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E-Book

E-Book, Deutsch, 450 Seiten

Chafkin Peter Thiel – Facebook, PayPal, Palantir

Wie der Pate des Silicon Valley die Welt beherrscht

E-Book, Deutsch, 450 Seiten

ISBN: 978-3-96092-607-8
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Seit den Tagen der Dot-Com-Blase in den späten 1990er-Jahren hat keine Branche die Welt mehr beeinflusst als das Silicon Valley. Und nur wenige Personen haben das Silicon Valley mehr geprägt als Peter Thiel – milliardenschwerer Unternehmer und Duzfreund von Elon Musk. Er ist Mastermind und Kapitalgeber hinter einer ganzen Reihe von Unternehmen wie Paypal, Facebook oder Palantir. Doch trotz seiner Macht und der Allgegenwärtigkeit seiner Projekte ist keine öffentliche Figur so geheimnisvoll.
Erstmals zeichnet der renommierte Bloomberg-Journalist Max Chafkin in dieser Biografie den Lebensweg und die Weltanschauung des Innovators nach – von seiner Erziehung als Kind von deutschen Einwanderern und seinen Jahren in Stanford als aufkeimender konservativer Vordenker bis hin zur Gründung von PayPal und Palantir, seinen frühen Investitionen in Facebook und SpaceX und seinen Beziehungen zu anderen Tech-Titanen wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk.
Kein Journalist hat sich in den vergangenen Jahren so intensiv mit Peter Thiel, seinem Leben, seinen Firmen und seinem Mindset auseinandergesetzt wie Max Chafkin. In unzähligen persönlichen Gesprächen mit Thiels Freunden und Menschen die nah mit ihm zusammengearbeitet haben, gelingt Chafkin ein geradezu intimes Portrait von Thiel, das seinesgleichen sucht.
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ERSTES KAPITEL
Ihr könnt mich alle mal
Im kalifornischen Foster City drängten sich 1980 Peter Thiel und noch ein paar Achtklässler um einen Tisch in einer kleinen Küche, die Gesichter halb hinter aufgestellten Ordnern versteckt, damit keiner sehen konnte, was der andere tat. Ihre Augen waren konzentriert auf die Landkarte einer Fantasiewelt und mehrere Würfel gerichtet. Die Häuser in dem Vorort von San Francisco waren bescheiden und standen eng aneinandergereiht unter der klotzigen San Mateo-Hayward Bridge. Diese verbindet das Silicon Valley – wie die am Freeway 101 auf der San Francisco Peninsula verstreuten militärischen Forschungsparks und Firmengelände genannt werden – mit Oakland und den Industriegebieten der East Bay. Foster City, in den 1960er-Jahren erbaut,1 nachdem Immobilienentwickler einen Sumpf trockengelegt hatten, indem sie eine Reihe schmaler »Lagunen« schufen, hatte keinerlei Verbindung zu diesen Orten. Es war eine typische Vorstadtsiedlung, in der überwiegend weiße Arbeiterfamilien lebten, die die Aussicht auf anständige Schulen, Sicherheit und ein Grundstück an der Bucht angelockt hatte. Die Kinder von Foster City – solche, wie sie damals am Küchentisch saßen – waren nicht die Kinder der klugen Köpfe, die Intel oder Hewlett Packard aufgebaut hatten. Ihre Eltern waren Feuerwehrleute oder Lehrer oder – wie Peter Thiels Vater – Bergbauingenieur, der in Sicherheitsschuhen und mit Helm zur Arbeit ging. Peter war mit den Nerds befreundet, und Nerds spielten 1980 am Wochenende abends Dungeons & Dragons. D&D gilt zwar gemeinhin als Brettspiel, doch es geht dabei mehr um das Erzählen von Fantasy-Geschichten als ums Gewinnen oder Verlieren. Für das Spiel muss sich jeder Mitspieler eine eigene Figur ausdenken, einen »Charakter«. Magier, Barbaren, Druiden und Mönche zählen zu den vielen Optionen, und jeder hat andere Fähigkeiten. Magier ziehen andere in ihren Bann, Barbaren sind grausame Gegner im Kampf und so weiter. Ein Spieler übernimmt die Funktion des Erzählers und Schiedsrichters. Er muss sich ein Abenteuer einfallen lassen. Der Erzähler heißt auch »Dungeon Master«, und obwohl eigentlich jeder mal an die Reihe kommen sollte, versuchte stets Peter – schlaksig, genial und ernst, bis es wehtat –, diese Rolle zu ergattern. »Er konnte die Realität bestimmen«, erzählte ein früherer Spielgefährte Thiels. »Er genoss es, graue Eminenz zu sein.« D&D war aber nicht nur Realitätsflucht, sondern barg auch gewisse Gefahren. Zumindest sahen das die Eltern so. Nachdem sich 1980 ein siebzehnjähriger Spieler aus Michigan das Leben genommen hatte,2 war unter konservativen Christen eine moralische Panik umgegangen. Sie fürchteten das psychologische Potenzial des Spiels, das Teenager dazu animierte, Zauberei, Hexerei und anderen Blasphemien vorzuspielen. Die Halbwüchsigen aus Foster City lachten darüber, doch es erklärt womöglich, warum Peter, dessen Eltern sehr religiös waren, die anderen nie zu sich nach Hause zum Spielen einlud. Er erzählte den Leuten, er käme aus Cleveland, und sprach akzentfrei Englisch. Dennoch war er eindeutig Ausländer. Er war intelligent und selbstbewusst, wirkte aber freudlos. »Ich wüsste nicht, dass er je gelacht hätte. Ich habe ihn nicht einmal lächeln sehen«, erzählte ein Freund aus jenen Tagen. »Man merkte, dass es in seiner Familie Struktur gab, um es positiv zu formulieren.« = Seine Eltern, Klaus und Susanne Thiel, waren 1968 aus Frankfurt in die Vereinigten Staaten ausgewandert – ein Jahr, nachdem dort im Oktober Peter Andreas Thiel geboren worden war. Klaus Thiel war damals Anfang dreißig gewesen und hatte bei Arthur G. McKee & Co., einer amerikanischen Beratungsfirma, die auf den Bau von Ölraffinerien, Stahlwerken und anderen Schwerindustrieprojekten spezialisiert war, gearbeitet. Er hatte einen Abschluss der Staatlichen Ingenieurschule Dortmund, einem Vorläufer der heutigen dortigen Fachhochschule. 1968 also zog Klaus Thiel mit seiner kleinen Familie in die Vereinigten Staaten, wo er sich an der Case Western Reserve University in Cleveland zu einem weiterführenden Studium einschrieb. Die Umstellung war hart. In Westdeutschland war man nach dem Krieg noch ganz mit dem Wiederaufbau beschäftigt und sah gesellschaftliche Massenbewegungen skeptisch. Hier war der Gedanke einer Gegenkultur noch fremd, selbst in Westberlin, und allemal in der hessischen Finanzmetropole des Landes. Frankfurt boomte in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren wirtschaftlich, und es lebten dort viele fromme weiße Christen wie die Thiels. In Cleveland dagegen pulsierten Strömungen wie freie Liebe, die Black-Power-Bewegung und – für jeden anständigen Westdeutschen absolut unvorstellbar – der Kommunismus. Zwei Jahre zuvor, 1966, hatte sich eine von einem Weißen geführte Bar in Hough,3 etwa zweieinhalb Kilometer von der technischen Fakultät der Case Western entfernt, geweigert, einen Schwarzen zu bedienen und anschließend ein Schild aufgehängt mit der Aufschrift: »Kein Wasser für N... .« Daraufhin hatte sich ein Mob zusammengerottet und war zunächst über die Bar hergefallen und dann auch über andere Geschäfte. Es wurde geplündert und gebrandschatzt. Im Sommer 1968 gab es erneut Unruhen unweit des Campus, nachdem sich die Polizei und die radikale Gruppierung der Black Nationalists of New Libya eine vierstündige Schießerei geliefert hatten, die unentschieden endete, sieben Todesopfer forderte und tagelange Plünderungen, Brände und militärisch aufgezogene Polizeieinsätze zur Folge hatte. Wie um den Rassenkonflikt noch zu schüren, brachten Reporter in Erfahrung, dass die New Libyans im Rahmen eines vom neu gewählten schwarzen Bürgermeister Carl Stokes initiierten Programms einen Wiederaufbauzuschuss von 6000 US-Dollar erhalten und zum Kauf der Waffen verwendet hatten. Ein paar Wochen später, im August, nahm Richard Nixon die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner an. Er war damals als Kandidat angetreten, der für Einheit stand und im Grunde zugesagt hatte zu verhindern, dass Schwarze, Hippies und sexuelle Nonkonformisten Amerika überrennen würden. »Wir sehen Städte in Feuer und Rauch aufgehen«, sagte Nixon und rühmte die »große Mehrheit der Amerikaner – die vergessenen Amerikaner, die nicht laut schrien und nicht auf die Straße gingen«. Thiels Eltern sollten fanatische Republikaner werden, und diese Einstellung ging auch auf ihren Sohn über, der sich mit der schweigenden Mehrheit identifizierte und die Nixon-Ära mit ähnlicher Hochachtung betrachtete wie Nixons politischen Nachfolger Ronald Reagan. In der Familie Thiel, die 1971 durch ein viertes Mitglied vergrößert wurde – Peters kleinen Bruder Patrick –, ging es ernst zu. Kurz nach der Geburt des Brüderchens erklärte der Vater Peter den Tod auf eine Art und Weise, die, wie Thiel es Jahre später schilderte, ihm kalt, ja, beinahe grausam erschien. Peter, der sich möglicherweise zum ersten Mal mit existenziellen Fragen auseinandersetzte, hatte seinen Vater nach einem Teppich in ihrer Wohnung gefragt, der, wie sein Vater Klaus erklärte, aus der Haut einer toten Kuh bestand. »Alle Tiere sterben einmal. Und alle Menschen auch. Ich werde eines Tages sterben. Und irgendwann stirbst du auch«, sagte Klaus Thiel.4 Dieser Moment sollte den dreijährigen Jungen zutiefst aufwühlen – und Jahrzehnte später auch noch den erwachsenen Mann. Die meisten Kinder erholen sich auf wundersame Weise oder durch die Liebe ihrer Eltern oder eine glückliche kognitive Dissonanz von solchen frühen Begegnungen mit ihrer eigenen Sterblichkeit. Thiel gelang das nicht, und er sollte auch noch in mittlerem Alter immer wieder auf die Kuh zurückkommen, und auf die damit verbundene brutale Endgültigkeit. In den darauffolgenden sechs Jahren erwarb Klaus Thiel seinen Masterabschluss und wurde Projektmanager, der bei Bergbauprojekten Teams von Ingenieuren leitete. Sein Fachgebiet war der Tagebau, bei dem bergeweise Erde und Fels ausgehoben und chemisch behandelt werden mussten, um ihnen Mineralien zu entziehen. Die Familie zog häufig um, und Klaus Thiel war noch häufiger unterwegs. Er verbrachte oft Wochen auf Baustellen, weit weg von zu Hause. Nach Cleveland entschied sich die Familie, an einen Ort umzusiedeln, der so ganz anders war als die vergleichsweise vielfältige Stadt, in der Thiel seine ersten Lebensjahre verbrachte hatte: Sie zogen in das Südafrika der Apartheid-Ära. Klaus Thiel sollte auf der Baustelle einer Uranmine in der Wüste Namib arbeiten, nicht weit von der Stadt Swakopmund im heutigen Namibia. Peter besuchte zunächst eine elitäre englische Grundschule in Johannesburg, die nur Weiße aufnahm, und im Anschluss zwei Jahre lang die Deutsche Grundschule in Swakopmund. Es war eine einsame Zeit für ihn. Ein Bild aus jenen...


Max Chafkin ist Redakteur und Tech-Reporter bei Bloomberg Businessweek. Seine Arbeiten sind auch in Fast Company, Vanity Fair, Inc. und The New York Times Magazine erschienen. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Queens, New York.


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