Brocker / Stein | Christentum und Demokratie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 253 Seiten

Brocker / Stein Christentum und Demokratie


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-534-71270-0
Verlag: wbg Academic in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 253 Seiten

ISBN: 978-3-534-71270-0
Verlag: wbg Academic in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Wie ist es zu erklären, dass die überwiegende Mehrzahl der Demokratien auf dem Boden christlich geprägter Staaten heimisch ist, während die meisten islamisch geprägten Gesellschaften nicht-demokratisch bzw. diktatorisch verfasst sind? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Erbe christlichen Denkens und der Entwicklung von Demokratien? Politologen und Philosophen, Staatsrechtler und Soziologen gehen dieser wichtigen Zukunftsfrage nach und geben damit einen Überblick über die gegenwärtige Diskussion. Mit Beiträgen von: Katajun Amirpur, Karl Graf Ballestrem, Manfred Brocker, Rainer Forst, Ralf Fücks, William J. Hoye, Josef Isensee, Otto Kallscheuer, Theo Kobusch, Hans Maier, Henning Ottmann, Ulrich K. Preuß, Gerd Roellecke, Klaus Roth, Tine Stein, Rudolf Uertz und Wolfgang Vögele.

Manfred Brocker, geb. 1959, ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt. Er ist Sprecher des Arbeitskreises »Politik und Religion« der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Bei der WBG gab er heraus >Ethnozentrismus< (1997, zus. mit Heino Heinrich Nau) und >God bless America< (2005).Theo Kobusch, geb. 1948, ist Professor Philosophie in Bonn. Veröffentlichungen u.a. Platon. Seine Dialoge in der Sicht neuer Forschungen, hrsg. mit Burkhard Mojsisch (1996); Platon in der abendländischen Geistesgeschichte. Neue Forschungen zum Platonismus, hrsg. mit Burkhard Mojsisch (1997); Die Entdeckung der Person (2. Aufl. 1997). Mitherausgeber des Historischen Wörterbuchs der Philosophie.Tine Stein, geb. 1965, ist Privatdozentin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin.Manfred Brocker, geb. 1959, ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt. Er ist Sprecher des Arbeitskreises »Politik und Religion« der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Bei der WBG gab er heraus >Ethnozentrismus< (1997, zus. mit Heino Heinrich Nau) und >God bless America< (2005).Tine Stein, geb. 1965, ist Privatdozentin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin.

Brocker / Stein Christentum und Demokratie jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


MANFRED BROCKER/TINE STEIN Einleitung Das Thema des vorliegenden Bandes, „Christentum und Demokratie“, bedarf in dieser Zeit keiner ausführlichen Begründung. Spätestens seit dem Ende des Irakkriegs und dem weitgehend erfolglos gebliebenen Versuch der US-Regierung, das Land am Tigris zu demokratisieren, stellt sich in der politisch interessierten Öffentlichkeit die Frage nach den soziokulturellen und insbesondere religiösen Voraussetzungen funktionsfähiger und stabiler Demokratien. Auch die vergleichende Demokratieforschung hat das Thema inzwischen für sich entdeckt. Während sie ihre Untersuchungen zuvor primär auf die sozioökonomischen und sozialen Bedingungen gelungener Demokratisierungsprozesse konzentriert hatte, wie wirtschaftliches Entwicklungsniveau, soziale Machtverteilung, Bildung, Sozialkapital oder ethnische Homogenität, erscheint ihr heute als gewiss, dass die religiöse Kultur und Struktur eines Landes eine weitere wichtige Erklärungsvariable bildet (vgl. etwa Clague/Gleason/Knack 1997). Das war nicht immer so. Lange Zeit schenkte die Politikwissenschaft diesem Zusammenhang kaum größere Aufmerksamkeit, nicht zuletzt deshalb, weil sich bei vielen Vertretern des Fachs – wie der Sozialwissenschaften insgesamt – eine allgemeine Säkularisierungs- und Modernisierungsthese durchgesetzt hatte, der zufolge die Religionen in der sozialen Welt zunehmend an Bedeutung verlieren und durch andere, innerweltliche Impulse und Motive des Handelns ersetzt werden würden. Mittlerweile ist von einer „Rückkehr der Religionen“ die Rede (Riesebrodt 2000) – wobei es sich weniger um eine „Rückkehr“ der Religion auf die weltpolitische Bühne als vielmehr auf die Agenda der Politikwissenschaft handelt, die das Thema trotz seiner in vielerlei Hinsicht offenkundigen Bedeutung insgesamt allzu sehr vernachlässigt hat. Der Konnex von Religion und Demokratie jedenfalls springt unmittelbar ins Auge, wenn man die Weltkarte betrachtet: Alle alten Demokratien – also die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Australien, die Schweiz u. a. – wurden in Gesellschaften mit christlicher Kulturprägung begründet. Nicht-christlich geprägte Staaten dagegen sind bis heute zumeist keine Demokratien, wie der Blick beispielsweise auf den afrikanischen Kontinent oder die arabische Welt deutlich macht. Auch statistisch lässt sich ein solcher Zusammenhang nachweisen. Die Organisation „Freedom House“ sammelt jährlich die Daten von mehr als 190 Staaten und stuft sie auf dieser Basis als „demokratisch“ oder „nichtdemokratisch“ bzw. als „frei“ oder „unfrei“ ein. So gut wie alle, nämlich rund 90 % der am Anfang des dritten Jahrtausends existierenden „freien“ Staaten sind durch ihre Geschichte christlich geprägt (www.freedomhouse.org; vgl. Schmidt 2000, 448). Für die islamische Welt sieht das Verhältnis genau umgekehrt aus: Von den 47 „islamischen Staaten“ (solche mit mehrheitlich moslemischer Bevölkerung) sind mehr als 90 % nicht „frei“; 77 % müssen sogar als Diktaturen bezeichnet werden (vgl. Merkel 2003, 68). Andere Daten zeigen ebenfalls die Korrelation zwischen Christentum und Demokratie, die sich mit Manfred G. Schmidt auf eine einfache Formel bringen lässt: „Je höher der Anteil der christlichen Religionen, desto tendenziell höher der Demokratisierungsgrad“ (Schmidt 2000, 444 f.). Der Unterschied zwischen Demokratie und Nicht-Demokratie variiert erkennbar mit dem Anteil von Protestanten und Katholiken an der Bevölkerung. Fällt er unter einen bestimmten Wert, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Gesellschaft keine demokratische Ordnung wird entwickeln und erhalten können. Zwar kann daraus kein „Unvereinbarkeitstheorem“, keine „Kulturalismus-Hypothese“ (Merkel 2003, 64) abgeleitet werden, der zufolge allein das Christentum Normen und Werte bereithält, die die Errichtung demokratischer Ordnungen ermöglichen. Immerhin gibt es einige (wenige) Demokratien in nicht-christlich geprägten Ländern – beispielsweise im jüdischen Israel, im überwiegend hinduistischen Indien, dem von Schintoismus und Buddhismus geprägten Japan, dem mehrheitlich konfuzianischen Südkorea, dem buddhistisch geprägten Thailand. Und auch in der islamischen Welt finden sich neben den vielen Diktaturen einige freiheitliche Staaten. Mali etwa erreicht bei „Freedom House“ hohe Demokratiewerte (vgl. Hanke 2001). Dennoch legen die Zahlen nahe, dass offenbar vor allem das Christentum einen guten Nährboden für die Etablierung freiheitlich-demokratischer Verfassungsordnungen abgibt. Nicht zuletzt die Transformationsprozesse der letzten drei Jahrzehnte scheinen dafür zu sprechen. Beginnend mit Griechenland, Spanien und Portugal leiteten im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts insgesamt 87 Staaten demokratische Reformen ein, d. h. sie etablierten zumindest das allgemeine, freie und gleiche Wahlrecht, das als Minimalkriterium für eine demokratische Ordnung gilt. Nur sieben dieser Länder hatten eine mosle mische Bevölkerungsmehrheit (Merkel 2003, 67 f.). Dagegen wurden so gut wie alle christlich geprägten Staaten von dieser „dritten“ und „vierten“ „Demokratisierungswelle“ (vgl. Huntington 1991; Schmidt 2000, 463 ff.) erfasst und gaben sich seither demokratische Verfassungen. Welche politiktheoretisch und ideengeschichtlich fundierten Gründe lassen sich für diesen empirischen Befund anführen? Darum soll es in diesem Band gehen. Woran liegt es, dass sich freiheitliche Demokratien vor allem in den Gesellschaften entwickeln konnten, die vom (westlichen) Christentum geprägt sind? Welche historischen Faktoren trugen hier zur Entwicklung demokratischer Verfassungsordnungen bei? Welche Rolle spielten dabei christliche Werte, Normen und Leitvorstellungen – im Verfassungsverständnis, für die Begründung von Grund- und Menschenrechten, für die Vorstellung von Gewaltenteilung, Ämterordnung und einer politischen Macht, deren Herrschaftsanspruch prinzipiell begrenzt ist? Diese Fragen sind – von Ausnahmen abgesehen – in der zeitgenössischen ideengeschichtlichen und politiktheoretischen Forschung der Politikwissenschaft bislang eher vernachlässigt worden. Verkürzt gesagt lokalisiert man noch immer die Wurzeln der Demokratie in der Bürgerversammlung der polis Athen, die der Rechtsbindung des politischen Handelns in der Römischen Republik und die Verallgemeinerung individueller Rechte zu Menschenrechten in der Amerikanischen und Französischen Revolution. Als die wesentliche geistige Impulsgeberin wird die Aufklärung angesehen, die mit dem berühmten Aufbruch aus selbstverschuldeter Unmündigkeit nur allzu oft als eine Emanzipation aus religiöser Heteronomie verstanden wird. Aber die ideellen und institutionellen Quellen des demokratischen Verfassungsstaates fließen reicher und sind vielschichtiger. Ob und inwieweit sie auch aus religiösem Grund entspringen, soll im vorliegenden Band ermittelt werden: Wie ist der Beitrag „Jerusalems“ gegenüber dem „Athens“ und „Roms“ zu gewichten? Welche geistig-ideellen Anstöße sind von den biblischen Religionen für unser Menschenbild und unser Weltverhältnis ausgegangen? Hätten sich die radikalen Postulate der Freiheit und Gleichheit, die Vorrangstellung des Individuums in der politischen Ordnung, entfalten können ohne die biblisch begründete Lehre von der Gottebenbildlichkeit jedes Menschen als Geschöpf Gottes? Und inwiefern waren die christliche Tradition und ihre institutionellen Vergemeinschaftungsstrukturen für die Entwicklung des Gedankens der Volkssouveränität und der zur gleichen Zeit auftretenden Idee der Bindung der Souveränität an eine Verfassung von Bedeutung? Das sind einige der Fragen, die im vorliegenden Band erörtert werden, wobei die bezogenen Positionen durchaus kontrovers sind. Denn die beteiligten Autoren sehen den Zusammenhang zwischen Christentum und Demokratie in institutioneller, politischer und rechtlicher Hinsicht unterschiedlich. Einige erkennen eine starke und grundlegende Beziehung zwischen konstitutioneller Demokratie und Christentum (vgl. Maier), bzw. bestimmter seiner gedanklichen Elemente, wie dem der Gottebenbildlichkeit und seiner Bedeutung für die Idee einer unantastbaren Würde (vgl. Kobusch; Stein) oder von Spielarten wie dem neuenglischen („basisdemokratisch“ orientierten) Puritanismus und seiner Rolle im amerikanischen Gründungsprozess (vgl. Hoye). Andere Autoren erkennen einen nur indirekten und vermittelten Zusammenhang, indem sie mehr auf Strukturanalogien des Denkens verweisen, weniger aber die Tradierung materieller Gehalte im Vordergrund sehen (vgl. Preuß). Wieder andere heben neben der Anerkennung der geistigen und institutionellen Impulse, die vom Christentum für die Herausbildung der politischen Ordnung des demokratischen Verfassungsstaates ausgegangen sind, zugleich die unhintergehbare Bedeutung des griechischen Denkens und seiner „Entdeckung der Politik“ (H. Ottmann) hervor. Zudem wird die Auffassung vertreten, dass sich die konstitutionelle Demokratie erst gegen das Christentum entwickelt habe: durch...


Kobusch, Theo
Theo Kobusch, geb. 1948, ist Professor Philosophie in Bonn. Veröffentlichungen u.a. Platon. Seine Dialoge in der Sicht neuer Forschungen, hrsg. mit Burkhard Mojsisch (1996); Platon in der abendländischen Geistesgeschichte. Neue Forschungen zum Platonismus, hrsg. mit Burkhard Mojsisch (1997); Die Entdeckung der Person (2. Aufl. 1997). Mitherausgeber des Historischen Wörterbuchs der Philosophie.

Stein, Tine
Tine Stein, geb. 1965, ist Privatdozentin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin.

Stein, Tine
Tine Stein, geb. 1965, ist Privatdozentin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin.

Brocker, Manfred
Manfred Brocker, geb. 1959, ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt. Er ist Sprecher des Arbeitskreises »Politik und Religion« der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Bei der WBG gab er heraus ›Ethnozentrismus‹ (1997, zus. mit Heino Heinrich Nau) und ›God bless America‹ (2005).

Brocker, Manfred
Manfred Brocker, geb. 1959, ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt. Er ist Sprecher des Arbeitskreises »Politik und Religion« der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Bei der WBG gab er heraus ›Ethnozentrismus‹ (1997, zus. mit Heino Heinrich Nau) und ›God bless America‹ (2005).

Manfred Brocker, geb. 1959, ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt. Er ist Sprecher des Arbeitskreises »Politik und Religion« der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Bei der WBG gab er heraus ›Ethnozentrismus‹ (1997, zus. mit Heino Heinrich Nau) und ›God bless America‹ (2005).Theo Kobusch, geb. 1948, ist Professor Philosophie in Bonn. Veröffentlichungen u.a. Platon. Seine Dialoge in der Sicht neuer Forschungen, hrsg. mit Burkhard Mojsisch (1996); Platon in der abendländischen Geistesgeschichte. Neue Forschungen zum Platonismus, hrsg. mit Burkhard Mojsisch (1997); Die Entdeckung der Person (2. Aufl. 1997). Mitherausgeber des Historischen Wörterbuchs der Philosophie.Tine Stein, geb. 1965, ist Privatdozentin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin.Manfred Brocker, geb. 1959, ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universität Eichstätt. Er ist Sprecher des Arbeitskreises »Politik und Religion« der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Bei der WBG gab er heraus ›Ethnozentrismus‹ (1997, zus. mit Heino Heinrich Nau) und ›God bless America‹ (2005).Tine Stein, geb. 1965, ist Privatdozentin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.