Breuer-Küppers / Hintz | Schüler mit herausforderndem Verhalten im inklusiven Unterricht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 59 Seiten

Reihe: Inklusiver Unterricht kompakt

Breuer-Küppers / Hintz Schüler mit herausforderndem Verhalten im inklusiven Unterricht

Praxistipps für Lehrkräfte. Mit Online-Zusatzmaterial
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-497-61057-0
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Praxistipps für Lehrkräfte. Mit Online-Zusatzmaterial

E-Book, Deutsch, 59 Seiten

Reihe: Inklusiver Unterricht kompakt

ISBN: 978-3-497-61057-0
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jede Lehrkraft macht die Erfahrung: Es gibt SchülerInnen, deren Verhalten eine besondere Herausforderung ist. Dies beeinträchtigt deren eigenen Lernerfolg, aber oft auch den der MitschülerInnen. Normaler Unterricht ist z.T. nicht mehr möglich.

Der neue Band aus der Reihe "Inklusiver Unterricht kompakt" gibt wichtige Informationen zu Begrifflichkeit, Diagnostik, Ursachen und Auswirkungen von herausforderndem Verhalten. LehrerInnen bekommen praktische Hinweise, wie sie Unterrichtsstörungen vorbeugen können - sowohl durch langfristig erfolgsversprechende Handlungsmöglichkeiten als auch durch Interventionen für den sofortigen Einsatz im Schulalltag. Sie behalten so den Überblick und können Zwischenfälle im Klassenzimmer erfolgreich managen.

Breuer-Küppers / Hintz Schüler mit herausforderndem Verhalten im inklusiven Unterricht jetzt bestellen!

Zielgruppe


LehrerInnen an Regelschulen (Grundschule und Sekundarstufe I)

Weitere Infos & Material


2 Diagnostik
Die Frage, ob Diagnostik bei herausforderndem Verhalten überhaupt notwendig ist, mag von manch einer Lehrkraft intuitiv verneint werden. Schließlich ist das Verhalten oft so auffällig, dass es sich ohnedies weder überhören noch übersehen lässt. Dennoch bzw. genau deshalb soll hier aufgezeigt werden, wieso Diagnostik sinnvoll und notwendig ist, um die Ursachen sowie die Bedingungen, die zur Verstärkung bzw. Aufrechterhaltung von herausforderndem Verhalten beitragen, zu analysieren. Erst danach kann sich die Lehrperson begründet aus der Vielzahl der Möglichkeiten an Unterstützungs- und Fördermaßnahmen für die beste Option entscheiden. Eine Überprüfung der Effekte einer Intervention kann ebenfalls sinnvoll sein, um unwirksame Bemühungen auszuschließen bzw. wirksame Herangehensweisen beizubehalten und zu optimieren.   2.1 Kind-Umfeld-Analyse „Das ist doch klar, bei den Eltern … “ oder „Guck dir mal die Freunde an, dann weißt du Bescheid!“ sind Aussagen, die man auch als Lehrkraft häufiger hört. Sie zeigen, dass SchülerInnen oft nicht unabhängig von ihrem Umfeld gesehen werden. Wird beim Einbezug der Informationen über das jeweilige Umfeld allerdings unsystematisch vorgegangen, ist es möglich, dass z. B. die eigenen Vorurteile die Aspekte, die in Betracht gezogen werden, in starkem Maße beeinflussen. Um dieser Gefahr vorzubeugen, bietet sich eine systematische Analyse, wie z. B. die Kind-Umfeld-Analyse (KUA) an. ökosystemischer Ansatz Die KUA hat sich aus dem ökosystemischen Ansatz entwickelt (z. B. Bronfenbrenner 1981) und wurde immer wieder überarbeitet. Im Kontext der ökosystemischen Sichtweise wird nicht mehr (nur) gefragt, wie sich das Kind verändern müsste, damit es ins (Schul-)System passt. Die KUA zielt darauf ab, die individuellen Bedingungen einer Person zu erkunden (z. B. Freundeskreis, Familie, Schule, weitere Felder wie ggf. Hobbys und Interessen), um mögliche Ressourcen und Risiken zu erfassen. Celeste fehlten meist die Hausaufgaben und alle Maßnahmen, die in der Schule realisiert wurden, damit sie ihre Hausaufgaben zukünftig wie erwünscht zu Hause erledigt, blieben erfolglos. Im Rahmen der KUA zeigte sich, dass Celeste zu Hause keinen Platz hatte, an dem sie in Ruhe arbeiten konnte, und dass sie häufig von Freundinnen auf ihrem Handy kontaktiert wird, sodass es ihr bei den gelegentlichen Versuchen, sich ihren Aufgaben zu widmen, schwerfiel, sich zu konzentrieren. Die durch die KUA erkannte Situation wurde von der Lehrkraft mit den Eltern und Celeste besprochen. Die Eltern richteten einen Arbeitsplatz in der Küche ein, an dem Celeste nach dem Mittagessen in Ruhe ihre Hausaufgaben machen konnte. Zudem legte sie vor den Hausaufgaben freiwillig für eine Stunde ihr Handy weg. Alle Akteure des Systems arbeiteten zusammen und das Problem der regelmäßig fehlenden Hausaufgaben konnte gelöst werden. Abb. 7: Mögliche Aspekte einer Kind-Umfeld-Analyse (in Anlehnung an Formblätter des Kultusministeriums Sachsen-Anhalt 2011) systematische Analyse Der Gesamtprozess der KUA umfasst neben der systematischen Analyse verschiedener Umweltfaktoren (für eine Auswahl Abb. 7) auch die Suche nach geeigneten Handlungsstrategien und die optimierende Umgestaltung von Rahmenbedingungen sowie ggf. die Ableitung nützlicher Unterstützungsmöglichkeiten für das Kind (für eine Auswahl: z. B. Literaturtipp der Autorengruppe Vielfaltstableau 2014). Kind als Akteur der eigenen Entwicklung Das Individuum sollte in der KUA und den daraus abzuleitenden Handlungsmöglichkeiten als AkteurIn der eigenen Entwicklung gesehen und in den Prozess miteinbezogen werden. Das Fallbeispiel von Celeste zeigt, dass das Einholen von Informationen und die Optimierung der Situation mehr Erfolg mit sich brachten als vermeintlich strafende Maßnahmen, wie z. B. das Nacharbeitenlassen nach Schulschluss. Zur Planung und Durchführung einer KUA finden sich im Internet verschiedene frei verfügbare Materialien (z. B. Beispielfragebögen) oder Hilfen zur Ableitung praktischer Unterstützungsmöglichkeiten. Autorengruppe Vielfaltstableau (2014): Das Vielfaltstableau: Inklusion von Kind aus denken. In: https://vielfaltstableau.uni-paderborn.de, 28. 04. 2018 Carle, U. (2001): Kind-Umfeld-Analyse als Werkzeug für die Unterrichtsplanung. In: www.grundschulpaedagogik.uni-bremen.de/archiv/Carle/1999/analyse.pdf, 28. 04. 2018 2.2 (Systematische) Verhaltensbeobachtung Heide springt plötzlich im Unterricht auf und brüllt ein Schimpfwort in Kevins Richtung. „Er hat mich mit der Schere gepiekst“, erklärt sie Frau Meyer. Da Kevin in letzter Zeit häufig in Konflikte verwickelt ist und sich die KollegInnen ebenfalls über sein ständiges Stören beschweren, beschließt Frau Meyer, Kevin zu beobachten. Zunächst sammelt sie in einer unsystematischen Beobachtung von Kevin die verschiedenen Formen auffälligen Verhaltens, die sich im Laufe mehrerer Schultage zeigen. Hierbei ist darauf zu achten, das jeweilige Verhalten sachlich zu beschreiben und nicht zu interpretieren. sachliche Beschreibung Verlängert sich die Liste, die aus den unsystematischen Beobachtungen von Kevins Verhalten durch Frau Meyer resultiert, nicht mehr, stellt sich die Lehrkraft für die folgende systematische Beobachtung vier Fragen. Fragen zur Vorbereitung einer systematischen Beobachtung 1Was soll der genaue Zweck meiner Beobachtung sein?
(z. B. einen Überblick über die verschiedenen Formen herausfordernden Verhaltens des Kindes bzw. des Jugendlichen zu bekommen, um analysieren zu können, was das Verhalten möglicherweise auslöst bzw. zur Aufrechterhaltung oder Verstärkung beiträgt) 2Welche Situation sollte im Fokus meiner Beobachtung stehen (weil sich hier das Verhalten besonders oft zeigt)?
(z. B. a) das Verhalten des Kindes bzw. des Jugendlichen im Umgang mit anderen in offenen Situationen wie u. a. den Pausen; b) das Verhalten in Leistungssituationen; c) das Verhalten im Umgang mit sich selbst [ggf. bei selbstverletzendem Verhalten]) 3In welcher Form soll beobachtet werden?
(z. B. a) offen; b) verdeckt; c) teilnehmend; d) nicht teilnehmend) 4Wann und wie lange soll die Beobachtung jeweils stattfinden?
(z. B. a) jeweils eine Schulstunde; b) jeweils in Stillarbeitsphasen; c) nur während Gruppenarbeitsphasen; d) während der Pausen) Operationalisierung Um durch eine systematische Verhaltensbeobachtung zu zuverlässigen Ergebnissen zu gelangen, ist es z. B. sinnvoll, dass zwei oder mehr BeobachterInnen unabhängig voneinander parallel zum Einsatz kommen. Außerdem muss das zu beobachtende Verhalten im Vorfeld operationalisiert werden (d. h. es muss festgehalten werden, was unter eine bestimmte Kategorie fällt) und das Verhalten muss beobachtbar und quantifizierbar sein. Erfassung von Auftretenshäufigkeit Soll die Auftretenshäufigkeit eines Verhaltens (z. B. Reinrufen in die Klasse) gezählt werden, bietet sich eine Strichliste an. Soll die Dauer eines Verhaltens (z. B. des konzentrierten Arbeitens) gemessen werden, kann eine (geräuschlose) Stoppuhr hilfreich sein, um die Zeiten messen und notieren zu können. Soll der Ausprägungsgrad eines Verhaltens (z. B. verbale Unterrichtsstörungen in unterschiedlicher Lautstärke oder Intensität) festgehalten werden, bieten sich entsprechende (ggf. selbst entwickelte) Ratingskalen an. Um die Beobachtungen möglichst einheitlich und systematisch durchführen zu können, ist ein strukturiertes Schema sinnvoll, in das die Daten eingetragen werden. Dieses sollte so ausführlich wie nötig und so knapp wie möglich gefasst sein, damit die BeobachterInnen nicht überfordert werden (Abb. 8). Abb. 8: Beispiel eines Schemas für eine (systematische) Verhaltensbeobachtung mit Angabe von Auftretenshäufigkeit und Ausprägungsgrad Bei der Festlegung von Verhaltenskategorien ist darauf zu achten, dass sie jeweils so spezifisch sind, dass sich keine Überschneidungen ergeben. systematische Analyse Systematisch durchgeführt kann eine Verhaltensbeobachtung wichtige Hinweise darauf geben, was die möglichen Auslöser eines spezifischen Verhaltens sind bzw. was zur Verstärkung und damit zur Aufrechterhaltung beiträgt. Aus den so gewonnenen Informationen lassen sich Hinweise auf sinnvolle Veränderungen im schulischen Umfeld oder auch spezifische Unterstützungsmaßnahmen ableiten. Wird eine entsprechende Intervention realisiert, kann eine erneute systematische Beobachtung unter vergleichbaren Bedingungen nach einiger Zeit zeigen, ob die Intervention erfolgreich war. Weitere hilfreiche Informationen zur systematischen Verhaltensbeobachtung finden sich in Kapitel 2.3 sowie hier: Faßnacht, G. (2007): Systematische Verhaltensbeobachtung. UTB, Stuttgart 2.3...


Petra Breuer-Küppers, Sonderpädagogin, ist seit vielen Jahren im Schuldienst sowie in der universitären Lehrerausbildung tätig. Aktuell arbeitet sie im Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen.
Prof. Dr. Anna-Maria Hintz, Sonderpädagogin, lehrt an der Universität Oldenburg im Bereich Pädagogik und Didaktik bei Beeinträchtigungen des Lernens.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.