E-Book, Deutsch, Band 5, 256 Seiten
Reihe: Zeitgenossen
Cavendish Zeitgenossen - Der Wille Adads (Bd. 5)
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7521-2478-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 5, 256 Seiten
Reihe: Zeitgenossen
ISBN: 978-3-7521-2478-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Im 20. Jahrhundert durchleben Gemma und ihre Freunde viele Veränderungen. Erneut sehen sie sich mit einem großen Krieg und zudem einer grausamen Diktatur konfrontiert, die sie vor ihre bisher schwerste Prüfung stellt. Der machthungrige Ur-Vampir Nergal verfolgt unterdessen weiterhin seinen Plan, die Menschen zu unterjochen. Um sich ihm und seinen Verbündeten entgegenzustellen, müssen die Freunde alle ihre Kräfte bündeln und auf die Unterstützung alter Feinde hoffen. Wird es ihnen gelingen, das Gleichgewicht zwischen Menschen und Vampiren zu erhalten und den Willen des babylonischen Gottes Adad zu erfüllen? 'Der Wille Adads' ist der finale Band der historischen Vampirromanserie 'Zeitgenossen'. Im Mittelpunkt der Serie steht die Vampirin Gemma, die im Laufe der Jahrhunderte erfährt, was es bedeutet, unsterblich zu sein. Sie wird zur Zeitzeugin vieler historischer Ereignisse, erlebt Kriege, Entdeckungen und Revolutionen, begegnet der Liebe, dem Kampf und dem Tod. Ihre Freunde stehen ihr dabei oft zur Seite, doch ihren Weg muss Gemma letztendlich selbst finden.
Hope Cavendish schreibt in verschiedenen Genres - doch egal, ob nun Vampire oder Menschen die Protagonisten in ihren Büchern sind, das Menschliche steht in ihren Geschichten im Vordergrund. In Braunschweig aufgewachsen, lebt Hope mittlerweile schon seit vielen Jahren im Ruhrgebiet und liebt es, ihre Leser mit ihren Büchern in andere Welten entführen zu dürfen.
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Ausgrabung eines alten Geheimnisses
Nachdem unsere Freunde abgereist waren, machten Fergus und ich uns in den nächsten Tagen auf die Suche nach einem Haus, in dem wir die folgende Zeit wohnen konnten. Mary und Douglas hatten uns zwar angeboten, weiterhin ihre Gäste in Pickfair zu bleiben, doch wir wollten ihre Gastfreundschaft nicht so lange strapazieren. Zudem war es für uns einfacher, unbemerkt unsere Jagdausflüge zu unternehmen, wenn wir für unser Kommen und Gehen niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen mussten. Wir hatten Glück und fanden bald ein terrakottafarbenes Anwesen im spanischen Stil in den Hollywood Hills. Es hatte zuvor einem Filmstar gehört, der – wie es hieß – an einer Alkoholvergiftung gestorben war, und wurde komplett möbliert verkauft. Da wir finanziell unabhängig waren und nun obendrein unsere Beraterverträge mit den United Artists in der Tasche hatten, bereitete uns der Erwerb der Villa keine Probleme. Die Lage in direkter Nähe zu den Santa Monica Mountains war für uns sehr vorteilhaft und die Ausstattung mit Pool, einer auf vier Ebenen gestaffelten Terrasse, einem üppigen Garten, einem großen Kaminzimmer mit Chintzsesseln und eleganten Jugendstilmöbeln sowie mehreren Schlaf- und Gästezimmern ließ nahezu keine Wünsche offen. Die Arbeit in Hollywood machte Fergus und mir Spaß. Der Film »Goldrausch« kam nur wenige Monate später in die Kinos und letztendlich hatte Chaplin kaum etwas von den Erlebnissen von Fergus’ vermeintlichem Großonkel für die Handlung verwendet. Aber nichtsdestotrotz wurden unsere fundierten historischen Kenntnisse allgemein geschätzt und gerade im Hinblick auf Kostüm, Bühnenbild und Requisiten konnten wir oft beratend eingreifen und so beispielsweise verhindern, dass bei einer Filmproduktion Objekte gezeigt wurden, die in der betreffenden Epoche noch gar nicht erfunden waren. Fergus’ Aussage, dass alle Filmleute ein bisschen »plemplem« wären, war natürlich grob übertrieben, aber nicht wenige der Künstler – vor allem oft Schauspieler – pflegten tatsächlich einen recht exzentrischen Lebensstil. Hin und wieder waren wir auch zu einer jener berühmt-berüchtigten Hollywoodpartys eingeladen, bei denen der Alkohol in Strömen floss und die zu fortgeschrittener Stunde oft mehr einer Orgie denn einer Feier glichen. Auch Rudolph Valentino war ein gern gesehener Gast auf vieler dieser Partys. Von Sadias Abreise hatte er sich erstaunlich schnell erholt, auch wenn er sich etwa eine Woche lang als völlig untröstlich gebärdet hatte. Das ausschweifende Nachtleben, strapaziöse Dreharbeiten und die schwierige Scheidung von Natacha Rambova schienen ihm im nächsten Jahr dann jedoch derart zugesetzt zu haben, dass er plötzlich mit mehreren Magengeschwüren und einem Blinddarmdurchbruch zusammenbrach und schon bald darauf im Krankenhaus verstarb. Sein früher Tod schockte uns ebenso wie viele seiner Kollegen und bei seinen Fans löste er sogar eine regelrechte Massenhysterie aus. Zu seinem Begräbnis in New York kamen über 100.000 Menschen, es gab Drängeleien an seinem Sarg und die Polizei musste schließlich einschreiten, nachdem mehrere Menschen verletzt worden waren. Mary Pickford, Douglas Fairbanks und Charlie Chaplin betrauerten natürlich ebenfalls das frühe Ableben ihres Freundes und Kollegen. Doch da sie bei ihrer Arbeit weitaus besonnener als so manch andere Filmschaffende waren, ließen sie sich von der allgemeinen Hysterie ebenso wenig mitreißen wie von den diversen feuchtfröhlichen Partys. Chaplin und Fairbanks brachten trotz aller munteren Ausgelassenheit kontinuierlich Filme heraus, die fast alle Publikumserfolge wurden. Und auch Mary wurde als Darstellerin gleichermaßen geachtet wie als Produzentin. 1927 wurde sie gemeinsam mit Chaplin und Fairbanks von Louis B. Mayer, dem Boss der MGM-Studios, zu einem Bankett eingeladen und wollte meine Meinung dazu wissen, weil sie nicht sonderlich motiviert war, dort hinzugehen. »Warum denn nicht?«, fragte ich. »Was hast du zu verlieren, wenn du hingehst?« Mittlerweile waren wir gut befreundet und darum zum ›Du‹ übergegangen. »Ach, ich weiß auch nicht«, erwiderte sie. »Ich habe einfach keine rechte Lust dazu. Das ist vermutlich nur wieder so ein großspuriges Altherren-Ereignis, bei der sich alle mächtigen Hollywoodbosse wichtigtun wollen. Als Frau war es für mich sowieso schon nicht sehr leicht, mich in dieser Branche durchzusetzen, darum halte ich nicht viel von diesen Veranstaltungen.« »Aber du hast dich trotzdem durchsetzen können. Und dass sie dich zu dieser Veranstaltung einladen, zeigt, dass sie dich als Geschäftsfrau ernst nehmen«, wandte ich ein. »Ich würde auf jeden Fall hingehen.« »Na schön, wenn du meinst«, gab Mary widerwillig nach. In der darauffolgenden Nacht rief Mary mich gegen drei Uhr an und berichtete mir, dass sie soeben von jenem Bankett zurückgekehrt war und dass Mayer allen Gästen die Gründung einer Akademie unterbreitet hatte, die sich für die Förderung der Forschung und des kulturellen, pädagogischen und technologischen Fortschritts in der Filmbranche einsetzen wollte. Jene Akademie war dann tatsächlich noch während des Banketts gegründet worden und alle Bankettgäste, auch Mary, Chaplin und Fairbanks, waren somit ihre Gründungsmitglieder. Die offiziellen Gründungsverträge für jene Organisation wurden dann drei Monate später unterschrieben, wobei die Akademie dann auch ihren endgültigen Namen erhielt: Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Kümmerte die Academy sich anfangs noch vorwiegend um arbeitsrechtliche Themen in der us-amerikanischen Filmindustrie, so ging man mit der Zeit zunehmend dazu über, nach Möglichkeiten zu suchen, besondere Leistungen von Filmschaffenden zu würdigen und auszuzeichnen. Diese Bestrebungen gipfelten dann schließlich zwei Jahre später in der Verleihung der ersten Academy Awards in den Kategorien »Bester Film«, »Beste Regie«, »Beste(r) Hauptdarsteller(in)«, »Beste(r) Nebendarsteller(in)« und weiteren, die schon bald darauf unter ihrem Spitznamen »Oscars« in die Filmgeschichte eingehen sollten. Mary selbst hatte bereits im April 1930 einen jener Oscars als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in ihrem Film »Coquette« gewonnen, doch diesen Erfolg konnten Fergus und ich leider nicht mehr gemeinsam mit ihr feiern, weil wir zu jener Zeit schon nicht mehr in Hollywood weilten. Anfang des Jahres hatten Fergus und ich nämlich Besuch von Giles und Zervan erhalten, die uns schilderten, dass Gula sie in Indien aufgesucht und ihnen – beziehungsweise uns allen – einen Auftrag erteilt hatte. »Sie bittet uns, nach Mesopotamien zu reisen«, berichtete Zervan, nachdem er, Giles, Fergus und ich uns an einem großen Tisch auf unserer Terrasse versammelt hatten. »Anscheinend hält sich Nergal derzeit dort auf und wir sollen ihn überwachen.« »Zieht es ihn zurück in die alte Heimat?«, fragte Fergus grinsend. »Was will der Bursche denn dort?« »Gula zufolge kehrte Nergal über die Jahrhunderte hinweg immer wieder mal dorthin zurück«, antwortete Zervan. »Offenbar ist er bis heute davon getrieben, dass er nicht weiß, wer ihn damals töten ließ. Gula hatte uns ja seinerzeit bei unserer ersten Begegnung erzählt, dass Nergal derjenige war, der Xavier de Radisset einst auf die Spur jener alchimistischen Schriften gebracht hatte, die diesen letztendlich zu den Zutaten für die Erschaffung der Mort-Vivants führten. Und wir sollen darum nun beobachten, ob er eventuell auch noch Zugang zu anderen Schriften solcher Art hat.« Besorgt runzelte ich die Stirn. Der Sybarit Xavier de Radisset war vor über zweihundert Jahren eine der Schlüsselfiguren in unserem Kampf gegen die gefährliche Vampirsekte der Sybarites gewesen, da er das Geheimnis der Erschaffung von Mort-Vivants entdeckt hatte. Jene untoten Wächter wurden erst nach ihrem Tod in Vampire verwandelt und waren ihrem Erschaffer sklavisch ergeben. Es gab im Prinzip nichts, das sie zerstören oder besiegen konnte. Das hatte sie zu einer sehr starken Waffe der Sybarites gemacht und es war uns erst vor knapp dreißig Jahren gelungen, die Übermacht der Sybarites zu schwächen, nachdem wir selbst hinter das Geheimnis der Mort-Vivant-Erschaffung gekommen waren. Da Nergal stets bestrebt war, die Menschen zu unterjochen, sah es ihm ähnlich, dass er damals einem Sybariten die Möglichkeit zur Schöpfung einer so mächtigen Waffe zugespielt hatte. Immerhin waren Xavier de Radisset und sein Vater, der Duc de Longueville, die einzigen Sybarites, die das Geheimnis kannten. Und Xavier war später von seinem Vater im Kampf getötet worden. Der Gedanke, dass es womöglich noch andere babylonische Schriften geben könnte, die Nergal bei seinen Plänen dienlich sein könnten, bereitete mir einiges Unbehagen. »Aber werden wir Nergal in Mesopotamien überhaupt finden können?«, fragte ich skeptisch. »Die Region ist riesig und bedeckt fast die Hälfte des heutigen Syrien sowie große Teile des heutigen Irak.« »Eben«, fügte Fergus grinsend hinzu. »Zudem kann sich der Bursche doch nach Belieben teleportieren und könnte uns womöglich irgendwo überraschen, noch bevor wir auf ihn aufmerksam werden.« »Diese Bedenken habe ich gegenüber Gula auch geäußert«, meldete sich nun Giles zu Wort. »Und sie meinte daraufhin, dass wir beruhigt in Richtung Babylon reisen könnten und vor Ort schon dafür gesorgt werden würde, dass wir Nergal frühzeitig aufspüren könnten.« Er zuckte mit den Schultern. »Fragt mich nicht, was sie damit gemeint hat. Ihr wisst ja selbst, dass sie ein bisschen rätselhaft sein kann.« Das wussten wir in...