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Clark | Die toten Katzen-Assassinen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Clark Die toten Katzen-Assassinen

Eine fantastische Welt voller Götter und Assassinnen. Von Nebula- und Hugo-Preisträger P. Djèli Clark
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98666-733-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine fantastische Welt voller Götter und Assassinnen. Von Nebula- und Hugo-Preisträger P. Djèli Clark

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-98666-733-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



P. Djèlí Clark, der Gewinner des Nebula und Alex Awards, präsentiert uns eine brandneue Welt sowie eine fantastische Stadt voller Götter und Assassinen. Die toten Katzen-Assassinen sind keine Katzen. Sie töten auch keine Katzen. Aber sie sind definitiv tot! Eveen, die Ausweiderin, ist fähig, diskret und professionell. Ihre Gilde ist mächtig, ihre Klingen sind scharf, und ihre Regeln sind einfach. Jene, die auf die Oberin der Attentäter eingeschworen sind - wieder zum Leben erweckt, tödlich und aller Erinnerungen beraubt -, schwören dreierlei. Erstens muss der Vertrag rechtmäßig sein. Darüber befinden allerdings andere, weit über Eveen. Zweitens dürfen selbst die mächtigsten Assassinen niemanden ohne Vertrag umbringen. Eveen ist ein Profi! Sie hat ihr Ziel noch nie verfehlt. Drittens, die einfachste Regel: Sobald man einen Auftrag akzeptiert, hat man ihn auszuführen. Und wenn man vom Weg abweicht? Dann wäre der endgültige Tod noch eine Gnade. Während das Fest des Räderwerkkönigs die Stadt auf den Kopf stellt, konfrontiert Eveens jüngste Mission sie mit einer Vergangenheit, an die sie sich nicht erinnern soll, und einem Schwur, den sie nicht vergessen kann.

P. DJÈLÍ CLARK wurde in New York geboren und wuchs in Houston auf. Seine prägenden Jahre verbrachte er in der Heimat seiner Eltern, Trinidad und Tobago. Er ist Preisträger des Nebula-, Locus- und des British-Fantasy-Awards und wurde für den Hugo, World-Fantasy- und Sturgeon-Award nominiert. Seine Geschichten sind auf diversen Online-Plattformen sowie in gedruckten Anthologien erschienen. Außerdem ist er Gründungsmitglied des FIYAH Magazine of Black Speculative Fiction und unregelmäßiger Kritiker bei Strange Horizons.
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KAPITEL
1


Die Toten

Katzenschwanz-Assassinen

Weder sind sie Katzen

noch haben sie Schwänze

Doch ganz gewiss sind sie tot.

Gleich als Eveen die schlichte braune Karte zwischen Daumen und Zeigefinger nahm, sprang ihr die rote Schrift ins Auge. Einmal las sie die Worte laut vor, dann wiederholte sie sie noch zweimal im Kopf. Sie versuchte, sich das Lachen zu verbeißen, scheiterte jedoch. Es brach aus ihr hervor, als wäre es auf der Flucht, und sie prustete durch Mund und Nase. Die anderen Gäste des noblen Restaurants in ihrem feinen Zwirn reckten den Hals und warfen ihnen missbilligende Blicke zu.

»Das ist überhaupt nicht lustig gemeint«, bemerkte Fennis. Er saß ihr gegenüber und zog die rotblonden Augenbrauen zusammen.

Es ist aber zum Totlachen, wollte sie sagen, doch dann sah sie die roten Flecken auf seinen Wangen. Sonst machte sie kein großes Gewese um Gefühle. Aber der Mann hatte ein Gesicht wie ein Baby mit großen seelenvollen Augen; Tanten und Großmütter würden weit reisen, um ihm in die Wangen zu kneifen. Wer würde sehen wollen, wie sich dieses Mündchen verzog?

»Ähm, hast du das geschrieben?«

Er nickte und wurde noch röter. Hochrot? Puterrot geradezu!

»Oh! Tja. Na dann. Hmmmmmm.«

Er seufzte. »Dreh sie einfach um.«

Sie wendete die Karte. »Na guck. Noch mehr Worte.«

Die Toten

Katzenschwanz-Assassinen

Sachkundig. Diskret.

Professionell.

Wir sind für Ihre dringendsten

Bedürfnisse da.

Eveen hob den Blick. Fennis, der Wonneproppen mit dem lockigen roten Haar, sah sie erwartungsvoll an.

»Guck nicht so. Ich geb mir hier die größte Mühe. Was wollen wir noch mal mit denen?« Sie deutete auf den Kartenstapel auf dem Tisch.

»Das sind Visitenkarten«, sagte er selbstzufrieden. »Wenn du mit deiner Bande einen Auftrag erledigt hast, könnt ihr immer eine liegen lassen. Um mehr Kunden an Land zu ziehen.«

Sie hielt einen Finger hoch. »Erstens: Hör auf, uns als Bande zu bezeichnen. Wir sind keine Straßenschläger, die alle die gleiche Frisur haben. Wir sind eine Gilde von Auftragsmördern.« Noch ein Finger. »Zweitens: Meinst du, wenn wir jemanden wegpacken, kommt hinterher dessen Arbeitgeber zu uns, damit wir für ihn auch jemanden wegpacken?«

»In dieser Stadt ist deine Branche immer gefragt.«

Ganz unrecht hatte er nicht, das musste Eveen zugeben.

Tal Abisi war eine Hafenstadt auf der westlichen Halbinsel. Es hieß, hier kam mehr Handel durch als auf den größten drei vergleichbaren Häfen des Kontinents zusammengenommen: Seide und Textilien aus Vash, Rum und Blauwürze vom Baleen-Archipel, Minerale und Erze reich an Magie, gefördert im abgelegenen östlichen Gulat, und sogar Wunder aus der mechanischen Stadt Kons. Güter strömten so frei durch Tal Abisi wie das Gold und das Silber, das solcher Handel einbrachte. Und wo es Wohlstand gab, da gab es auch Leute, die darum kämpften: Geschäftskonkurrenten, verfehdete Verbrecher, die Mächtigen, die die Stadt lenkten und gegeneinander intrigierten, und noch viele andere. Eveens Branche florierte stets.

Sie warf die Karte auf den Tisch. »Und hast du das mit Baseema besprochen?«

Fennis nickte. »Die Idee schien ihr zu gefallen.«

»Glaub ich sofort.« Baseema war hart wie getemperter Stahl, was man von der Chefin einer Assassinengilde auch erwarten würde. Aber Fennis, den sie angestellt hatte, damit er sich um den ganzen Papierkram kümmerte, konnte sie schwer etwas abschlagen. Lag wohl an dem Babygesicht.

Dann flog mit einem Knall die Tür auf und alle Anwesenden fuhren zu dem Trio herum, das ins Lokal geplatzt kam. Verborgen unter der taillenlangen, halb zugeknöpften blauen Matrosenjacke trug Eveen zwei gebogene Messer, doch nun tastete sie instinktiv nach dem Wurfdolch im rechten kniehohen braunen Stiefel. Vorsichtig zog sie den schwarzen Griff heraus. Ihre weiße Hose hatte an der Seite einen breiten dunkelblauen Streifen, vor dem man ihn kaum sah. Dann richtete sie wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf die Neuankömmlinge.

Ein Mann in einem pelzgefütterten Mantel, benäht mit funkelnden Kettenrädern. Eine Frau, gekleidet wie Eveen. Die beiden kämpften um eine junge Frau in einem bauschigen kurzen Rock, Matrosenstiefeln und einem übertrieben langen Mantel; ihre Haut war metallisch golden angemalt. Eveen steckte den Dolch wieder weg. Von den dreien ging keine Gefahr aus: Das waren Schauspieler, die ganze Sache bloß ein bisschen Theater. Nicht allzu überraschend in Tal Abisi, am dritten und letzten Abend des Festivals des Räderwerkkönigs, der Piratenprinzessin und des Goldschatzes.

Sie lehnte sich zurück und sah der spontanen Nummer zu. König und Prinzessin fochten auch mit Worten: Sie hauten sich rezitierte Verse und Literaturpassagen um die Ohren. Selbst das steife Publikum war gebannt; die feinen Damen und Herren schrien erschrocken auf, wenn die Schauspieler ihre Steinschlosspistolen zogen und orangefarbene Bänder verschossen. Dann wurde es ganz still: Das goldene Mädchen griff sich in die Brust und zog ein mechanisches Herz hervor, das zu schimmerndem Konfetti zerplatzte. Begeistert klatschten die Leute Beifall, klopften auf die Tische und ließen einen Münzregen auf die Darsteller niedergehen. Hastig sammelte die kleine Truppe ihren Gewinn ein und eilte wieder hinaus, ehe die Gastwirtin die Geduld verlor – sie stand mit angespanntem Lächeln da, die Finger in den Stoff ihres purpurnen Kaftans geklammert. Während des Festivals konnte man sich ein bisschen mehr herausnehmen, aber alles hatte seine Grenzen.

»Von der Geschichte bekomme ich nie genug«, murmelte Fennis.

»Ich hab bessere gelesen«, sagte Eveen und schnickte Konfetti weg.

»Du liest doch nichts als diese Schauerschinken, die die Druckerpressen in Kons in einem fort ausspucken: ›Asheel, der Irrenjäger‹ oder ›Schrecken der Dämonenlande‹.«

Eveen drohte mit dem Finger. »Das ist solide Literatur! Asheel jagt Irre – dabei ist er selber einer! Ein Irrer, der andere Irre jagt? Genial! Und die Schrecken der Dämonenlande sind angeblich Augenzeugenberichte.«

Fennis wirkte skeptisch.

»Auf jeden Fall besser als der Dreck, den die uns hier gerade geliefert haben«, versetzte sie.

»Jede Geschichte birgt ihre eigenen Wahrheiten«, sagte er auf sehr fennistypische Weise.

»Pff! Ein Mädchen opfert sich selbst, um eine Fehde zu beenden – geht's noch dramatischer?«

»Sie tat es aus Liebe. Und es hat Tal Abisi gerettet. Daher ist sie jetzt ja auch die Schutzheilige der Stadt.«

»Liebe? Sie ist wohl eher zwischen die Fronten geraten. Eine hinterhältige Piratin und ein größenwahnsinniger Erfinder haben links und rechts an ihr gezerrt.«

Fennis wies auf sie. »Und doch bist du selbst angezogen wie die Piratenprinzessin!«

Eveen strich über die Goldknöpfe ihrer Jacke und zog die Manschetten ihres weißen Hemdes ein Stück aus den Ärmeln. »Ich gehe mit der Mode. Und wer mag das Festival nicht? Ich meine ja bloß … Die Stadt wäre beinahe von einer Armee mechanischer Riesen in Schutt und Asche gelegt worden, ein ganzer Distrikt ist seitdem eine unbewohnbare magische Gefahrenzone und fast drei Jahrhunderte nach diesem Beinaheuntergang macht man daraus diese Orgie, die drei Nächte dauert.«

»Die Menschen haben halt eine merkwürdige Art, mit traumatischen Erinnerungen umzugehen«, entgegnete Fennis.

»Erinnerungen«, murmelte Eveen. »Dazu kann ich nicht viel sagen.«

Fennis zuckte zusammen. »Tut mir leid.«

Sie speiste ihn mit einer Lüge ab. »Was man nicht hat, kann man auch schwer vermissen.«

Der Kellner setzte dem unangenehmen Schweigen ein Ende: Er erschien mit Getränken in den Händen und einem schiefen Lächeln auf dem Gesicht am Tisch. Schon den ganzen Abend glotzte er zu ihr herüber. Wahrscheinlich fragte er sich, ob sie und Fennis zusammen waren. Da bestand allerdings kein Grund zur Sorge. Der Mann hatte sie noch kein einziges Mal mit amourösem Interesse angesehen. Leidenschaft oder Erregung ließ er ausschließlich beim Essen erkennen – wie etwa jetzt, als er strahlend zusah, wie Wein in einen Zinnkelch gegossen wurde. Er war als Junge aus einem Provinzdorf hierhergekommen, Maras Bucht oder irgend so was, wo man nichts Aufregenderes zu essen fand als Blaufisch, was das auch sein mochte. In Tal Abisi hatte sich sein Geschmack verfeinert und heutzutage war er ein Liebhaber seltener Tafelfreuden – weswegen sie jetzt auch in diesem piekfeinen Laden saßen statt in einem der Rattenlöcher, die sie vorzog.

Sie strich sich die gedrehten dunklen Locs zurück, die ihr...


P. DJÈLÍ CLARK wurde in New York geboren und wuchs in Houston auf. Seine prägenden Jahre verbrachte er in der Heimat seiner Eltern, Trinidad und Tobago. Er ist Preisträger des Nebula-, Locus- und des British-Fantasy-Awards und wurde für den Hugo, World-Fantasy- und Sturgeon-Award nominiert. Seine Geschichten sind auf diversen Online-Plattformen sowie in gedruckten Anthologien erschienen. Außerdem ist er Gründungsmitglied des FIYAH Magazine of Black Speculative Fiction und unregelmäßiger Kritiker bei Strange Horizons.



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