Brosche | Hätte ich netter schimpfen sollen? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Brosche Hätte ich netter schimpfen sollen?

Wie eine wertschätzende Erziehung gelingen kann
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96121-529-4
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie eine wertschätzende Erziehung gelingen kann

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-96121-529-4
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die meisten Eltern wollen ihre Kinder sanft, liebevoll und wertschätzend erziehen. Was aber, wenn dem geliebten Kind Grenzen gesetzt werden müssen? Und was, wenn das Kind sich nicht an die vereinbarten Grenzen hält? Nur allzu leicht verfallen Eltern dann wieder ins Schimpfen, Drohen oder Schreien. Erziehungsexpertin Heidemarie Brosche zeigt in ihrem Buch, wie Eltern wertschätzend bleiben und dennoch Grenzen setzen können: Mit praktischen Anleitungen und Situationsbeispielen gibt sie Hilfestellung, um im Familienalltag gelassen zu bleiben. Dabei erhebt sie niemals den moralischen Zeigefinger, sondern begegnet auch den Eltern wertschätzend.

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KAPITEL 2 Kein Wunder, dass sich
alles so schwer anfühlt –
was heutige Eltern stemmen
müssen Schlagzeile eines Artikels in der Berliner Zeitung
vom 25. Januar 2017: »Elternsein früher und heute – Mama, war das bei dir auch so? Nee, ganz anders« Ehe es nun darum geht, wie das mit der Wertschätzung UND der klaren Führung möglichst gut klappen kann, hier noch ein Kapitel, das Ihnen, liebe Eltern, anerkennend auf die Schultern klopft. Was Sie derzeit stemmen müssen, ist nicht wenig. Denn außer zur richtigen Art der Erziehung zu finden, müssen Sie Herausforderungen bestehen, die es in dieser Form zum Teil noch nicht gab und die das mit dem Gute-Eltern-Sein ganz schön schwer machen. Wie anstrengend das Leben einer modernen Mutter sein kann, klingt im folgenden Bericht durch. Constanze, 41, verheiratet, ein Kind (6) Wertschätzung ist für mich ein wichtiger Teil der Erziehung. Erziehung ohne Schimpfen aber stelle ich mir – ehrlich gesagt – sehr schwierig vor. Natürlich sollte man versuchen, alles sachlich zu erklären, dem Kind in Ruhe die Sachlage darzustellen, die Gründe für Verbote zu vermitteln und so weiter. Und in vielen Dingen klappt es sicherlich auch ohne Schimpfen, wenn man kurz nachdenkt und ruhig bleibt. Aber vor allem, wenn klare Grenzen überschritten werden, das Verbotene zum 100. Mal ausprobiert wird, die Zeit knapp ist und die Nerven irgendwann blank liegen, dann wüsste ich nicht, wie ich es ohne Schimpfen schaffen könnte. Wenn das unerwünschte Verhalten gefährliche Situationen verursacht, muss dies zu Konsequenzen führen. Dann geht es oft nicht ohne Schimpfen oder Strafen in Form von Verboten. Schlagen ist für mich aber tabu. Da ich leider kein geduldiger Mensch bin, stoße ich sehr schnell an meine Grenzen. Gerade in Stresssituationen fällt es mir sehr schwer, gelassen zu bleiben. Insbesondere morgens vor der Arbeit, wenn wir eigentlich längst losmüssten und meine Tochter sich nicht anziehen will, vor sich hinträumt, sich das Frühstück über den Pulli schüttet … Oder abends nach einem langen Tag in der Arbeit, dann nach Hause hetzen, um sie gerade noch pünktlich aus dem Kindergarten zu holen, der Haushalt ist ein Chaos, der Hund muss raus … und dann nörgelt sie nur rum oder will abends nicht ins Bett. In solchen Situationen werde ich oft viel zu schnell ungeduldig und laut. Ich merke dann aber einfach, wie mir die Kraft ausgeht, ruhig und gelassen zu bleiben. Natürlich macht es so einen Moment nicht wirklich besser. Es sind nicht nur »große« Situationen, bei denen ich selbst die Kontrolle verloren habe beziehungsweise nicht mehr liebevoll war. Es sind auch die alltäglichen kleinen Dinge, bei denen ich je nach Situation zu schnell zu schimpfen beginne. Im Nachhinein bereue ich es auch, oft ist meine Reaktion einfach überflüssig beziehungsweise fehl am Platz. Aber wenn sich kleine Dinge anhäufen, man wieder mal an mehreren Fronten »kämpfen« müsste und der Tag einfach wieder mal zu wenig Stunden hat, dann ist es nicht weit zur Eskalation. Ich glaube, der Alltagsstress und der Druck von außen, immer alles – Kind, Erziehung, Arbeit, Haushalt – perfekt machen zu müssen, haben damit viel zu tun. Damit Situationen nicht aus dem Ruder laufen, versuche ich, tief durchzuatmen, gehe erst mal aus dem Zimmer und versuche, mich selbst zu beruhigen. Dann gehe ich das Ganze erneut an, aber vielleicht diesmal ruhiger und gelassener. In Konfliktsituationen hilft dann oft ein Gegenvorschlag, der manchmal gut funktioniert. Aber leider klappt dies nicht immer und die Situation eskaliert trotzdem. Veränderte Lebenswelt der Eltern
Flexibilität In der Gesellschaft, in der Berufswelt und von den gesamten Lebensbedingungen her ändert sich ständig etwas, unaufhörlich muss man sich auf Neues einstellen. Arbeitsplätze und -orte müssen gewechselt und Dienstreisen um die Welt absolviert werden. Homeoffice wird immer üblicher, was gut klingt, aber – inzwischen auch durch Studien belegt – den Stress erhöhen kann. Die technische Entwicklung schreitet so schnell voran, dass man am Ball bleiben muss, wenn man sich nicht abgehängt fühlen will. Dazu kommt für immer mehr Menschen das Bemühen, umweltgerecht zu leben, was zu beständigem Hin-und-Her-Überlegen, zu schlechtem Gewissen und Scham führen kann. Waren günstige Flugreisen bis vor Kurzem etwas Beglückendes für die ganze Familie, werden sie inzwischen wegen der CO2-Bilanz kritisch betrachtet – ebenso wie viele andere lieb gewordene Errungenschaften, deren Schattenseiten erst allmählich ins Bewusstsein rücken. Im Gegensatz zu früheren Generationen wird also heute ein extrem hohes Maß an Flexibilität von den Eltern gefordert. Berufstätigkeit beider Elternteile Erfreulicherweise ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Männer und Frauen eine Berufstätigkeit ausüben. Oft genug findet dies aber nicht nur statt, um Selbstverwirklichung für die Frauen und Gleichberechtigung zu ermöglichen, sondern auch, weil es finanziell nötig ist. In manchen Familien werden mehrere Jobs gleichzeitig ausgeübt, damit das Geld reicht. Frauen wollen sich auch mit Kindern ihren Platz in der Arbeitswelt erhalten und nicht mehr jahrelang »vom Markt fernbleiben«. Familien mit Kindern beschert die Berufstätigkeit beider Elternteile einen erhöhten Organisationsaufwand, die Logistik der Kinderbetreuung muss genauestens geplant und eingehalten werden. Selbst wenn der ersehnte Krippenplatz gefunden ist, heißt es: »Wer bringt hin? Wer holt ab? Was ist, wenn ein Kind krank wird?« Auch die Alternative »Mann bleibt zu Hause« oder »Mann reduziert Arbeitszeit« funktioniert nur dann, wenn es finanziell möglich ist. Immer wieder bestätigen Untersuchungen, dass die Hauptlast an der Doppelbelastung in vielen Familien noch immer auf den Schultern der Mütter liegt. Wie Mareice Kaiser in »Das Unwohlsein der modernen Mutter« schreibt, haben Mütter das Gefühl, sie müssten gleich in drei Bereichen brillieren: als das Kind hingebungsvoll versorgende Mutter, als gut funktionierende Erwerbstätige und als sexuell attraktive Frau.22 Veränderte Familienstrukturen – viele Alleinerziehende Auch die Tatsache, dass es immer mehr Familien gibt, die nicht mehr dem traditionellen Bild »Vater-Mutter-Kind« entsprechen, macht es nicht leichter für die Eltern. Patchworkfamilien müssen sich oft erst mühsam »zusammenraufen«, was viel Energie kosten kann. Und Alleinerziehende spüren die ganze Last der Erziehung und des Familienalltags auf ihren Schultern: Man muss an alles alleine denken und alles alleine machen. Katia, 39, alleinerziehend, ein Kind (3) Bevor meine Tochter auf der Welt war, habe ich mir allgemein viele Gedanken über Erziehung gemacht, viel gelesen und lange überlegt, was für eine Mutter ich sein und welche Haltung ich einnehmen möchte. Allerdings waren die Autonomiephase und Konflikte mit meinem Kind – damals in der Schwangerschaft und auch noch in der Babyzeit – so unfassbar weit weg, dass sich meine Gedanken dazu sehr theoretisch und abstrakt anfühlten. Heute gibt es immer wieder mal Situationen, in denen es mir besonders schwerfällt, gelassen zu bleiben. Das betrifft vor allem Momente, in denen die Bedürfnisse meiner Tochter mit meinen eigenen kollidieren und ich etwa Zeitdruck habe oder erschöpft bin. Weil ich alleinerziehend bin und keine Unterstützung habe, gibt es dann keine Alternativen und wir beide müssen zusammen da durch. Wenn ich einfach nur »mal eben schnell« etwas Dringendes erledigen möchte und von meiner Tochter erwarte, dass sie »funktioniert«, geht das gerne mal schief. In folgende Situationen geraten wir dann typischerweise: Nach einem langen, harten Tag – in der Kita für sie und am Schreibtisch für mich – ist meine Tochter manchmal »außer Rand und Band«, haut, tritt oder spuckt scheinbar willkürlich gegen andere Kinder und lässt sich nicht stoppen, jammert und schreit (nicht weint) gefühlt stundenlang ohne für mich erkennbaren Grund oder mischt im Supermarkt alles auf. Ich ertappe mich dann dabei, dass ich ungerecht und ungehalten werde, nicht mehr liebevoll und wertschätzend agieren kann, obwohl ich weiß, dass ihr in dem Moment einfach alles zu viel ist – mir aber auch. Da komme ich an meine persönlichen Grenzen und habe nur noch das Bedürfnis nach einer Stopp-Taste für sie. Es fehlt einfach jemand, der wenigstens für fünf Minuten mal übernimmt, mir Stille verschafft und mich zu Atem kommen lässt. Wenn ich dann schroff und genervt mit meiner Tochter umgehe, löst das die Situation natürlich nicht, schaukelt sie eher noch hoch und bei mir hinterlässt das...


Heidemarie Brosche ist Mittelschullehrerin und erfolgreiche Autorin von Kinder-, Jugend- und Sachbüchern. Sie ist Mutter von drei inzwischen erwachsenen Söhnen und lebt mit ihrem Mann in Friedberg bei Augsburg. Wichtig ist ihr – auch in der Schule – ein Zusammenleben, das von gegenseitiger Wertschätzung getragen ist. In ihren Büchern versucht sie, Gelassenheit und Zuversicht zu vermitteln.



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