Buchstein | Demokratie und Lotterie | Buch | 978-3-593-38729-1 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 70, 493 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 215 mm, Gewicht: 617 g

Reihe: Theorie und Gesellschaft

Buchstein

Demokratie und Lotterie

Das Los als politisches Entscheidungsinstrument von der Antike bis zur EU

Buch, Deutsch, Band 70, 493 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 215 mm, Gewicht: 617 g

Reihe: Theorie und Gesellschaft

ISBN: 978-3-593-38729-1
Verlag: Campus Verlag GmbH


Theorie und Gesellschaft
Herausgegeben von Jens Beckert, Rainer Forst, Wolfgang Knöbl, Frank Nullmeier und Shalini Randeria
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


InhaltEinleitungI. Die facettenreiche Vergangenheit des LosensKapitel 1: Das Los in der athenischen Demokratie1. Der Beginn des Losens in Athen2. Das Kleroterion - Zur Technik der Losmaschinen3. Die Verlosung der Mitgliedschaft in der Boule4. Wählen und Losen bei den Beamten5. Lotterie für eine politische Reflexionsschleife: Die Dikasterien6. Ausgeloste Gesetzgeber: Die NomothetenKapitel 2: Los und Wahl in der athenischen Demokratiedebatte1. Los und Wahl in den ältesten Verfassungsdebatten2. Das Losverfahren als Zielscheibe der zeitgenössischen Demokratiekritik3. Platons Demokratiekritik und das Los4. Wahl und Los bei Aristoteles5. Die zwei Freiheiten der Demokratie6. Tyche und Kalkül - Die praktischen Funktionen des antiken Losens7. SchlussKapitel 3: Republikanische Lotterien1. Die 'sortitio' in der römischen Republik2. Vom Kleroterion zum Klerus: Das Los in der jüdisch-christlichen Tradition3. Die Neuerfindung der 'imborsazione' in den italienischen Republiken4. Das Los und die Wahl in der Republik Venedig5. Die Kämpfe um das Los in Florenz6. SchlussKapitel 4: Das leise Ende des Losens1. England im 17. Jahrhundert: Hobbes und Harrington2. Frankreich im 18. Jahrhundert: Montesquieu und Rousseau3. Das Los in der amerikanischen und französischen Revolution4. Demokratie ohne Lotterie im 19. Jahrhundert5. SchlussII. Die Funktionsvielfalt des LosensKapitel 5: Die Lotterie und ihre Rivalen1. Die Allokationsrivalen des Losens2. Die Lotterie als Kombinationspartner3. SchlussKapitel 6: Der Zufall, das Los und die Gerechtigkeit1. Visionen einer 'Radikalen Lotterie-Gesellschaft'2. Die Lotterie in John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit3. Zwischen Losland und Rawlsanistan4. Gründe für Grundlosigkeit5. SchlussKapitel 7: Logiken des Losens1. Los mit Politik: Praktische Argumente für Lotterien2. Politik statt Lotterie: Die Gegenargumente3. SchlussIII. Lotterie und Demokratie heuteKapitel 8: Die neue Normativität des Losens: Lotterie und deliberative Demokratietheorie1. Die Rückkehr der Lotterie in der amerikanischen Jury2. Das Demokratieproblem der deliberativen Demokratietheorie3. Auf dem Weg zu einer aleatorischen Demokratietheorie4. SchlussKapitel 9: Demokratie mit Lotterie1. Das Los als Tie-Breaker2. Kompromisserzwingung durch das Los3. Wahltermin- und Wahlbezirksauslosung4. Wahlbeteiligungslotterie5. Loskammer und LosMiniLand6. LosWahl und WahlLos7. SchlussKapitel 10: Losverfahren als Instrumente einer reformierten EU1. Die Problemdiagnose: Demokratiedefizit, Ineffizienz und Intransparenz in der EU2. Gewichtete Lotterien für die Kommissare stellenden Länder3. Auslosungen in den Ausschüssen im Europäischen Parlament4. Das 'House of Lots' des Europäischen Parlaments.5. SchlussKapitel 11: Ausblick: Das Los und die zweite räumliche Transformation der DemokratieLiteratur.Personenregister


EinleitungPolitik und Lotterie - das sind in unserem heutigen Sprachgebrauch zwei miteinander unvereinbare Gegensätze. Wer assoziiert mit 'Lotterie' nicht spontan erst einmal '6 aus 49', eine Tombola oder andere Glücksspiele? Politik soll demgegenüber auf dem genauen Gegenteil zum Spiel mit dem blinden Zufall basieren - sie soll im Idealfall eine Sphäre des vernünftigen Arguments und der klug abwägenden Entscheidung sein. Es ist das Ziel dieses Buches, seine Leser davon zu überzeugen, die strikte Trennungsmauer zwischen Politik und Lotterie aufzubrechen und dem Zufallsmechanismus einen sichtbaren Platz in der modernen Demokratie einzuräumen.Dass die rigide Trennung neueren Datums ist, belegt schon die wortgeschichtliche Überlieferung von 'Lotterie'. Denn ursprünglich wurde das Wort in einem politischen Kontext kreiert. Der Begriff 'lotteria' kam im 12. Jahrhundert in der oberitalienischen Stadtrepublik Genua in Gebrauch, um damit eine neu erfundene Art von Wetten zu bezeichnen, bei der die vor dem Rathaus ungeduldig wartenden Zuschauer Geldwetten darauf abschlossen, wer bei der turnusmäßigen Auslosung der städtischen Ratsherren unter den Angehörigen der tonangebenden Familien zum Zuge kommen würde. Aus dieser Art Zweitnutzung der Ratsherrenauslosungen entwickelte sich das heute weltweit verbreitete Zahlenlotto. Von seinem politischen und republikanischen Ursprung trat das Wort über die französische 'loterie' seinen Siegeszug in die meisten anderen europäischen Sprachen an; bezüglich der deutschen Sprache ist der Import von 'Lotterie' sogar noch um eine Drehung verwickelter.Doch ich will auf das etymologische Hin und Her, das sich in den einschlägigen Lexika genauer nachlesen lässt, nicht weiter eingehen. Es wurde nur erwähnt, weil die wechselvolle Wortgeschichte ein anschauliches Präludium zu dem verwickelten Los des Loses in der Politik liefert. Denn auf Auslosungen stoßen wir in der Geschichte politischer Ordnungssysteme nicht nur in der Antike, sondern auch mehrfach danach und in sehr unterschiedlichen praktischen Handhabungen. Mindestens genauso vielfältig wie seine technischen Varianten waren auch die Funktionen, die das Losverfahren im Rahmen verschiedener politischer Systeme ausübte. Diese funktionale Vielfalt herauszuarbeiten, sie vergleichend zu analysieren und mit Blick auf Anknüpfungspunkte für heute anstehende Demokratiereformen zu betrachten, gehört zu den Zielen dieses Buches.Ein weiteres Anliegen des Buches ist, einen systematischen Überblick über die seit einigen Jahren in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen neu aufgenommenen Debatten über den Sinn oder Unsinn von Losverfahren zu geben. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht dabei vor allem die Frage, ob und welche Schlussfolgerungen sich aus diesen Debatten für den Gebrauch von Losverfahren in modernen Demokratien ziehen lassen. Kontroversen über Losverfahren haben zwar eine lang zurückreichende Tradition in der Politischen Ideengeschichte; zwischenzeitlich war das Interesse am Thema Los im 19. und 20. Jahrhundert allerdings nicht nur in der Politischen Theorie, sondern in sämtlichen Zweigen der Politikwissenschaft und auch in ihren Nachbardisziplinen nahezu vollständig erloschen. Zu einem ernsthaft diskutierten Thema ist das Losen erst wieder in den vergangenen vier Dekaden im Zuge der Einführung von Auslosungen für die Jurymitglieder in US-amerikanischen Geschworenengerichten geworden. Seitdem sind verschiedene Arbeiten, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Lotterien beschäftigen, erschienen. In der Philosophie und in der Rechtstheorie entspann sich eine Debatte über Losverfahren und Fragen der Verteilungsgerechtigkeit. Als zweiter disziplinärer Strang entwickelte sich die ökonomisch orientierte Entscheidungstheorie, deren Beiträge von Jon Elster und Fredrick Engelstad in Studien über das Rationalitätspotential von Lotterien zusammengeführt wurden. Einen dritten Strang markieren neuere Arbeiten von James Fishkin, Yves Sintomer und anderen


Buchstein, Hubertus
Hubertus Buchstein ist Professor für Politische Theorie an der Universität Greifswald.

Hubertus Buchstein ist Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Greifswald.


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