E-Book, Deutsch, Band 3, 64 Seiten
Reihe: Skull Ranch
Callahan Skull-Ranch 3 - Western
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8078-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Doc Smoky heizt die Hölle an
E-Book, Deutsch, Band 3, 64 Seiten
Reihe: Skull Ranch
ISBN: 978-3-7325-8078-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Drei Wölfe aus Texas kommen nach Colorado. Ihr Boss ist der Weidehai Orlando. Er sucht neues Land für die Rinderzucht und will das Tal in Besitz nehmen, in dem sich John Morgan angesiedelt hat: das Bluegrass-Valley. Die Texas-Wölfe kämpfen mit allen Mitteln; sie scheuen vor keinem Verbrechen zurück, um John Morgan und die Männer von der Skull-Ranch in die Knie zu zwingen. Und Doc Smoky ist es, der unbewusst und gegen seinen Willen die ganze Hölle noch anheizt. Auf der Skull-Ranch kommt es zu einer Katastrophe, aber John Morgan und seine Männer wehren sich und schlagen zurück ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Der schwarzgekleidete Mann, der auf einem prächtigen Rappen sitzt, schiebt seinen Stetson mit einer lässigen Bewegung in den Nacken. In seinen blauen Augen leuchtete es triumphierend auf.
Sein Lächeln ist das blitzende Lächeln eines Siegers, der sich immer und überall durchsetzen und behaupten kann.
»Das ist das Tal, Leute«, murmelt Tony Orlando. »Sieht es nicht herrlich aus? Das ist das Bluegrass-Valley, von dem Wayne Redskin immer gesprochen hat.«
Seine beiden Begleiter nicken.
Man sieht schon aus größerer Distanz, dass diese beiden Burschen von ihrer Revolverschnelligkeit leben.
Und diese beiden Revolvermänner blicken auf das ovalgeschwungene Tal, das unter ihnen liegt und von den letzten Strahlen der verglühenden Sonne nochmals in ein goldenes Licht getaucht wird.
Es gibt Hügelketten in diesem Tal; Waldstücke, die bis zu den Hängen und Terrassen hochsteigen. Die drei Männer sehen ein halbes Dutzend Seen, dazu Wasserläufe, die aus den Bergen rechts und links kommen.
Sie erkennen auch einige Wasserfälle.
Tony Orlando holt tief Luft.
»Das ist mein Tal, Jungs. Hier werde ich mich niederlassen. Dort unten wird Colorados größte Ranch entstehen!«
Minuten vergehen. Tony Orlando ist ein reicher Mann mit kühnen Plänen und großen Hoffnungen. Er kommt aus Texas und kann sich überhaupt nicht an diesem wunderschönen Tal sattsehen.
Plötzlich deutet einer von Orlandos Begleitern auf einen großen See, der ungefähr in der Mitte des Tales liegt. Der Mann heißt Ben Higgins, und er hat Augen wie ein Adler.
»Zu spät, Boss«, sagt er leise. Ein tiefes Bedauern schwingt in seiner Stimme mit. »Dort unten gibt es bereits Menschen. Weiter nördlich ist auch eine Rinderherde zu sehen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind dort unten sogar die ersten Anzeichen eines Ranchneubaues zu erkennen.«
Tony Orlando zuckt zusammen, als habe man ihm unversehens ins Gesicht geschlagen. Hart pressen sich seine Lippen aufeinander. Seine Augen versuchen, die geschilderten Dinge zu erkennen, doch dann schüttelt der Rancher wütend den Kopf.
»Gebt mir ein Fernglas«, murmelt er dumpf. Walt Riders, der andere Gunman, reicht seinem Boss das Fernglas.
Der blondhaarige Mann blickt lange hindurch, dann beginnt er, lang anhaltend zu fluchen, reagiert so seinen Zorn ab. Orlando lässt das Fernglas sinken und fährt sich über die Augen.
»Du hast recht, Ben. Dort unten in diesem herrlichen Tal hat sich bereits jemand breitgemacht. Wir sind um wenige Tage oder Wochen zu spät gekommen.«
Wieder flucht der ungefähr fünfunddreißigjährige Rancher unbeherrscht. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, während sich ein harter Zug um seine Mundwinkel legt.
Die beiden Revolvermänner blicken ihren Boss nachdenklich an. Sie ahnen bereits, wie seine Entscheidung ausfallen wird.
»Wir reiten ins Tal, Leute«, sagt Tony Orlando. Seine Stimme vibriert. »Wollen uns die Hombres mal ansehen, die es wagen, mir dieses herrliche Tal wegnehmen zu wollen.«
Ben Higgins und Walt Riders nicken. Sie kennen ihren Boss und wissen sehr genau, dass man Tony Orlando nicht einmal einen Hosenknopf ungestraft wegnehmen darf.
Und der mächtige Tony Orlando hat sich bereits als Eigentümer dieses Tales gefühlt.
So ist das.
Und aus diesem Grund wird er auch nicht klein beigeben. Er ist bisher aus jedem Kampf als Sieger hervorgegangen und machte schon immer lange Schritte, wie man im Volksmund so sagt.
Er ist unduldsam gegen seine Mitmenschen, dieser Tony Orlando; er möchte immer seine Nasenspitze vorne haben. Und es gelang ihm bisher auch immer, wenn auch oft nur mit Hilfe seiner erstklassigen Leute.
Jeder, der sich ihm bisher in den Weg stellte, wurde in den Staub getreten.
Tony Orlandos Gesicht überzieht sich wieder mit diesem blitzenden Lachen.
Auch seine beiden Begleiter grinsen breit.
»Wir werden den Burschen da unten kräftig auf die Hühneraugen treten, Boss«, sagt Ben Higgins grinsend und klatscht mit der flachen Hand auf den Kolben seines tiefhängenden Revolvers.
Seine Knollennase ist gerötet. In die weit auseinander stehenden Augen tritt ein hartes Funkeln.
Orlandos Blick richtet sich auf den zweiten Schießer.
Walt Riders nickt mehrmals.
Seine abstehenden Ohren und der viel zu breit geratene Mund machen ihn nicht gerade zu einer Schönheit. Doch Riders ist, wie auch sein langjähriger Partner Ben Higgins, ein Ass mit seinem Revolver und gehört zweifellos zu den ganz Großen dieser Gilde.
»Mit diesen Kerlen da unten werden wir schneller fertig, als sie bis drei zählen können, Mr. Orlando. Denen machen wir Feuer unter den Hintern. Die Jungs werden rennen und laufen und erst wieder in Wyoming so richtig zu sich kommen.«
Tony Orlando lächelt.
»So ist es richtig, Männer«, sagt er herzlich. »Wir werden doch vor einigen hergelaufenen Viehtreibern nicht aufgeben. Wir ersetzen eine ganze Ranchmannschaft. Gegen unsere drei Revolver kommt überhaupt niemand an.«
Die drei Männer ziehen ihre Pferde herum. Der Abstieg ins Tal wird eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Tony Orlando rechnet damit, dass sie nicht vor dem Morgengrauen die im Tal liegende Ranch erreicht haben werden.
Der Mann ist groß, hager, gut proportioniert, dunkelhaarig und bärtig. Er mag über vierzig Jahre alt sein. Am bemerkenswertesten sind seine rauchgrauen Augen.
Sein Name ist John Morgan.
Er ist der Mann, der vor ein paar Monaten dieses herrliche Blaugrastal in Besitz genommen hat. In Kansas erwarb er eine Rinderherde, wo er auch den Scout Leroy Spade kennen lernte, der ihm von den berühmten Blaugrastälern Colorados vorschwärmte.
Mit einigen Getreuen gelang es John Morgan, dieses herrliche Tal zu finden.
Es gab viele Schwierigkeiten zu überwinden, doch nun will John Morgan alles daransetzen, sich hier ein Zuhause aufzubauen.
Morgennebel liegt über dem Tal. Das Gras glitzert, als wäre es mit Millionen von Diamanten geschmückt. Nicht mehr lange wird es dauern, dann wird die Sonne ihre sengende Kraft entfalten.
John Morgan, der aus Alabama kommt und während des Krieges Major in der Konföderierten Armee gewesen ist, geht langsam zu dem alten Chuckwagen hinüber, der als Fracht- und Einkaufswagen dient.
Dort hantiert bereits ein alter Bursche mit einem narbigen und verwitterten Piratengesicht. Ein gewaltiger Lederhut schmückt seinen Kopf.
Der Oldtimer blickt auf, während es in seinen Falkenaugen zu funkeln beginnt.
»Hallo, Boss«, sagt er und zeigt seine braunen Zähne. Aber Doc Smoky, der Ranchkoch, hat keine einzige Zahnlücke, nur braune abgenützte Zähne. »So früh schon auf den Beinen, Mr. Morgan?«
John Morgan nickt.
»Sicher, Smoky. Ich will dir noch ein paar Tipps mit auf dem Weg geben. Du fährst mit tausend Pfund Rindfleisch nach Gushole. Den Weg brauche ich dir ja nicht zu beschreiben. Du weißt doch, dass dieses Gushole ein böses Camp ist, ein Babylon inmitten der Berge. Achte gut auf dich, Smoky. Brazos und Shorty werden dich begleiten, sonst kommt niemand mit. Ich brauche hier jede freie Hand auf der Ranch. Alles klar, Smoky?«
Doc Smoky grinst.
»Ich habe immer wieder das Gefühl, Boss, dass Sie von mir den Eindruck haben, als hätte ich nur einen Ballen Stroh in meiner Birne. Doch so ist es wirklich nicht, wenn ich auch nur ein lausiger Pfannenschwenker bin.«
John Morgan versucht, ruhig zu bleiben. Es gelingt ihm nur schwer. Nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Redeschwall seines Kochs über sich ergehen zu lassen.
»Okay, Boss, ich tausche die tausend Pfund Rindfleisch gegen andere Waren ein und bin spätestens in zwei bis drei Tagen wieder zurück. Machen Sie sich nur um den guten Smoky keine unnötigen Sorgen, Boss. Wissen Sie, als ich so alt gewesen bin, wie Sie es jetzt sind, da lagen Sie noch in den Windeln. Ich erinnere mich da an eine Sache, die ich Ihnen …«
John Morgan hebt abwehrend beide Hände.
»Ein anderes Mal höre ich mir gerne deine Story an«, sagt der Boss ernst. »Doch du solltest aufbrechen. Wo stecken wohl Shorty und Brazos?«
Der alte Bursche grinst verschmitzt und reibt sich die abgearbeiteten Hände. »Die haben es sich bereits hinten auf dem Wagen bequem gemacht, Boss.«
Jetzt vernimmt John Morgan auch wirklich Schnarchgeräusche, die aus dem Chuckwagen klingen. Kopfschüttelnd blickt der Rancher seinen Koch an.
»Haben sich die beiden Jungs vielleicht einen Drink zu viel hinter die Binde gegossen, Smoky? Sie wussten doch, dass sie im Morgengrauen mit nach Gushole sollten.«
Doc Smoky windet sich wie ein Aal. »Nehmen Sie es den Jungs nicht übel, Boss«, sagt er dann leise. »Die beiden Burschen hatten einen harten Tag hinter sich. Den Wagen kann ich die nächsten Stunden auch alleine fahren. Ich binde die Pferde einfach hinten dran.«
John Morgan nickt.
»Dann mach dich auf die Socken. Ich bin alleine auf der Ranch und reite auch sofort zur Weide. Wir …«
John Morgans Stimme verweht. Er lauscht in das Dämmerlicht des beginnenden Tages. Nebelfetzen treiben wie gespenstische Schemen über dem Boden. Alle Gegenstände sehen wie mit weißer Zuckerwatte überzogen aus. Hufschlag klingt auf. Es müssen mehrere Reiter sein, die sich der Skull-Ranch nähern.
John Morgans Gesicht verzieht sich. Seine Augen blicken kühl, während er in sich hinein zu lauschen scheint.
Der Mann aus Alabama verspürt plötzlich einen unangenehmen Druck in seiner...




