E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Reihe: Five Nights at Freddy's
Cawthon / Breed-Wrisley Five Nights at Freddy's: Durchgeknallt
Neuauflage 2018
ISBN: 978-3-7367-9977-6
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Reihe: Five Nights at Freddy's
ISBN: 978-3-7367-9977-6
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Band 2 der offiziellen Romanreihe zum kultigen Survival-Horror Überraschungserfolg Five Nights at Freddy's. Seit den unheimlichen Geschehnissen in Freddy's Pizzeria ist ein Jahr vergangen. Charlie versucht den Horror zu vergessen, doch gerade als sie neuen Mut schöpft, werden in der Nähe ihrer Schule ein paar Leichen entdeckt, deren Zustand ihr nur allzu vertraut ist. Die animatronischen Killerpuppen scheinen wieder auf der Jagd zu sein ...
Autoren/Hrsg.
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1 „Trauen Sie niemals Ihren Augen.“ Dr. Treadwell ging auf der Bühne des Auditoriums auf und ab. Ihre Schritte waren langsam und gleichmäßig, fast hypnotisierend. „Ihre Augen täuschen Sie jeden Tag, indem sie die Lücken in dieser Welt der Reizüberflutung für Sie füllen.“ Auf der Leinwand hinter ihr erschien ein Bild, das eine Fülle schwindelerregender geometrischer Details zeigte. „Wenn ich ‚Reizüberflutung‘ sage, dann meine ich das wörtlich. In jedem Augenblick strömen weit mehr Informationen auf Ihre Sinne ein, als Sie gleichzeitig verarbeiten könnten, deswegen ist Ihr Hirn dazu gezwungen auszuwählen, welchen Signalen es seine Aufmerksamkeit schenken will. Das tut es, basierend auf Ihren Erfahrungen und darauf, was Sie für normal halten. Die Dinge, die uns vertraut sind, sind die Dinge, die wir – in der Regel – ignorieren können. Ganz einfach können wir das an der sogenannten olfaktorischen Ermüdung sehen: Ihre Nase nimmt einen Geruch nicht mehr wahr, wenn Sie ihm eine Zeit lang ausgesetzt waren. Unter Umständen sind Sie für dieses Phänomen äußerst dankbar, je nach den Gewohnheiten Ihres Mitbewohners.“ Die Studenten lachten pflichtschuldig, verstummten aber sofort wieder, als das Bild eines weiteren, vielfarbigen Musters auf der Leinwand erschien. Die Professorin zeigte die Andeutung eines Lächelns und fuhr fort. „Ihr Hirn erkennt Bewegung, wo keine ist. Es ergänzt Farben und Linien, die auf dem basieren, was Sie zuvor schon einmal gesehen haben, und berechnet, was Sie jetzt sehen sollten.“ Ein weiteres Bild erschien auf der Leinwand. „Würde Ihr Hirn diese Arbeit nicht leisten, würde es Sie schon all ihre mentale Energie kosten, einen Baum zu betrachten. Sie wären dann zu nichts anderem mehr in der Lage. Um in dieser Welt funktionieren zu können, füllt Ihr Hirn die Lücken in diesem Baum mit seinen eigenen Blättern und Zweigen.“ Hundert Stifte kratzten gleichzeitig über Papier und erfüllten den Hörsaal mit einem Geräusch, das wie umherhuschende Mäuse klang. „Das ist der Grund, warum Ihnen, wenn Sie ein Haus zum ersten Mal betreten, kurz schwindelig wird. Ihr Hirn muss mehr als gewöhnlich verarbeiten. Es zeichnet einen Grundriss, entwirft eine Farbpalette und speichert einen Vorrat an Bildern ab, aus dem es sich später bedienen kann, damit Sie nicht jedes Mal erneut so viele Informationen aufnehmen müssen. Wenn Sie dasselbe Haus erneut betreten, wissen Sie bereits, wo Sie sich befinden.“ „Charlie!“ Eine drängende Stimme flüsterte ihren Namen, nur Zentimeter von ihrem Ohr entfernt. Charlie schrieb weiter. Sie blickte starr auf das, was sich auf dem Podium des Hörsaals abspielte. Während Dr. Treadwell fortfuhr, wurden ihre Schritte schneller, und gelegentlich deutete sie auf die Leinwand, um zu verdeutlichen, worauf sie hinauswollte. Ihre Worte schienen mit dem Tempo ihrer Gedanken nicht mithalten zu können. Bereits am zweiten Tag des Kurses war Charlie aufgefallen, dass ihre Professorin manchmal einen Satz in der Mitte abbrach, um dann einen völlig anderen zu beenden. Man hatte den Eindruck, sie würde den Text in ihrem Kopf überfliegen und hier und dort ein paar Worte laut vorlesen. Die meisten Teilnehmer des Studiengangs für Robotertechnik machte das wahnsinnig, aber Charlie gefiel es. Dadurch wurde die Vorlesung zu einer Art Puzzle, das erst zusammengesetzt werden wollte. Wieder erschien ein neues Bild auf der Leinwand. Es zeigte verschiedene mechanische Bauteile und die schematische Darstellung eines Auges. „Und das ist es, was Sie nachbauen müssen.“ Dr. Treadwell trat ein paar Schritte zurück, um gemeinsam mit den Studenten das Bild zu betrachten. „Bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz geht es zu Beginn ausschließlich um die Verarbeitung von Reizen. Sie haben es nicht mit einem Hirn zu tun, das diese Dinge von ganz allein filtern kann. Sie müssen Programme entwerfen, die einfache Formen erkennen und dabei unwichtige Informationen aussortieren. Sie müssen für Ihren Roboter das tun, was Ihr eigenes Hirn für Sie tut: eine vereinfachte und geordnete Zusammenstellung an Informationen kreieren, die sich danach richtet, was tatsächlich relevant ist. Sehen wir uns einmal ein paar Beispiele für einfache Formenerkennung an.“ „Charlie“, zischte die Stimme erneut, und sie versuchte mit einer ungeduldigen Handbewegung die Gestalt fortzuscheuchen, die ihr über die Schulter spähte. Es war ihr Freund Arty. Die Unterbrechung kostete sie einen Moment ihrer Aufmerksamkeit, und sie fiel etwas hinter die Ausführungen der Professorin zurück. Schnell versuchte sie wieder aufzuholen, weil sie keinen einzigen Satz verpassen wollte. Das Papier, auf dem sie schrieb, war bedeckt mit Formeln, Randnotizen, Skizzen und Diagrammen. Sie wollte alles gleichzeitig niederschreiben. Nicht nur die mathematischen Fakten, sondern auch all die Dinge, die ihr dazu einfielen. Wenn es ihr gelang, die neuen Erkenntnisse mit ihrem bereits vorhandenen Wissen zu verknüpfen, würde sie sich alles leichter merken können. Sie hungerte geradezu nach dem, was sie hier hörte, und wartete voller Spannung wie ein Hund unter dem Esstisch auf all diese informativen Leckerbissen. Ein Junge, der weiter vorn saß, hob eine Hand, um eine Frage zu stellen, und Charlie spürte, wie eine Welle der Ungeduld sie überlief. Jetzt würde der ganze Kurs warten müssen, während die Professorin noch einmal einen ganz einfachen Begriff erklärte. Charlie ließ ihre Gedanken schweifen und zeichnete abwesend kleine Skizzen an den Rand ihres Notizblocks. John würde in – unruhig warf sie einen Blick auf ihre Uhr – einer Stunde hier sein. Ich habe ihm gesagt, dass wir uns vielleicht eines Tages wiedersehen werden. Ich schätze, heute ist dieser Tag. Er hatte sie völlig überraschend angerufen: „Ich komme nur kurz vorbei“, hatte er gesagt, und Charlie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu fragen, woher er wusste, wo sie war. Natürlich wusste er es. Und es gab keinen Grund, sich nicht mit ihm zu treffen. Doch sie schwankte zwischen einer gewissen Aufregung und ebenso starker Furcht. Während sie kleine Rechtecke an den unteren Rand ihres Notizblocks zeichnete, zog sich ihr Magen zusammen. Es kam ihr vor, als habe sie John seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Manchmal hatte sie das Gefühl, ihn erst gestern getroffen zu haben, als sei inzwischen kein ganzes Jahr vergangen. Aber das stimmte natürlich nicht, und für Charlie hatte sich wieder einmal alles verändert. In jenem Mai, in der Nacht vor ihrem achtzehnten Geburtstag, hatten die Träume begonnen. Charlie war an diese Albträume gewöhnt, in denen die schlimmsten Erlebnisse ihrer Vergangenheit wie bittere Galle in ihr aufstiegen, verzerrte Erinnerungen dessen, was allein schon zu schrecklich war, um es sich noch einmal vor Augen zu führen. Sie hatte diese Träume am folgenden Morgen immer verdrängt, doch sie wusste, sobald die Nacht anbrach, würden sie zurückkehren. Doch diese neuen Träume waren anders. Wenn sie aufwachte, fühlte sie sich stets körperlich vollkommen erschöpft. Sie war nicht nur ausgelaugt, ihr tat auch alles weh, und ihre Muskeln besaßen keine Kraft mehr. Ihre Hände waren steif und schmerzten, als hätte sie stundenlang die Fäuste geballt. Diese Träume suchten sie nicht jede Nacht heim, doch wenn sie kamen, drängten sie sich in ihre gewöhnlichen Albträume. Es war egal, ob sie gerade rannte und um ihr Leben schrie oder ziellos durch ein düsteres Sammelsurium der verschiedenen Orte irrte, an denen sie schon die ganze Woche gewesen war. Ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, spürte sie ihn dann: Sammy, ihren verschwundenen Zwillingsbruder, und er war ganz in der Nähe. Sie wusste, dass er genauso gegenwärtig war wie sie. Und in welchem Traum auch immer sie sich gerade befand, alles löste sich in diesen Momenten einfach auf – Menschen, Orte, Licht, Geräusche. Dann suchte sie Sammy in der Dunkelheit, rief seinen Namen. Er antwortete nie. Sie ließ sich auf alle viere nieder und ertastete sich in der Dunkelheit ihren Weg, während sie sich von seiner Gegenwart leiten ließ, bis sie auf ein Hindernis stieß. Es war immer glatt und kühl. Metall. Sie konnte es nicht sehen, aber sie schlug mit der Faust dagegen, und ein hohles Echo erklang. „Sammy?“, rief sie und schlug noch fester zu. Sie stand auf und tastete die glatte Oberfläche ab, um herauszufinden, ob sie daran hinaufklettern konnte, doch das Ding ragte noch weit über ihren Kopf empor. Mit den Fäusten trommelte sie auf das Hindernis ein, bis es schmerzte. Sie schrie den Namen ihres Bruders, bis sie heiser war, bis sie zu Boden sank und sich gegen das Metall lehnte, wobei sie ihre Wange gegen die kühle Oberfläche presste und hoffte, von der anderen Seite ein Flüstern zu vernehmen. Er war dort. Das wusste sie so sicher, als sei er ein Teil ihrer selbst. In diesen Träumen gab es keinen Zweifel daran, dass er anwesend war. Doch sobald sie wach war, wusste sie, dass er nicht da war. Im August hatten Charlie und Tante Jen ihre erste Auseinandersetzung gehabt. Ihr Verhältnis war immer zu distanziert gewesen, um wirklich in Streit zu geraten. Charlie hatte nie das Bedürfnis gehabt zu rebellieren, da Jen für sie keine wirkliche Autoritätsperson darstellte. Und Jen nahm nie etwas persönlich, das Charlie tat, versuchte nie, sie von irgendetwas abzuhalten, solange sie sich nicht in Gefahr begab. An dem Tag, als Charlie mit sieben Jahren zu ihr gezogen war, hatte Tante Jen ihr sofort gesagt, dass sie kein Ersatz für Charlies Eltern sei. Inzwischen...