Breuer Alte Sünden
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95441-176-4
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kriminalroman aus der Eifel
E-Book, Deutsch, Band 5, 240 Seiten
Reihe: Opa Bertold
ISBN: 978-3-95441-176-4
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Deutschlands Wilder Westen - er fängt gleich hinter Nideggen an. Das bekommt Opa Bertold in seinem fünften Fall einmal mehr zu spüren. Wieder wagt er sich aus der beschaulichen 'Seniorenresidenz Burgblick' heraus, um Detektiv zu spielen.
Ein Geschäftsmann, der einen schwunghaften Handel mit antiken Artefakten treibt, wird ermordet, und ein geheimnisvoller Schamane sieht ausgerechnet den rüstigen Rentner in Verbindung mit diesem brutalen Verbrechen. Ging es bei dem tödlichen Überfall um Schmuggelware?
Opa Bertold, der um die lange Tradition des Schmuggels in der Eifel weiß, hat schon bald eine Schar von Hobby-Revolverhelden im Visier. Spielt diese Truppe um ihren Anführer John Chisum nur ganz harmlos Cowboy und Indianer? Oder versteckt sich doch etwas Kriminelles in den Planwagen der 'Wild Bunch'?
Und was hat eine alte Frau, die ein dunkles Schicksal und alte Sünden aus den Nachkriegstagen des Kaffeeschmuggels in die Einsamkeit getrieben haben, mit all dem zu tun?
Um bei dem Showdown den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, muss der vorwitzige Alte nicht nur reiten lernen ...
Guido M. Breuer wurde 1967 in Düren geboren. Er wuchs in Düren und in der Nordeifel auf. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und anschließendem Wirtschaftsstudium arbeitete er als selbstständiger Unternehmensberater und lebt heute als Autor in Bonn. Seine Tatorte finden sich vornehmlich in seiner Nordeifeler Heimat, den Tälern und Höhen von Nideggen bis Monschau. Dort ermittelt auch sein Lieblings-Protagonist Opa Bertold, der sich erstmals im Frühjahr 2009 bei KBV mit 'All die alten Kameraden' in das kriminalistische Geschehen der rauen Eifel einschaltete und jetzt mit 'Alte Sünden' bereits seinen fünften Fall zu lösen hat. Zusammen mit Patrick P. Panahandeh ist im September 2013 'Trattoria Finale' erschienen.
Autoren/Hrsg.
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3. Kapitel
Lorenz hatte sich gerade entschlossen, den ersten Kaffee alleine zu trinken, als es an seiner Tür klopfte. Er stellte die Tasse ab und schlurfte zur Tür. Er öffnete jedoch nicht gleich, sondern wartete noch ein paar Sekunden ab, ob sich das Anklopfen wiederholen würde. Ritas Stimme klang belustigt, als sie durch die geschlossene Tür sagte: »Opa, ich weiß, dass du nur darauf wartest, dass ich noch mal anklopfe. Den Gefallen tu ich dir aber nicht, sonst konterst du wieder damit, dass ich dich nicht für schwerhörig halten soll.« Lorenz öffnete nun missmutig die Tür. »Du kannst einem alten Mann aber auch jeden Spaß verderben.« Dann grinste er, trat einen Schritt zurück, damit seine Enkeltochter eintreten konnte, und öffnete die Arme. »Nun komm mal zu mir herab und umärmel deinen Opa nett, du langes Elend.« Rita, die in einer Hand einen Blumenstrauß und in der anderen eine offenbar von einer Konditorei stammende Tüte balancierte, beugte ihre schlanken einhundertfünfundachtzig Zentimeter hinunter und deutete eine Umarmung an. Dann küsste sie Lorenz auf den weißen Strubbelbart. »Opa, kann es sein, dass du kleiner geworden bist?« Lorenz brummte etwas, was sich anhörte wie der Kommentar eines pensionierten, in Ungnade gefallenen Kommissars. Dann entgegnete er: »Ach wo, erstens bin ich auf Socken, und du trägst Schuhe mit Absätzen. Und zweitens bekomme ich O-Beine, das verkürzt meinen Leib optisch.« Rita trat in das Zimmer und stellte den mitgebrachten Kuchen ab. »Opa, du bist verrückt. In deinem Alter bekommt man doch keine O-Beine mehr!« »Aber ja – oh wohl doch«, meinte Lorenz. »Ich bin sicher, das kommt von der Ernährungsumstellung, die mir Bärbel verordnet hat. Ich soll kein Fleisch mehr essen, nur noch vegetaristisch, da kriegt selbst ein alter arbeitsloser Esel noch krumme Knochen.« »Du sollst Vegetarier werden? Kein Speck mehr zum Frühstücksei? Keine Steaks und Frikadellen? Kaum vorstellbar!« »Eben«, brummte der Alte. »Aber ich gebe zu, der Vorschlag kam von unserer Frau Doktor Zyankali, und Bärbel unterstützt das. Sie macht ja schon ewig auf spirituell und tierlieb, sie tötet nur Pflanzen, um sich am Leben zu halten. Sie isst noch nicht mal so was anderes vom Tier, Ei oder Quark!« »Dann ist sie ja sogar Veganerin«, staunte Rita. »Aber schau sie dir an, wie fit und jugendlich sie wirkt. Kann dir doch also eigentlich auch nur guttun, nicht wahr?« »Ich wusste, dass du das sagst. Was hast du denn für einen Kuchen mitgebracht?« »Käsesahne und Windbeutel mit Kirschen. Das magst du doch so gerne, altes Leckermaul.« »Genau«, bestätigte Lorenz. »Veganer müssen sich selbst das verkneifen. Und Bärbel sieht nur deshalb so jugendlich aus, weil sie ja auch noch jung ist. Die ist doch kaum über siebzig! Da hat man gut lachen mit dem frischen Gesicht!« »Ach Opa«, lachte Rita. »Du willst doch, dass ich dich ernst nehme. Dann gib mir doch bitte auch die Gelegenheit dazu!« Der Alte schüttelte den Kopf, während er den Kuchen enthüllte. »Der Spruch ist für unsere allseits beliebte Heimleiterin reserviert. Die wirst du doch wohl nicht kopieren wollen?« »Ich hatte den Anflug, das gebe ich zu. Aber hier riecht es nach frisch aufgebrühtem Kaffee, willst du mir keinen anbieten?« »Aber natürlich, mein Herz«, sagte Lorenz und machte sich daran, den kleinen Tisch fertig zu decken. »Ich habe ja jetzt eine neue Pantryküche – das Wort habe ich gelernt, bin ganz stolz drauf – und kann jetzt autark und zu jeder Zeit was kochen.« »Und – was kochst du so außer Kaffee?«, fragte Rita, während sie eine Vase für die Blumen suchte. »So weit bin ich noch nicht. Außerdem, was macht das Essenkochen denn für einen Sinn, wenn man kein Fleisch verwenden darf? Das ist doch wie braten ohne Pfanne – die ich übrigens auch noch nicht habe.« »Dann lass es erst einmal beim Kaffee bewenden, Opa«, meinte Rita und verteilte die Blumen in zwei leere Weinflaschen, da sie keine Vase finden konnte. »Hat es hier eine Feier gegeben?« »Gestern, nein, vorgestern Abend waren Bärbel, Gustav und sein Galan, der Herr Groschen, bei mir. Da haben wir was ausgetrunken.« »Groschen? Du meinst Alexander Grosjean? Sind Gustav und er wieder zusammengekommen?« »Die beiden geben sich die größte Mühe, ein Paar zu mimen.« »Opa!« Rita schüttelte den Kopf. »Hast du dich immer noch nicht damit abgefunden, dass Männer auch Männer lieben können!« »Das muss ich ja wohl«, brummte Lorenz. »Und es hat ja auch was Gutes: So lässt Gustav wenigstens die Finger von Bärbel.« »Soso, du hast dich also endlich dazu durchgerungen, ein Auge auf Bärbel zu werfen. Würde mich freuen. Ich finde sie so lieb.« »Jaja«, meinte Lorenz und goss Kaffee ein. »Nun lass uns essen. Ich liebe vor allem süße Sahneschnitten vom Konditor.« Dann fügte er hinzu: »Ach, willst du vielleicht ein Eierlikörchen dazu?« »Nein danke«, antwortete Rita. »Das Zeug mochte ich noch nie. Aber davon abgesehen werde ich eine ganze Zeit lang überhaupt keinen Alkohol trinken.« »Doch nicht wegen deiner neuen Position in der Mordkommission?« »Aber nein, wo denkst du hin? Da trinken doch alle. Aber denk mal scharf nach, du alte Spürnase. Was wäre denn ein wirklich guter Grund, ein paar Monate völlig auf Alkohol zu verzichten?« Lorenz sprang auf und raufte sich den Bart, wobei er etwas Sahne darin verteilte. »Nein!« »Doch!« Rita hatte ihren Großvater noch nie tanzen sehen, erst recht nicht auf Socken und mit einem Stück Sahnetorte im Mund. Er gab die ungewohnte Einlage dann auch schnell wieder auf, um sie zu umarmen. »Ich freu mich so! Weiß dein Vater, der mein Sohn ist, es schon? Und was sagt der Kindsvater dazu? Es ist doch dieser riesengroße Kommissar?« »Natürlich ist es Paul, wer denn sonst, Opa? Und nein, Papa weiß es noch nicht. Wollte es dir als Erstem sagen – nach Paul natürlich.« »Du bist ein Goldherz. Das Kind wird wohl ein Riese werden, bei diesen Eltern. Bevor es in die Schule kommt, wird es dem Uropa wahrscheinlich schon über den Kopf spucken können.« »Ich hoffe, so etwas wird es nicht wagen«, entgegnete Rita. »Und ich hoffe doch sehr, du wagst es nicht, mit deinem Urenkel auf Verbrecherjagd zu gehen, bevor er in die Schule kommt.« »Das kann ich nicht versprechen«, grinste Lorenz. »Machst du denn jetzt noch weiter in der Mordkommission?« »Opa, ich bin doch nicht krank, und ich habe noch nicht mal ’nen Bauch. Natürlich werde ich noch einige Monate arbeiten. Aber ich sage es meinem Dienstherrn noch nicht, sonst muss ich vorzeitig in den Innendienst abtauchen. Also nicht öffentlich rumposaunen.« »Hmpf«, machte Lorenz. »Wenn man den ungeborenen Kindern Mozart vorspielt, damit sie glücklich und kreativ werden, was geschieht dann mit einem Kind, das sich ständig Verhöre von Mordverdächtigen anhören muss und auf blutige Tatorte mitgeschleppt wird?« »Du bist doch nur neidisch«, versetzte Rita. Dann griff sie in ihre Tasche, wo ihr Mobiltelefon brummend einen Anruf meldete. »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte sie und nahm das Gespräch an. Lorenz lauschte angestrengt, was der Anrufer zu sagen hatte, konnte jedoch nur die anwesende Hälfte des Gespräches aufnehmen. »Bertold hier … ja … was du nicht sagst! … bin unterwegs!« Rita stand auf. »Tut mir leid, Opa. Es ruft tatsächlich die Pflicht. Und ein Tatort.« »Wo denn? Was ist passiert?« Lorenz’ Augen blitzten. »Oh nein! Ich sage dir gar nichts.« »Verrate wenigstens, wer angerufen hat.« »Na schön. Das war die Kollegin Ella Kock.« »Ella Kock? Dann ist es nicht Köln? Logisch, wenn die Kripo Düren dich anruft, gibt es einen Tatort hier in der Gegend, aber du wirst hinzugezogen, weil …?« »Guter Versuch, Opa«, sagte Rita. »Ich sehe schon, ich darf dir nicht noch einen winzigen weiteren Informationsschnipsel geben, sonst bist du schon wieder mittendrin in deinen Ermittlungen. Lass Kommissar Wollbrand mal die Kaffeepause weitermachen.« Lorenz tat beleidigt. Er murmelte:...