Burger | Alpengold 433 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 433, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Burger Alpengold 433

Sie träumte nur einen Sommer
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-7082-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Sie träumte nur einen Sommer

E-Book, Deutsch, Band 433, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7517-7082-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Bruni war überglücklich, sie hätte die ganze Welt umarmen mögen vor Seligkeit. Ihr Liebster, der Justus Steigerwald, wollte sie schon im Herbst zu seiner Frau machen. Ein Leben mit ihm - etwas Schöneres konnte sie sich gar nicht vorstellen!
Aber dann, nach kurzen Wochen des Glücks, endete Brunis Traum, denn Justus entschied sich Hals über Kopf für eine andere: für ein reiches Dirndl, das einmal einen großen Gasthof erben würde ...

Burger Alpengold 433 jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Sie träumte nur einen Sommer

Ein gutgläubiges Mädchen verliebt sich in einen gewissenlosen Mann

Von Marianne Burger

Bruni war überglücklich, sie hätte die ganze Welt umarmen mögen vor lauter Seligkeit. Ihr Liebster, der Justus Steigerwald, wollte sie schon im Herbst zu seiner Frau machen. Ein Leben mit ihm – etwas Schöneres konnte sie sich gar nicht vorstellen!

Aber dann, nach kurzen Wochen des Glücks, endete Brunis Traum, denn Justus entschied sich Hals über Kopf für eine andere: für ein reiches Dirndl, das einmal einen großen Gasthof erben würde ...

»Bring mir geschwind noch eine Halbe Bier und einen Obstler!«, rief der Irschinger-Jockel lauthals der feschen Kellnerin zu.

Es ging bereits auf Mitternacht zu, und der Jockel war der letzte Gast an diesem Mittwochabend ...

Die hübsche Bruni wusste ganz genau, warum der Irschinger-Jockel so häufig ins Wirtshaus zur »Zur Alpenrose« kam und warum er jedes Mal hocken blieb, bis der Wirt schließen wollte.

Ihretwegen kam er, der reiche Bauernsohn Jockel Irschinger!

Bruni hatte es ihm schon zu wiederholten Malen ausgedeutscht, dass er sich umsonst bemühte. Aber der Jockel war einfach taub auf diesem Ohr.

»Feierabend ist jetzt, Jockel«, sagte die Bruni energisch. »Du hast schon genug für heut', und in zehn Minuten ist Kehraus, mein Lieber!«

Er haschte nach ihrer Hand und hielt sie eisern fest.

»Geh, Dirndl, tu doch net allerweil gar so streng«, schmeichelte er mit dem Starrsinn des Angetrunkenen. »Schau, wennst jetzt zusperren tust, dann könnt' ich dir doch gleich ein bisserl zur Hand gehen, beim Aufräumen! Und hernach könnten wir uns noch so ein wenig unterhalten miteinander, Bruni.«

Über Brunis frisches, rotwangiges Gesichterl huschte eine zornige Röte.

»Geh, jetzt fang net schon wieder an mit deinen windigen Sprücherln, du!«, fuhr sie ihn an. »Hundertmal hab's ich dir schon gesagt, dass ich nix im Sinn hab' mit dir, Jockel. Gib's auf und such dir ein Dirndl drunten in Adelsried. Bei mir bist an der falschen Adresse, begreif's doch endlich!«

Er kniff die Augen halb zusammen und knurrte: »Wissen möcht' ich gern, was du an mir auszusetzen hast, Bruni! Dass du einen anderen gern hast, kann ich mir net denken, denn ich hab' dich noch nie mit einem Burschen zusammen im Dorf gesehen.«

Ungeduldig erwiderte das Dirndl: »Und wenn ich schon einen hätt', dem ich gut bin, so wär' das meine Sach' und net die deine, Jockel, das merk dir gut! Und jetzt ist genug disputiert, Feierabend ist, sag' ich!«

Jockel raffte sich auf. Er tappte ein wenig schwankend zur Tür, drehte sich auf der Schwelle noch einmal um und stieß bissig hervor:

»Vielleicht tut's dir später mal leid, dass du deine Nase gar so hoch trägst, Bruni Tobler!«

Kopfschüttelnd blickte die Bruni ihm nach. Dann stellte sie die Stühle hoch und griff nach dem Besen.

Bruni war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie der Sohn des Wirts hereinkam und ihr eine Weile zuschaute.

Lorenz Steigerwald war fünfundzwanzig Jahr alt, ein hochgewachsener Bursche mit braunem Haar und dunklen Augen.

Lorenz war genauso ruhig und bedächtig wie sein Vater. Er machte nicht viele Worte, sondern packte stets an, wo es nötig war. Und was er anpackte, das war recht getan.

Dagegen war sein jüngerer Bruder, der Justus, ein vollkommen anderer Typ. Immer lustig und zu Scherzen aufgelegt, die ihm flott über die Lippen sprangen, immer gut Freund mit jedermann.

Lorenz schaute noch immer die Bruni an, und unwillkürlich ging es ihm durch den Sinn: Ich wünschte, ich wär' so wie der Justus! Der würde net so schwerfällig und stumm sein einem bildhübschen Dirndl gegenüber – der würde irgendwas Lustiges sagen, was die Bruni zum Lachen bringt, und im Handumdrehen täten sie sich näher kommen. Aber ich, ich kann einmal net heraus aus meiner Haut. Ich bring's einfach net über meine Lippen, der Bruni zu sagen, wie gern ich sie hab', und zwar schon lange Zeit.

Er räusperte sich laut, und das Dirndl schrak zusammen und blickte auf.

»Mach Schluss jetzt, Bruni«, meinte Lorenz. »Es ist schon arg spät.«

»Ist recht, Lorenz.«

»Du, Bruni, hat er sich etwa schlecht benommen dir gegenüber, der Irschinger-Jockel?«, fragte der Lorenz unvermittelt. »Wann er frech wird, alsdann brauchst mich bloß zu rufen.«

Bruni lächelte flüchtig.

»Das braucht's net, Lorenz, ich kann mich schon meiner Haut erwehren. Hundertmal hab' ich's ihm schon gesagt, dass er bei mir keinen Nelkenstock gewinnen kann, aber er versucht es halt immer wieder.«

Lorenz trat an den Tresen heran und stützte die Hände flach auf die polierte Platte.

»Er gefällt dir also net, der reiche Irschinger-Bub«, sagte er in seiner bedächtigen Art. »Verrat mir doch mal, Bruni, wie denn der Bursche ausschauen müsste, der dir gefallen könnte?«

Bruni wurde dunkelrot. Hastig wandte sie sich ab und machte sich an den Regalen zu schaffen.

»Nix für ungut, Lorenz«, murmelte sie dabei, »aber ich bin so viel müd'. Ich geh' jetzt zu Bett. Gute Nacht!«

Sie schob sich seitwärts hinter dem Schanktisch hervor und huschte in die Küche.

Seufzend griff Lorenz nach einem Bierglas und zapfte sich eine Halbe. Hastig stürzte er das kühle Nass herunter. Es tat ihm weh, dass die Bruni immer so kurz angebunden war. Er konnte einfach nicht an sie herankommen, sie hielt auf Abstand – und Lorenz getraute sich einfach nicht, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, dass er ihr gut war.

Sein Vater hatte ihn schon mehr als einmal unter vier Augen ins Gebet genommen und ihm klargemacht, dass er sich freuen würde, wenn die Bruni eines guten Tages seine Schwiegertochter würde.

Weder Lorenz noch sein Vater ahnten unterdessen, dass die Bruni ihr junges Herz bereits verloren hatte, und zwar an den Justus, den jüngeren Sohn des Hauses.

***

Es war Justus nicht schwergefallen, der Bruni den Kopf zu verdrehen – mit seinen lustigen Sprücherln und schönen gedrechselten Redensarten.

Und Bruni in ihrer Unerfahrenheit und vertrauensvollen Unschuld hatte seine Beteuerungen von ewiger Liebe für bare Münze genommen. Sie hatte sich schier die Augen ausgeweint, als Justus freiwillig zum Wehrdienst gegangen wurde. Er aber hatte mit seinem jungenhaften Lachen gesagt:

»Tröste dich, Schatzerl, ich bin ja net aus der Welt! Übers Jahr komme ich wieder, und dann geh' ich nicht mehr fort von dir.«

»Schreibst du mir wenigstens oft, ja?«, hatte Bruni gebeten, und Justus hatte es ihr hoch und heilig versprochen.

Aber jetzt war er schon ein Dreivierteljahr weg, und er hatte ihr bloß ein paar Zeilen geschrieben, denen sie nicht viel entnehmen konnte. Nur, dass der Dienst sehr streng wäre und er keinen Urlaub kriegen könnte, um einmal heimzufahren am Wochenende.

Dieses Schreiben verwahrte Bruni wie einen kostbaren Schatz zwischen den Seiten ihres Gebetbücherls.

Bruni ahnte freilich nicht, dass Justus sich derweilen ein lustiges Leben machte. Sein wankelmütiges Herz entflammte lichterloh für die Serviertochter im Gasthof »Zum Adler« in Roßwang.

Die fesche Jacky war nicht so spröd und zurückhaltend wie die Bruni daheim.

Er schrieb an Bruni, dass man ihm den Urlaub gesperrt hätte, weil er einfach keine Lust hatte, die weite Heimfahrt auf sich zu nehmen, bloß, um für ein paar Stunden mit Bruni beisammen zu sein.

Sie würde ja doch kaum Zeit für ihn haben – und er wusste aus Erfahrung, dass sie ihm ihre Kammertür nicht auftun würde bei der Nacht, und wenn er noch so sehr bat ...

Dass Lorenz die Bruni manchmal ganz eigen anschaute, wenn er meinte, sie merke es nicht, war ihr nicht entgangen. Deshalb wich sie ihm nach Möglichkeit aus.

Bruni wusste selber nicht recht, warum sie es nicht über sich brachte, Lorenz zu gestehen, dass sie in seinen Bruder verliebt war.

***

»In drei Tagen kommt der Justus nach Haus«, sagte Vitus Steigerwald an einem schönen Frühlingsmorgen.

Bruni schenkte ihm Kaffee ein und stellte ein geflochtenes Körbchen mit frischen Mohnkipferln auf den Tisch.

»Freust du dich, dass er kommt, gell, ja?«, fragte Bruni. Und als Vitus nickte, setzte sie leise hinzu: »Ich auch.«

Vitus sah sie von der Seite an. Dieses Dirndl wird sich doch net gar in den Justus verschaut haben?, dachte er erschrocken.

Er biss in das knusperige Kipferl und sagte dann: »Bruni, du weißt, dass ich dich gern hab', grad' so, als wärst meine eigene Tochter. Ich mein's gut mit dir, glaubst du mir das, Dirndl?«

Sie nickte stumm.

Vitus Steigerwald redete weiter: »Schau, und eben drum will ich dir jetzt was sagen. Der Justus ist mein Sohn genauso gut wie der Lorenz, und ich habe sie beide lieb. Aber ich bin net blind und weiß, dass der Justus einen ganz anderen Charakter hat als der Lorenz. Er ist ein rechter Bruder Leichtfuß, und noch immer net richtig erwachsen mit seinen einundzwanzig Jahren. Ich könnt's schon verstehen,...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.