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Brosche Schuhhimmel mit Turbulenzen


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-945932-63-6
Verlag: 26|books
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

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Petra hat jede Menge Power in ihren Schuhhimmel gesteckt. Seit einiger Zeit aber macht ihr der Boom des Online-Handels schwer zu schaffen. Gerade als sich auch ihr Privatleben dem Tiefpunkt nähert, stürmt Student Max pitschnass und mit dem Nachbarshund am Hosenbein ins Schuhgeschäft.
Während Petras Liebesleben überraschend Fahrt aufnimmt, steht ihre Freundin Elke vor den Trümmern einer langjährigen Ehe. Und plötzlich wird es turbulent.

Spannend und humorvoll verbindet Heidemarie Brosche in ihrem Roman die Widrigkeiten des Lebens und der Liebe mit so viel Heiterem, dass die Lektüre das Herz erwärmt, ohne kitschig zu sein.

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16:30 Uhr, Elke
Elke lenkte den Polo in die Parklücke hinter dem SUV der Nachbarin und fuhr so nah an den Randstein, dass es knirschte. Wieder eine Schramme mehr, dachte sie ohne große Gemütsbewegung. Längst hatte sie aufgehört, sich über Lappalien wie eine zerkratzte Radkappe aufzuregen. Sie schob es auf die neue Gleitsichtbrille, dass sie den Randstein in letzter Zeit so oft touchierte. In Gedanken hing sie noch bei der Lehrerkonferenz fest. Ellenlange Diskussionen über die Gestaltung des Herbstfestes! Am Ende war sie so zermürbt gewesen, dass sie ohne Widerrede dem Mitbring-Büfett zugestimmt hatte. Wieder würde sie irgendetwas zusammenpantschen, das kein Mensch essen wollte – angesichts der Pracht an mitgebrachten Salaten und Desserts. Sie wusste selbst, dass geselliges Beisammensein dem pädagogischen Miteinander dienlich war, aber sie selbst wollte in ihren letzten Dienstjahren die Entwicklung einer besseren Schule vorantreiben, nicht die Entwicklung von Feinkost-Büfetts. Während die Kollegen und die Schulleitung über Getränke und Darbietungen diskutierten, waren ihre Gedanken immer wieder zu Mesut zurückgekehrt. Mehr als ein Jahr hatte sie sich intensiv um ihn gekümmert und jetzt hatte ihr Kollege Beuster zu Beginn der Konferenz brühwarm serviert, dass der Junge sich komplett dem Drogenkonsum und -dealen verschrieben hatte. »Nur noch eine Frage der Zeit, bis der im Knast landet!«, hatte Beuster fast schon genüsslich festgestellt. Wie konnte man nur so sein! Der Mann sollte sich einfach freuen, dass es ihm und seinen Kindern gut ging! Als sie die Haustür aufschloss, kreisten ihre Gedanken schon wieder um den Jungen. Konnte sie ihn nicht doch noch irgendwie retten? Während sie sich die Pumps von den Füßen trat, ließ sie das übliche »Hallo!« ertönen. Sie bemühte sich, es fröhlich klingen zu lassen. Dass sie dennoch keine Antwort bekam, erstaunte sie nicht. Georg war oft so in seine diversen Tätigkeiten versunken, dass er ihren Gruß nicht hörte. Barfuß betrat sie das Gäste-WC und wusch sich die Hände. Im Spiegel blickte ihr ein müdes Gesicht entgegen. Wie so oft fragte sie sich, warum das ausgerechnet ihr passieren musste – dieses frühe Altern. Sie fühlte sich jung und voller Energie. Genau so lange, bis sie in den Spiegel schaute. Wenn sie ihr eigenes Gesicht sah, war sie jedes Mal wieder aufs Neue erstaunt und ratlos. Sie konnte das nicht in Einklang bringen – das innere Power-Feeling und diese Furchen. Seit ein paar Wochen waren Hautunreinheiten dazu gekommen. »Altersakne!«, hatte der Hautarzt diagnostiziert und ihr medizinische Kosmetik in Aussicht gestellt, wenn es nicht besser würde. Es wurde nicht besser. Unwillig schnitt sie sich selbst eine hässliche Grimasse. Wahrscheinlich hatte die Schulsekretärin recht, die ihr neulich auf ihre Klagen hin knallhart empfohlen hatte: »Dann schau halt nicht mehr in den Spiegel!« Entschlossen wandte sie sich um. »Hallo!«, rief sie noch mal, säuselte sie fast. Immer, wenn sie sich ihres Aussehens bewusst wurde, wallte in ihr ein Gefühl von Dankbarkeit gegenüber Georg auf. Er hatte zwar jede Menge Schrullen, aber immerhin hatte er sie noch nicht gegen eine Jüngere ausgetauscht. Wieder keine Antwort. Hastig warf sie ihre Jacke über den Kleiderbügel in der Garderobe. Der Bügel knallte gegen die Wand, verursachte ein hässliches Geräusch und landete krachend auf dem Marmorboden. Die Jacke stürzte gemeinsam mit ihm ab. Als Elke sich bückte, stachen ihr zwei Dinge ins Auge. Das erste waren ihre gut gepflegten Zehennägel. Ja, ihre Füße sahen noch immer klasse aus. Fast konnte man sie jugendlich nennen. Das zweite: Georgs Schuhe waren verschwunden. Mindestens vier Paar hatten in letzter Zeit hier herumgestanden. Elke hatte das gestört, aber sie hatte nicht auch darüber noch meckern wollen. Hatte Georg sie aufgeräumt? Sie öffnete den riesigen Schuhschrank, der auf ihren Wunsch in der Diele angeschafft worden war. Die fehlenden Schuhe standen auch hier nicht, das erkannte sie mit einem kurzen Blick. Vielleicht hatte Georg sie zum Schuster gebracht, sie waren alle schon ziemlich abgetreten gewesen. Elke hängte die Jacke auf und entspannte sich. Bestimmt stand Georg gerade jetzt am Tresen dieses Schnellschusters im Großmarkt. Wie schön, dass er das endlich in Angriff genommen hatte! Eine Glückswoge durchströmte sie. Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer. 16:30 Uhr, Petra
»Schon wieder! Ich fass es nicht!« Petra spürte, wie sie innerlich zitterte. Wie konnte man bloß so dreist sein? Sie starrte in die Kassenlade. »Das ist mein Geld, verstehst du!«, setzte sie nach. »Ich muss davon leben.« Susanne blickte sie entgeistert an. »Aber …«, begann sie zu stammeln, »aber das hab’ ich doch immer so gemacht.« »Das ist es ja!«, schrie Petra nun. »Dass du dir das einfach erlaubst und dann ein Gesetz draus machst.« »Aber …«, versuchte es Susanne noch mal, »das waren doch alles Freundinnen von mir.« Petra schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Und das soll ein Argument sein?«, zischte sie. »Was weiß denn ich, wie viele Freundinnen du noch aus dem Hut zauberst. Auf jeden Fall ruinierst du mich so. Du kannst nicht jedem netten Menschen Rabatt auf meine Schuhe geben.« Susanne zog ein Schmollgesicht. Petra wusste später nicht mehr, ob dies der Anlass gewesen war – sie hasste es, wenn erwachsene Menschen, egal ob männlich oder weiblich, wie ein Kind schmollten – oder ob es einfach die Hormone waren, die ihre Wut explodieren ließen. »Schluss«, sagte sie plötzlich ruhig. »Jetzt ist Schluss. Ich komme auch ohne dich zurecht.« Während Susanne sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, griff Petra in die Kassenlade, drückte Susanne die vereinbarten 60 € in die Hand und sagte: »Tschüss!« Wie in Trance steckte Susanne das Geld in ihre Hosentasche und trat den Rückzug an. »Tschüss!«, flüsterte sie und war draußen. Petra atmete tief durch. Warum hatte sie sich nur so aufgeregt? Es stimmte ja, Susanne hatte von Anfang an ausgewählten Kundinnen kleine Nachlässe gewährt. Petra hatte das hingenommen. Erstens, weil sie so unendlich froh war, dank Susanne ein paar Freiheiten zurückgewonnen zu haben. Und zweitens, weil die Kundinnen das zu schätzen wussten und gerne wiederkamen. Wer genoss nicht das Gefühl, eine bevorzugte Kundin zu sein! Aber dann hatte Susanne es einfach übertrieben. Gefühlt jedes zweite Paar Schuhe ging reduziert über den Tresen – auch wenn es aus der allerneuesten Kollektion stammte. Petra spürte, wie sie innerlich zitterte. Die Wut war noch immer groß. Wie konnte dieses dumme Ding sich anmaßen, derart eigenmächtig zu handeln! Petra ließ sich auf den alten Ohrenbackensessel sinken, den sie kürzlich hatte aufpolstern und neu beziehen lassen. Er war zu einer Augenweide im Schuhhimmel geworden, aber die ganze Aktion hatte sie eine Stange Geld gekostet. Wenn sie sich vorstellte, wie sich hier Susannes diverse »Freundinnen« gefläzt hatten, ehe sie mit ihren Schnäppchen von dannen zogen, wurde ihr übel. Hoffentlich würde jetzt erst mal keine Kundin kommen! Petra war zwar durch die vielen Jahre im Einzelhandel zu einer Meisterin der Verstellung geworden, aber im Moment verspürte sie weder Lust auf Smalltalk noch auf Beichtstuhlgespräche. Sie brauchte jetzt Ruhe. Selbst die Musik aus dem Radio, das eine wirklich gute Nachbildung einer alten Wurlitzer-Jukebox war, nervte sie. Sie stand auf und schaltete das Gerät aus. Bewusst atmete sie ein und aus. Immer wieder. Langsam legte sich die Wut und ein anderes Gefühl kroch in ihr hoch: Angst. Sie hatte sich soeben mit der einzigen Person überworfen, die bereit war, ein paar Stunden wöchentlich in ihrem Laden auszuhelfen. Sie hatte sich um die wunderbare Möglichkeit gebracht, mal ein paar Stunden nicht selbst im Schuhhimmel zu stehen. »Himmel« und »stehen« – plötzlich fiel ihr auf, wie widersinnig das klang. Wer stand denn schon im Himmel? Da oben wurde geschwebt oder geflogen. Sie aber stand. Auf wunderschönen Schuhen. Umgeben von wunderschönen Schuhen. Und seit heute wieder sechs Tage die Woche. Sie stand sich buchstäblich die Beine in den Leib. Und der Lohn des Stehens war nicht etwa Reichtum, sondern Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin. In einen Schwebezustand kam sie genau genommen nur, wenn sie Papa besuchte. Was sie dank ihrer Wutaktion ab jetzt wieder nur noch abends tun konnte. Abgehetzt nach der Arbeit! Natürlich gab es auch die Sonntage. Aber die waren ihr heilig. Wenigstens an einem von sieben Tagen musste sie auch an sich selbst denken! Na ja, nicht nur an sich selbst. 16:30 Uhr, Max
»Fuck!« Max hätte das Wort gerne noch fünf- bis siebenmal wiederholt. Dieser Tag war einfach wie verhext. Morgens hatte er den gelben Caddy gepackt und alle Pakete in der richtigen Reihenfolge gestapelt, da servierte man ihm ein riesiges Sperrgut-Teil. Das Ding war so unhandlich, dass er alles noch mal von Grund auf umräumen musste, anders hätte das Ungetüm nicht in den Laderaum gepasst. Als er bei dem Adressaten angekommen war, hatte der die Annahme verweigert und dabei auch noch blöde gegrinst. Max musste das schwere Teil zurück zum Caddy schleppen. Er spürte die Blicke des Mannes noch immer in seinem Rücken. So etwas würde...


Heidemarie Brosche lebt mit ihrem Mann in Friedberg bei Augsburg. Neben ihrer Lehrerinnentätigkeit ist die Mutter dreier Söhne seit vielen Jahren erfolgreiche Autorin von Kinder-, Jugend- und Sachbüchern. "Schuhhimmel mit Turbulenzen" ist ihr erster Erwachsenenroman. "Dass ausgerechnet ein Schuhgeschäft der Dreh- und Angelpunkt der Geschehnisse ist, verdankt das Buch nicht zuletzt dem himmlischen Schuhgeschäft meiner Nichte", verrät Heidemarie Brosche.



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