E-Book, Deutsch, Band 8, 450 Seiten
Reihe: Castle
Castle Castle 8: High Heat - Unter Feuer
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95981-259-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 8, 450 Seiten
Reihe: Castle
ISBN: 978-3-95981-259-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine New Yorker Gruppe, die dem Islamischen Staat Treue geschworen hat, enthauptet einen Journalisten im ISIS-Stil. Der Mord wird für Captain Nikki Heat vom NYPD zu mehr als nur einem weiteren Fall, als die Täter ihr nächstes Ziel ankündigen: ihren Ehemann, den Zeitschriftenautor Jameson Rook. Unterdessen konnte Heat einen flüchtigen Blick auf eine Person erhaschen, von der sie schwört, dass es sich bei ihr um ihre Mutter handelt ... eine Frau, die seit fast zwanzig Jahren tot ist.
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EINS
Reykjavík. Schon bei dem Wort allein liefen Nikki Heat Schauer der Leidenschaft über den Rücken. Reykjavík. Das war wie ein üppiges Fünf-Sterne-Menü, ein duftendes Schaumbad und ein Schluck des besten Tequila … und das alles gleichzeitig, sodass diese Genüsse sich gegenseitig unterstrichen und verstärkten. Reykjavík. Wenn sie es laut aussprach, klang es wie Musik. Leise ausgesprochen … Nun, das Beste, was Reykjavík zu bieten hatte, war eher laut als leise. Ja, Reykjavík. Für die, die es nicht besser wussten – und das schloss wahrscheinlich den gesamten Rest der Weltbevölkerung mit Ausnahme eines einzigen unglaublichen Mannes ein –, war es die Hauptstadt und der größte Fischereihafen der Inselnation Island, einem einsamen Stück Vulkanfelsen im Nordatlantik, knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Für Heat war es etwas ganz anderes. Etwas wesentlich weniger Einsames und viel Einladenderes. Reykjavík war der Ort, an den ihr Ehemann, der auf eine bärige Weise gut aussehende und weltbekannte Boulevardjournalist Jameson Rook, sie zu ihrer gemeinsamen Hochzeitsreise gebracht hatte. Er hatte diesen Ort dem Namen nach gewählt, mit dem gleichen Hintergedanken, mit dem die ersten norwegischen Siedler ihn einst benannt hatten: Sie hatten ihre grüne, gemäßigt temperierte neue Heimat Snæland genannt (was buchstäblich »Schneeland« hieß), um die plündernden Wikinger abzuschrecken. Rook wollte natürlich keine Wikinger verschrecken. Er machte sich viel mehr Sorgen um Us Weekly und die Klatschkolumne des New York Ledger, Publikationen, deren journalistische Sensibilität immerhin doch oft Assoziationen zu plündernden Seeräubern weckten. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war Reykjavík nicht wirklich Reykjavík, und es war auch nicht nur ein einzelner Ort. Das Reykjavík der frisch Vermählten stellte sich als auf drei Kontinenten gelegen heraus, es lag in Metropolen und kleinen Städtchen, in den Tropen und der Tundra. Insgesamt betrachtet war ihre Reise wohl so etwas wie Jules Vernes In achtzig Tagen um die Welt, auch wenn sie letztendlich nicht so lang gewesen war. Jules Verne hatte sich schließlich auch nicht mit der Urlaubspolitik des New York Police Department auseinandersetzen müssen. Auf der anderen Seite hatte er allerdings auch keinen reichen Freund mit einem Privatjet besessen, wie es bei Rook der Fall war. Ohne sich also um die Unbequemlichkeiten des kommerziellen Flugreiseverkehrs kümmern zu müssen, hatte Rook Nikki die schönsten versteckten Juwelen des internationalen Tourismus zeigen können, die er selbst während seiner Zeit als Auslandskorrespondent entdeckt hatte. Geheime Strände, Restaurants, die nur von Einheimischen frequentiert wurden, kleine Perlen der Architektur und Reisetipps, die man in keinem der offiziellen Reiseführer nachlesen konnte. Sie hatten in den Alpen Picknicks mit Käse und Wein vor der Kulisse des Jungfraujochs genossen und dabei über alles und nichts gelacht. An der Amalfiküste hatten sie nackt in der Sonne gelegen, ganz und gar sicher in dem Wissen, dass Rook Flecken kannte, von denen die Paparazzi keine Ahnung hatten. Sie hatten in einer tibetischen Pagode meditiert und einen inneren Frieden erreicht, der unerreichbar war, solange sie ihrem hektischen Alltagsleben nachgingen. Und sie hatten sich geliebt. Oh, und wie sie sich geliebt hatten! Rook hatte Heat mit seinem Durchhaltevermögen und seiner Kreativität erstaunt, und damit, wie er selbst jetzt, nachdem sie bereits Jahre miteinander verbracht hatten, neue und erfinderische Wege aus dem Hut gezaubert hatte, um sie immer neuen und immer schöneren Höhepunkten entgegenzuführen, Höhen, die den gewaltigen Himalaya zu einer sanften Hügellandschaft schrumpfen ließen. Und auch sie selbst hatte ein oder zwei Tricks entdeckt, die ihm gefielen. Die Formulierung »Lass uns nach Reykjavík gehen!« war in all ihren Varianten zu einem geflügelten Wort zwischen ihnen geworden. Es muss wohl nicht hinzugefügt werden, dass das reale Reykjavík bekannt ist für seine ungewöhnlichen tektonischen Aktivitäten … genau wie ihrer beider Version davon. Heat hatte nicht geglaubt, dass eine Hochzeit ihre Beziehung fundamental verändern könnte. Sie dachte, es gäbe eine tolle Party, eine wundervolle Reise und dann würden die Dinge so weitergehen, wie sie immer gelaufen waren. Aber Captain Nikki Heat, deren detektivische Instinkte sie nur selten betrogen, hatte sich in dieser Einschätzung ihres Privatlebens gründlich geirrt. Verheiratet zu sein hatte die letzten Hindernisse zwischen ihnen beseitigt und eine Intimität hergestellt, die sie nie zuvor im Leben erfahren hatte. Heat hatte schon vor ihrer Hochzeit geglaubt, Rook zu lieben. Sie hatte erkannt, dass es, verglichen mit dem, was sie nun fühlte, nur eine, wenn auch verlängerte, Schwärmerei gewesen war. Und als sie nun seufzend an einem frühen Dienstagmorgen im Oktober im Bett lag und mit dem Daumen die Fotos ihrer Hochzeitsreise durchging – über ein Jahr, nachdem sie aus Reykjavík zurückgekehrt waren –, lag das nicht daran, dass sie wieder einmal an den wundervollen Hintern ihres Ehemannes dachte. Es lag daran, dass der Mann, der sie zur glücklichsten Frau des Planeten gemacht hatte, nicht hier neben ihr lag und sie keinen schnellen Quickie vor einem langen Arbeitstag haben konnten. Rook war schon seit Sonntag für einen Auftrag unterwegs. Der zweimalige Gewinner des Pulitzer-Preises schrieb für die First Press an einem Profil von Legs Kline, dem milliardenschweren Geschäftsmann, der unerwartet zu einem Kandidaten für die US-Präsidentschaft geworden war. Kline hatte von der allgemeinen Unzufriedenheit mit den von den großen Parteien aufgestellten Kandidaten profitiert. Die von den Demokraten nominierte Lindsy Gardner war eine Bibliothekarin, die sich zur Politikerin gemausert hatte und von der man behauptete, sie sei zu nett, um Präsidentin sein zu können. Der Favorit der Republikaner, Caleb Brown, war ein Abgeordneter, der über Leichen ging und den man für zu gemein hielt. Genau das hatte Legs Kline Aufschwung verliehen und nun hatte er offenbar gute Chancen, ins Weiße Haus einzuziehen. Wer ist Legs Kline wirklich? Das war die Frage, die alle Wähler seither bewegte. Jameson Rook war der Journalist in Amerika, dem alle eine klare Antwort zutrauten. Und nun, da es bis zur Wahl nur noch drei Wochen dauerte, wurde die Zeit knapp. Rook hatte, sehr zum Schaden von Heats Liebensleben, Tag und Nacht an dem Profil gearbeitet. Erst gestern Nacht hatte er aus irgendeinem Kaff im mittleren Westen angerufen, wo er ein Frackingunternehmen besucht hatte, das zu Kline Industries gehörte. Das nächste Ziel war irgendein Stahlwerk am Eriesee, dann eine Sägemühle in den Rocky Mountains. Oder war es doch ein Bohrunternehmen für Flüssiggas an der Golfküste gewesen? Sie hatte den Überblick verloren. Rook hatte nicht genau gesagt, wann er wieder da sein würde. Alles, was sie wusste, war, dass er sich nach seiner Besichtigungstour der verschiedenen Kline-Unternehmen der Wahlkampagne des Präsidentschaftskandidaten anschließen würde, in der Hoffnung, ein Einzelinterview ergattern zu können. Und das konnte eine Weile dauern. Sie setzte gerade zu einem weiteren sehnsüchtigen Seufzer an, als ihr Smartphone klingelte. Sie nahm es vom Nachttisch. Es war so laut gestellt, dass es sie selbst aus dem Tiefschlaf geholt hätte. »Heat.« »Captain.« Es war die Stimme von Miguel Ochoa, ihrem Stellvertreter in der Einheit. »Wir haben hier etwas auf der Wache, das Sie sich unbedingt ansehen sollten. Wie schnell können Sie hier sein?« »Ich bin schon auf dem Weg«, sagte Heat, die Füße bereits auf dem Boden. »Ist Rook bei Ihnen?« »Nein.« »Wo ist er?« »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht in Bismarck.« »Das ist … das ist doch in Montana, oder?« »In North Dakota, Sie Genie.« »Okay. Auch gut.« Sie wollte die Verbindung schon unterbrechen, als Ochoa noch hinzufügte: »Übrigens, haben Sie schon gefrühstückt?« »Nein.« »Gut. Dann belassen Sie’s besser dabei.« Das Zwanzigste Revier des New York Police Departments bot keinen besonders aufregenden Anblick, es sei denn, man empfand unbearbeitete Papierstapel, abgenutzte Büromöbel aus Stahl oder alte, fleckige Teppichböden als visuell beeindruckend. Trotzdem liebte Nikki Heat das Revier. Sie liebte die Geschäftigkeit während eines großen Falls. Sie liebte es, mit so vielen Leuten von großartigem Verstand und Elan zusammenzuarbeiten,...