E-Book, Deutsch, Band 75, 400 Seiten
Reihe: Historical Gold Extra
Camp Gefährliche Geheimnisse einer Lady
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-6094-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 75, 400 Seiten
Reihe: Historical Gold Extra
ISBN: 978-3-7337-6094-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sie wirkt wie eine echte Lady. Insgeheim aber nutzt Marianne ihre Schönheit und ihren Charme, um für eine Diebesbande günstige Gelegenheiten in Londons feiner Gesellschaft auszukundschaften. Dumm nur, dass ausgerechnet der atemberaubend attraktive Justin, Lord Lambeth sie beim Schnüffeln ertappt. Zwar verzichtet er darauf, sie anzuschwärzen allerdings folgt ihr fortan der misstrauische Blick seiner betörend blauen Augen überall hin. Obwohl Marianne sich heftig zu ihrem Bewacher hingezogen fühlt, versucht sie alles, um ihn abzuschütteln. Doch als ein mysteriöser Schatten aus ihrer Vergangenheit sie bedroht, ist Justin der Einzige, den sie um Hilfe bitten kann ...
Bereits seit über 20 Jahren schreibt die US-amerikanische Autorin Candace Camp Romane. Zudem veröffentlichte sie zahlreiche Romances unter Pseudonymen. Insgesamt sind bisher 43 Liebesromane unter vier Namen von Candace Camp erschienen. Ihren ersten Roman schrieb sie unter dem Pseudonym Lisa Gregory, er wurde im Jahr 1978 veröffentlicht. Weitere Pseudonyme sind Kristin James sowie Sharon Stephens, heute schreibt sie nur noch unter ihrem Mädchennamen Candace Camp. Seit sie denken kann, bereitete ihr das Ausdenken von Geschichten viel Freude. Ihre Mutter war Reporterin, ihr Vater Geschäftsführer einer Zeitung, bereits in jungen Jahren dachte sich Candace Camp Geschichten aus. Als Kind ließ sie ihrer Fantasie beim Spielen mit kleinen Figuren freien Lauf und erfand dabei Geschichten. Bereits im Alter von zehn Jahren schrieb sie erste Geschichten auf, schnell wurde das Schreiben zu ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung. Allerdings blieb es ein Hobby, sie studierte an der Universität von Austin in Texas und wurde Lehrerin. Später zog sie nach North Caroline, arbeitete bei einer Bank und entdeckte ihre Vorliebe für Romances, es sind moderne Liebesromane. Während ihres Jura-Studiums an der Universität von North Carolina schrieb sie ihren ersten Liebesroman. Noch heute ist sie davon überzeugt, dass sie die Disziplin, die zum Schreiben eines Romans benötigt wird, durch ihr Jura-Studium erhielt. Nach den ersten Erfolgen gab sie ihre Arbeit in der Anwalts-Kanzlei auf, widmete sich ganz dem Schreiben von modernen Liebesromanen und denkt sich mit Begeisterung neue Geschichten aus. Geboren wurde Candace Camp am 23. Mai 1949 in Amarillo in Texas. Seit 1980 ist sie mit Pete Hopcus verheiratet, sie haben eine gemeinsame Tochter.
Autoren/Hrsg.
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PROLOG
Schläfrig hob das kleine Mädchen den Kopf und sah den Mann an, der ihm in der Kutsche gegenübersaß. Die Kleine blinzelte ein wenig verwirrt, doch dann verfinsterte sich ihre Miene.
„Du bist ein böser Mann.“
Der Angesprochene warf ihr einen kurzen Blick zu und seufzte. „Sei ruhig. Wir sind fast da.“
Sein Gesicht war im Zwielicht kaum auszumachen. Er war knochig und dünn und rutschte ununterbrochen ruhelos auf seinem Sitz herum. Marie Anne dachte an ihr Kindermädchen Amélie, die ihn mit Sicherheit zurechtgewiesen hätte, er solle still sitzen, wenn sie jetzt hier gewesen wäre.
„Ich will nach Hause“, klagte sie. Sie war vollkommen durcheinander. Seit Wochen schon war nichts mehr wie sonst. Sie vermisste John und ihre kleine Schwester. Aber am meisten vermisste sie Mama und Papa. Sie dachte an die Nacht, in der ihre Mutter sie zur Tür hinausgeschoben hatte und mit ihr eine dunkle, unheimliche Straße entlanggeeilt war. Sie hatte noch den Duft von Mamas Parfüm in der Nase und hörte sie sagen „Pass auf dich auf, ma chérie“. Mama hatte geweint, während sie Marie Anne fest an sich gedrückt hielt. Marie Anne hatte genau gewusst, dass die bösen Männer auf der Straße Mama zum Weinen gebracht hatten.
„Ich will bei dir bleiben!“, hatte Marie Anne geschrien und sich fest an ihre Mutter geklammert. Daraufhin hatte auch ihre kleine Schwester zu weinen angefangen und so sehr gestrampelt, dass es ihr beinahe gelungen war, sich aus den Armen von Mrs Ward herauszuwinden und zurück zu ihrer Mutter zu gelangen. Nur John hatte sich nicht gerührt.
„Chérie, wenn ich dir nur erklären könnte, was geschehen ist – ich wünschte, dass wir zusammenbleiben könnten, aber das geht nicht, du bist in Gefahr.“ Ihre wunderschöne Mutter hatte sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt und versucht zu lächeln. „Du musst nach Hause, nach England. Zu deiner Mimi. Es wird dir dort bestimmt gefallen. Mrs Ward bringt euch hin. Du kennst doch Mrs Ward. Sie ist Mamas Freundin und wird gut auf euch aufpassen. Sie sorgt dafür, dass ihr in London zu Mimis Haus findet. Papa und ich müssen hierbleiben und Großmutter und Großvater dazu überreden, das Land auch zu verlassen. Aber sobald wir das geschafft haben, kommen wir nach. Wir sehen uns alle bei Mimi wieder.“
„Versprochen?“
„Versprochen, meine liebe Kleine, versprochen.“
„Wo ist Mama?“, fragte Marie Anne ihren Begleiter jetzt und blickte ihn vorwurfsvoll an. „Du hast gesagt, du bringst mich zu Mama.“ Sie hatte geweint und nach ihm getreten, als er sie früher am Abend plötzlich aus ihrem Bett gerissen und fortgetragen hatte. Schließlich hatte er gesagt, sie solle sich beruhigen, er werde sie zu ihrer Mutter bringen.
„Wir sind gleich da“, wiederholte der Mann, während er aus dem Fenster sah.
Marie Anne sah ebenfalls hinaus und versuchte zu erkennen, wo sie sich befanden. Sie fuhren auf ein großes Haus zu. Doch was da vor ihnen lag, war nicht ihr Zuhause und auch nicht Mimis großes Landhaus oder ihr weißes Haus in der Stadt. Es war ein riesengroßer, kompakter Block aus grauem Mauerwerk, Mama würde sich niemals an einem so hässlichen Ort aufhalten. Tränen traten Marie Anne in die Augen.
„Das ist nicht Mimis Haus.“ Mamas Pariser Freundin Mrs Ward hatte sie zu ihr gebracht, und Marie Anne hatte sich sogar darauf gefreut, bei ihrer geliebten Großmutter zu sein. Doch dann hatten sie Mimi gar nicht zu Gesicht bekommen und waren von der Frau in ein anderes Haus gebracht worden, wo der fürchterliche Mann auf sie gewartet hatte. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, aber er gehörte nicht zu den Erwachsenen, die mit Kindern sprachen, deshalb war sie sich nicht sicher, wer er war.
Dann hatte die Frau ihr etwas zum Einnehmen gegeben und auch versucht, John etwas davon einzuflößen, doch der hatte sich vehement erbrochen. Sie hatte die Geschwister ohne Aufsicht in einem Zimmer eingeschlossen, wo John sich schwitzend und zitternd auf dem Bett hin und her gewälzt hatte. Marie Anne war bei seinem Anblick angst und bange geworden; sie hatte nicht gewusst, was sie tun sollte, ohne den Beistand der Erwachsenen. Doch jetzt, da sie von John getrennt war, hatte sie noch mehr Angst. Sie fuhr ganz allein mit einem Fremden durch die dunkle Nacht. Warum hatte Mrs Ward sie mit der Frau allein gelassen? Warum hatte sie ihre kleine Schwester mitgenommen, aber weder John noch Marie Anne? Wo war Mimi?
Sie fing an zu weinen, obwohl sie den seltsamen Fremden eigentlich nicht merken lassen wollte, wie sehr sie sich fürchtete. „Ich will zu Mimi“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich will zu Amélie, ich will zu Mama!“
„Ja, ja, später“, erwiderte der Fremde ungeduldig. Er wartete nicht einmal ab, bis die Kutsche angehalten hatte, ehe er die Tür aufmachte und hinaussprang. Er griff nach Marie Anne, aber sie wich ihm aus. Ihr Herz begann zu rasen. Draußen ragte das hässliche Haus bedrohlich in den Nachthimmel, dort wollte sie ganz sicher nicht hinein.
„Nein. Nein!“ Ihre Stimme ging in ein schrilles Kreischen über, als er sie schließlich zu fassen bekam und aus der Kutsche zog.
Sie schrie wie am Spieß und wand sich, sosehr sie konnte. „Mama! Papa!“
Doch der Mann hatte kein Erbarmen mit ihr, er schleifte sie die Stufen zur Eingangstür hinauf und betätigte den schweren Türklopfer. Es dauerte eine ganze Weile, bis ein mürrisches Dienstmädchen die Tür öffnete, und dann noch einige Zeit, ehe eine große, missmutig dreinblickende Frau in Morgenmantel und Nachthaube am Eingang erschien.
Bei ihrem Anblick erstarb Marie Annes Schluchzen. Sie starrte die Frau an, dabei wurde ihr eiskalt im Magen. Die Frau war hochgewachsen und kräftig, sie hatte keinen Funken der Schönheit und Anmut, die Marie Annes Mutter und Großmütter auszeichneten. Die Augen dieser Frau waren blass und kalt wie Metall, ihr Gesicht war grimmig, ihre Nase ragte wie der Schnabel eines Raubvogels daraus hervor. Sie blickte durch Marie Anne hindurch, und ihr war, als könnte die Frau dabei jede einzelne kleine Ungehorsamkeit sehen, die sie je begangen hatte.
„Ich habe sie von der Straße aufgelesen“, sagte der Mann. „Sie stand am Rinnstein, jemand muss sie dort zurückgelassen haben. Ich wusste nicht, was ich mit ihr machen sollte.“
Bei diesen Worten brach Marie Anne in wütenden Protest aus „Das ist gelogen! Ich bin nicht allein auf der Straße herumgelaufen!“
Als die Frau in die Hände klatschte, gab es einen so lauten Knall, dass sowohl Marie Anne als auch der Mann vor Schreck zusammenzuckten. „Das reicht!“ Ihre Worte hatten die Wirkung eines Peitschenhiebs. „Was fällt dir ein, einer Autoritätsperson ins Wort zu fallen, Mädchen! Wir werden dich hier schon lehren, dass du nur zu reden hast, wenn man dich fragt, und dass du Erwachsenen nicht zu widersprechen hast.“
Beim Tonfall der Frau schlug Marie Anne das Herz bis zum Hals, aber sie straffte die Schultern und hob den Kopf. So leicht ließ sie sich nicht unterkriegen. Sie dachte daran, wie ihr Vater über ihren Kampfgeist geschmunzelt und sie seinen kleinen Tiger genannt hatte.
„Aber ich bin nicht allein auf der Straße herumgelaufen“, wiederholte sie.
Die Frau runzelte die Stirn. „Ich sehe schon, dass du ganz schön widerborstig bist. Rotschöpfe wie du machen immer Ärger.“
„Sie wird sich schon beruhigen“, sagte der Mann schnell und mit einem leichten Anflug von Furcht in der Stimme. „Wenn sie eine Weile hier ist, wird sie sich schon eingewöhnen.“
„Machen Sie sich keine Sorgen, Sir“, meinte die Frau mit der Andeutung eines spöttischen Lächelns. Sie bedachte ihn mit dem gleichen Blick, mit dem sie vorher Marie Anne gemustert hatte, so als wüsste sie genau, was in seinem Kopf vorging. „Ich nehme sie auf. Ich lasse doch kein Kind auf der Straße stehen, nur weil es keine Manieren hat. Wir werden ihr die Flausen schon austreiben.“ Bei diesen Worten leuchteten die Augen der Frau voller Vorfreude.
Erleichtert seufzte der Mann auf und ließ Marie Anne los. „Ich danke Ihnen.“
Er drehte sich um und eilte zur Kutsche. Obwohl das Mädchen ihn nicht leiden konnte, hatte sie Angst davor, dass er wegging. Es war immer noch besser, bei ihm zu sein als bei der Frau mit dem strengen Gesicht.
„Nein! Warte!“, rief Marie Anne und wollte ihm nachlaufen, doch die Frau hatte sie bereits am Kleid gepackt und hielt sie fest.
„Stopp! Hör sofort auf!“ Mit diesen Worten versetzte die Frau ihr einen scharfen Schlag auf die Rückseite der nackten Beine.
Marie Anne, die in ihrem ganzen Leben noch niemals geschlagen worden war, fuhr vor Schreck herum und blickte die Frau mit offenem Mund an. Die Kutsche mit dem Mann darin verschwand.
„So ist es schon besser.“ Die Frau nickte zustimmend. „Hier in St. Anselm wissen Kinder, was sich gehört, das wirst du bald merken. Hier haben Kinder still und folgsam zu sein. Also …“ Die Frau betrachtete sie, offenbar zufrieden damit, wie schnell sie dieses unmögliche Mädchen zur Räson gebracht hatte. „Wie alt bist du?“
„Fünf“, antwortete Marie Anne prompt, voller Stolz darauf, wie groß sie schon war.
„Und wie heißt du?“
„Marie Anne.“
„Das ist ja wohl kaum ein Name für ein Mädchen wie dich. Du bist zweifelsohne das Ergebnis einer außerehelichen Liaison des Gentlemans, der dich hergebracht hat. Wir werden dich einfach Mary nennen, das reicht ja wohl. Hast...