E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Clair Der Familienskandal
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-7493-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7493-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kostbare Juwelen aus der DeWilde-Kollektion sollen auf einer Galashow in Sydney vorgeführt werden. Tragen sollen sie die Models bei der Vorführung der Brautkleider des Firmenimperiums. Zum Fest erscheint die Journalistin Natasha Pallas, und Ryder Blake, Manager der Filiale in Sydney, ist sofort von ihr fasziniert. Er weiß nicht, dass sie etwas verbirgt: Sie will ein Armband heimlich in die DeWilde-Sammlung legen, um ihre Großmutter vor einem Skandal zu schützen.
Daphne Clair, alias Laurey Bright lebt mit ihrem Ehemann einem gebürtigen Holländer auf einer kleinen Farm im wunderschönen Neuseeland. Gemeinsam zogen sie fünf wundervolle Kinder groß, eines davon ein Waisenkind aus Hong Kong. Sie hat nahezu 70 Liebesromane für Harlequin geschrieben. Als Daphne de Jong hat sie mehrere Kurzgeschichten und einen historischen Roman veröffentlicht, beide von der Kritik in ihrer Heimat gefeiert. Den prestigeträchtigen Katherine Mansfield Short Story Award hat sie gewonnen und war eine RITA Finalistin. Ihr online Newsletter wird einmal im Monat ausgegeben und wird per E - Mail kostenlos an Abonennten versendet. Eine ihrer meist geklickten Funktionen ihrer Seite ist die Schreibklasse, in der Fragen über alle Aspekte des Schreibens beantwortet werden. Sie genießt es das Wissen was sie über die vielen Jahre des Schreibens hinweg sich stetig erworben hat weiterzugeben. Darum hält sie Kurse für Liebesromanautoren überall in ihrem großen weiten Land.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Ryder Blake nippte an dem Chardonnay, den der Kellner gerade in sein Glas gefüllt hatte, und nickte anerkennend. Der Mann ging um den Tisch herum und schenkte Grace DeWilde ein. Ryder nutzte die Gelegenheit, sie unauffällig zu betrachten.
Ein beigefarbenes Seidenkostüm und diskrete Ohrringe vervollständigten Graces reife Schönheit. Ihr hellblondes Haar war im Nacken zu einem Knoten geschlungen und betonte noch den zarten Schnitt ihres Gesichts. Aber Ryder entdeckte die Zeichen von Anspannung um ihren Mund und die Augen, deren feine Fältchen ausgeprägter waren als früher.
Sie lächelte dem Kellner zu und wandte sich dann an Ryder. „Nun?“ Ihre rauchige Stimme enthielt einen Anflug von Humor. „Habe ich die Prüfung bestanden?“
Ryder fühlte sich ertappt und erwiderte ihr Lächeln, während er verlegen mit seinem Glas spielte.
„Du siehst großartig aus, Grace“, sagte er. Das Kompliment war aufrichtig gemeint, aber dennoch fühlte er dabei ein leichtes Bedauern, denn es fehlte etwas. Hinter Graces gelassener Haltung hatte immer Heiterkeit durchgeschienen, Vitalität und eine emotionale Offenheit, die Menschen angezogen hatte. Die Gelassenheit war noch immer da, aber alles andere schien zu fehlen.
„Du auch, Ryder“, meinte sie. „Es tut meinem Ego gut.“ Als er fragend die Augenbrauen hochzog, lachte sie auf. „Für dich bin ich sozusagen deine Nenntante, aber andere Menschen sehen mich hier mit einem hochgewachsenen, gutaussehenden jüngeren Mann essen. Mir sind die neidischen Blicke einiger Frauen in meinem Alter durchaus aufgefallen.“ Sie verzog ironisch die dezent geschminkten Lippen. „Mein Selbstwertgefühl hat in der letzten Zeit ein wenig gelitten, und ich bin dankbar für schmeichelhafte Situationen dieser Art.“
„Ich konnte es einfach nicht glauben, als Gabe mich anrief und sagte, ihr hättet euch getrennt“, entgegnete Ryder. Er war froh, dass er es nicht aus dem knappen Fax erfahren hatte, das gestern in seinem Büro in Sydney eingegangen war.
Graces Augen beschatteten sich kurz, dann blickte sie nach unten, griff nach ihrem Weinglas und trank einen Schluck. Nachdem sie es vorsichtig wieder auf der blütenweißen Leinentischdecke abgestellt hatte, hielt sie immer noch den Blick gesenkt. „Gabriel ist mir böse. Für ihn und die anderen Kinder ist es hart …“ Ihre Stimme wurde noch rauchiger. „… aber Jeffrey ließ mir keine andere Wahl.“
„Du willst doch wohl nicht sagen, er hat dich hinausgeworfen?“, fragte Ryder schockiert.
„Nein, das nicht gerade. Aber er machte deutlich, dass … die Ehe zu Ende ist … dass er kein Interesse mehr daran hat.“
„Ich kann es wirklich kaum glauben …“ Er sprach nicht weiter, weil ihr Essen serviert wurde: Meeresfrüchte, Salat und frisches französisches Weißbrot.
„So entschied ich mich, nach Haus zurückzugehen“, fuhr Grace fort, als hätte er nichts gesagt. „London ist eine kalte und düstere Stadt, und ich habe es dort nur ausgehalten wegen …“
Weil sie ihren Mann und seine Familie liebte, vermutete Ryder, als er nach einem Stück Brot griff. Und sie hatte London nicht immer gehasst. Er erinnerte sich an ihre Begeisterung für die alten Häuser und Sehenswürdigkeiten, selbst als Grace schon Jahre in England lebte.
Dank Grace hatte Ryder gelernt, sich in der Gesellschaft zu bewegen, in denen die DeWildes verkehrten. Grace hatte auch sein Interesse am Geschäft erweckt. Sie hatte ihn mitgenommen, wenn sie die Angebote von DeWilde’s Konkurrenz unter die Lupe nehmen wollte – die Carnaby Street-Boutiquen, die Kaufhäuser in der Oxford Street, und natürlich den weltbekannte Erzrivalen, Harrods.
„Gabriel nimmt an, du eröffnest hier nur ein neues Geschäft, um seinen Vater zu ärgern“, erzählte ihr Ryder. „Um DeWilde’s Konkurrenz zu machen.“
Graces Blick flackerte einen Moment lang, und Ryder glaubte, kurz Verletztheit darin zu sehen, aber als sie dann sprach, klang ihre Stimme fest. „Wenn ich DeWilde’s Kunden abjagen wollte, hätte ich New York gewählt. Gabriel … ist verletzt und will deswegen verletzen. Du weißt, was sich unter der kühlen, nüchternen Oberfläche verbirgt, die er kultiviert hat, um wie sein Vater zu sein.“
Ryder lächelte schwach. Und ob er das wusste. Er hatte Gabriel DeWilde auf einem exklusiven englischen Internat kennengelernt, als dieser sich mit einigen größeren Schulkameraden eingelassen hatte, die ihn zuvor geärgert hatten.
Ryder hatte eingegriffen, um das Kräfteverhältnis auszugleichen. Gabriel hatte sich zögernd bedankt und ihn eingeladen, zusammen mit ihm und seinen Eltern am nächsten Elternbesuchstag Tee zu trinken. Danach hatte keiner der beiden mehr davon gesprochen. Und Ryder hatte den Eindruck, dass Jeffrey DeWilde ziemlich überrascht gewesen war, als Gabriel ihn mit den Worten vorstellte: „Dies ist mein Freund Ryder.“
Aber Grace hatte ihn mit einem umwerfenden Lächeln und einem Kuss auf die Wange begrüßt, so wie sie es bei ihrem eigenen Sohn getan hatte. Sie duftete nach Blumen und sprach noch immer mit einem leichten amerikanischen Akzent, der ihr Englisch weicher klingen ließ als das der Oberklasse, das er jeden Tag hörte. Innerhalb einer halben Stunde hatte sie Ryder zu ihrem lebenslang ergebenen Sklaven gemacht.
Sie hatte ihm die Information entlockt, dass seine Eltern in Australien lebten und er nicht wüsste, wo er die Sommerferien verbringen würde. Lächelnd hatte sie ihn eingeladen, die Ferien über bei ihnen zu bleiben. In diesen Ferien waren die beiden Jungen, trotz der Unterschiede in Charakter und Herkunft, enge Freunde geworden, und diese Freundschaft hatte über die Schulzeit hinaus gehalten.
„Wie läuft die Filiale in Sydney?“, fragte Grace, als sie die Gabel hinlegte. Die Krabben hatte sie kaum angerührt, obwohl sie köstlich schmeckten.
„Es ist eigentlich noch zu früh für eine eindeutige Erfolgsprognose, aber die Zeichen stehen gut“, meinte er sachlich.
„Mir dir als Leiter, wird das Geschäft bestimmt eine der gewinnträchtigsten Filialen von DeWilde’s. Da bin ich mir sicher.“
„Wir sind schon bei der Planung der Feier zum einjährigen Bestehen. Hast du irgendwelche Ideen?“
„Nun, vielleicht Sonderangebote in allen Abteilungen, eine festliche Atmosphäre, die dem Kunden das Gefühl gibt, an einer Feier teilzunehmen. Dann natürlich eine Modenschau mit den DeWilde’s – Modellen … Hast du schon einen Werbeetat dafür zur Verfügung gestellt?“
„Wir arbeiten ihn gerade aus.“
„Sag deinem Werbeleiter, dass wir helfen werden …“
Grace brach ab. Ihr war bewusst geworden, was sie hatte sagen wollen. Ryder ergriff ihre Hand.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie. Ihre Stimme klang fester, als sie fortfuhr: „Ich habe mich nicht im Griff gehabt, stimmt’s?“
„Es muss dir nichts leidtun“, sagte Ryder und fügte dann hinzu: „… und Gabe ist ein Dummkopf. Jeffrey ebenfalls.“ Er kam sich dabei illoyal vor. Jeffrey und Grace waren für ihn immer eine Einheit gewesen, solange er sie kannte.
Grace lächelte traurig. „Du musst nicht Partei ergreifen, Ryder. Das wäre das Letzte, was einer von uns wollte. Aber dennoch vielen Dank.“ Sie entzog ihm ihre Hand. „Du hast mir gar nicht gesagt, was du hier in San Francisco machst – ist es ein Geschäftsgeheimnis?“
Obwohl sie es scheinbar leichthin sagte, spürte Ryder doch, es war anders gemeint. „Ein Seminar“, erklärte er ihr. „Es befasst sich mit den Perspektiven des Handels im pazifischen Raum im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ein Studienkollege hatte mir davon berichtet.“ Es hatte ihm die Ausrede geliefert, die Stadt zu besuchen und nach Grace zu sehen.
Ryder fühlte sich ungewöhnlich hilflos in dieser Situation. Während Gabriel fassungslos und zornig darüber war, dass seine Mutter seinen Vater und das weltweite Unternehmen ohne Erklärung verlassen hatte, war er selbst wie benommen gewesen. Aber nun erwachte Ärger in ihm – auf Jeffrey. Denn es war offensichtlich, dass Grace verletzt war, dass sie nicht freiwillig so gehandelt hatte, sondern dazu gezwungen worden war.
„Ich habe eine Broschüre über dieses Seminar“, meinte Grace. „Ich hätte vielleicht daran teilgenommen, habe aber im Augenblick zu viel mit der Finanzierung und der Einstellung des Personals für mein Geschäft zu tun – und damit, mich mit den Rechtsanwälten der DeWildes auseinanderzusetzen.“ Ein bitterer Zug erschien um ihren Mund.
„Ich habe gehört, Jeffrey will es dir verwehren, den Namen für dein Geschäft zu benutzen“, sagte Ryder.
„Darum geht es im Grunde genommen gar nicht“, erwiderte Grace, und für einen Moment trat ein trauriger Ausdruck in ihre Augen. „Ich werde das Geschäft Grace nennen. Eigentlich will Jeffrey verhindern, dass ich meine zweiunddreißigjährige Erfahrung bei DeWilde’s benutze, um meine Firma voranzubringen. Aber jeder in dieser Branche weiß, wer ich bin. Ich kann doch nicht einfach meine Vergangenheit ausradieren.“
„Dass du gegangen bist, hat die DeWilde Corporation geschwächt“, erinnerte Ryder sie. „Jeffrey versucht nur, das Unternehmen zu schützen.“
„Ich muss überleben“, erwiderte Grace gepresst.
„Sicherlich würde Jeffrey in finanzieller Hinsicht für dich …“
„Es geht nicht nur um Geld. Er versucht mir Bedingungen zu diktieren, die verhindern, dass ich eine eigene Firma gründe. Manchmal...