E-Book, Deutsch, Band 764, 64 Seiten
Busch Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 764
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8050-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sommerträume am Wörthersee
E-Book, Deutsch, Band 764, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-8050-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Während ihres Urlaubs am Wörthersee verliebt Bianca sich unsterblich in den attraktiven Ingenieur Hans-Ulrich. Jede Minute verbringen die Verliebten miteinander. Das Leben könnte nicht schöner sein. Doch dann wird Hans-Ulrich von seiner Firma in einer dringenden Angelegenheit zurückgerufen. Bianca weiß, dass der Mann meistens im Ausland Brücken baut und - wie sie einem kurzen Telegramm entnimmt - nun in den Iran gesandt wurde. Dennoch besteht für sie nicht der geringste Zweifel an einer gemeinsamen Zukunft mit Hans-Ulrich. Als aber Wochen ins Land ziehen, ohne dass Bianca ein einziges Wort von ihm hört, schließt sie mit diesem Kapitel ihres Lebens ab. Schließlich wendet sie sich einem anderen Mann zu und heiratet ihn, da steht der über alles geliebte Hans-Ulrich plötzlich vor ihr ...
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Sommerträume am Wörthersee
Ein Ort, der Sensüchte weckt – und ein Frauenherz verzaubert
Während ihres Urlaubs am Wörthersee verliebt Bianca sich unsterblich in den attraktiven Ingenieur Hans-Ulrich. Jede Minute verbringen die Verliebten miteinander. Das Leben könnte nicht schöner sein. Doch dann wird Hans-Ulrich von seiner Firma in einer dringenden Angelegenheit zurückgerufen. Bianca weiß, dass der Mann meistens im Ausland Brücken baut und – wie sie einem kurzen Telegramm entnimmt – nun in den Iran gesandt wurde. Dennoch besteht für sie nicht der geringste Zweifel an einer gemeinsamen Zukunft mit Hans-Ulrich. Als aber Wochen ins Land ziehen, ohne dass Bianca ein einziges Wort von ihm hört, schließt sie traurig mit diesem Kapitel ihres Lebens ab. Schließlich wendet sie sich einem anderen Mann zu und heiratet ihn, da steht der über alles geliebte Hans-Ulrich plötzlich vor ihr ...
»Gib auf dich acht, Kind!«
Die kleine, zierliche, weißhaarige Dame stand an dem zur Abfahrt bereiten Zug. Sie zerknüllte ihr Spitzentaschentuch, das sie hervorgeholt hatte, um Bianca nachzuwinken.
»Aber ja doch, Mutsch, was soll mir denn schon passieren?« Bianca Kerkow hatte gottlob einen Fensterplatz in dem Abteil erwischt, sodass sie bis zur Abfahrt des Zuges noch mit ihrer Mutter plaudern konnte. Aber im Grunde genommen sehnte sie den Abschied herbei.
Dann war es so weit. Die Türen wurden zugeschlagen, ein Pfiff ertönte, und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.
»Schreib uns sofort!«, legte Frau Louise ihrem Kind nochmals ans Herz.
»Ja!«, rief Bianca zurück.
Auch sie ließ ein weißes Taschentüchlein flattern und sah wenig später nur noch das wedelnde Spitzentuch ihrer Mutter. Da schloss sie das Fenster und setzte sich in die Ecke.
Biancas Augen wanderten über die weite Landschaft, die sie jetzt durchfuhren. Ihre Heimat. Sie liebte die endlose Ebene, die friedlich grasenden schwarz-weißen Kühe, den Schäfer, der mit seiner Herde gemächlich dahinzog. Dennoch freute sie sich auf die Ferien, die Entspannung und auf die Fremde.
Drei Wochen Ferien am Wörthersee. Himmlisch war das. Sie kannte diese schöne Landschaft bereits aus Prospekten und Reiseführern, die sie gewälzt hatte, und brannte darauf, sie kennenzulernen.
Die ersten Ferien ohne ihre Eltern, die sie immer noch wie ein Kind behüteten. Fürchtete sie sich etwa? Unsinn. Bianca war voller Erwartung und freute sich.
Und am anderen Tag gegen Mittag erreichte sie mit vielen anderen Reisenden ihr Ziel.
Sie bemerkte den Herrn nicht, der sie, hinter einer Zeitung verschanzt, beobachtete. Eine Landsmännin, sogar eine sentimentale, überlegte er. Aber wenn Sentimentalität mit so viel aparter Schönheit gepaart war, konnte man sie ertragen.
Bianca bemerkte auch nicht, dass der Herr langsam die Zeitung zusammenfaltete und ihr folgte. Er war neugierig, wo dieses Mädchen wohl wohnte. Vielleicht konnte man ja dem Zufall ein bisschen nachhelfen, damit man ihm bald wieder einmal begegnete.
Jetzt hatte Bianca das Hotel am See erreicht. Es sah gepflegt, solide aus und gefiel ihr. Und dieser Eindruck verstärkte sich noch, als sie ihr Zimmer betrat. Es lang zum See hinaus und besaß einen Balkon, auf dem man sich herrlich aalen konnte.
Früh am Nachmittag startete sie zu einem Erkundungsbummel. Sie hatte eines ihrer geschmackvollen neuen Kleider angezogen, die sie sich vor der Reise gekauft hatte. Sie war jung und eine Frau. Sie freute sich, dass ihr verstohlene Blicke folgten.
Ihr Leben verlief bisher stets in geregelten Bahnen, ein Tag war wie der andere, und jeder kam ihr ausgefüllt und schön vor.
???
Nach einem ausgedehnten Bummel suchte Bianca ein Gartencafé auf, das direkt am Wasser lag.
Die Plätze waren durch hübsche bunte Sonnenschirme gegen allzu heiße Sonnenstrahlen geschützt. Eine kleine, aber vorzügliche Kapelle spielte zum Tanz auf. Auch die Tanzfläche befand sich im Freien, unter großen, weit ausladenden Kastanienbäumen, die mit ihrem Blätterdach wundervollen Schatten spendeten.
Als Bianca einen Platz suchte, fühlte sie sich ein kleines bisschen unsicher. Sie war es nicht gewohnt, sich allein in der Öffentlichkeit zu bewegen. Gretl neckte sie deswegen häufig genug, und Gretl hatte nicht ganz unrecht.
Bianca war von Natur aus zurückhaltend, ja scheu. Niemand merkte es ihr an. Sie zeigte diese Hemmungen nicht, hatte sich auch jetzt so weit in der Gewalt, äußerlich ruhig und beherrscht auf einen noch freien Tisch zuzugehen. Aber sie war froh, als sie saß.
»Darf ich bitten?«, fragte nach einer kurzen Weile eine tiefe, volle Männerstimme. Bianca zuckte leicht zusammen. An die Möglichkeit zu tanzen hatte sie nicht im Entferntesten gedacht.
Sie erhob sich und schaute in ein schmales, interessantes tief gebräuntes Männergesicht. Lag es an ihrer lebhaften Fantasie, dass sie augenblicklich an einen kühnen Seefahrer erinnert wurde?
Plötzlich stockte Bianca der Atem. Sie erreichten die Tanzfläche. Der große, interessante Fremde verbeugte sich abermals. Dann spürte Bianca seine Hand leicht und doch bestimmt auf ihrer Hüfte. Sie machte die ersten Schritte nur zögernd.
Seit der Tanzstunde, die sie als Sechzehnjährige besucht hatte, war sie selten dazu gekommen, das Gelernte auch praktisch anzuwenden. Würde sie sich blamieren?
Bianca ahnte nicht, wie reizend, wie anziehend und durch und durch weiblich sie in ihrer leichten Unsicherheit wirkte.
Hans-Ulrich Ohlen fragte sich, ob dieses schöne Geschöpf gekonnt Theater spielte oder ob ihre Verwirrung echt war. Er hatte mit dem schönen Geschlecht schon mancherlei Erfahrungen gemacht.
Er pries den Zufall, der ihn heute Nachmittag hierher geführt hatte. Oder war es kein Zufall, konnte er an eine Bestimmung glauben?
Bisher hatten sie noch kein Wort miteinander gesprochen, dabei fiel es Hans-Ulrich Ohlen sonst durchaus nicht schwer, ein belangloses Gespräch in Gang zu bringen.
Die Musik schwieg, man klatschte. Dann folgte der zweite Tanz – ein Tango.
Bianca lag in den Armen des Fremden und spürte, wie schön das Leben war. Sie war glücklich und dachte nicht weiter darüber nach.
Hans-Ulrich schaute Bianca an. Dieses klare, ausdrucksvolle Frauengesicht mit den großen, verträumten braunen Augen war dicht vor ihm, diese Augen, die einen so seltsamen, wundervollen Kontrast zu dem goldenen Blond ihres Haars bildeten.
Er brachte Bianca an ihren Tisch zurück.
»Gestatten Sie, dass ich mich zu Ihnen setze?«, bat er.
Bianca nickte. Es kam ihr fast selbstverständlich vor, dass der Fremde neben ihr Platz nahm.
Der Mann stellte sich vor, und sie nannte ebenfalls ihren Namen.
Sie plauderten über das Wetter und die Gegend. Sie waren einander noch zu fremd, um ein persönliches Wort in ihr Geplauder einzuflechten.
Zwischendurch tanzten sie. Hans-Ulrich forderte keine andere Dame mehr auf.
Erst als der Tanztee beendet war, erhoben sie sich.
»Darf ich Sie begleiten?«, fragte er, aber seine Frage klang eher wie ein Befehl.
»Ja.« Bianca nickte und wunderte sich, dass sie es ihm erlaubte. Dabei fühlte sie doch in der Gegenwart dieses Mannes eine gewisse Beklemmung.
Sie spürte die starke Persönlichkeit ihres Begleiters, die Herrschernatur, und wusste nicht, ob sie sich über diese Wahrnehmung freuen oder sich fürchten sollte.
»Sie sind so nachdenklich«, sagte Hans-Ulrich lächelnd.
Bianca schrak zusammen, hob den Kopf und schenkte ihm einen Blick aus ihren großen braunen Augen. Sie schwieg. Sie konnte ihm ja nicht verraten, was sie gedacht hatte, ohne sich lächerlich zu machen.
»Ich bin froh, Ferien zu haben«, sagte sie endlich.
»Ich auch, vor allem aber, dass es mich gerade hierher verschlug!« Biancas Herz raste plötzlich, als sie seinen heißen Blick auffing.
»Wieso verschlug?«, forschte sie, um überhaupt etwas zu sagen und nicht zu verraten, wie erregt sie innerlich war.
Sie kam im Beruf mit Männern zusammen, doch noch niemals hatte sie in ihnen mehr als gute Kameraden gesehen.
»Nun, ich bin vor genau zehn Tagen aus den Tropen heimgekehrt und durch einen Zufall auf ein Werbeplakat vom Wörthersee gestoßen. Ich entschloss mich kurzerhand, hier meinen verdienten Urlaub zu verleben.«
»Aus den Tropen«, wiederholte Bianca und hatte eine Erklärung für die tiefe Bräune ihres Begleiters.
Hans-Ulrich Ohlen nickte.
»Ich bin Brückenbauingenieur und die meiste Zeit im Ausland tätig. Meine letzte Arbeit hielt mich ganze zwei Jahre in Indien fest.«
»Zwei Jahre? Das ist sehr lange.« Ein kalter Schauer lief Bianca über den Rücken.
»Wenn man seine Arbeit hat, vergeht die Zeit sehr schnell. Außerdem ist das Leben in fremden Ländern immer interessant. Man bekommt keine Langeweile.«
Hans-Ulrich schaute in die Ferne, als suche er irgendwo am Horizont Indien. Er war es gewohnt, dass die Frauen ihn wegen seiner vielen Erlebnisse in der Fremde bewunderten.
Bianca neben ihm...




