E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Breidenbach Sterne über Korsika
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-641-26649-3
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman - Der neue Roman der Bestsellerautorin. Ausgezeichnet mit dem DELIA-Preis für den besten Liebesroman 2023: „Dieser Roman wärmt das Herz und die Seele.“ (DELIA-Jury)
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-641-26649-3
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Duft von wildem Wacholder, das Glitzern des türkisfarbenen Meeres – eine Auszeit auf Korsika kommt für die 39-jährige Viki wie gerufen. Sie hat überraschend das Angebot erhalten, auf der Insel ein neues Hotel mit einem aufwendigen Mosaik auszustatten. Steinchen für Steinchen wird sie in den kommenden Monaten das Bild einer geheimnisvollen Meerjungfrau zusammensetzen.
Gleich nach der Ankunft spürt Viki, wie gut ihr die salzige Luft und das sanfte Rauschen der Wellen tun. Die raue Anmut der Insel berührt sie auf Anhieb. Doch dann trifft sie ausgerechnet auf Jakob, den sie nach einem peinlichen Date zu Hause eigentlich nie mehr wiedersehen wollte. Doch Korsika verzaubert einfach jeden. Gelingt es Viki und Jakob vielleicht hier, erstmals ihr Herz öffnen?
Ausgezeichnet mit dem DELIA-Preis für den besten Liebesroman 2023: »Dieser Roman wärmt das Herz und die Seele. Spritzig, herzerfrischend, fantasievoll und gleichzeitig romantisch. Er hat alles, was man sich von einem Liebesroman wünscht. Die lebensechten Figuren sind von Beginn an sympathisch und erzeugen Empathie und Kopfkino. Man möchte sich am liebsten mit einem Glas Wein zu ihnen setzen und sich in ihre Liebesgeschichte einhüllen wie in eine Decke.« (Aus der Begründung der DELIA-Jury)
Exklusiv im eBook: zusätzlich mit Epilog und Ausschnitt aus dem Autorentagebuch!
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Viki musste sich überwinden, die Klinke zu drücken und die Tür zu öffnen. Komm schon! So bist du nicht! Du gibst allem Neuen in deinem Leben eine Chance, auch wenn du es für eine idiotische Idee hältst. Sie straffte die Schultern und betrat das Therapiezentrum My Life. Manuel wollte unbedingt, dass sie das hier ausprobierte, also tat sie ihm eben den Gefallen. Und wenn diese Kuschelparty auch nur annähernd so peinlich und unangenehm verlief, wie sie es sich vorstellte, würde sie einfach wieder gehen. Neugierig sah sie sich um. Der lichtdurchflutete Eingangsbereich war in warmen Orange- und Ockertönen gehalten, überall standen gemütliche Sitzgelegenheiten und an den Wänden hingen Bilder von Tautropfen, Blütenblättern und Wolkenfetzen. Sollen diese Klischees etwa die Schwellenangst senken? In einer Ecke schlüpfte eine Frau gerade in ihre Yogahose, eine andere zog sich die Schuhe aus. »Herzlich willkommen!«, rief eine dritte, die aus dem angrenzenden Raum hereinkam. »Ich bin Helma und leite die Kuschelparty. Ihr seid ein wenig früh dran, die anderen Teilnehmer werden jetzt dann nach und nach kommen. Macht es euch in der Zwischenzeit gemütlich. Hier sind Namensetiketten. Warum beschriftet ihr die nicht schon mal und klebt sie euch auf?« Um sie herum flatterten mehrere Lagen bunter Stoffbahnen, an ihrem Handgelenk klimperten ein paar dünne Armreifen und sie lief barfuß über die Holzdielen. Viki nickte, stellte Schuhe und Tasche in einer Ecke ab und schlüpfte in die mitgebrachten Socken. Sie hatte sie aus Wollresten für zu Hause gestrickt, und sie waren nicht gerade schön. Aber für das hier taugten sie allemal. Dann widmete sie sich ihrem Namensschild. Irgendwie wollte sie nicht, dass all diese Fremden wussten, wie sie hieß. Immerhin schafften es so manche nur mit einem Vornamen und ein wenig geschicktem Social Engineering, alles über eine Person herauszufinden. Und was für Leute, sofern sie nicht von exzentrischen Cousins hergeschickt worden waren, gingen schon auf Kuschelpartys? Nerds, die im echten Leben einen Mangel an Zwischenmenschlichem zu verzeichnen hatten. Auf Viki wirkten Menschen, die solche Veranstaltungen besuchten, auf jeden Fall nicht besonders vertrauenserweckend. Jetzt ergeh dich nicht in Vorurteilen! Du weißt ja gar nicht, was für Leute das wirklich sind. Verstohlen musterte sie die zwei Frauen im Raum und den Mann, der gerade zur Tür hereinkam. Alle drei waren wohl ein wenig älter als sie und sahen im Grunde ganz normal aus. Wie jeder beliebige Mensch, den man eben irgendwo traf. Beim Einkaufen, im Kino oder Museum. Eine der Frauen lächelte sie an. Viki lächelte zurück, dann schrieb sie Manuela auf ein Etikett und klebte es sich auf die Brust. Danach setzte sie sich vor eines der Fenster und sah hinaus in den Hinterhof, in dem ein Ginkgobaum wuchs. »Warst du schon öfter hier?« Die Frau von eben war zu ihr herübergekommen und ließ sich neben ihr nieder. »Nein, heute zum ersten Mal«, antwortete Viki. »Ich bin wahnsinnig aufgeregt. Eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das werden wird. Mit fremden Leuten kuscheln? Puh. Aber ich habe einen Fernsehbericht über Kuschelpartys gesehen und das klang irgendwie interessant. Ich heiße Monika.« »Vi … Wie schön, dich kennenzulernen! Ich bin Manuela. Und ich bin auch schrecklich aufgeregt«, gab Viki zu und spürte, wie sich ihre innere Anspannung ein wenig löste. Die Frau war sympathisch. »Oh, siehe da, ich hätte nicht gedacht, dass derart junge Leute kommen.« Monika deutete auf die Tür, durch die gerade ein schlaksiger Typ trat. »Der ist doch höchstens zwanzig, oder?«, flüsterte sie. »Ach, ist das hier faszinierend. Am liebsten wüsste ich von jedem, warum er oder sie da ist.« Auch in diesem Punkt musste Viki ihr recht geben. Einsamkeit? Neugier? Partnersuche? »Also, ich habe einen Gutschein geschenkt bekommen«, antwortete sie. »Ich wollte die Person, die ihn für mich ausgesucht hat, nicht vor den Kopf stoßen. Drum bin ich hier.« Das hört sich absolut verklemmt an. Total nach Rechtfertigung. Monika kicherte. »Vielleicht wurde der da von seiner Mama hergeschickt. ›Geh mal ein wenig unter die Leute, Junge!‹« Fünfzehn Minuten später hatte sich das Therapiezentrum gefüllt und die Teilnehmer kauerten im Turnsaal auf Matratzen im Kreis. Die Rollos waren heruntergefahren und das Licht gedimmt. Im Hintergrund ertönten leise sphärische Klänge. Vikis Herz klopfte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, irgendwen hier näher als auf Armeslänge an sich heranzulassen, auch wenn alle im Grunde total nett wirkten. Niemand sah ungepflegt aus, was ihre größte Sorge gewesen war. Und keiner machte den Eindruck, als wollte er zwanghaft jemandem an die Wäsche, was sie genauso gefürchtet hatte. Und dennoch war sie skeptisch. »Ich freue mich, dass ihr hergefunden habt«, begann Helma. Ihre Armreifen klimperten. »Besonders schön finde ich, dass ich heute so viele neue Gesichter sehe. Ihr seid mutig! Dafür danke ich euch. Es erfordert Courage, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen, ein wenig die eigenen Grenzen zu verschieben und sich in einem Experiment zu erforschen.« Ich verschiebe hier definitiv keine Grenze! Wovon spricht sie? »Ich werde nun zu Beginn den Ablauf der heutigen Veranstaltung erläutern und die Kuschelregeln erklären. Bitte macht es euch bequem und entspannt euch!« Viki zog die Beine heran, setzte sich in den Schneidersitz und zupfte ihre geräumige Leinenhose zurecht. Dazu trug sie ein hauchdünnes, langärmliges Rollkragenshirt. Irgendwie war ihr danach gewesen, trotz der Schwüle an diesem Sommerabend möglichst viel von ihrer Haut zu verhüllen. Um sie herum versuchte jeder eine gemütliche Position zu finden. Ein paar Plätze weiter hockte ein Mann, der seine langen Beine gerade in die Kreismitte streckte. Er war Viki bereits bei seinem Eintreffen aufgefallen. Sie hatte sich über ihn gewundert. Hatte ein Typ wie er es nötig, auf eine Kuschelparty zu gehen? Sofort nach Beendigung dieses Gedankens rief sie sich zur Ordnung. Eigentlich hasste sie solche Schubladen. Ich mag diese Veranstaltung schon allein deshalb nicht, weil sie mich dazu bringt, intolerant und borniert zu denken. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Gleich werden wir ein paar lockere Vorübungen machen«, sagte Helma. »Seid euch stets gewiss, dass ihr hier nichts müsst! Wann immer euch irgendetwas auch nur den Hauch eines unangenehmen Gefühls gibt, fühlt euch frei, aus der Übung rauszugehen. Ihr könnt euch jederzeit an den Rand oder mal für eine Pause in den Vorraum setzen. Heute steht eure Wahrnehmung im Mittelpunkt, also nehmt euch Zeit dafür. Ihr befindet euch in einem absolut geschützten Raum. Ich werde euch Anleitung geben. Probiert Verschiedenes aus, hört in euch hinein und spürt das Ja und das Nein.« Viki schlug die Beine anders unter. Sie spürte hauptsächlich das Nein. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass der ganz junge Mann ziemlich blass geworden war. Er schien sich auch nicht besonders wohlzufühlen. »Wir werden Verwöhn- und Berührungsübungen machen und schließlich in der zweiten Hälfte der drei Stunden ausgiebig kuscheln. Das bringt mich gleich zu den Regeln: Bitte geht sehr behutsam mit euch selbst um. Es ist wahnsinnig wichtig, bei unseren Übungen auf die innere Stimme zu hören. Wenn ihr euch nicht sicher seid, ist das Grund genug, um Nein zu sagen. Ein Vielleicht ist ein Nein! Ihr könnt auch jederzeit eure Meinung ändern. Wenn ihr jemanden berühren möchtet, fragt vorher. Wenn euer Gegenüber Nein sagt, respektiert das. Seht den heutigen Abend als Experiment. Probiert aus. Alles ist okay. Selbst wenn ihr lachen oder weinen müsst. Bei uns hat jedes Gefühl Platz.« Viki sah in die Gesichter der Teilnehmer. Sie hörten gedankenverloren zu und machten ernste Mienen. Immer wieder nickte jemand. »Sex und Berührungen an erogenen Zonen sind tabu. Die Kleidung bleibt an«, ergänzte Helma. All diese Regeln hatte Viki schon im Internet gelesen, und wenn auch nur eine davon anders gewesen wäre, säße sie nicht hier. »So, und bevor wir jetzt loslegen, bitte ich euch um eine kurze Vorstellung. Sagt, wer ihr seid und wie ihr euch fühlt. Ich mache mal den Anfang: Ich heiße Helma und fühle mich heute nach einem langen Tag ein wenig ausgelaugt, freue mich aber auf unsere Übungen und aufs Kuscheln. Das wird meine Akkus wieder aufladen.« Reihum nannte jeder seinen Namen. Die meisten gaben zu, aufgeregt zu sein, bis auf jene, die bereits an Kuschelpartys teilgenommen hatten. Diese betonten, wie sehr sie sich schon auf den Abend gefreut hätten oder dass sie neugierig wären, weil es ja immer ein wenig anders lief. Der junge, blasse Mann brachte kaum mehr als ein stockendes Hallo hervor. »Ich heiße Jacques«, sagte der mit den langen Beinen, als er an der Reihe war. »Auch ich bin zum ersten Mal hier und deshalb etwas nervös. Ich bin gespannt, wie es wird.« Jacques? Ist er Franzose? Hört sich gar nicht so an. Der hat doch sicher wie ich einen falschen Namen angegeben. Sie studierte noch einmal sein Äußeres: Haare und Augen waren braun und er hatte einen großen Mund. Sie schätzte ihn auf Mitte, Ende dreißig, also ihr Alter. Er trug ein weißes T-Shirt zur Jeans und war wie die meisten Teilnehmer barfuß. Viki fielen seine schönen Füße...