Cameron | Weihnachten auf vier Pfoten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Cameron Weihnachten auf vier Pfoten

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-14423-4
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-641-14423-4
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieser herzerwärmende Roman darf bei keinem Hundeliebhaber unter dem Weihnachtsbaum fehlen!
Josh ist nicht gerade das, was man für einen Hundeliebhaber hält, dennoch liefert sein Nachbar eine trächtige Hundedame bei ihm ab. Das hatte Josh gerade noch gefehlt, nicht nur, dass er mit dem Ende seiner langjährigen Beziehung zu kämpfen hat, zu Weihnachten wollte er einfach seine Ruhe haben. Doch nichts da. Der Hundenachwuchs hält Josh ganz schön auf Trab. Zum Glück steht ihm Kerri vom Tierschutzbund zur Seite. Vielleicht besteht doch noch Hoffnung auf ein Happy End an Weihnachten?

W. Bruce Cameron, 1960 geboren, ist als Kolumnist und Autor international bekannt. Seine Kolumne zur Erziehung von Teenagern war 1995 so populär, dass sie als Buch veröffentlicht wurde, das als Vorlage für die TV-Serie 'Meine wilden Töchter' diente. Mit seinem Roman Ich gehöre zu dir landete er 2010 einen Bestseller. Die Reihe um den Hund Bailey wurde erfolgreich fortgesetzt und verfilmt.
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1

Das Telefon klingelte.

Josh blickte kurz auf, war sich aber nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Die kleinen Muskeln entlang der Wirbelsäule machten sich sprungbereit. Der Ledersessel, in dem er saß, quietschte leise bei dieser winzigen Bewegung. Unwillkürlich senkte er das Buch, als könnte er so besser sehen, wer anrief.

Es war der erste Oktober, kein Feiertag, er hatte auch nicht Geburtstag – wer sollte ihn anrufen?

Es klingelte wieder.

Sein Blick streifte Amandas Foto auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel, und das bewog ihn zum Aufstehen. Wahrscheinlich hatte sich bloß jemand verwählt, oder es war einer dieser ärgerlichen Werbeanrufe, bei dem man in ein Verkaufsgespräch für Produkte und Versicherungen, die keiner brauchte, verwickelt wurde. Doch die Erinnerung an Amandas Stimme zog ihn unweigerlich zum Telefon. Bevor der Anrufbeantworter anspringen konnte, hob er schnell ab. Obwohl er natürlich wusste, dass es nicht Amanda war.

Die Nummer auf dem Display war ihm unbekannt.

»Hallo?«

»Michael! Hey! Warum gehst du nicht an dein Handy? Ich hab schon mindestens fünf Nachrichten hinterlassen.«

Josh runzelte die Stirn und versuchte, die Stimme, die da aus dem Hörer quäkte, einer Person zuzuordnen.

»Ich brauche deine Hilfe, Kumpel. Ich hab ein Riesenproblem«, quasselte der Anrufer weiter.

»Entschuldigung, wer spricht denn da?«

»Ich bin’s, Ryan! Dein Nachbar vom Haus nebenan! Mensch, Michael, du kennst mich doch.«

»Ich heiße nicht Michael.« Was anderes fiel Josh im ersten Moment nicht ein. Ryan? Wer war denn das noch mal? »Mein Name ist Josh Michaels.«

»Klar, Mann, daran merkt man, wie gestresst ich im Augenblick bin. Wir haben uns neulich im Little Bear getroffen, erinnerst du dich, Josh?«

Der Saloon im Wildweststil existierte vermutlich schon seit der Gründung des Städtchens Evergreen in Colorados Bergen. Die Kneipe war immer rappelvoll, und manchmal mischte sich Josh dort unter die Leute, um wenigstens hin und wieder das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein.

Im Little Bear, stimmt! Josh schloss für einen Moment die Augen. Na klar, Ryan. Aus der irrigen Annahme heraus, sie beide würden sich in einer ähnlichen Lebenslage befinden, hatte sich ein Tresengespräch unter Männern ergeben. »Hast Glück gehabt«, hatte Ryan gesagt. »Meine hat mich rausgeschmissen, und ich musste nach einer neuen Wohnung suchen, obwohl ich komplett pleite war und keinen Job mehr hatte. Auch wenn’s hart klingt, aber sei froh, dass du noch eine Bleibe hast.«

Glück gehabt? Dass er Amanda verloren hatte?

Er war total unglücklich seitdem. Amanda war weg, aber auf seine Art sorgte er dafür, dass sie stets bei ihm blieb. Er meinte noch immer, ihre Gegenwart zu spüren und ihren Duft zu riechen, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Für ihn lag sie noch immer Nacht für Nacht neben ihm im Bett, auch wenn die schemenhaften Formen der Kissen kaum mehr als Schatten der Erinnerung waren. Aber man musste schon ziemlich bescheuert sein, das Glück zu nennen.

Aber Ryan, erinnerte sich Josh nun, war tatsächlich so bescheuert.

Während Josh ihm seine traurige Geschichte erzählt hatte, hatte der Kerl nur ungeduldig zugehört, wie ein hibbeliger Redner auf einer Versammlung, der es nicht erwarten konnte, endlich selbst das Mikrofon zu ergreifen. Ryan war stinksauer auf seine Exfreundin gewesen. Tief übers Bierglas gebeugt, hatte er immer wieder Gesten der Vereinnahmung gemacht, die Komplizenschaft signalisieren sollten, während er voller Zorn über seine zerbrochene Beziehung geredet hatte. Dabei hatte er durchblicken lassen, dass ihm Unrecht getan worden war, für das ihm Wiedergutmachung zustehe. Und wenn nicht, dann mindestens Rache. Wie war ihr Name gleich gewesen? Egal, das spielte keine Rolle. Josh musste daran denken, wie sich im Lauf des Abends eine immer größere Kluft zwischen ihnen aufgetan hatte. Zuerst schien beide nur ein Tresen zu trennen, irgendwann hatte er Ryan dann wie aus der anderen Ecke des Raums angeschaut, und bald war es ihm vorgekommen, als trennten sie Welten.

Hatte er dem Typen tatsächlich seine Telefonnummer gegeben?

»Du hast gesagt, ich soll mich melden, wenn ich Hilfe brauche«, sagte Ryan, als könne er Gedanken lesen.

»Na ja, nachdem du erzählt hast, dass du das ganze Haus eingeräuchert hast, als du neulich im Kamin Feuer machen wolltest.« Einen Volldeppen, der aus absoluter Unfähigkeit mal eben seine Hütte abfackelte, brauchte man in einem Ort zweieinhalbtausend Meter über dem Meeresspiegel wirklich nicht, zumal hier überall Kiefern herumstanden, die von irgendwelchen eingewanderten japanischen Käfern völlig ausgehöhlt und restlos vertrocknet waren.

Soweit sich Josh erinnern konnte, hatte er mit seinem freundlichen Angebot einfach nur Schlimmeres verhindern wollen. Zum Beispiel einen Großbrand mit katastrophalen Folgen für den ganzen Ort.

»Warum ich jetzt anrufe, ist noch tausendmal schlimmer. Ein echter Notfall! Mein Bruder – jetzt halt dich fest! – ist eingebuchtet worden! Und zwar in Frankreich

Das letzte Wort hatte Ryan genüsslich betont.

Josh wartete stumm auf eine Erklärung, was das alles mit ihm zu tun haben sollte. »… und?«, fragte er schließlich.

»Und deshalb brauch ich deine Hilfe, Mann! Ich habe Serenas Hund an der Backe, auf den muss jetzt einer aufpassen.«

Genau! Serena, das war der Name von Ryans Exfreundin. »Ja, aber nicht ich«, entgegnete Josh.

»Ich muss jetzt aber nach Europa fliegen, Mann. Da lassen die keine Hunde rein, zumal er mir nicht mal gehört. Außerdem muss ich gleich losfahren, der Flieger geht in vier Stunden. Hörst du mir zu? Ich bin echt total am Ende. Loose und ich kommen gleich rüber, dann erklär’ ich dir alles.«

»Wer ist Loose?«

»Der Hund. Das ist halt sein Name, da kann ich ja nichts für.«

Josh holte tief Luft, doch das entschiedene Nein, das er Ryan entgegensetzen wollte, wurde von der Stille in der Leitung geschluckt, weil Ryan einfach aufgelegt hatte.

Josh lief ans Fenster neben dem Eingang, das aus großen Scheiben bestand, die vom Boden bis zur Decke reichten. Von dort konnte er über die Veranda und den vorderen Garten bis zu seiner Auffahrt sehen. Die Luft an diesem Oktobernachmittag war trocken und klar, und die Sonne schien zwischen den Bäumen hindurch. An so einem Samstag hätte Amanda sicher den Vorschlag gemacht, Wandern zu gehen. Sie hätten sich eine schöne Tour ausgesucht und Amanda wäre unermüdlich vorneweg gelaufen. Es war schon paradox: Amanda hatte sich immer einen Hund gewünscht. Josh hatte jedoch Bedenken wegen der vielen Mühen gehabt, die ein Haustier verursachte. Er war immer dagegen gewesen, weil er beruflich zu stark eingespannt war, um sich um einen Hund zu kümmern.

Hätten sie sich einen angeschafft, wäre er allerdings jetzt nicht so allein und hätte einen Kameraden, mit dem er seinen Kummer teilen konnte. Es heißt doch, Hunde sind immer für einen da, egal was passiert. So dachte Josh zumindest.

Die beiden Häuser auf der nur spärlich bebauten Hanglage lagen zwar keine hundert Meter Luftlinie voneinander entfernt, trotzdem kam Ryan mit dem Wagen angefahren. Er gehörte zu der Sorte Mensch, die den Vierradantrieb ihres Autos auf Dauerbetrieb gestellt hatten, weil sie dachten, das müsste so sein, wenn man in den Bergen lebte. Josh sah vom Fenster aus, wie sich die vier überdimensionierten Räder des Sportgeländewagens durch den Dreck gruben, während dieser sich langsam die Serpentine hochwand. Vor dem Haus kam der Geländewagen dann ruckelnd zum Stehen und Ryan sprang heraus. Er war bereits für den bevorstehenden Langstreckenflug gekleidet: mit Kakihose, Pullover und einer leichten Jacke. Ryan winkte kurz hinüber zu Josh hinter der Scheibe, der wiederum sofort zur Eingangstür lief, um Ryan und seinen Hund am Betreten des Hauses zu hindern. Die Stiefelabsätze klackerten hart auf den Holzbohlen, als Josh auf die Veranda hinaustrat.

»Hey, Josh!«, rief Ryan, als wären sie die dicksten Freunde.

Nachdem er von Amanda verlassen worden war, hatte auch Josh sich eine Weile Bart und Haare wachsen lassen. Allerdings war Joshs Bart nicht so wildwüchsig wie der von Ryan gewesen, sondern eher ein gepflegter Zehntagebart, und die Haare hatten damals nur leicht am Kragen aufgesetzt. Als er dann während einer Webkonferenz bemerkte, dass ihn seine Kunden merkwürdig ansahen, wusste er, dass er mit seinem neuen Look nur die gängigen Vorurteile über seine Zunft bediente: Nämlich dass er ein nerdiger IT-Eremit in einer abgelegenen Berghütte am Ende der Welt war, der tagsüber Anwendungen programmierte und nachts mit den Wölfen heulte. Oder Bomben aus Holz bastelte. So was in der Art jedenfalls. Er entschied sich also wieder für die glatt rasierte Version seiner selbst und ging seitdem regelmäßig zum Friseur.

Als er nun Ryan vor sich stehen sah, mit der bärtigen Wolle im Gesicht und den strähnigen blonden Haaren, die ihm bis zum Kinn reichten, gratulierte er sich erneut zu seinem weisen Entschluss. Ryan sah aus, als wäre er jüngst einer Sekte beigetreten, die Körperpflege völlig ablehnte.

»Du bist echt klasse, Kumpel«, sagte Ryan voller Dankbarkeit.

»Ich kann deinen Hund nicht nehmen, Ryan. Ich weiß überhaupt nicht, was so ein Tier braucht. Ich habe nie einen Hund gehabt.«

Ryan setzte die Fingerkuppen an die Schläfen links und rechts und fing an zu zucken, als hätte er einen...


Cameron, W. Bruce
W. Bruce Cameron, 1960 geboren, ist als Kolumnist und Autor international bekannt. Seine Kolumne zur Erziehung von Teenagern war 1995 so populär, dass sie als Buch veröffentlicht wurde, das als Vorlage für die TV-Serie »Meine wilden Töchter« diente. Mit seinem Roman Ich gehöre zu dir landete er 2010 einen Bestseller. Die Reihe um den Hund Bailey wurde erfolgreich fortgesetzt und verfilmt.



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