E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Reihe: MM-Reisen
Bremer Lüneburg & Lüneburger Heide Reiseführer Michael Müller Verlag
2. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96685-327-9
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps. Inkl. Freischaltcode zur mmtravel® App
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Reihe: MM-Reisen
ISBN: 978-3-96685-327-9
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Stadtgeschichte Die Entstehung der Stadt Lüneburg wird gerne zusammengefasst unter der lateinischen Formel „Mons, Pons, Fons“. Mons steht für den Kalkberg, auf dem zu jener Zeit bereits eine Burg des Markgrafen Hermann Billung bestand, Pons für die Brücke über die Ilmenau, die Lüneburg mit der Siedlung Modestorpe verband, als Fons wurde die Salzquelle bezeichnet. Hinzu kam alsbald das Sandviertel als Umschlagplatz der Waren. Lüneburg stand zwar noch im Schatten Bardowicks, entwickelte sich aber nicht zuletzt durch den Salzabbau rasch. Mitte des 10. Jh. wurde die erste Kirche errichtet, 956 erstmals als „Lhiuniburc“ erwähnt. Lüneburg wuchs weiter, 1230 wurde das erste Rathaus erbaut, 1247 erhielt die prosperierende Stadt an der Ilmenau von Herzog Otto I. (Otto das Kind) offiziell das Stadtrecht, drei Jahre später wurde um das aus den ursprünglichen vier Vierteln zusammengewachsene Lunaborch eine Wehrmauer errichtet, 1273 erhielt die Saline zu Lüneburg vom Fürstentum Lüneburg das Salzmonopol. Lüneburgs historisches Wasserviertel an der Ilmenau Beitritt zur Hanse Die Salzstadt Lüneburg stieg auf zu einer der wichtigsten Städte in Nordeuropa. Das Salz, auch „weißes Gold“ genannt, war damals lebensnotwendig, um Lebensmittel wie beispielsweise Fisch haltbar zu machen. Und so war es kein Wunder, dass Lüneburg schon alsbald der Hanse beitrat, jenem mächtigen Kaufmannsbund des Mittelalters. Vollmitglied der Hanse wurde Lüneburg, das zuvor dem Sächsischen und dem Wendischen Städtebund angehörte, erst im Jahr 1363, als die Lüneburger am Hansetag in Lübeck teilnahmen und zudem einen Feldzug gegen die Dänen mitfinanzierten. Anderen Quellen zufolge wurde Lüneburg erst 1371 vollwertiges Hansemitglied, schon bald allerdings so einflussreich, dass in der Folge 36 Hansetage an der Ilmenau abgehalten wurden. Nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg in den 1370er-Jahren fiel Lüneburg letztendlich an das Haus der Welfen. Die Hansestadt hatte sich seit 1371 jedoch gewisse Privilegien und eine weitgehende Unabhängigkeit von den Herzögen gesichert, die inzwischen nach den zahlreichen Kriegen hoch verschuldet waren. Die Salzstadt Lüneburg war nie offiziell als freie Reichsstadt anerkannt, die Rechte ihrer Bürger unterschieden sich jedoch kaum von denen freier Reichsstädte. Maßgeblichen Anteil daran hatte auch die sogenannte „Lüneburger Sate“, ein Vertrag, der Lüneburg u. a. durch gewisse Pfandrechte weiteren Besitz an Land und Burgen sowie das Stapelrecht sicherte. Reich und verschuldet zugleich Lüneburg galt Mitte des 15. Jh. einerseits als eine der reichsten Städte Nordeuropas, andererseits wurde die Stadt inzwischen von massiven Schulden geradezu erdrückt, u. a. nachdem die Stadt komplett von einem Befestigungswall umgeben worden war. Der Rat der Stadt forderte die Besitzer der Salzsiedepfannen auf, ihren Teil zur Entschuldung beizutragen. Zunächst sollten sie den zehnten Teil des Pfennigs, später ein Viertel ihrer Einkünfte und ab 1445 schließlich die Hälfte ihrer Einnahmen aus der Salzgewinnung an die Stadt zahlen. Das passte insbesondere den geistlichen Siedepfannenbesitzern nicht; es kam zum Streit. Von 1446 bis 1462 schwelte der sogenannte Lüneburger Prälatenkrieg, ehe der Zwist mit Hilfe des dänischen Königs Christian I. sowie der Bischöfe von Schwerin und Lübeck beigelegt werden konnte. In diese Zeit fiel auch der sogenannte Forderungskatalog der Sechziger. Seinen Namen hatte er erhalten, weil genau 60 Bürger Lüneburgs im Jahr 1454 den Rat der Stadt mit Forderungen nach mehr Gerechtigkeit, Bürgerbeteiligung und Gleichbehandlung im öffentlichen Leben konfrontierten und zudem Kontrollgremien einsetzen wollten, die dem Rat genauer auf die Finger schauen sollten - was allgemein als Schritt in Richtung Demokratie gewertet wird. Im Laufe des 16. Jh. wurde auch in Lüneburg die Reformation eingeführt. Während die Residenzstadt Celle bereits 1524 (nach Wittenberg) die zweite Stadt Deutschlands war, in der sich die Reformation komplett durchsetzte - bzw. von Herzog Ernst dem Bekenner durchgedrückt wurde -, war Lüneburg etwas zögerlicher. Der Rat der Stadt sperrte sich zunächst, doch schließlich fügte man sich, und 1530 fand in der Kirche St. Nicolai zu Lüneburg der erste evangelische Gottesdienst statt; wenig später wurde auch die Kirche St. Michaelis evangelisch-lutherisch. Endgültig für die Umsetzung der Reformation in Lüneburg sorgte Wilhelm der Jüngere bis zum Jahr 1580. Ende des goldenen Zeitalters Langsam, aber sicher war es den Herzögen des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Otto und Ernst, im Laufe des 16. Jh. gelungen, ihre Landeshoheit gegenüber der Stadt Lüneburg wieder zu stärken. Im März 1562 unterschrieben beide Seiten einen Vertrag, der die Salzstadt u. a. zu jährlichen Abgaben verpflichtete. Zudem kam es im Laufe des Jahrhunderts immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Rat der Stadt und den Bürgersleuten, wobei sich insbesondere die Brauer unter den Aufrührern hervortaten. Anfang des 17. Jh. - Lüneburgs große Zeiten als Salzstadt waren vorbei, die goldenen Zeiten der Hanse näherten sich dem Ende - erreichten die Aufstände ihren vorläufigen Höhepunkt, und 1619 schließlich verpflichtete sich der elitäre Rat der Stadt, wenigstens fünf Bierbrauer und Heringskaufleute (die sogenannten Kagelbrüder) in den Rat aufzunehmen. Der Dreißigjährige Krieg, 1618 als Religionskrieg mit dem sogenannten „Prager Fenstersturz“ begonnen, hinterließ anschließend in ganz Europa und so auch in Lüneburg seine Spuren. Es waren jedoch nicht nur die durchmarschierenden, feindlichen Truppen, die der Stadt zusetzten, sondern vor allem auch die Pest, die von 1624 bis 1627 in Lüneburg wütete. Die Zahl der Pesttoten in den drei Jahren wird mit 6000 angegeben, was ungefähr knapp der Hälfte der damaligen Bevölkerung entspricht. Von Brandschatzungen und Zerstörungen der Häuser blieb Lüneburg weitgehend verschont, was die Stadt hingegen wirtschaftlich enorm traf, war die Tatsache, dass sie durch den Krieg weitgehend von allen Handelswegen abgeschnitten war. Die Hanse verlor weiter an Macht, Lüneburg nahm 1627 letztmals am jährlich stattfindenden Hansetag teil, längst nagte ein Großteil der Bevölkerung in der einst so reichen Stadt am Hungertuch. Dass Lüneburg die schwedischen Belagerer in den 1630er-Jahren mehrfach nur durch enorme Geldzahlungen von Plündereien abhalten konnte, machte die Situation nicht besser. 1637 wurde der bisherige, überwiegend von reichen Patriziern besetzte Rat der Stadt von Herzog Georg Eisenhand ausgetauscht, der neu eingesetzte Rat erwies sich allerdings als komplett handlungsunfähig. Schließlich erlangte der Landesherr zwei Jahre später die absolute Kontrolle über die Stadt und bestimmte über die Belange Lüneburgs. Die einst so reiche und stolze Salz- und Hansestadt war nach dem Westfälischen Frieden, der 1648 in Münster und Osnabrück mit Schweden und Franzosen geschlossen wurde, nur noch eine ganz gewöhnliche herzogliche Landstadt. Nachdem Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg 1692 vom Kaiser zum Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs ernannt wurde, regierte er Lüneburg als einen Teil des neu geschaffenen Kurfürstentums Hannover. Die Stadt erlebte unter seiner Herrschaft im frühen 18. Jh. wieder einen kurzen Aufschwung. Verkehrsknotenpunkt und Garnisonsstadt Anfang des 19. Jh. wurde Lüneburg gleich mehrfach von Franzosen besetzt, 1810 schließlich von Frankreich als Teil des Departements Elbmündung annektiert. 1813 schlugen preußische und russische Truppen während der sogenannten Befreiungskriege (1813 bis 1815) die napoleonischen Truppen bei der Schlacht von Göhrde, Lüneburg wurde von der französischen Besatzung befreit. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn im Jahr 1847 verlor der alte Hafen an der Ilmenau seine Bedeutung, Lüneburg profitierte als Knotenpunkt dennoch von den neuen Verkehrswegen, wurde Industrie- und vor allem Garnisonsstadt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Stadt sukzessive zu einem Kasernenstandort ausgebaut und Hauptstadt des Gaues Ost-Hannover. Während die nicht allzu ferne Hafenstadt Hamburg in den letzten Kriegsjahren bei Bombenangriffen der Alliierten dem Erdboden gleichgemacht wurde, blieb zumindest die Altstadt Lüneburgs fast vollständig verschont. Am Abend des 4. Mai 1945 unterschrieb eine Delegation der letzten deutschen Reichsregierung auf dem Timeloberg bei Wendisch Evern (3 km südöstlich von Lüneburg) im Beisein des britischen Feldmarschalls Montgomery die Teilkapitulation der deutschen Truppen in Norddeutschland, Dänemark, Norwegen und den nördlichen Niederlanden - was letztlich das Ende der Kampfhandlungen bedeutete. Als am 18. April 1945 die britischen Truppen in die Stadt einmarschierten, war...