valerie schälte sich umständlich aus der Jacke und legte sie ihrer Tochter um die Schultern. Doch Kim schüttelte sie genervt ab und starrte aus dem Fenster. »Ich habe im Internet gelesen, dass es hier in der Gegend oft regnet. Auch im Sommer. Warum ist das so?«, erkundigte sich Benno bei Peter, der gerade ausparkte. »Wir haben viel Schnürlregen, weil sich die Wolken an den Bergen stauen.« Er zog den Regenhut vom Kopf und legte ihn aufs Armaturenbrett. Dann strich er sich die fedrig abstehenden weißen Haare glatt. »Aber morgen wird es schön. Das habe ich am Krähen unseres Hahnes gehört.« Kim warf ihrer Mutter einen fassungslosen Blick zu. Das Tal wurde immer schmaler und die Besiedlung dünner. Während Peter den Wagen geschickt die kurvige Straße entlangsteuerte, beantwortete er Bennos Fragen: Ob er wirklich nur im Wald wohne. Ja. Und ob er tatsächlich gar keine Wohnung in der Stadt habe. Nein. Auch im Winter nicht, wo es hier doch sicher viel Schnee gebe. Nein. Was er für eine Woche einkaufe. Fleisch, Zucker, Getreide, Gewürze – alles, was sie nicht selbst anbauten oder aus dem Wald holten. Was man dort denn abgesehen von Pilzen finden könne. Beeren und andere Früchte, Kräuter sowie Blüten. »Auf gar keinen Fall werde ich irgendetwas aus dem Wald essen«, kommentierte Kim, die zuvor geraume Zeit geschwiegen und Help! Kidnapping! mit dem Finger in den Kondensfilm auf der Scheibe geschrieben hatte. Valerie sah, wie Peter Kim durch den Rückspiegel betrachtete. »Ich fürchte, wir waren in den letzten Jahren nicht besonders viel in der Natur«, fühlte sich Valerie zu erklären bemüßigt. Da sie nicht wusste, ob Peter Erfahrung mit Teenagern in einer unausstehlichen Phase hatte, war ihr Kims Verhalten schrecklich peinlich. »Und daran wollen wir eigentlich auch nichts ändern«, murmelte Kim. Peters Lachen wirkte nach wie vor entspannt. »Woher wissen Sie, welche Sachen man essen kann?«, erkundigte sich Benno. »Ich meine, da gibt es doch sicher auch jede Menge giftiges Zeug. Eigentlich cool, wenn ich das lerne.« Valerie durchflutete eine Welle der Zuneigung. Auf Benno war einfach Verlass. Er hatte seit jeher ein gutes Gespür für Menschen, konnte Stimmungen einschätzen und verstand es oft, die schlechte Laune seiner Schwester auszugleichen. Peter fuhr sich über sein mit weißen Bartstoppeln übersätes Kinn. »Bücher und jahrelange Erfahrung. Ist nicht so schwer, wenn man beim Sammeln alle Sinne einsetzt. Und übrigens: Wir duzen uns. Im Wald sind wir einfach eine große Familie.« Kim rollte die Augen. »Und da vorne warten noch zwei Hübsche auf uns«, fuhr Peter fort und deutete auf ein am Waldrand geparktes Auto. Die Straße endete hier an einer Schranke mit Fahrverbotsschild. Dahinter lag eine schmale Forststraße. Valerie wischte ein Sichtfenster in die beschlagene Scheibe und schaute hinaus. Ringsum standen hohe dunkelgrüne Nadelbäume, die im Regen ziemlich düster aussahen. Ihre Zweige schienen den Dunst förmlich festzuhalten und dadurch die Luft mit noch mehr Feuchtigkeit zu schwängern. Als Peter anhielt, stiegen zwei Gestalten aus dem Wagen am Waldrand: eine kleine Frau in einem gelben...


Breidenbach, Ursi
Ursi Breidenbach studierte Kunstgeschichte und Kulturmanagement in Wien. Nach Stationen im Ausstellungs- und Museumswesen in Österreich und Bayern sowie einer kunstjournalistischen Tätigkeit arbeitet sie seit 2009 als freie Autorin. 2023 wurde sie mit dem DELIA-Literaturpreis ausgezeichnet. Sie lebt in der Steiermark/Österreich. Neben ihren gefühlvollen Romanen schreibt Ursi Breidenbach erfolgreich Sachbücher. Zusammen mit Heike Abidi veröffentlichte sie den Bestseller »Eine wahre Freundin ist wie ein BH«. Zuletzt erschienen von den beiden Autorinnen »Geschwister sind wie Gummibärchen« und »Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss«.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.