Carlsson | Der Lügner und sein Henker | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

Reihe: Leo Junker

Carlsson Der Lügner und sein Henker

Thriller Bd. 3
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-18081-2
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller Bd. 3

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

Reihe: Leo Junker

ISBN: 978-3-641-18081-2
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Einen Tag vor Mittsommer wird Charles Levin, Leo Junkers langjähriger Mentor und Freund, in einem kleinen schwedischen Urlaubsort ermordet. Leo ist schockiert, reist an den Tatort, um bei der Lösung des Falls mitzuhelfen; schließlich kannte keiner Levin so gut wie er – denkt er zumindest. Doch schon bald stellt Leo fest, dass ihm sein Freund vieles verschwiegen hat: seine dubiosen Verbindungen zum Geheimdienst in den Achtzigerjahren und die Existenz einer Tochter, die schwer traumatisiert ist. Nach und nach setzt Leo die neuen Puzzleteile aus Levins Leben zusammen – und gerät dadurch selbst in größte Gefahr …

Christoffer Carlsson, geboren 1986, ist der jüngste Star am schwedischen Krimihimmel. Mit 28 Jahren hat er nicht nur bereits vier hoch gelobte, international erfolgreiche Thriller geschrieben, sondern nebenher auch noch sein Kriminologie-Studium mit Promotion abgeschlossen. Der Turm der toten Seelen, der erste Band der Serie um den Polizisten Leo Junker, wurde 2013 mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet und war auch international sehr erfolgreich. Es folgten Schmutziger Schnee (2015) und Der Lügner und sein Henker.
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(Knacken, Knistern. Eine Tür wird geöffnet.)

CHARLES: Hallo. Tut mir leid, dass ich zu spät bin, ich war in (unverständlich, Rascheln).

PAUL: Hallo, Charlie.

CHARLES: Ich dachte, wir wären nur zu zweit. Das hatten wir doch vereinbart, oder?

MANN: Doch (Räuspern), ich weiß, dass wir das vereinbart haben, aber nun habe ich Paul doch gebeten dazuzukommen. Ich glaube, im Hinblick auf die Umstände kann das nützlich sein.

CHARLES: Ach so.

(Knacken, Knistern. Levin setzt sich?)

PAUL: Schön, dich mal wiederzusehen, Charlie. Lange her. Wie geht es dir?

CHARLES: Gut, aber ich bin erstaunt.

PAUL: (lacht) Wie ich gehört habe, bläst unten im Dezernat für Interne Ermittlungen ein kalter Wind.

MANN: Wollen Sie einen Kaffee? Soll ich meine Sekretärin …

CHARLES: Nein, danke.

MANN: Nun kommen wir aber zur Sache. Was kann ich für Sie tun, Levin?

(Schweigen)

CHARLES: Mir (Räuspern) ist klar, dass es unfreundlich klingt, aber ich würde dieses Gespräch wirklich lieber unter (Knacken) Augen führen.

MANN: Das kann ich verstehen. Aber ich hätte, wenn Sie das akzeptieren können, Paul gern dabei.

CHARLES: Und wie kommt er dazu, wenn ich fragen darf?

MANN: Ich denke, das wird sich im Laufe unseres Gespräches von selbst erklären.

CHARLES: Nimm es mir bitte nicht übel, Paul.

PAUL: Natürlich nicht. Das ist für uns alle eine seltsame Situation.

MANN: Nun, lassen Sie uns beginnen.

CHARLES: Also, ich … ich würde das hier gern ein weiteres Mal besprechen.

MANN: Und mit »das hier« meinen Sie was genau?

CHARLES: Die Neurekrutierungen im Dezernat für Interne Ermittlungen. Die erklären sich mir nicht. Um mögliche Nachfragen seitens meiner Angestellten beantworten zu können und nicht zuletzt, wenn etwas schiefgehen sollte, dem Polizeiverband und der Presse gegenüber, wä…

MANN: Natürlich.

CHARLES: In dem Fall wäre es fraglos gut, wenn ich das erklären könnte.

MANN: Da sind wir ganz einer Meinung.

CHARLES: So. (Schweigen) Sie wollen, dass wir Leo Junker übernehmen.

MANN: Ganz genau. Der Hintergrund ist (kurzes Knacken, Knistern), und ich gehe davon aus, dass alles, was wir hier besprechen, innerhalb dieser vier Wände bleibt.

PAUL: Das wird es.

CHARLES: Okay.

MANN: Gut. Ich habe eine direkte Anweisung von oben, Sie verstehen, die Situation im Dezernat für Interne Ermittlungen zu verändern. Das war ja zunächst auch der Grund, weshalb die Führung Sie als einen passenden Kandidaten für den Chefposten betrachtete, das habe ich damals bereits deutlich gesagt, nicht wahr?

CHARLES: Das haben Sie.

MANN: In dem Maße, in dem wir unsere Arbeit mit Informanten und Verdeckten Ermittlern intensiviert haben, sind auch die Risiken, also für uns, gestiegen. Wir …

CHARLES: Darum geht es, entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber das ist schon meine erste Frage. Sie haben das voriges Mal auch erwähnt, ich hätte einfach gern, dass Sie es verdeutlichen: Was heißt das, die Risiken sind für uns gestiegen?

(Schweigen)

PAUL: (Räuspern)

CHARLES: Ich meine, wenn das möglich ist …

MANN: Selbstverständlich. Selbstverständlich. Ich möchte mich lediglich auf eine Weise ausdrücken, die deutlich genug ist, aber nicht in die falsche Richtung weist. Das versteht sich ja wohl von selbst. Eine Polizeiführung, die eine polizeiliche Tätigkeit gutheißt, die auf der Grenze dessen balanciert, was der rechtliche Rahmen zulässt – auf der Grenze zwar, aber diese Grenze, das wissen Sie selbst sehr gut, ist in der Praxis nur allzu ungenau gezogen –, ist eine politisch heikle Polizeiführung. Wir riskieren sämtlich unsere eigenen Positionen und unseren Ruf. Nicht zuletzt Sie selbst wären ziemlich übel dran, wenn etwas passieren sollte.

CHARLES: Meiner eigenen Position bin ich mir, wie gesagt, sehr wohl bewusst.

MANN: Gleichzeitig können wir die Forderungen, die an uns bezüglich des Organisierten Verbrechens gestellt werden, nicht erfüllen, wenn wir nicht auf diese Weise arbeiten. Unsere erweiterten Ressourcen müssen Resultate erbringen. Vielleicht gibt es eine klügere, sicherere, effektivere – was auch immer Sie wollen – Methode, um die Resultate zu erzielen, als mit unseren Informanten und V-Leuten zu arbeiten, doch momentan kann ich die nicht erkennen.

CHARLES: Was auch etwas darüber aussagt, wie unrealistisch die politischen Forderungen sind.

MANN: Aber was können wir dagegen ausrichten? Nichts. Wir sind Beamte des Staates, Levin. Bürokraten. Das ist alles. Und davon ausgehend ist unser Weg die einzige Lösung.

CHARLES: Und diese Lösung … da kommt jetzt meine zweite Bitte um Erklärung. So wie ich es verstehe, verzeihen Sie, wenn ich mich plump ausdrücke, aber so wie ich Sie bei unserem letzten Gespräch verstanden habe, wünschen Sie also, dass wir in der Praxis einen Torwart einsetzen, nicht wahr? Einen Sündenbock, der die Schuld auf sich nehmen muss, wenn eine der Operationen oder einer der Zugriffe fehlschlagen.

MANN: Das ist … (Schweigen) eine plumpe Art, es auszudrücken. Aber, und das ist wichtig, Levin, ich möchte betonen, dass weder ich noch irgendjemand anders in der Führung glaubt, dass es jemals dazu kommen wird. Es ist selbstverständlich alles andere als eine Standardlösung für mögliche Komplikationen.

CHARLES: In der Aktennotiz stand »in dem Fall, dass eine unserer Operationen gefährdend sein könnte«. Das ist, gelinde gesagt, sehr vage ausgedrückt.

MANN: Und es handelt sich zudem um eine sehr unpassende Wortwahl, denn eigentlich entspricht das nicht der Wahrheit. Da hätte etwas in der Art wie »für den Fall, dass eine unserer Operationen in einer Katastrophe mündet« stehen sollen. Und vergessen Sie nicht, dass wir – ja, wie viele sind das – höchstens eine oder zwei Hochrisiko-Operationen im Jahr haben. Und da Sie inzwischen immer in Operationen und Zugriffe gegen das Organisierte Verbrechen eingebunden sind, ist es nur logisch, dass die Akteure selbst aus Ihrem Stall kommen sollten.

CHARLES: Aber wenn nun etwas schiefgehen würde und wir gezwungen wären, uns dieses Sündenbocks zu bedienen, würde ja bekannt werden, dass er bei uns sitzt. Das unterminiert doch die Glaubwürdigkeit des gesamten Dezernats.

MANN: Wir gehen davon aus, dass in einem solchen Fall das Scheinwerferlicht ausschließlich auf das Individuum gerichtet werden wird und nicht auf das Dezernat, dem es angehört. Das ist ja die Idee dahinter. Wir müssen dann die Debatte und das Scheinwerferlicht in die richtige Richtung steuern. Mit anderen Worten: Hier geht es um Krisenmanagement und PR.

CHARLES: Das ist keine sonderlich überzeugende Versicherung.

MANN: Nein, natürlich nicht. Und im Grunde genommen ist es so, Levin, dass wir alle in einer Zwickmühle stecken. Niemand möchte in der Nähe der Flammen stehen, wenn das Feuer entfacht ist, denn niemand will sich die Finger verbrennen, aber irgendein Teil der Organisation muss es tun. Das hier ist die Lösung, die wir haben, und der Mann, den wir vorschlagen, wird zu diesem Zweck ausgezeichnet fungieren.

CHARLES: Dieser Zweck kann aber auch sein Leben völlig zerstören.

PAUL: Darf ich fragen (kurzes Knacken), entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische, aber …

MANN: Kein Problem.

PAUL: Danke. Warum nehmen Sie nicht einfach einen gewöhnlichen Kriminellen dafür?

MANN: Die sind zu unzuverlässig. Das würde nie funktionieren.

PAUL: Und einen der Informanten oder einen V-Mann?

MANN: Die sind, ich weiß, dass das jetzt nicht gut klingt, aber die sind zu wichtig.

PAUL: Ich verstehe. (Schweigen) Wie hieß er noch? Leo Junker?

MANN: Ja.

PAUL: Was macht ihn so passend für diese Funktion?

MANN: Er hat mehrere Jahre im Umfeld von Levin im Gewaltdezernat gearbeitet. Das heißt, dass er Ihnen vertraut, Levin. Das Vertrauen ist hier der vielleicht wichtigste Faktor. Er muss davon überzeugt sein, dass Sie sein Bestes wollen. Außerdem können wir bei Ihrer engen Beziehung davon ausgehen, dass er sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit abwerben lassen wird. Obendrein ist er jung, knapp über dreißig. Und er hat eine, gelinde gesagt, dubiose Vergangenheit, inklusive persönlicher Tragödien. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist er ein guter Ermittler bei Gewaltdelikten, aber nicht ganz stabil. Wenn wir – noch einmal, Levin, entgegen aller Erwartung – gezwungen sein sollten, so drastische Maßnahmen zu ergreifen, dann wäre er die ideale Person für diesen...


Carlsson, Christoffer
Christoffer Carlsson, geboren 1986, ist der jüngste Star am schwedischen Krimihimmel. Mit 28 Jahren hat er nicht nur bereits vier hoch gelobte, international erfolgreiche Thriller geschrieben, sondern nebenher auch noch sein Kriminologie-Studium mit Promotion abgeschlossen. Der Turm der toten Seelen, der erste Band der Serie um den Polizisten Leo Junker, wurde 2013 mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet und war auch international sehr erfolgreich. Es folgten Schmutziger Schnee (2015) und Der Lügner und sein Henker.

Dahmann, Susanne
Susanne Dahmann studierte Geschichte, Skandinavistik und Philosophie an den Universitäten Kiel und Freiburg im Breisgau. Nach dem Magisterexamen war sie in einem Stuttgarter Sachbuchverlag tätig. Seit 1993 übersetzt sie Bücher, hauptsächlich aus dem Schwedischen, aber auch aus dem Dänischen. Ihr Arbeitsbereich umfasst sowohl Belletristik als auch Sachbuch. Sie übersetzte unter anderem Henrik Berggrens Bücher über Olof Palme und Dag Hammarskjöld, sowie Lena Einhorns »Ninas Reise« und für das Fritz Bauer Institut in Frankfurt die schwedischen und dänischen Texte von Fritz Bauer. Susanne Dahmann lebt in Marbach am Neckar, wo sie zusammen mit anderen Kolleginnen ein Literaturbüro für Lektorat, Übersetzung und Kulturprojekte betreibt.



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