E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten
Reihe: Ein Regency Roman
Collins Verliebt wider Willen
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95818-148-9
Verlag: Ullstein Forever
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Historischer Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten
Reihe: Ein Regency Roman
ISBN: 978-3-95818-148-9
Verlag: Ullstein Forever
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Katherine Collins, Jahrgang 1980, ist in Castrop-Rauxel geboren und teilweise dort, im Kreis Unna und Dortmund aufgewachsen. Heute lebt sie mit ihren zwei kleinen Töchtern in einem kleinen Dörfchen in Mitten des Vest. Als passionierte Leseratte, die sich im Laufe der Zeit durch jeden Bereich der Belletristik fraß, kam sie schon in ihrer Jugend zum Schreiben. Erst nach langer Testphase durch Leseproben auf Internetforen, stellte sie 2013 beim Latos-Verlag ihr Erstlingswerk 'Verzeih mir, mein Herz!' vor. Obwohl neben ihrem Laborantenjob und den Kindern wenig Zeit bleibt, wächst ihr Repertoire beständig. Derzeit befinden sich diverse abgeschlossene Werke in der Überarbeitung und mindestens ebenso viele warten auf ihr Ende.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 2
Vergangenes
Norfolk, Bloomfield Manor, Frühsommer 1813
Vorsichtig spähte Lady Amelie Mannings zwischen den aufblühenden Zweigen des Rhododendrons hindurch. Dabei verfolgte sie, wie der verflixte Julien Moore ihre Cousine Vivian vom Pferd hob. Sein Lachen wehte zu ihr hinüber und verursachte einen süßen Schauer.
Julien war seit zwei Wochen auf Bloomfield und unterhielt die melancholische Countess. Vivian war nach der Niederkunft mit dem Erben des Earl of Bloomfield in ein tiefes Loch gefallen, weinte, klagte und war nur selten aus dem Bett gekommen. Seit Julien Moore auf Bloomfield weilte, verließ Vivian plötzlich wieder ihr Zimmer! Hitze flutete Amelies Adern und sie biss die Zähne aufeinander.
Amelie beobachtete das Paar. Sie selbst war bereits das ganze Frühjahr über bei der geliebten Cousine geblieben, obwohl sie sich auf ihre Saison im nächsten Jahr vorbereiten sollte. Amelie hatte Vivian beistehen und ihr Gesellschaft leisten wollen, während Bloomfield seinen Geschäften nachging. Ganz besonders, als sie hörte, dass Bloomfield einige Wochen seinen Landsitz verlassen und Vivian allein zurücklassen wollte. Wie hätte sie da abreisen können?
Julien zog die Hand der Countess an die Lippen. Er legte sie sich auf den Arm und führte Vivian langsam auf das Haus zu – und damit außer Sichtweite von Amelies Spähposten. Amelie reckte den Hals nichtsdestotrotz. Rhododendron-Blätter streichelten ihr Gesicht und raschelten sachte.
Julien und Vivian waren Stunden unterwegs gewesen und hatten Amelie ganz allein zurückgelassen. Sie war nicht einmal gefragt worden, ob sie mitkommen wollte. Amelie presste die Lippen aufeinander und schnaubte für sich. Es hätte sich so gehört, sie um ihre Gesellschaft zu bitten! Sie entließ angespannt den Atem und sagte sich, dass sie ohnehin nicht mitgekommen wäre, da sie nicht ausritt. Sie kam nicht mal in die Nähe von Pferden. Trotzdem verblieb ein Rest an Ressentiment. Amelie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte ins Haus. Obwohl der Herr ungalant war und ihre Cousine sehr ichbezogen, wollte Amelie die beiden mit einer Tasse Tee bewirten – ganz damenhaft.
An der Verandatür strich sie ihr Kleid glatt und ordnete die locker herabfallenden Falten, bevor sie ihr Spiegelbild nach losen Strähnen oder anderen Zeichen ihres unziemlichen Verhaltens absuchte. Zufrieden mit ihrem Aussehen reckte sie die Schultern und trat in den Salon, wo sie umgehend nach Hallows, Bloomfields steifen Butler, klingelte. Mit einem beständigen Lächeln auf den Lippen wartete sie geduldig auf die Rückkehr des Butlers und auf die Ankunft der Cousine. Amelie stand nervös auf, als die Tür geöffnet wurde. Vivian flötete, als sie eintrat: »Wenn du das sagst, Julien, dann nehme ich es als Kompliment!«
Wie nicht anders erwartet, wurde Vivian von dem enervierenden Mann begleitet. Amelie streckte die Schultern. Gemessen, ruhig, geheimnisvoll, mahnte sie sich.
Julien lachte leise, wobei er Vivians Hand an die Lippen zog und versicherte: »Und jedes Wort entspricht der Wahrheit.«
Ein Schauer rollte über ihren Leib und Amelie presste unwillig die Lippen zusammen. Noch immer hatte man sie nicht zur Kenntnis genommen. Beide waren völlig ineinander vertieft. Unfassbar! Mr Moore nannte sich Bloomfields Freund! Er war sein Trauzeuge gewesen! Unfassbar, dass er mit Vivian tändelte!
Amelie zog die Brauen kraus und sah von Vivian zu Julien. Sein Blick schweifte durch den hellen Raum und blieb sekundenlang an ihr hängen. Ihr stockte der Atem und süße Aufregung flutete ihre Adern. Dann wandte er sich wieder seiner Begleitung zu, die sie zumindest endlich gewahrte. Die Spannung wich und Amelie keuchte.
»Amy! Da bist du ja! Hattest du einen schönen Nachmittag?«
Amelie knirschte mit den Zähnen und krallte ihre Finger in den weichen Wollstoff ihres Nachmittagskleides. »Selbstverständlich, Vivian! Ich habe mit Claire gespielt und nach Jamie gesehen. Wir haben ein sehr anregendes Gespräch geführt.« Claire und Jamie waren Vivians zweijährige Tochter und der neugeborene Sohn. Amelie seufzte leise. Wenn man bei der Wahrheit blieb, hatte sie Jamie stundenlang in den Ohren gelegen, wie verantwortungslos gewisse Dame sich verhielt und wie ungalant bestimmter Herr war. »Wann kommt Lucas denn zurück?«, fragte sie unglücklich und schnitt eine sehnsüchtige Miene, die Vivian zum Schmunzeln brachte. Julien hatte die Countess in der Zwischenzeit zu der kleinen Sitzgruppe geführt, in dessen Mitte der kleine Tisch mit der Erfrischung stand und drückte sie fürsorglich in die Polster, was Amelie verkniffen registrierte.
Vivian seufzte leise und lächelte zu Julien auf. Dann erst widmete sie sich Amelie, die den Tee eingoss. »Heute, morgen, irgendwann. Er hat nicht geschrieben.«
»Vermisst du ihn denn gar nicht?«, grummelte Amelie und senkte den Blick auf die Teekanne, damit sie nichts vergoss.
»Offensichtlich nicht so sehr wie du!«, kicherte Vivian und grinste zu ihrem Galan auf, der Amelie seinerseits ebenso belustigt beobachtete wie die Hausherrin.
»Das wäre tragisch«, knirschte Amelie und presste die Lippen zusammen, um der Cousine nicht eine lange Predigt zu halten. »Tee, Mr Moore? Sandwiches?«
Julien nahm den Tee entgegen und ließ sich neben der Countess auf dem Kanapee nieder. Er sah sie immer noch an und Amelie reckte die Schultern.
»Du siehst heute sehr hübsch aus, Amy, ist das ein neues Kleid?«, verkündete Vivian zwinkernd und lenkte Amelies Aufmerksamkeit auf ihren Ausschnitt. Ihr kritischer Blick fiel auf die goldene Borte ihres Ausschnitts, der gerade tief genug war, dass man das sanfte Tal zwischen den festen Hügeln erahnen konnte. Durchaus züchtig, zumindest hatte sie das der Zofe ihrer Cousine versichert, die ihr beim Umarbeiten zur Hand gegangen war.
»Keineswegs. Du weißt, dass meine neue Garderobe auf Westbrook auf mich wartet.«
»Du siehst heute nur so anders darin aus.« Die Augen der Countess funkelten vergnügt, als sie Amelie betrachtete und an ihrem heißen Tee nippte.
Amelie mahnte sich zur Contenance, trotzdem klang die Anklage mit. »Das mag daran liegen, dass du mich so selten zu Gesicht bekommst. Ein weiterer Grund, warum ich auf Lucas‹ baldige Rückkehr hoffe, dann kann er Mr Moore unterhalten und du findest vielleicht einen Augenblick Zeit für mich.« Sie zuckte mit den Schultern und biss in ihr Sahnetörtchen. Genießerisch schleckte sie die Sahne von der Oberlippe und seufzte leise. Ihre Gouvernante hatte ihr geraten, niemals in männlicher Gesellschaft mit der Zunge über die Lippen zu fahren, aber wie sollte sie sonst die Sahne von ihrer Lippe bekommen? Schließlich war es unmöglich sie mit dem Finger abzuwischen und ihn dann in den Mund zu stecken! Und ganz abgesehen davon sah Julien ohnehin nie in ihre Richtung. Fast hätte sie sehnsüchtig geseufzt.
»Du fühlst dich vernachlässigt?«, mokierte sich Vivian.
»Ich bin vernachlässigt! Wenn ich daran denke, dass Katrina in London ist! Sie hat geschrieben, dass Jonathan ihr Viscount Saunders vorgestellt hat. Das einzige männliche Wesen, mit dem ich spreche, ist Jamie. Ein Baby!«, knirschte Amelie. Die Tasse klirrte, als sie sie auf die Untertasse zurücksetzte.
»Entschuldige, Liebes, ich wusste nicht, dass du dir etwas aus männlicher Gesellschaft machst.« Vivian versteckte ihr Grinsen hinter ihrer Teetasse.
Amelie schnaubte unwillig. »Kommt wohl ganz auf die Gesellschaft an.«
Wie jeden Morgen betrat Amelie den Frühstücksraum als erste, trotzdem sah sie sich vorsichtig um, bevor sie leise aufseufzte. Das Büfett stand bereit und Amelie häufte sich gutgelaunt ein ausladendes Frühstück auf den Teller. Meistens war sie so gut wie fertig, bevor der zweite Hausgast herunterkam und so konnte sie ihn bei seinem Morgenmahl über eine Tasse Schokolade unauffällig beobachten. Sie sah ihm gern zu, obwohl er meist hinter der Times versteckt blieb und nur kurz auftauchte, um nach der Kaffeetasse zu greifen. Seine fließenden Bewegungen faszinierten sie und wenn die Sonne hinter ihm stand, gleißten seine Haare in einem satten Goldton und umrahmten sein markantes Gesicht wie ein Heiligenschein. Das Frühstück war für sie zum Hauptereignis mutiert, seit Julien auf Bloomfield war. Nun, es war der einzige Teil des Tages, an dem sie ihn für sich allein hatte. Leise vor sich her summend, goss sie sich heiße Schokolade in eine Tasse. Sie hatte beschlossen, etwas offensiver zu werden. Anscheinend waren ihre abgeänderten Kleider nicht erwachsen genug für den Herrn, deswegen wollte sie ihm mit ihren vollendeten Manieren beeindrucken und ihrem glänzenden Charme. Vielleicht ergab sich ja auch die Gelegenheit, ihn zu berühren! Angeblich machte eine kleine Berührung die Herren nervös. Zumindest hatte das ihre Cousine behauptet und sie war immerhin, wie ihre Mutter früher, eine der begehrtesten jungen Mädchen der Londoner Saison!
»Guten Morgen.« Der gemurmelte Gruß, der viel zu nah in ihrem Rücken geäußert wurde, ließ sie überrascht herumfahren. Juliens völlig unerwarteter Anblick ließ sie erzittern, wobei ihre wacklige Hand die Tasse umstürzte. Der Inhalt kippte in ihren Ausschnitt. Aufschreiend machte sie einen Satz zurück. Sie ließ die Untertasse fallen und versuchte, den schokoladendurchtränkten Stoff von ihrem Leib zu ziehen, da die Hitze des Getränks ihre Haut verbrühte. Tränen schossen Amelie in die Augen, als sie daran dachte, dass sie einfach zu tollpatschig war. Was musste Mr Moore von ihr denken, wenn er sie entweder im Schlamm rumsuhlen oder sich mit...




