E-Book, Deutsch, 188 Seiten
Burkhardt Jung, verliebt, im Rampenlicht
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-86361-739-4
Verlag: Himmelstürmer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 188 Seiten
ISBN: 978-3-86361-739-4
Verlag: Himmelstürmer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Ticos Traum ist in Erfüllung gegangen, er ist ein angesagter Popstar und der Schwarm der Teenies, insbesondere der weiblichen. Entsprechend wird er vermarket, obwohl er schwul ist, worüber Tico Stillschweigen bewahrt. Die perfekte Inszenierung gerät ins Wanken, als Tico erfährt, dass er HIV-positiv ist, sich in den Krankenpfleger Tom verliebt und sich outen will. Sein Manager rät ihm ab, vertröstet ihn auf das Tourende. Tico, der sich darauf verlässt, vertraut sich der jungen Reporterin Sarah an, mit der er sich anfreundet. Er erzählt ihr seine Geschichte und von einer geplanten Aidskampagne, bittet sie um Unterstützung. Da sie zusagt und es bis Tourende nicht mehr lange dauert, will Tico sein Schweigen wahren.
Doch es kommt zu einer dramatischen Wendung. Ein Hotelangestellter beobachtet Tico beim Sex mit seinem Freund. Da Geldscheine auf dem Nachttisch liegen, unterstellt er Tico, es handele sich um käufliche Liebe. Tico ist geschockt, spricht mit seinem Manager, will sich auf der Stelle outen. Doch statt dem erwartenden Verständnis, rät der ihm wieder ganz ab, sagt, er solle sich nur auf die Tournee konzentrieren. Doch Tico hört nicht auf ihn, geht über soziale Netzwerke an die Öffentlichkeit. Die Reaktionen sind nicht alle positiv. Tico erlebt Anfeindungen und Ausgrenzung, ja sogar Abscheu. Es kommt noch dicker, er wird erpresst.Der Hotelangestellte hat den Sex gefilmt, droht das zweideutige Video zu veröffentlichen. Tico fürchtet um die Kampagne und seinen Ruf, bezahlt den Erpresser, spricht mit niemandem darüber, konzentriert sich auf seine Tournee. Auch dort bleibt seine Offenheit über seine Homosexualität und seine Erkrankung nicht ohne Folgen, Russland will ihm die Einreise verweigern. Schließlich bekommt er sie doch bewilligt, landet aber nach einer kritischen Bemerkung im dortigen Gefängnis. Fatal, da er seine lebensnotwendigen Medikamente nicht nehmen kann. Zwar wird er nicht lange festgehalten, aber für seine Gesundheit hat das schwerwiegende Folgen. Damit nicht genug. Das Sexvideo taucht im Internet auf. Tico wird als Lügner an den Pranger gestellt und auch die Kampagne wird zu Farce.
Autoren/Hrsg.
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Es war ein verregneter Märzabend in Berlin. Das Licht der Laternen spiegelte sich in den Pfützen der zugeparkten Straßen rund um die Columbiahalle, die bis zum letzten Platz gefüllt war. Das Publikum wartete auf seinen Star, den britischen Newcomer Tico. Ungeduldig rief es nach ihm. Doch er ließ sich nicht blicken. Sein Manager betrat die Bühne, entschuldigte sich für die Verzögerung. „Es gab ein organisatorisches Problem. Die Show beginnt in wenigen Minuten.“ Er rannte zurück zur Künstlergarderobe, trieb Tico zur Eile an. „Mach voran, lange bleiben die Leute nicht mehr ruhig.“ „So sorry, Ben“, murmelte der Popstar, der sich bemühte, Deutsch zu sprechen. „Warum bist du überhaupt so spät gekommen? Du wusstest doch genau Bescheid.“ „Ich noch was zu erledigen hatte, das länger war, als ich dachte“, erklärte Tico. „Und das konnte nicht bis morgen warten?“ Tico sagte nichts, aber ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Morgen wird bestimmt noch schlimmer für mich. Er ermahnte sich selbst. Show must go on. Er zupfte sein Jackett zurecht, fuhr sich ein letztes Mal durch sein gestyltes blondes Haar. Schon auf dem Weg zur Bühne, wo seine Band spielte, hörte er das Publikum seinen Namen rufen. Sein Herz schlug wie ein Hammer. Fest umklammerte er das Mikrofon. Ich darf die da draußen auf gar keinen Fall enttäuschen. Als er ins Rampenlicht trat, schwoll das Gebrüll und Gekreische noch mehr an. Tico sah neben schmachtenden Blicken auch etliche Kameras auf sich gerichtet. Adrenalin pur für den Zweiundzwanzigjährigen, dessen schlanke Figur durch enge, elastische Kleidung betont wurde. Tico verharrte einige Sekunden. Mein großer Traum. Aber wie lange kann ich ihn leben? Er verdrängte die Gedanken, konzentrierte sich auf die Show. Tico tanzte und sprang zu den Rhythmen der Musik auf der Bühne herum, begrüßte etwas atemlos seine Fans. „Good evening, Berlin! Seid ihr gut drauf?“ Zustimmender Jubel erklang. „Seid ihr gut drauf?“, wiederholte er, eine Hand ans Ohr haltend. „Ja!“, dröhnte es aus dem Publikum. „Ich will machen great Show, aber ihr mir helfen müsst!“ Die Zuschauer applaudierten, trampelten mit den Füßen. Tico lächelte erleichtert, der Funke war übergesprungen. Er begann die Performance mit seinem Hit Ghost Dance. Die Masse grölte lautstark mit, dazwischen immer wieder Rufe: „Tico, we love you!“ In den nächsten zwei Stunden fegte der Popstar wie ein Wirbelwind über die Bühne, glänzte aber auch mit gefühlvollen Balladen, sprach dabei mit dem Publikum. „Music mich gerettet. Bin safe nun.“ Sein Lampenfieber war verflogen, es gab nur noch ihn und die Menge, die wie hypnotisiert von seiner Show zu sein schien. „Come on, come on!“, feuerte er seine Zuschauer, seine Band, und sich selbst an. Zum Abschluss nahm er noch einmal all seine Energie zusammen, legte mit nacktem Oberkörper einen Mambo aufs Parkett. Die Halle glich mittlerweile einem Hexenkessel. „Tico! Tico!“, rief das Publikum. Nach einigen Zugaben verließ der Sänger endgültig die Bühne, obwohl die Rufe in der Halle nach wie vor anhielten. Er war klitschnass geschwitzt, sehnte sich nach einer Dusche. Zudem spürte er immer mehr die Erschöpfung. Besser hätte es nicht laufen können. Nachdem er sich frisch gemacht und umgezogen hatte, wartete er einen günstigen Moment ab, um die Halle zu verlassen, aber ein Reporter bemerkte ihn. „Tico! Ein paar kurze Fragen!“ Der Popstar hob abwehrend die Hände. Der Berichterstatter ließ nicht locker. „Wie gefällt dir Berlin? Warst du mit der Show zufrieden? Bist du wirklich mit Laura Pyson zusammen?“ Tico gab keine Antwort, drängte sich vorbei, zum wartenden Wagen. Während er einstieg, hörte er den anderen schimpfen. „So ein sturer Hund! Was bildet der sich ein? Verdient Kohle ohne Ende, aber ist sich zu fein, nur eine Frage zu beantworten!“ Zu Ticos Erleichterung erwarteten ihn am Hotel keine Papparazzi, dafür aber eine attraktive junge Engländerin, die auch auf dem Konzert gewesen war. „Großartige Show“, sagte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Bei deinen UK Gigs konnte ich ja leider nicht dabei sein.“ „Dafür bist du jetzt da, Süße.“ Tico zog sich mit ihr auf sein Zimmer zurück. Dort nahm er eine Flasche Sekt aus der Minibar, füllte zwei Gläser, prostete seiner Besucherin zu. „Cheers.“ „Cheers. Auf deine Karriere.“ Tico lächelte verstohlen. Sein Leben war fast perfekt, aber eben nur fast. Er verbrachte einige Stunden mit seiner Besucherin. Als der Morgen graute, verabschiedete sie sich: „Um nichts in der Welt hätte ich diese Nacht missen wollen.“ „Ich auch nicht. Mach’s gut“, erwiderte Tico. Während sie sich aus dem Zimmer stahl, stand der Popstar auf. Er war schweißgebadet, musste zur Toilette. Der ständige Durchfall macht mich noch wahnsinnig. Anschließend legte er sich wieder hin, aber schlafen konnte er nicht mehr. Ruhelos blätterte er in ein paar Magazinen. Draußen goss es in Strömen. Für se ygin Vorhaben gewiss ein Vorteil, so würden ihn nicht viele Menschen sehen. Ein kurzer Blick auf die Uhr, halb acht. Mit zitternden Händen zog er sich eine Jacke über, bestellte an der Rezeption ein Taxi. Ziel: Die Charité. Während er in den Wagen stieg, redete er sich gedanklich Mut zu. Vielleicht stimmt das Ergebnis doch nicht und alles ist wieder okay, wenn ich mich ein wenig ausruhe, bevor die Tour weitergeht. Daher hat die Pause ihr Gutes. Er klammerte sich an diesen Strohhalm, obwohl er wusste, dass ein Irrtum mehr als unwahrscheinlich war. Als das Taxi vor der Charité hielt, schlug sein Herz bis zum Hals. Bevor er das Gebäude betrat, atmete er einmal tief durch. Die Stunde der Gewissheit war gekommen. Zur gleichen Zeit war Sarah Bender, Nachwuchsjournalistin des Jugendmagazins Popboom schon in der Redaktion, las noch einige Male kritisch ihren Konzertbericht durch: Sonntagabend brachte Tico die ausverkaufte Columbiahalle zum Kochen. Der Newcomer lieferte eine gigantische Show ab. Von Anfang an verzauberte der quirlige Blondschopf das Publikum. Temperament, Sexappeal, eine Portion Charme und eine großartige Stimme, zeichnen Tico aus. Mitreißende Rhythmen machten die Halle zur Riesentanzfläche, stimmungsvolle Balladen sorgten für Gänsehaut. Zwei Stunden voller Magie vergingen im Flug. Mit Tico ist ein neuer Stern am Pophimmel aufgegangen. Sarah Bender. Sarah legte das Papier beiseite. Hoffentlich trifft es den Ton der Kids. Ich fand ihn jedenfalls genial. Nervös wartete die Zwanzigjährige auf das Urteil ihres Chefs. Der hatte nichts zu beanstanden. „Sehr gut. Thorsten hat einige Fotos vom Gig gemacht, die kommen mit rein und dann geht alles in Druck.“ Bestens gelaunt ging Sarah zurück an ihren Schreibtisch. „Ich dachte schon, ich hätte ein wenig zu dick aufgetragen“, sagte sie zu ihrer Kollegin Ramona, die schon einige Jahre im Geschäft war. „Nein, genau das wollen die Kids lesen.“ „War aber wirklich eine tolle Show. Danke nochmal für die Tickets.“ „Keine Ursache. – Und, wie viele haben nach dem Gig noch auf ihn gewartet?“ „Keine Ahnung. Ich musste doch meine Cousine Melissa direkt nach Hause fahren. Gab es denn ein Meet and Greet?“ Ramona blickte sie belustigt an. „Schätzchen, ich meinte seine Groupies.“ „Hat er welche?“ „Guck dir Tico doch an. Kein Gramm Fett zu viel, blondes Haar, Grübchen am Kinn, ausdrucksvolle dunkle Augen und immer ein Lächeln im Gesicht. Die fahren voll auf ihn ab, obwohl er nicht ganz so groß ist.“ „1,78m“, erwiderte Sarah trocken. „Und du meinst, er lässt sich auf die ein?“ „Ich wette, er nimmt was er kriegen kann.“ Sarah spielte mit ihrem Kuli. „Aber wissen, tust du es nicht.“ „Lies mal, was Trendyteens auf ihrer Webseite schreiben“, erwiderte Ramona, bevor sie ein Telefonat entgegennahm. Sarah überflog den Blog. Ein achtzehnjähriges Mädchen erzählte dem Onlinemagazin, sie hätte nach dem Konzert in Dublin eine heiße Nacht mit Tico verbracht, wollte aber keine Details nennen. Sarah schüttelte den Kopf. Konnte das wirklich wahr sein, oder wollte sich da nur jemand wichtigmachen? Aber würde dann nicht Ticos Management dementieren? Zudem war er doch ein paarmal zusammen mit Laura Pyson, einer schottischen Folksängerin, gesehen worden und es hielt sich hartnäckig das Gerücht, sie wären ein Paar. Sarah schreckte jäh aus ihren Gedanken hoch, da Ramona wutentbrannt den Hörer aufknallte. „So ein arroganter Arsch“,...