Bude | Mord an der Riviera | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: British Library Crime Classics

Bude Mord an der Riviera

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: British Library Crime Classics

ISBN: 978-3-608-11837-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der legendäre britische Inspector Meredith tauscht das neblige London gegen die strahlend blaue Côte d'Azur. Denn dort treibt ein berüchtigter Geldfälscher sein Unwesen, den er vor Jahren schon einmal hinter Schloss und Riegel gebracht hat. Doch nicht nur das: Auch ein Mord unter Palmen will aufgeklärt werden – ausgerechnet in der mysteriösen Villa Paloma, die einer steinreichen britischen Witwe gehört. 

Für Inspector Meredith geht es in diesem Kriminalfall aus dem Londoner Nebel an die glitzernde Côte d'Azur. Denn seit Kurzem wird die französische Küste mit gefälschten Tausend-Franc-Noten überschwemmt und die lokale Polizei vermutet einen englischen Drahtzieher als Kopf der Falschgeldtruppe. Und tatsächlich: Offenbar stammen die Banknoten von Chalky Cobbett, einem englischen Fälscher von berüchtigtem Talent. Doch nicht nur das Falschgeld bereitet Meredith Sorgen, auch eine reiche englische Witwe, die in ihrer Villa im malerischen Menton eine ganze Reihe an mysteriösen Hausgästen beherbergt, weckt sein Interesse. Nicht ganz unbegründet, wie sich herausstellt, denn kurz nach dem Eintreffen eines weiteren Gastes aus dem britischen Königreich geschieht ein Mord.
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Kapitel 1 Mission im Midi
I
Bill Dillon schlug den Kragen seines Tweedmantels hoch und schob die Hände tiefer in die Taschen. Fünf Uhr an einem frostigen Februarmorgen, dachte er, war eine elende Zeit, um von einem Schiff auf einen derart zugigen Kai gekippt zu werden. Auf dem Zollhof wartete eine Schlange von ungefähr einem Dutzend Autos auf die Aufmerksamkeit der Beamten, die unter einer nackten Glühbirne die Papiere kontrollierten. Die Nachtfähre, aus deren Maul der Zug Richtung Paris bereits ausgestoßen worden war, ragte sanft schwojend vor dem sternbesäten Himmel auf. Einige Straßenlampen und ein paar erhellte Fenster, mehr war nicht zu sehen von der zerschossenen, gemarterten Stadt jenseits des ölschwarzen Hafenwassers. Bill zündete sich eine Zigarette an und begann, mit hallenden Schritten auf dem pavé hin und her zu tigern. Auch seine Gedanken schweiften, er dachte wieder an jene Nacht vor beinahe zehn Jahren, als er Dünkirchen zuletzt gesehen hatte; so viele zersplitterte Eindrücke, die in seiner Erinnerung wie Geschützblitze herausstachen. Das rote, brüllende Inferno, das die Stadt damals gewesen war, das glitzernde Netz der Leuchtspurgeschosse über Meer und Stränden, das orangefarbene Aufblühen der Bomben, der Lärm, die Hitze, die Missachtung der Gefahr aus einer Erschöpfung heraus, die die Angst nahezu betäubt hatte. Im Strudel der Niederlage war er kein Individuum mehr gewesen, nur noch ein abgenutztes, gehorsames Rädchen in einer gnadenlosen Maschinerie – Lance-Corporal Dillon von den 6th Southshires –, eines jener Staubkörnchen, die zusammen das Wunder von Dünkirchen bewirkt hatten. Schritte näherten sich, gefolgt von einem diskreten Hüsteln. »Etwas zu verzollen, M’sieur?« Bill schreckte aus seinen Träumereien. »Nein – nichts.« Der verschlafene Beamte steckte den Kopf ins Wageninnere und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein. Dann öffnete er die hintere Tür der Limousine, ließ die Schlösser von Bills Koffer aufschnappen und tastete mit geübten Händen darin herum, bevor er ums Auto ging und am Griff des Kofferraums zerrte. »Bitte, M’sieur.« Bill zog einen Schlüsselbund hervor und schloss auf. Der Kofferraum enthielt den üblichen Kram – ein Paar Schuhe, die nicht mehr in den Koffer gepasst hatten, einen Rucksack, ein altes Gas-Cape vom Militär, einen Zwei-Liter-Kanister Öl, Staubtücher, Putzlappen und eine Luftpumpe. Der douanier beäugte die Sammlung, nickte und schloss sorgfältig den Deckel. Alles ging sehr höflich und routiniert vonstatten. »Merci, M’sieur.« »O. k.?«, fragte Bill. Der Franzose strahlte. »Oui, oui, M’sieur. O. k.! O. k.!« Er zeigte in Richtung des unsichtbaren französischen Hinterlands. »En avant, M’sieur! Et bon voyage.« »Danke«, sagte Bill. Innerlich seufzte er erleichtert auf. Nicht, dass er etwas zu verzollen gehabt hätte, aber ein Gegenstand war im Wagen, der vielleicht zu Bemerkungen Anlass gegeben hätte. Und wäre das Interesse erst einmal geweckt worden, konnte eventuell auch eine Erklärung verlangt werden. Und um diese unchristliche Zeit war Bill nicht geneigt, mit einem Mann, dessen Englischkenntnisse offensichtlich begrenzt waren und der die näheren Einzelheiten seiner Erläuterung wohl kaum verstanden hätte, Detailfragen zu erörtern. II
Gleich hinter dem Kai merkte Bill, dass die frühen Morgenstunden eines bitterkalten Februartags nicht die ideale Zeit waren, um sich aus Dünkirchen hinauszuschlängeln. Die Straßen, die es hier zweifelsohne einmal gegeben haben musste, hatten vor der Feuersbrunst sicherlich auch irgendwohin geführt. Jetzt aber war da nichts als ein Labyrinth tückischer Pfade voller Schlaglöcher, die ziellos zwischen einem Netz aus Gleisen und zerbombten Gebäuden mäanderten. Schon bald hatte Bill vollkommen die Orientierung verloren, also hielt er an und befragte seine Landkarte. Die erste größere Ortschaft auf der Strecke war Cassel. Aber wie zum Teufel sollte er die richtige Straße finden? Bislang hatte er keinen einzigen Wegweiser gesehen. Die Straße selbst hatte er noch gut in Erinnerung. Diese lange höllische Pflasterpiste, auf der das aufgelöste, aber unverdrossene Britische Expeditionskorps sich zur Rettung durchgeschlagen hatte. Und wie er so in seinem Stanmobile Ten saß, einem Vorkriegsmodell, das aber immer noch seinen Dienst tat, kehrte etwas von der verzweifelten Hoffnungslosigkeit jenes Albtraums zurück. Die Narben der Erinnerung verheilten doch nie ganz, dachte er. Bremsen kreischten, und ein kleiner schwarzer Sportwagen kam quietschend neben ihm zum Stehen. Darin ein Kopf, der sich zu ihm herneigte. »Pardon, M’sieur … à Cassel?« Bill, obwohl kein Linguist, erkannte sogleich einen Mitleidenden. Er kicherte: »Fragen Sie mich nicht! Dort will ich ja selbst hin. Nirgends ein verdammtes Straßenschild.« »Engländer, wie? Haben Sie eine Karte?« »Klar«, sagte Bill. »Ich auch. Werfen wir doch mal zusammen einen Blick drauf.« Bill betrachtete den Mann, der sich da zu ihm gesellt hatte – hochgewachsen, sportlich, Adlerzüge, etwas Entschiedenes in der Sprache wie in den Bewegungen, das ihn als Mann der Tat auswies. Ein Bursche, auf den Verlass war, wenn man in der Klemme steckte, dachte er. Sein Begleiter, ohne Hut, in einem Regenmantel mit Gürtel, um den Hals einen Schal, war weit jünger, wenngleich ebenso gut gebaut. Er schien dem Älteren den Respekt entgegenzubringen, den der Untergebene dem Vorgesetzten schuldet. Kaum hatten sie sich über die Karte gebeugt, als ein früher Arbeiter in einem abgewetzten Mantel und mit dem allgegenwärtigen blauen Barett von seinem Fahrrad sprang und zu ihnen trat. »Est-ce que je vous aide, Messieurs?« Bill erklärte in stockendem Französisch, dass sie die Straße nach Cassel suchten. »Ah, das ist einfach, M’sieur. Folgen Sie mir, ich fahre voraus.« Zehn Minuten später wurde der gutmütige Bursche, nachdem er wie ein Wilder in die Pedale getreten hatte, langsamer und zeigte mit einem heftigen Schwung des Arms in die Richtung, die sie einschlagen sollten. Bill lehnte sich aus dem Fenster, brüllte Dankesworte und schaute sogleich nach hinten, ob der andere ihm noch folgte. Ein paar hundert Meter weiter schloss dieser auf, und für kurze Zeit fuhren die beiden Wagen nebeneinander her. »Alles o. k?«, schrie Bill. »Ja, danke.« »Wohin geht’s denn?« »Paris!«, kam die gebrüllte Antwort. »Und Sie?« »Erst mal nach Reims. Dann weiter durchs Rhonetal an die Riviera.« »Na, dann hoffe ich, es läuft weiterhin gut für Sie. Weidmannsheil!« »Danke. Ihnen auch.« Mit einem anschwellenden Dröhnen setzte sich der kleine schwarze Sportwagen ab und verschwand wenige Sekunden später hinter einem riesigen camion, der mit aufreizender Behäbigkeit mitten auf der Landstraße dahinrumpelte. III
Detective-Inspector Meredith vom CID wandte sich an seinen Beifahrer und bemerkte sarkastisch: »Um Himmels willen, Junge, entspannen Sie sich mal. Ich bau schon keinen Unfall.« »Das ist diese verdammte Rechtsfahrerei, Sir. Kann mich einfach nicht dran gewöhnen.« »Das wird schon … dauert nur noch achthundert Meilen.« »Übrigens, Sir – was hatte das zu bedeuten, dass Sie dem Kerl sagten, wir wollten nach Paris?« »Diskretion, Strang. Wir sind zum Arbeiten hier, falls Sie sich erinnern. Da ist es nicht klug, unser Ziel auszuplaudern.« »Aber Sir, der fährt doch auch an die Riviera. Wenn wir ihm dort nun über den Weg laufen, das würde doch ein bisschen verdächtig wirken, meinen Sie nicht?« Meredith lachte. »Diese goldene Küste ist knapp fünfzig Meilen lang, Strang. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir dem noch mal begegnen. Wahrscheinlich würde er uns sowieso nicht wiedererkennen.« »Anständiger Bursche, Sir. Nützlich in einem Rugby-Gedränge. Ich wette, den würde ich sogar in der Menschenmenge beim Epsom Derby erkennen.« »Sie würden achtkantig rausfliegen, wenn Sie das nicht könnten«, versetzte Meredith trocken. »Vergessen Sie nicht, man hat Ihnen das Beobachten beigebracht. Vielleicht liege ich ja falsch, aber ich habe so eine Ahnung,...


Bude, John
John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901–1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers‘ Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater. Der Roman 'Mord an der Riviera' aus dem Jahr 1952 erscheint hier zum ersten Mal auf Deutsch.

Schönfeld, Eike
John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901–1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers‘ Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater. Der Roman 'Mord an der Riviera' aus dem Jahr 1952 erscheint hier zum ersten Mal auf Deutsch.

John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901–1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers‘ Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater. Der Roman 'Mord an der Riviera' aus dem Jahr 1952 erscheint hier zum ersten Mal auf Deutsch.

John Bude war das Pseudonym von Ernest Carpenter Elmore (1901–1957), der mehr als dreißig Kriminalromane verfasste. Elmore war Mitbegründer der britischen Crime Writers' Association und arbeitete als Produzent und Regisseur am Theater. Der Roman »Mord an der Riviera« aus dem Jahr 1952 erscheint hier zum ersten Mal auf Deutsch.


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