E-Book, Deutsch, Band 126, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Buchholz Perry Rhodan Neo 126: Schlaglichter der Sonne
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8453-4826-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Arkons Ende 6 von 10
E-Book, Deutsch, Band 126, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-4826-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Nachdem der Astronaut Perry Rhodan im Jahr 2036 auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff entdeckt hat, einigt sich die Menschheit - es beginnt eine Zeit des Friedens. Doch 2049 tauchen beim Jupiter fremde Raumschiffe auf. Es sind Maahks, und sie planen einen Krieg gegen das Imperium der Arkoniden. Als kurz darauf 100.000 Kampfraumschiffe der Maahks das Arkonsystem verheeren, können Perry Rhodan und die Menschen zunächst nur hilflos zusehen. Schließlich gelingt Rhodan ein Vorstoß bis zur Ursprungswelt der Maahks. Doch was geschieht während der Zeit, in der Rhodan abwesend ist, auf der Erde und im Sonnensystem? Auf dem Heimatplaneten der Menschheit ist Reginald Bull tätig, Rhodans ältester Freund. Auf ihn wird ein Attentat versucht - ein alter Feind scheint nach seinem Leben zu trachten. Gleichzeitig ereignen sich mysteriöse Vorkommnisse im gleißenden Herzen des Sonnensystems ...
Autoren/Hrsg.
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Ouvertüre:
Terrania Orbital, 1. Juni 2049
Inspektion
Die Sonne schien grell zum Fenster herein. Trotz der fotosensorischen Abdunklungsfilter gleißte sie wie ein weißgoldener Feuerball, der soeben hinter dem blassblauen Horizont der Erde hervortrat. Eigenartigerweise ließ ihr Anblick jegliche Wärme vermissen – sie wirkte kalt, ein zorniges, Licht spuckendes Auge, das rund neuneinhalb Milliarden Menschen unbarmherzig ins Visier nahm.
»Ich hasse das, Chef! In echt jetzt.«
Lionel Dahls nörgelnde Bemerkung riss Reginald Bull aus seinen Gedanken.
Der Systemadmiral stand gebeugt über dem schräg nach außen geneigten Aussichtsfenster, durch das er einen fast senkrechten Blick nach unten auf die Erde hatte. Solange er die Augen gegen die Sonne abschirmte.
Selbst mit einer gehörigen Portion Phantasie war die Stadt Terrania aus der Höhe der geosynchronen Umlaufbahn nicht zu erkennen. Obwohl die dünnen, fast transparenten Wolkenschleier, die gerade über Zentralasien hinwegzogen, das Gebiet um Terrania freiließen. Nur die umgebende Wüste Gobi war als brauner Fleck deutlich auszumachen. Den Goshunsee indes konnte er als winzigen Punkt erahnen. Zumindest bildete sich Bull das ein.
In Wahrheit sah er das winzige Gewässer mit bloßem Auge ebenso wenig wie das Seil, an dem die Orbitalstation als Endpunkt des Weltraumlifts Zehntausende Kilometer über der Erdoberfläche in einem geosynchronen Orbit hing. Zu gewaltig waren die Entfernungen und Dimensionen, zu intensiv die Gegensätze von Licht und Schatten. Die ausgleichende Lufthülle, die auf der Erdoberfläche für diffuse Übergänge sorgte, fehlte.
Die Liftkabine, ein knapp fünfzig Meter langer, silberner Zylinder, mit dem sie per Raketenantrieb heraufgekommen waren, befand sich längst wieder auf dem Abstieg. Bull hatte sie oder wenigstens einen Sonnenreflex zu erspähen versucht, allerdings vergeblich.
Terrania Orbital, offiziell ein Stadtteil der rasant wachsenden Metropole, bestand aus zehn kreisrunden Segmenten, die jeweils 500 Meter durchmaßen und als aufeinandergestapelte Scheiben von 200 Metern Dicke eine zwei Kilometer lange Zylinderkonstruktion ergaben. Jede »Scheibe« hatte ihre spezifische Funktion und barg Wohnbereiche, hydroponische Gärten, verschiedene Kraftwerke, die Zentrale, das Forum, Hangars oder Lagerhallen und war durchzogen von den vier zentralen Antigravliften. Scheibe eins war der Erde am nächsten; sie hielt das Seil, an dem der Fahrstuhl hochkletterte. Die Nummer zehn, in der sich Bull und Dahl inzwischen aufhielten, lag am höchsten und war dem Weltraum zugewandt.
Reginald Bull wandte sich von dem Fenster ab und seinem nervösen Assistenten zu. Nach dem steilen Blick hinab brauchten seine Augen einen Moment, um sich wieder auf Dahl zu fokussieren. Auf die leicht grüne Farbe in Dahls Gesicht reagierte er mit einem freundschaftlich-spöttischen Lächeln. Er wusste genau, dass Dahls Bemerkung nicht auf die Sonne, sondern auf das gerade Erlebte gemünzt war.
»Haben Sie sich immer noch nicht an Antigravlifte gewöhnt, Lionel?«
»An normale schon.« Dahl schluckte angestrengt. »Aber nicht an diese ... verfluchten Kanonendinger. Wer kann sich schon an so was gewöhnen? War das wirklich nötig, Chef?«
Im Gegensatz zu seinem ständigen Begleiter hatte Bull die Antigravpassage aus vollem Herzen genossen. Der Astronaut in ihm hatte wie ein kleiner Junge auf dem Rummelplatz gejuchzt, als sie unter großer Beschleunigung nach oben geschleudert worden waren. Jeder der vier Lifts verfügte über einen Katapultmodus. Sie »schossen« die Passagiere an ihre Ziele, wenn sie das wünschten. Und Bull hatte es gewünscht, wenn er schon die viel zu seltene Gelegenheit dazu bekam.
Für Dahl war der Wunsch Befehl gewesen.
Hoffentlich kotzt er sich seinen neuen Designeranzug nicht voll, dachte Bull. Okay, ich hab's vielleicht übertrieben. Der Junge ist fraglos großartig im Organisieren, aber ein Raumfahrer wird nicht mehr aus ihm.
»Was meinen Sie?«, fragte er gut gelaunt zurück. »Den Raketenaufstieg im Lift oder die Katapulte? Wir sind schließlich auf Inspektionstour, Lionel. Dazu gehört nun mal die direkte Inaugenscheinnahme, nicht wahr?«
»Mir hätte ein Positronikprotokoll gereicht, um zu wissen, dass die Dinger funktionieren.«
Bull grinste. »Ich bevorzuge die persönliche Erfahrung.«
Dahl seufzte übertrieben. »Leider«, konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen. »Habe ich jetzt genug gelitten? Können wir diese grässliche Station endlich wieder verlassen?«
Der Kontrast zwischen ihnen beiden konnte kaum größer sein. Ihre Spiegelbilder, die ihnen an der nächsten Tür entgegenkamen, zeigten einen breitschultrigen Mann in der kobaltblauen Uniform eines Systemadmirals, der einen verwegenen Wikingerbart trug, daneben schlurfte der hoch aufgeschossene Dahl in seinem hellen zivilen Anzug. Er nutzte die Gelegenheit, seine Krawatte und die derangierte Frisur zu richten.
»Ihnen wäre vermutlich wohler, wenn Sie sich endlich diese blutabbindenden Kulturstricke abgewöhnen würden. Dann vergeht auch die grüne Gesichtsfarbe schneller, hab ich mir sagen lassen.«
»Haha«, machte Dahl nur. Er warf einen Blick auf sein Pad und deutete zur Seite. »Da lang, Chef. Immerhin sind wir im Zeitplan.«
Hinter der Panzertroplontür begann der eigentliche Hangar. Bull und Dahl durchschritten einen Gang, in dem sie, ohne dass sie etwas davon verspürten, auf jede erdenkliche Weise sicherheitsüberprüft wurden. Der Korridor mündete in einen hellen Aufenthaltsbereich, in dem mehrere Stationsangehörige offenbar auf eintreffende Raumschiffe und deren Besatzungen oder Passagiere warteten. Einige erkannten den Systemadmiral und winkten grüßend. Bull winkte zurück.
Automatische Durchsagen hallten durch den Raum.
Das Ganze erinnerte Bull an den unaufdringlich-aufgeregten Betrieb eines Flughafens der Vor-Arkonidenzeit. Tatsächlich war die zehnte Scheibe von Terrania Orbital als Transferhafen konzipiert, nicht lediglich als simpler Hangar. Denn Terrania Orbital war ursprünglich als erdnaher Knotenpunkt für den interstellaren Handel gedacht gewesen – ein Ziel, das bisher nur sehr unzureichend verwirklicht war. Gegenwärtig machten stattdessen vor allem Techniker und Bedienmannschaften hier halt, auf ihrem Weg zu und von den im Sonnensystem verteilten Außenstationen. Seit der vollständigen Evakuierung von Vulkan im April hatte auch diese Personenbeförderung erheblich nachgelassen. Nur die Pendelfähren zum Mond verkehrten weiterhin regelmäßig. Ein Hologramm zeigte zwei im Anflug; eine dritte Fähre war erst vor Kurzem gestartet.
Bull und Dahl besaßen VIP-Status. Sie passierten die letzte Barriere – die Innenschleuse – und strebten im Hangar auf die wartende Space-Disk zu. Dahl fuhr erschrocken zurück, als er das große, offen stehende Hangartor dahinter erspähte. Wohl erst dann begriff er: Prallfelder hielten die Luft im Innern und schützten zugleich vor möglicherweise einfallendem Weltraumschrott.
»Und weshalb noch mal«, fragte Dahl beim Hochklettern in die Kanzel, »nehmen wir die IKARUS und verzichten auf den weitaus höheren Komfort der TERRANIA?«
»Der Mars ist heutzutage nicht weit, Lionel«, antwortete Bull und ließ sich in den Pilotensitz sinken. »Außerdem ist die IKARUS funkelnagelneu und muss getestet werden. Da ich ohnehin mit meinen Piloten-Pflichtstunden im Rückstand bin, bietet sich das Verbinden des Jungfernflugs mit unserer Inspektionsmission geradezu an.«
»Sind wir wirklich die Ersten, die mit dieser Disk fliegen?«
»Die Ersten jedenfalls, die keine Werftoveralls tragen.«
»Heilige Mutter Gottes«, murmelte Dahl. Er berührte die Stelle, an der er, wie Bull schon früher bemerkt hatte, unter Krawatte und Hemd ein Silberkreuz trug.
»Na, kommen Sie, Lionel, das wird ganz sicher ein Riesenspaß.« Bull schmunzelte. »Ich bin immerhin ausgebildeter Testpilot, schon vergessen? Es kann nicht das Geringste passieren.«
Bull wusste, er war ein guter, sogar ausnehmend guter Pilot. Nicht ohne Grund hatte ihn die NASA seinerzeit als zweiten Astronauten der STARDUST-Mission ausgewählt und vor dreizehn Jahren zusammen mit Perry Rhodan zum Mond geschickt. Das war gefährlich gewesen. Mittlerweile, im Besitz der fortgeschrittenen Technik der Arkoniden und Liduuri, war das Steuern einer Space-Disk sowohl leichter als auch geradezu risikolos im Vergleich mit der bockenden, störrischen Rakete von damals.
Bull schaltete die IKARUS startbereit. Holos und Statusanzeigen in der transparenten Kuppelwand erwachten farbenprächtig zum Leben. Dahl schenkte ihnen keine Beachtung. Er verstaute sein Pad in einer Seitentasche des Sitzes.
»Anschnallen!«, verlangte Bull.
»Wieso das denn?«, begehrte Dahl auf. »Sagten Sie nicht eben, es kann nicht das Geringste passieren?«
»Der Teufel ist ein Eichhörnchen«, erwiderte Bull brummend. »Er achtet auf Details, und ich halte es ebenso. Safety first! Sicherheitsgurte haben ihren Namen daher, dass sie zusätzliche Sicherheit gewähren. Und ich nehme nun mal, was ich kriegen kann. Das mag übertrieben sein, aber solange Sie mit Spacebull fliegen, Mister Dahl, muss ich darauf bestehen. Keine Widerrede – anschnallen!«
Unverhohlen missmutig fügte sich sein Assistent ins Unvermeidliche. Bull wartete, bis er es vernehmlich klicken hörte. Erst dann schaltete er das Antigravkissen frei.
Die IKARUS schwebte nun. Mit minimalen Stößen der Steuerdüsen bugsierte er das Diskusschiff langsam aus dem Hangar heraus. Der schützende Prallschirm...




