Claussen / Engemann / Gräb | Predigtstudien 2021/2022 - 1. Halbband | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 64 Seiten

Reihe: Fortsetzung Predigtstudien

Claussen / Engemann / Gräb Predigtstudien 2021/2022 - 1. Halbband

Perikopenreihe IV

E-Book, Deutsch, 64 Seiten

Reihe: Fortsetzung Predigtstudien

ISBN: 978-3-451-82484-5
Verlag: Kreuz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Predigtstudien sind eine bewährte Arbeitshilfe für die qualifizierte und fundierte Predigtvorbereitung. Sie enthalten praxisorientierte Anregungen für die Predigt und die Gestaltung des Gottesdienstes. Jeder Predigttext wird von zwei Theologinnen/Theologen aus Gemeindearbeit, Kirchenleitung und Wissenschaft bearbeitet. Dieser Dialog verbindet wissenschaftliches Niveau mit homiletischer Praxis.
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1. Advent – 28.11.2021 A Jeremia 23,5–8 Da kommt noch was! Sven Petry IEröffnung: Alle Jahre wieder: Erinnern, Warten, Hoffen
Er ist gerecht, ein Helfer wert … Als im Corona-Advent 2020 der gottesdienstliche Gemeindegesang nach und nach verstummte, gehörten diese Worte zu jenen, die zuletzt verklangen. Kaum ein Adventsgottesdienst ohne »Macht hoch die Tür«. Und wenn schon nicht das ganze Lied gesungen werden kann, fällt die zweite Strophe eher selten weg, jedenfalls am 1. Advent mit dem passenden Wochenspruch aus dem Buch des Propheten Sacharja: »Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.« Alle Jahre wieder beginnt das Kirchenjahr mit der Verheißung des gerechten Herrschers und der Gerechtigkeit, die sich unter seiner Herrschaft ausbreitet. Im Corona-Jahr hat das Virus die Gerechtigkeitsfrage auf mancherlei Weise verschärft ins Gedächtnis gerufen oder neu aufgeworfen. Wie weit sind wir als Gesellschaft in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit wirklich, wenn die familiären Lasten der Krise überproportional von Frauen getragen wurden? War es gerecht, dass Friseursalons öffnen durften, Kosmetikstudios aber nicht? Dass Fachmärkte im Einzelhandel geschlossen blieben, während ihre Angebotspalette im Supermarkt neben Plätzchen und Glühwein weiter verkauft werden durfte? Kult blieb unter Einschränkungen und Auflagen öffentlich möglich, während Kultur in den Winterschlaf geschickt wurde. Waren die Priorisierungskriterien beim Impfen nicht nur richtig oder falsch, sondern auch gerecht? Und was schließlich die Frage nach Arm und Reich betrifft, kann auch in dieser Krise als Faustregel gelten: Wer viel hatte, hatte viel zu gewinnen, wer wenig hatte, hatte dagegen viel zu verlieren. Wenn am 1. Advent 2021 die Verheißung des gerechten Sprosses aus dem Haus Davids immer noch zur Predigt anzuregen vermag, dann ist die Gerechtigkeit weiterhin nicht ausgebrochen. Die Verheißung des gerechten Herrschers geschieht dann immer noch auf Hoffnung hin. Eine Hoffnung, die für Christ*innen im Glauben gründet, dass sich die Verheißung des kommenden Königs in Jesus von Nazareth gleichwohl bereits erfüllt hat. Entsprechend ist die erste Hälfte des Predigttextes eine der als Lesungen für die Christvesper vorgeschlagenen Weissagungen. Erfüllte Ankunft und Hoffnung auf vollendende Wiederkunft sind in der Botschaft des Advents ineinander verwoben. Die Erinnerung an Vergangenes soll den Boden bereiten, aus dem Hoffnung auf und für die Zukunft emporsprießt. Alle Jahre wieder bedienen wir uns dazu eingeübter Traditionen und Rituale. Über das Erinnern des Vergangenen kann dabei der Blick in die Zukunft, über das Warten aufs Christkind das Warten auf Christus in Vergessenheit geraten. IIErschließung des Textes: Zukunft jenseits des Gerichts
Ob die Gegenwart im Hintergrund der Verheißung des gerechten Sprosses in Jer 23,5–8 jene des historischen Propheten Jeremia oder eine literarische ist, ist für die Predigt zweitrangig. Das Prophetenwort konnte noch sechs Jahrhunderte später als Wort der Verheißung und Hoffnung gehört werden, weil sich Grunderfahrungen des Lebens seit den Tagen der letzten Könige von Juda nicht grundsätzlich geändert hatten. Das Exil dauerte an, ob nun als Leben in der Fremde oder als Leben unter Fremdherrschaft. Gerecht ging es nicht zu, man wartete auf bessere Zeiten. Der Blick in die Zukunft und die Hoffnung auf bessere Zeiten sind von der Hoffnung auf einen neuen gerechten König nicht zu trennen. Zur Verheißung der neuen, der besseren Zeit greift der Prophet auf alte Vorstellungen zurück. Für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen ist nach dem im gesamten Alten Orient verbreiteten Herrschaftsverständnis die erste und vornehmste Aufgabe des Königs, die er im Auftrag Gottes auszuführen hat. Im weiteren Kontext des Predigttextes wird ausdrücklich festgestellt, dass Jojakim, der Sohn des großen Königs Josia, an dieser Aufgabe gescheitert ist (Jer 22,13–16). Falls hinter der Notiz am Ende des 2. Buches der Könige (2Kön 25,27–30) mit Jojakims Sohn und Nachfolger Jojachin verbundene Hoffnungen auf ein Wiederaufleben der Dynastie stehen sollten, würden diese durch Jer 22,30 entschieden zurückgewiesen. Und auch mit Zedekia, dem letzten König von Juda, kommt man in Sachen gerechter Herrschaft auf keinen grünen Zweig. Der Name des verheißenen gerechten Sprosses Davids (»der Herr ist unsere Gerechtigkeit«) scheint ausdrücklich gegen Zedekia gerichtet zu sein. Zwar führt auch dieser die Gerechtigkeit im Namen (»meine Gerechtigkeit ist der Herr«), trägt diesen Namen aber auf Anweisung Nebukadnezars (2Kön 24,17). Er hat seine Herrschaft nicht von Gott, er ist König von Babels Gnaden. Als Onkel seines Vorgängers ist er dynastisch ohnehin bestenfalls ein Aufguss, jedoch kein Neuanfang. Mit diesem Davididen ist kein Staat mehr zu machen. »Es kommt die Zeit.« »Zu seiner Zeit soll …« »Siehe, es wird die Zeit kommen.« Die Verheißung des Neuen wird formuliert, da ist im Erzählzusammenhang des Jeremiabuches das Alte noch gar nicht vergangen, das Unheil des Untergangs von Tempel und Königtum noch gar nicht vollendet. Wann genau die besseren Zeiten kommen, auf die das Volk wartet, bleibt offen. Der gerechte Spross, mit dem die Zeit des Heils anbrechen wird, scheint noch nicht in Sicht, aber er ist ursprünglich auch keine Endzeitgestalt. Erst im Laufe der Jahrhunderte wird sein Kommen eschatologisch gedeutet, noch wird die Heilszeit in der Geschichte erwartet. Eine Heilszeit allerdings, die das bisher in der Geschichte Dagewesene überbietet. Jenseits des Gerichts der Gegenwart sieht der Prophet eine Zukunft, in welcher der Angelpunkt der Beziehung Gottes zu seinem Volk nicht mehr die Herausführung aus Ägypten sein soll, nicht ein Ereignis der Vergangenheit, sondern ein zukünftiger, ein neuer Exodus, der das verstreute Volk »aus allen Landen« zurückführt. Und anders als nach dem ersten Exodus soll Israel dann nicht mehr bedroht sein, sondern sicher wohnen. Die kommende Heilszeit ist kein schrittweiser Umbau des Gegenwärtigen, auch nicht einfach die Wiederherstellung des Alten, die Rückkehr in ein (vermeintlich) goldenes Zeitalter. Gottes Taten in der Vergangenheit sind deswegen jedoch kein Schnee von gestern. Sie sind bleibender Bezugspunkt und Grund der Hoffnung auf Gottes Handeln in der Zukunft. Der Gegenstand dieser Hoffnung ist weder ihre Wiederholung noch ein Zurück zu den Anfängen, sondern das Neue, das hinter der Gegenwart liegt. Die Zukunft Gottes kommt sicher, so sehr die Gegenwart mit Verweis auf die Vergangenheit noch ihren Platz zu behaupten sucht. IIIImpulse: Gegenwartsfragen und Zukunftsmusik
»Siehe, es kommt die Zeit …« – wenn einer so anfängt, dann weiß man, dass alles, was er im Folgenden aufzählt, Zukunftsmusik ist. »Siehe, es kommt die Zeit …« heißt: Jetzt ist sie noch nicht da. In der Gegenwart wird nicht immer verständig regiert, kommen Recht und Gerechtigkeit vielfach unter die Räder. Unsicherheit allenthalben statt allseits sicherem Wohnen. »Siehe, es kommt die Zeit …« – das lässt Gott den Propheten Jeremia in eine Zeit höchster Unsicherheit und Not sagen. In Jerusalem herrscht Zedekia, ein Marionettenkönig von Babylons Gnaden. Seinen Vorgänger hat die damalige Supermacht abgesetzt, ihm dafür auf den Thron verholfen. Ein Herrscher aus dem Geschlechte Davids zwar, aber einer, der den Anforderungen an einen König nicht gerecht wird. Die sozialen Missstände häufen sich, die Regierenden, die Elite des Volkes, wirtschaftet in die eigene Tasche. Die Kriegsgefahr steigt, weil die Herrschenden sich nicht einig sind, ob nicht ein Überlaufen von der einen zur anderen Großmacht, aus dem Schutzbereich der Babylonier in den Schutzbereich der Ägypter, sinnvoll wäre. Das Chaos steht vor der Tür, die Menschen erhoffen sich einen Retter – den sollen sie bekommen, lässt Gott den Propheten verkünden: »Siehe, es kommt die Zeit …« Es gibt Menschen, die meinen, wir befänden uns heute in einer vergleichbaren Lage: Unsere Gesellschaft sei nur noch durch ein radikales Umsteuern zu retten. Die Zeit für eine Wende sei jetzt da, die Zeichen der Zeit eindeutig: Währungskrise, Flüchtlingskrise, Corona-Krise. Schicksalsjahre für die westliche Welt. Jetzt sei die Zeit, endlich aufzuräumen und die Fehlentwicklungen der Vergangenheit zurückzudrehen. Sicherheit wird im Vergangenen gesucht. Was früher richtig war, das kann doch heute nicht falsch sein. Es gilt, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und endlich etwas zu tun. Nicht: Es kommt die Zeit! Sondern: Jetzt ist die Zeit für Veränderung! Zeit für Veränderung ist freilich immer. Das Leben ist Veränderung, die Welt steht nicht still. Die Frage ist, wer die Veränderung vorantreibt und in welche Richtung. Ob die Krisen, die Klimakrise voran, nur als Bedrohung des Gegenwärtigen oder auch als Beginn des Zukünftigen betrachtet wird. Ob der Blick auf die Zukunft gerichtet ist oder auf die Vergangenheit fixiert bleibt. Und welche Rolle Gott dabei zukommt. Sein...


Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen, geboren 1964 in Hamburg. Studium der evangelischen Theologie in Tübingen, Hamburg und London. 1997 bis 2001 Gemeindepastor in Reinbek, bei Hamburg. 2004 bis 2016 Hauptpastor an der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern und Propst im Kirchenkreis Hamburg-Ost. Seit 2016 Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seit 2019 Honorarprofessor an der Humboldt Universität zu Berlin. Regelmäßige journalistische Arbeiten u.a. für die "Süddeutsche Zeitung" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Zahlreiche Buchveröffentlichungen.
Wilfried Engemann, geb. 1959, ist Universitätsprofessor für Praktische Theologie. Er lehrt dieses Fach seit 1986. Nach einer Assistentur am Theologischen Seminar Leipzig war er ab 1989 Privatdozent an der Uni Greifswald. 1994 wurde er als Ordinarius für Praktische Theologie an die Uni Münster berufen. Im WS 2011 wechselte er an das Institut für Praktische Theologie und Religionspsychologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Uni Wien. Dem Fachpublikum ist er auch als Mitherausgeber der Zeitschrift Wege zum Menschen sowie durch das Lehrbuch Einführung in die Homiletik (2. Aufl. 2011) bekannt.
Wilhelm Gräb, Dr. theol., geb. 1948, in Bad Säckingen/Rhein; 1987-1992 Pfarrer in Göttingen; 1993-1999 Professor für Praktische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum; seit 1999 Professor für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Homiletik, Seelsorge und Kybernetik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Leiter des Instituts für Religionssoziologie; seit 2001 Berliner Universitätsprediger; seit 2011 Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Universität Stellenbosch, RSA.
Doris Hiller, geb. 1968, Studium der Evangelischen Theologie in Erlangen und Heidelberg. 1997 Promotion zur Dr. theol. in Jena. 1998-2000 Vikariat in der Evangelischen Landeskirche in Baden in Hemsbach mit Ordination. 2001-2007 Assistentin am Lehrstuhl Systematische Theologie/Dogmatik in Leipzig, 2011 Habilitation in Bochum. 2008-2012 Gemeindepfarrerin in Ittlingen und Richen (Kirchenbezirk Kraichgau). Seit 2013 Seminardirektorin am Predigerseminar Petersstift und Privatdozentin im Fach Systematische Theologie in Heidelberg.
Pfarrerin Kathrin Oxen, geb. 1972, in Neustadt in Holstein, studierte evangelische Theologie in Wuppertal und Berlin. Nach dem kirchlichen Vorbereitungsdienst in Bremen und Lüneburg war sie von 2004 bis Anfang 2012 Pfarrerin der ev.-reformierten Kirche in Mecklenburg-Bützow. Sie absolvierte von 2008 bis 2010 die "Meisterklasse Predigt" des Atelier Sprache e.V. in Braunschweig. Seit Februar 2012 leitet sie das Zentrum für evangelische Predigtkultur, eine Einrichtung der EKD in der Lutherstadt Wittenberg. Für ihre Predigten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2009 mit dem Predigtpreis des Verlags für die deutsche Wirtschaft in der Kategorie "Beste Predigt". Sie ist als Autorin und Herausgeberin für verschiedene Predigthilfen tätig, außerdem als Verfasserin von Rundfunkandachten im MDR und auf Deutschlandradio Kultur. Kathrin Oxen ist verheiratet und Mutter von vier Kindern.
Christopher Spehr, geb. 1971, in Bad Oeynhausen, studierte von 1992 bis 1999 Ev. Theologie in Bethel, Tübingen und Zürich. Anschließend promovierte er zum Dr. theol. an der Universität Münster, absolvierte 2002-2005 sein Vikariat in Herne-Holsterhausen (Westfalen) und wirkte 2005-2010 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Kirchengeschichte II der Ev.-Theol. Fakultät in Münster. Nach Habilitation im Fach Kirchengeschichte 2009 und Vertretungsprofessuren in Bochum und Jena ist er seit 2011 W-3 Professor für Kirchengeschichte an der Theol. Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2012 erfolgte die Ordination durch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.


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