Christ / Gassmann | 4.Zero | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Christ / Gassmann 4.Zero

Die ESG-Revolution
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-86774-730-1
Verlag: Murmann Publishers
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die ESG-Revolution

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-86774-730-1
Verlag: Murmann Publishers
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



ESG-Kriterien bestimmen das politische und wirtschaftliche Handeln. Als Industrienation und exportabhängige Volkswirtschaft will Deutschland seine starke Position auch unter neuen Bedingungen besetzen und Zukunftschancen nutzen. Dies kann nur gelingen, wenn die bisher weitgehend unabhängig voneinander betriebenen Veränderungen der Digitalen und der Nachhaltigkeitstransformation als Teil der Unternehmensstrategie integriert werden.

Nachhaltigkeit muss als Priorität in Purpose und Strategie verankert werden. Die Welt der Daten und ihrer intelligenten Nutzung hilft dabei, macht Optionen, Aktionen und Wirkungen transparent. Digitalisierung ist der Revolutionskatalysator für die effiziente, klimaneutrale, sinn- und wertstiftende Wirtschaft der Zukunft.

Gemeinsam mit namhaften Co-Autoren, Impulsgebern und Gesprächspartnern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zeichnen die Autoren einen ebenso strategischen wie pragmatischen, zugleich herausfordernden und optimistischen Weg zum Ziel und verknüpfen dabei verantwortungsvolle Rahmen - mit beispielhafter Umsetzung.

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4.ZERO: WIE DEUTSCHLAND ZUM DIGITAL-NACHHALTIGEN VORREITER WIRD Zwei Wochen lang wurde diskutiert und verhandelt, und am Ende meldeten sich natürlich auch Stimmen zu Wort, die bemängelten, dass die Vereinbarungen mal wieder nicht ausreichen würden. Dass sie enttäuscht seien von den Ankündigungen und dass es mehr Anstrengungen bedürfe, um eine tatsächliche Kehrtwende hinzubekommen. Und doch war etwas anders bei der 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow. Wer vor Ort war im November 2021, konnte den Eindruck bekommen, dass die zahlreich angereisten Vorstände und Manager die Veranstaltung zu einem Business-Treffen umfunktioniert hatten. Verglichen mit den zurückliegenden Veranstaltungen waren die Vertreter der Wirtschaft diesmal gewillt, tatsächliche Veränderungen herbeizuführen. Fluglinien kündigten an, künftig synthetische Kraftstoffe einzusetzen. Reeder sagten zu, ihre Schiffe mit Wasserstoffantrieben auszurüsten, auch wenn das mehr Geld kosten wird. Automobilhersteller und deren Zulieferer ließen durchblicken, dass sie davon ausgehen, künftige Modelle ihren Kunden nur anbieten zu können, wenn bei ihrer Fertigung und Nutzung auch Klimaziele berücksichtigt werden und nicht mehr nur die Motorisierung. Positiv war auch das Bekenntnis zu und die Vereinbarung von Kooperationen. In der von der US-Regierung und dem Weltwirtschaftsforum initiierten »First Mover Coalition« schlossen sich mehr als 25 Konzerne zusammen, um ihre Bereitschaft zu dokumentieren, klimafreundliche Technologien kaufen zu wollen; der häufig langwierige Aufbau neuer, nachhaltiger Märkte soll so beschleunigt werden.1 Mark Carney, der Vorsitzende der Glasgow Financial Alliance for Net-Zero (GFANZ), vermeldete, dass sich mehr als 450 Finanzunternehmen aus 45 Staaten verpflichtet haben, die Vermögensverwaltung von insgesamt 130 Billionen US-Dollar an dem Net-Zero-Ziel auszurichten.2 Anfang des Jahres 2021 betrug die Summe gerade mal fünf Billionen US-Dollar. In einer anderen Allianz sagten rund 30 Staaten, Städte und Unternehmen gemeinsam zu, ihre Mobilität bis spätestens 2040 auf emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen. Wir – Harald Christ und Peter Gassmann – beobachten diese Entwicklungen genau. Seit Jahren verfolgen wir als Unternehmer und Berater aus der Nähe, wie immer mehr Firmen ihre Rolle und Aufgabe in der Gesellschaft neu definieren und ihren internen Wandel in die Wege leiten. Den meisten Wirtschaftsführern, mit denen wir sprechen, ist die Verantwortung ihrer Generation bewusst. Sie wissen, dass die Chancen auf das Gelingen der fundamentalen Weichenstellung noch groß sind, sie aber rapide sinken, wenn es ihnen nicht gelingt, den Shift zu vollziehen: Selbst wenn alle in Glasgow angekündigten Pläne eingehalten würden, liefe es laut der International Energy Agency (IAE) auf eine Erwärmung um 1,8 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 hinaus; läuft bei der Umsetzung irgendwas schief, landen wir bei 2,5 oder mehr Grad.3 Die Folge: Die Generationen, die in zehn, zwanzig Jahren an den entscheidenden Positionen in Unternehmen, Verbänden, Organisationen und der Politik sitzen, würden sich in einer völlig veränderten Welt, konfrontiert mit unabsehbaren Folgen für die Menschheit wiederfinden. Der Druck, jetzt zu handeln, wächst auf allen Seiten. Die Faktoren, die den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft treiben, sind vielfältig geworden. Da sind zum einen verschärfte Regulierungen. Die Bundesregierung hat festgeschrieben, die bundesweiten Treibhausgase bis 2030 um mindestens 65 Prozent zu reduzieren, bis 2040 sollen es mindestens 88 Prozent sein; als Basisjahr gilt 1990. Die Treibhausgasneutralität ist für spätestens 2045 angestrebt.4 Dann darf nur noch so viel Kohlendioxid emittiert werden wie Bäume, Moore und andere Senken aufnehmen können. Für Europa hat sich die EU-Kommission in ihrem »Green Deal« verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu sein. Ein wichtiges Zwischenziel soll 2030 erreicht werden: Bis dahin müssen die Treibhausgase um 55 Prozent gegenüber 1990 verringert werden.5 Dabei helfen soll insbesondere die sogenannte Taxonomie, eine Art Siegel-Katalog der EU-Kommission. Dieser bewertet, wenn er einmal fertiggestellt ist, eine große Zahl von wirtschaftlichen Tätigkeiten detailliert danach, ob sie nachhaltig sind oder nicht. Definiert wird fast alles, von der alltäglichen Dienstleistung eines Malermeisters bis zur Fertigung von Stahl in der Großindustrie. Was ist schädlich, was ist verträglich für Klima und Umwelt? Die Beantwortung dieser Fragen soll vor allem Investoren dienen, um künftig erkennen zu können, ob ihr Geld zukunftsfördernd angelegt ist – die Dekarbonisierung lässt sich schließlich nur bewältigen, wenn es gelingt, die bisherigen Geldströme in die »richtigen« Technologien und Maßnahmen umzuleiten. Die Treiber der Transformation Auf Veränderungen drängen auch die Mitarbeiter von Unternehmen und der Nachwuchs. Anders als vorige Generationen verlangen Hochschulabsolventen und Auszubildene heute, dass nicht nur sie sich auf eine Stelle bewerben, sondern dass auch Firmen explizit darlegen, warum man bei ihnen einsteigen sollte und wie sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Einmal jährlich wiederkehrende Aktionen, wie das Streichen einer Wand im Kindergarten, reichen dafür längst nicht mehr aus – es geht ihnen darum, dass ihr beruflicher Alltag nicht im Gegensatz steht zu der Welt, in der sie sich nach Feierabend und am Wochenende bewegen. Wer zeigen kann, dass seine Produkte und Dienstleistungen relevant für die nachhaltige Transformation sind, steht höher im Kurs als Vertreter fossiler Branchen. Das gleiche gilt für Kunden. Weil sie zunehmend merken, dass auch ihr Konsum der Umwelt schadet, suchen sie nach Orientierung und Alternativen. Unternehmen, die glaubwürdig belegen können, dass sie ernsthaft bemüht sind, den neuen Anforderungen gerecht zu werden und ihren Kunden Lösungen an die Hand zu geben, werden mittel- und langfristig besser abschneiden. Während sich dieser Wandel eher leise vollzieht – an der Ladenkasse – haben sich in den letzten Jahren zusätzlich lautstarke Organisationen Gehör verschafft, im Netz, in den etablierten Medien und auf der Straße. Aktivisten, Nichtregierungsorganisationen und allen voran der Bewegung Fridays for Future ist das gelungen. Sie fordern schnelleres, entschiedeneres Handeln, berufen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und ziehen im Zweifel – zusammen mit anderen NGOs – bis vors Bundesverfassungsgericht. Dieses gab den Demonstranten bei ihrer Klage hinsichtlich der mangelnden Generationengerechtigkeit im Frühjahr 2021 prompt Recht: Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung musste daraufhin nachgebessert und konkretisiert werden.6 Gerichte, die den Klimakurs mitbestimmen, bilden einen weiteren Treiber der Transformation, wie sich abzeichnet. Denn nur wenige Tage nach dem Urteil in Karlsruhe erklärte das Bezirksgericht in Den Haag, dass der Öl-Konzern Shell seine Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 senken muss. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, Shell kündigte an, die Entscheidung anzufechten.7 Bemerkenswert war sie trotzdem. Sie deutet nämlich darauf hin, dass Unternehmen ihre externen Kosten noch umfangreicher als bisher internalisieren und die negativen Folgen ihrer Geschäftsmodelle deutlicher reduzieren müssen. Bislang wurden einzelne Akteure nicht für ihren Ausstoß von Treibhausgasen, die global wirken, zur Rechenschaft gezogen. Jetzt scheinen Gerichte aber einen Ausgleich auf internationaler Ebene suchen zu wollen. Sie beginnen, einen direkten Zusammenhang zwischen Indigenen in Südamerika, deren Lebensbedingungen sich durch den Klimawandel verschlechtern, und dem Handeln von Industriekonzernen herzustellen. In den juristischen Fokus geraten jetzt auch die sogenannten »Scope 3-Emissionen«, die indirekt entstehen, beispielweise bei der Verwendung eines gekauften Produkts durch die Endverbraucher. ESG-Verantwortliche in Unternehmen müssen diese Entwicklungen im Blick behalten. Eingeführt wurde das ESG-Konzept von den Vereinten Nationen 2004 in dem Bericht Who Cares Wins8. Die Autoren empfahlen Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle kritisch und nach verschiedenen Risiken zu durchleuchten. Wie steht es um den CO2-Fußabdruck (Environmental), die Frauenquote in Führungspositionen (Social) und die Antikorruptionsregeln (Governance)? Wer Fragen wie diese ehrlich analysiert, offenlegt, sich ambitionierte Ziele setzt und diese kontinuierlich verfolgt, wandelt sich zu einem zukunftsfähigen Unternehmen. ESG bedeutet, langfristig und ganzheitlich zu agieren Heute ist das ESG-Modell ein integraler Bestandteil jeder Geschäftsstrategie – oder wird es, sofern es noch nicht geschehen ist. Darüber sind sich Unternehmenslenker mittlerweile weitgehend einig. Diskutiert wird in der Regel nur das »Wie«. Manche Unternehmen zögern mit der Umsetzung – aus kurzfristigen finanziellen Erwägungen oder weil sie wissen, dass es um nicht weniger als eine ganzheitliche Transformation geht. Diese zu bewerkstelligen, ist eine enorme Herausforderung. Wer sie annimmt, beginnt sein Geschäftsmodell robuster zu machen. Ziel jedes unternehmerischen Handelns sollte ohnehin nicht nur der kurzfristige Profit sein, sondern ein langfristiger Pfad, der von Werten geleitet ist. Dieser ganzheitliche Ansatz, der aus E, S und G besteht, ist wichtig – auch wenn es uns in diesem Buch primär um das...


Harald Christ ist erfolgreicher Unternehmer, ehemaliger Bundesschatzmeister der FDP, langjähriger Top-Manager in der Finanzwirtschaft und gesellschaftlich engagierter Stifter. An der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft wirbt er für eine neue Aufbruchserzählung, die Deutschland für die Herausforderungen der 2020er-Jahre wappnen soll. Er setzt sowohl auf die Innovationskraft und den Gestaltungswillen des deutschen Mittelstandes als auch auf das bildungspolitische Aufstiegsversprechen, das unseren Wohlstand langfristig sichert.

Peter Gassmann ist globaler Chef der Strategieberatung Strategy& und Global ESG Leader von PwC. Der ausgewiesene Experte für Risikostrategie und -management in der Finanzwirtschaft war in leitenden Positionen bei europäischen Banken tätig und berät heute vor allem in großen technologie- und ESG-getriebenen Transformationen in dieser Branche. Neben der Führung der globalen Strategieberatung koordiniert er die internen und kundenorientierten ESG-Initiativen bei PwC. Globale Impulse in die Transformation der deutschen Wirtschaft zu tragen, ist ihm Herzenssache.



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