Bruun | Van Zantens Erlebnisse | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 700 Seiten

Bruun Van Zantens Erlebnisse


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-0642-8
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 700 Seiten

ISBN: 978-3-8496-0642-8
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Van-Zanten-Zyklus, eine Reihe von Abenteuerromanen und -erzählungen aus der Südsee, wurden inspiriert von der Zeit, die der Autor selbst als Einkäufer für das Handelshaus seines Onkels in Jakarta verbrachte. Dieser Sammelband enthält die folgenden Werke: Van Zantens glückliche Zeit Van Zantens Insel der Verheißung Van Zantens törichte Liebe Van Zantens wundersame Reise

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So begab ich mich denn auf den Weg zur Freierei, von Tongu und Toko begleitet.

Wir hatten Geschenke für das weiße Langohr mit. Ein Paar hellbraune Unterhosen aus englischem Flanell mit schwarzen Streifen und ein Paar weißseidene Hosenträger mit blauer Stickerei. Sie waren mal mein Stolz gewesen. Ich kaufte sie einst im Frühjahr in Batavia, als ich auf Freiersfüßen ging. Als wir vom Strandweg in die weiße Pisangallee einbogen, die zum Königshause führt, kam uns auch diesmal Wahuja auf halbem Wege entgegengeschlichen.

Er scheint alles voraus zu wissen, was in der Stadt vorgeht.

Ich konnte seinem Gang ansehen, wie er uns auf seinen wunden Füßen mit den zusammenstoßenden Knien entgegengetrippelt kam, daß er wußte, in welcher wichtigen Angelegenheit wir kamen.

Er hatte die goldene Brille meines Onkels auf der Nase, die er immer aufsetzt, wenn etwas Wichtiges vorliegt. Er glaubt offenbar, daß sie nicht nur das Auge, sondern auch den Verstand schärft.

Er blieb ein Stück vor uns stehen und winkte uns in den Schatten der Pisangs. Ebenso wie das letztemal.

Seine kleinen, lebhaften Augen nahmen einen hastigen Überblick über meine Person, mein Gefolge und die Größe des Korbes, den Toko trug. Seine zahnlosen Kiefer arbeiteten unablässig, während er mir sein rechtes, behaartes Ohr hinhielt, wie er zu tun pflegt, wenn er Audienz erteilt.

Ich erzählte ihm mein Anliegen. Aber obgleich er Alis Wahl warm beigepflichtet hatte und am nächsten Tage zu mir gekommen war, um sich einen Rum als Provision abzuholen, so war es mir jetzt nicht möglich, ihm auch nur einen anerkennenden Blick abzugewinnen.

Im Gegenteil. Der durchtriebene Kerl kratzte sich bedenklich hinter seinen Eselsohren, als sei mein Vorhaben eine ganz vermessene Sache.

»Hat der reiche Geber bedacht,« sagte er nach längerem Kauen, »daß er ein Fremder ist, der obendrein eine falsche Haut hat?«

Ich machte eine Andeutung, daß ich ja nur seinem weisen Rat gefolgt sei und jetzt ebenso aussähe wie jeder anständige Mahuramann.

»Aber die Haut der Tochter des Königs ist eine echte Haut!« blieb er bei, als handele es sich hier um Häute und nicht um Ehesachen.

»Und sie färbt nicht im Regen ab!« fügte er mit einem boshaften Blick hinzu.

Ich sagte, es sei recht schade, daß dem weisen Wahuja mein Vorhaben nicht gefiele. Denn ich hätte einige Kleinigkeiten mitgebracht, die ich mir erlauben wollte ihm anzubieten, wenn er meine Sache beim König vertreten wolle.

Toko öffnete den Korb. Hosenträger und Beinkleider kamen ans Licht.

Ich hielt sie in ihrer ganzen verlockenden Länge vor seine alten Augen, und wie er sich auch bemühte, so konnte er seine Begehrlichkeit nach diesen neuen Herrlichkeiten doch nicht verbergen.

Seine zitternden Finger tasteten über die weiche Wolle, und die Brille funkelte über der weißen Seide, die er von einem bis zum anderen Ende beschnüffelte.

Ob der weise Wahuja nicht probieren wolle, wie schön diese Dinge für ältere Beine seien, die der Wärme bedurften. Wahuja sah aus, als ob ihn beständig fror.

Ich lockte ihn zwischen die Baumstämme und zeigte ihm, wie die Beinkleider angezogen werden müßten.

Es war nicht leicht, glückte aber schließlich doch, indem Tongu und Toko ihn im Rücken hielten, während ich seine steifen Beine hindurchsteckte.

Es machte einen tiefen Eindruck auf ihn, als er fertig war und an seinen schwarzgestreiften Beinen hinabsah.

Als ich ihm darauf den Hosenträger umlegte und ihm den wunderbaren Mechanismus mit den runden, flachen Knöpfen zeigte – Muscheln nannte er sie –, die durch die Löcher in den Hosenträger gesteckt wurden, als er sah, daß dieser länger und kürzer gemacht werden konnte und daß die Hosen mitfolgten, bis sie ganz über seine schlaffe Magenhaut gingen, als er fühlte, wie die Wärme in ihm zu prickeln begann, da verzog sich sein Mund endlich bis an seine behaarten Ohren, so daß alle seine Zahnstummeln sichtbar wurden. Es war das erste und das letztemal, daß ich Wahuja lachen sah.

Tongu und Toko stießen das eine Ai nach dem anderen aus, während sie krumm vor ehrerbietigem Beschauen dastanden und sich hingerissen auf ihre Schenkel schlugen.

Da erlaubte ich mir eine scherzhafte Bemerkung: »Da nun der weise Wahuja selbst eine falsche Haut bekommen hat, kann er doch dem Fremden nicht mehr vorwerfen, daß seine Haut nicht echt sei.«

Wahuja goutierte meinen Witz aber nicht, sondern beschränkte sich darauf zu bemerken, daß er für den reichen Geber tun wolle, was er vermöchte.

Während wir das letzte Stück Weg zum Königshause hinaufgingen – Wahuja mit Goldbrille, Hosenträger und Unterhose –,wimmelte die Verandaöffnung von kraushaarigen Köpfen, die in Bewunderung über den seltenen Anblick versunken waren.

Plötzlich verschwanden sie durch einen Machtspruch von drinnen.

Wahuja bat uns am Fuße der Hühnerleiter zu warten, bis er dem König seinen Schmuck gezeigt und unser Anliegen vorgebracht habe.

Es dauerte ziemlich lange. Ich nehme an, daß der Preis in allen Details beredet ward, während Seine Majestät zum Empfang gekleidet wurde.

Als wir hereinkamen, hieß Wahuja mich zuerst näher treten, darauf in einem passenden Abstand Tongu, während er Toko bedeutete, neben der Tür sitzen zu bleiben.

Das wird eine teure Geschichte, dachte ich bei mir, da es so vornehm zugeht.

Wir begrüßten den König untertänig, der in höchster Gala auf seiner Matte saß – mit der kleinen Paradeaxt über der Schulter und dem Betelkorb am Arm. Den Strohhut, den ich ihm das vorigemal schenkte, hatte er auf dem Kopf und hinter ihm stand ein Mädchen, das statt des Fächers den Regenschirm über ihm aufgespannt hielt.

Er sah würdig und menschenfreundlich aus, aber nicht so familiär wie das letztemal.

Hu, es wird teuer, dachte ich wieder. Der alte Esel hat ihn natürlich instruiert.

Ebenso wie das vorigemal saß die Königin ein Stück hinter dem König auf einer Matte für sich; Wahuja aber war in die erste Reihe gerückt, ja er saß beinah vor dem König. Er war es offenbar, der die Verhandlungen führen sollte.

Nachdem der König uns Betel gereicht und wir eine entsprechende Zeit gekaut und gespuckt hatten, sagte er plötzlich: »Was wünscht der reiche Geber vom König?«

»Der reiche Geber« und »König« waren schlimme Zeichen.

Ich fügte meine Worte hübsch und sagte, daß der arme Fremde, der auf dieser glücklichen Insel aus der Hand des Königs äße, so kühn gewesen sei, die Augen zu seiner Tochter zu erheben und daß er sie gern kaufen wolle, um durch sie dem König eine große Schar Nachkommen zu verschaffen, die sein Blut bis in ferne Zeiten verpflanzen und große Abgabenzahler für das königliche Haus werden konnten.

Ich hatte meine Rede probeweise am Abend vorher vor Tongu gehalten; er hatte sie in allen Punkten gutgeheißen, nur hatte er »Abgabenzahler« für »Krieger« vorgeschlagen, da er letzteren Ausdruck für veraltet hielt.

Der König kaute etwas auf meiner Rede und auf seinem Rest Betel. Dann spuckte er in weitem Bogen aus, darin ist er Meister – es flog ganz bis zur Wand, wo Toko saß – und sagte: »Weshalb nennen meine Leute den Fremden ›die braune Erde?‹«

Ich zog Wahuja mit einem vorwurfsvollen Blick zur Verantwortung. Bevor ich aber etwas erwidern konnte, wandte der Alte sich an den König und sagte: »Ich bin es, der dem Fremden geraten hat, Sorge zu tragen, daß er keinen Anstoß errege. Und weil die braune Erde sich den Sitten unseres Stammes unterworfen hat, haben die bösen Geister der Insel keine Macht über ihn, so daß er und die Seinen jetzt vor Zauberei geschützt sind.«

Da geschah das Seltsame, daß die Königin, die ebenso wie das vorigemal unbeweglich dagesessen und mich angestarrt hatte, während sie die offenen Handflächen vor sich ausgestreckt hielt, daß sie diese plötzlich an sich zog, ihre dicken Lippen öffnete und sagte: »Wenn die Tochter des Königs dem Fremden Kinder gebiert und diese nicht die echte Haut bekommen, sondern eine falsche, die bei Regenwetter abgeht, dann wird des Königs Blut unrein werden bis in späte Zeiten.«

Donnerwetter, ich hatte die Königin ganz vergessen. Jetzt war guter Rat teuer.

Tongu kam mir zu Hilfe. Er warf sich aus seiner sitzenden Stellung auf die Handflächen und sagte: »Wenn die Tochter des großen Königs zum Zauberer geht, falls sie schwanger wird, und ihn Purmea über ihren Leib ausüben läßt, dann wird ihre Leibesfrucht die echte Haut bekommen.«

Die Königin aber war nicht auf den Mund gefallen: »Wahuja hat ja gesagt, daß die Geister dieser Insel keine Macht über den reichen Geber und die Seinen haben.«

Tongu machte ein dummes Gesicht. Diesem Einwurf war er nicht gewachsen; und da saßen...



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