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E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Cavelius Der Diätkompass

Was die Wissenschaft über das Abnehmen weiß. Über 50 Diäten im Vergleich

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-7453-0520-3
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Mittlerweile gibt es Hunderte verschiedene Diäten, mit denen man seinen überflüssigen Pfunden zu Leibe rücken kann. Doch welche führen schnell und nachhaltig zum Erfolg? Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat die Wissenschaftsautorin Anna Cavelius alle gängigen Diätmethoden unter die Lupe genommen und sich die Studienlage genau angesehen. In diesem Buch verrät sie die sieben Erfolgsformeln zum Abnehmen, mit welchen Diäten man langfristig und auf gesunde Art Gewicht verliert, welche Diät am besten zu einem passt und von welchen Methoden man lieber die Finger lassen sollte, weil sie unwirksam oder sogar schädlich sind.
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1. Trennen Essen so viel man mag, solange bestimmte Nährstoffe einer Mahlzeit nicht zusammen verzehrt werden? Nie mehr Kalorienzählen? Trennkostdiäten, die dieses Basiskonzept zum Abnehmen empfehlen, gibt es schon seit knapp hundert Jahren und sie haben nach wie vor viele Fans. Heute gibt es zudem modernere Adaptionen, die das Konzept noch durch andere Prinzipien ergänzen, etwa Low Carb. Aber kann man wirklich abnehmen, indem man Nährstoffe wie Kohlenhydrate und Eiweiß getrennt voneinander verzehrt? Und sind die Mahlzeiten dann ausgewogen und gesund? Oder purzeln die Pfunde aus ganz anderen Gründen? Um das Prinzip der Trennkostdiät zu verstehen, muss man einen Blick zurück in die Anfänge der Ernährungslehre werfen. Denn das Wichtigste beim Abnehmen durch Trennen ist das Auseinanderhalten der Nährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß. Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckte der französische Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier (1743–1794), dass der Stoffwechsel der zentrale Vorgang bei der Ernährung ist. Er erkannte, dass beim Atmen Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid abgegeben wird. Seitdem konnte man Körperaktivitäten messen und in Kalorien umrechnen. Der nächste bedeutende Schritt in der Ernährungslehre war die Einteilung der Nährstoffe. Anfang des 19. Jahrhunderts dachte der englische Arzt und Biochemiker William Prout (1785–1850) unter anderem über eine Einteilung der Nahrung in drei Stoffgruppen nach und nannte sie Albumine, Öle und Saccharide. Diese und andere Ergebnisse führte der einflussreichste Ernährungsforscher des 19. Jahrhunderts, der Deutsche Justus von Liebig (1803–1873), zusammen und formte mit Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten das Grundvokabular jeglicher Diätlehre, wobei Diätetik hier nicht als Abnehmform verstanden wurde, sondern wie im Wortsinn als eine gesundheitsförderliche Lebensweise (aus dem griechischen dìaita = Lebensweise), von der die Ernährung ein wesentlicher Bestandteil ist. Auf der Basis der Nährstoffkunde entwickelte sich in den darauffolgenden Jahrzehnten das Konzept einer gesundheitsförderlichen Ernährung in Form einer Mischkost aus pflanzlichen und tierischen Bestandteilen, als die bürgerliche Esskultur entstand. Jetzt wollten die Menschen besser essen und hatten auch die Zeit und das Geld dafür. Innerhalb der bürgerlichen Familie gab es feste Essenszeiten und wöchentlich wiederkehrende Gerichte. Verdrängt wurden damit traditionelle Regeln und Bedeutungen des Essens. Ursprünglich war Essen über Jahrtausende immer von Traditionen und jahreszeitlichen Kreisläufen bestimmt worden, auch die Religionen und ihre Fastenlehren hatten darüber bestimmt, was die Menschen in guten Zeiten aßen und was nicht. Ernährung wurde nun, mit der Klassifizierung der Nährstoffe, zu einer durch und durch rationalisierten Angelegenheit. Das war wichtig in einer Zeit, in der Gesundheit immer mehr zum individuellen und auch nationalen Wettbewerbsvorteil wurde. In der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert nahm nicht nur die Bevölkerung in den Städten enorm zu. Gesundheit und Krankheit wurden in den medizinischen Wissenschaften nun gemessen, kontrolliert und bewertet. Zur Gesundheitspflege diente neben hygienischen Verhaltensweisen auch die »richtige Ernährung«. Auch wenn es den meisten Menschen in Europa in diesen Zeiten kaum gelang, die empfohlene Mischkost, geschweige denn die Zahl an Mahlzeiten pro Tag zusammenzubekommen, gab es auch solche, die eher ein Problem damit hatten, wie sie ihren Wohlstandsbauch wieder loswerden konnten. Zwischen 1900 und 1920 erschienen die ersten Gewichtstabellen, außerdem wurden Konfektionsgrößen für Kleidung eingeführt. Übergewicht wurde zunehmend negativ besetzt und pathologisiert. Die ersten Diätkuranstalten entstanden, in denen sich vor allem Adlige und Mitglieder der bürgerlichen Oberschicht behandeln ließen. Der französische Chirurg Paul Broca (1824–1880) erstellte schließlich eine Formel für die Berechnung des individuellen Normalgewichts. Bei der Broca-Formel errechnet sich das Normalgewicht aus der Körpergröße in Zentimetern minus 100. Eine Frau mit einer Körpergröße von 170 Zentimetern hat demnach ein Normalgewicht von 70 Kilogramm. Das Idealgewicht wird ermittelt, indem man bei Frauen 15 Prozent und bei Männern 10 Prozent vom Normalgewicht abzieht. Heute sieht man in der Broca-Formel lediglich eine grobe Schätzung. Parallel dazu entwickelte sich die florierende Diätindustrie. Einen Meilenstein für Abnehmwillige legte der New Yorker Arzt Howard Hay (1866–1940) im Jahr 1907 mit seiner Trennkost. Grundlage dafür waren seine Studien des Himalaya-Volks der Hunza, die sich ausschließlich von naturbelassenen Lebensmitteln wie Früchten und Gemüse, Milch, Nüssen und Vollkornprodukten ernährten. Da die Hunza keine Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Krebs kannten, schloss Hay daraus, dass dieses Phänomen vor allem durch die Ernährungsweise zu erklären sei, und probierte sie an sich selbst aus. Tatsächlich gelang es ihm, mit der Kost sein Nierenleiden auszuheilen. Aus diesen Erfahrungen schlussfolgerte Hay, dass jeder Zivilisationserkrankung immer eine Übersäuerung des Körpers zugrunde läge. Ursachen dafür seien denaturierte Lebensmittel, eine überreichliche Proteinaufnahme und die Mischung von Kohlenhydraten und Eiweiß, die der Körper nicht gleichzeitig verdauen könne. Diese Nahrungszusammensetzung führe zu einer unvollständigen Verdauung und zu krank machenden Gärungsvorgängen im Darm. Die an der Verdauung beteiligten Enzyme können Hay zufolge Nahrung besser verdauen, wenn kohlenhydrat- und eiweißreiche Mahlzeiten zeitlich voneinander getrennt verzehrt würden. Das würde zu einem ausgeglichenen Säure-Basen-Gleichgewicht führen, Heilungsprozesse anschieben und auch zu einer Gewichtsreduktion führen. Zu diesem Zweck soll die Ernährung zu 80 Prozent aus Basenbildnern wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide und Mandeln bestehen und zu 20 Prozent aus Säurebildnern wie Milchprodukten, Fleisch, Fisch, Weißmehl und Zucker. Das entspricht einem Mengenverhältnis von 4:1. Neutrale Lebensmittel wie Butter und kaltgepresste Öle können mit beiden Nährstoffgruppen kombiniert werden. Außerdem sollte zwischen den einzelnen Mahlzeiten jeweils eine Pause von drei bis vier Stunden liegen. Vereinfacht gesagt, gibt es morgens und abends nur Kohlenhydrate und mittags dafür Eiweiß. Sogenannte »neutrale Lebensmittel« wie Salate und Gemüse sind dagegen zeitlich nicht eingeschränkt. Hülsenfrüchte, die sowohl Proteine als auch Kohlenhydrate enthalten, sind nach Hay als Nahrungsmittel generell nicht zu empfehlen. Nun stammen Hays Thesen aus einer Zeit, als die Stoffwechselforschung noch in ihren Kinderschuhen steckte und man noch nichts über die konkreten Abläufe der Verdauung und die Wirkungsweise der einzelnen Verdauungssäfte und -enzyme wusste. Heute ist nicht nur wissenschaftlich nachgewiesen, dass das Enzymsystem im Magen-Darm-Trakt auf eine gleichzeitige Verdauung verschiedener Nährstoffe ausgerichtet ist. Auch sorgt die Kombination bestimmter Nahrungsmittel oft für einen gesundheitlichen Mehrwert. Isst man zum Beispiel gleichzeitig Kartoffeln und Eier oder Milch und Getreide, erhöht dies die sogenannte biologische Wertigkeit des aufgenommenen Proteins. Das Eiweiß kann so viel besser vom Körper aufgenommen und als Baustoff verwendet werden. Zudem sind zahlreiche Kohlenhydratlieferanten gleichzeitig hochwertige Eiweißquellen, wie etwa Getreide und Hülsenfrüchte. Betrachtet man die Hay’schen Grundlagen nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, so ist die Beeinflussung des Säure-Basen-Haushalts durch Lebensmittel bekannt (siehe Seite 272). Vermutlich kann eine langjährig überhöhte Säurebelastung auch gesundheitliche Risiken nach sich ziehen. Die These, dass eine Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts die Hauptursache aller Zivilisationskrankheiten sei, trifft jedoch nicht zu. Im deutschsprachigen Raum wurde die Hay’sche Trennkost besonders durch den Arzt Ludwig Walb (1907–1992) in den 1960er-Jahren bekannt gemacht. Er modifizierte die Diät zu einer langfristigen Ernährungsweise, mit der man abnehmen, gesund essen und das Gewicht halten konnte. Heute führt der Internist Thomas Heintze die Arbeit Walbs fort. Die alternative Ernährungsform Trennkost hat in Deutschland nach der vegetarischen Ernährung vermutlich bis heute die meisten Anhänger. Ihre Zahl wird auf 1 bis 1,5 Millionen geschätzt. Eine bekannte Variante ist die Trennkost nach Summ, die Low-Carb-Elemente beinhaltet. Auch hier ist die zugrunde liegende Theorie wissenschaftlich gesehen Quatsch, aber man kann gut abnehmen, wenn man wie bei dieser Trennkostform in den ersten zwei bis drei Wochen wenig Kohlenhydrate isst und in der Woche danach nur solche, die den Insulinspiegel langsam ansteigen lassen....


Anna Cavelius (M.A.) arbeitete nach dem Studium in München sowie an Universitäten in Italien und Spanien für einen US-amerikanischen Zeitschriftenverlag. 1995 machte sie sich als Redakteurin und Wissenschaftsautorin für medizinische und psychologische Sachthemen selbstständig und veröffentlichte seither viele erfolgreiche Ratgeber und Sachbücher, darunter mehrere Bestseller. Sie lebt mit Kindern & Katze in Oberbayern am Ammersee.


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