Comini | Die Mendelssohn Morde | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 324 Seiten

Comini Die Mendelssohn Morde

Ein Megan Crespi-Krimi
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-99094-204-8
Verlag: Hollitzer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Megan Crespi-Krimi

E-Book, Deutsch, 324 Seiten

ISBN: 978-3-99094-204-8
Verlag: Hollitzer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die texanische Kunstgeschichte-Professorin, Musikwissenschafterin und Teilzeit-Detektivin Megan Crespi ist wieder in Europa, um über 'die Mendelssohn' zu recherchieren: Fanny Mendelssohn Hensel, die geniale Komponistin, die zeitlebens im Schatten ihres jüngeren Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy stand. Erst in Hamburg, dann in Berlin wird Crespi mit abstoßenden antisemitischen Demonstrationen und einer Gruppe von Neonazis konfrontiert, die offenkundig vor nichts zurückschreckt. Als sie Deutschland verlässt und sich auf die Spuren von Fanny Mendelssohns italienischer Reise begibt, wird es nicht besser: Auch im Sehnsuchtsland der Komponistin - in Rom, Neapel und sogar auf der lieblichen Insel Ponza - hat Crespi es mit rechter Gewalt zu tun. Was ist eigentlich los in Europa? Alessandra Comini verpackt in ihrem dritten Krimi aktuelle europäische Entwicklungen in einen spannenden Plot, der so mancher Leserin, so manchem Leser die Augen öffnen wird.

Alessandra Comini, Distinguished Professor Emerita der Kunstgeschichte, promovierte und unterrichtete an der Columbia University in New York, sowie als Gastprofessorin in Berkeley, Yale und Oxford bevor sie sich in ihrer Heimatstadt Dallas, Texas, niederließ um dort an der renommierten Southern Methodist University die Wiener Moderne zu lehren. Bekannt ist Alessandra Comini als Grande Dame der Schiele-Forschung, doch auch ihr interdisziplinärer Zugang zur Musikgeschichte, besonders des 19. Jahrhunderts, hat in Wien und New York ebenso wie bei den Symposien am Gewandhaus Leipzig unter Kurt Masur Furore gemacht.
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1

„Weil es so einfach nicht geht!“

„Aber …“

„Ich kann das Gemälde nur dann für Sie authentifizieren, wenn ich es persönlich gesehen habe. Mit Fotografien alleine geht das nicht, egal wie gut deren Qualität sein mag. Aber nächste Woche bin ich in Rom. Dann können Sie mich kontaktieren und mir das Porträt persönlich zeigen, wenn Sie wollen.“

Mit diesen Worten beendete Megan Crespi ihr Telefonat mit einem Herrn, der sie aus Rom auf ihrem privaten Handy erreicht hatte und sich mit einer gewissen Dringlichkeit als Nathan Bartholdy vorgestellt hatte. Die pensionierte Kunsthistorikerin, Musikwissenschaftlerin und Detektivin in Sachen Kunst war eine rüstige, quirlige Frau um die Achtzig, mit funkelnden braunen Augen und stets makellos brünett gefärbtem Haar. Sie packte gerade in ihrem Arbeitszimmer in dem großen, hellen Haus in Dallas, Texas, wo sie seit Jahrzehnten lebte, letzte Unterlagen in ihren Reisekoffer.

Der Anrufer hatte behauptet, ein unbekanntes Ölporträt der Enkelin von Moses Mendelssohn entdeckt zu haben, des berühmten Berliner Philosophen aus dem 18.?Jahrhundert. Es sei ganz bestimmt Fanny Mendelssohn Bartholdy Hensel. Das klang zwar nicht uninteressant, doch Megan Crespi sollte bald am Fort Worth International Airport in ihren Flieger nach Europa steigen, und deshalb hatte sie das merkwürdige Gespräch so brüsk abgebrochen. Kannte der Fremde aus Rom sie in ihrer Eigenschaft als Aufklärerin von Kunst- und Musikverbrechen? Oder hatte er ihre jüngste wissenschaftliche Publikation gelesen?

Nach dem Erfolg ihres Buches Verehrung und Verachtung: Clara Schumann im Lauf der Jahrhunderte war Megan nun im Begriff, erneut nach Europa zu reisen, um zu recherchieren. Die Reise sollte sie von Dallas via London nach Hamburg führen. Ihr akademisches, manche würden sagen feministisches Ziel war es diesmal, das wissenschaftliche Scheinwerferlicht auf eine der eindrucksvollsten musikalischen Zeitgenossinnen von Clara Schumann zu richten: auf die Komponistin und Pianistin Fanny Mendelssohn, die um vier Jahre ältere Schwester des viel berühmteren Felix Mendelssohn.

Die Karrieren des musikalischen Geschwisterpaares waren bedauernswert kurz gewesen: Fanny starb 1847 im Alter von einundvierzig Jahren, Felix folgte ihr nur sechs Monate später mit siebenunddreißig?Jahren; die Todesursache war bei beiden ein Schlaganfall.

Um ihren jeweiligen Platz in der Musikgeschichte des 19.?Jahrhunderts zu verdeutlichen, wurden sie von manchem Spötter als Felix F-Dur und Fanny F-Moll tituliert. Mit dem neuen, noch unbetitelten Buch über Fanny Mendelssohn wollte Megan beleuchten, was die jüngste Forschung angesichts der überraschend großen Spannweite von Fannys musikalischem Vermächtnis zu sagen hatte.

Megans Reisebegleiterin war diesmal ihre langjährige Freundin Mary Russell, die ihren Berufsweg erst kürzlich mit einem Doktortitel in Musikgeschichte gekrönt hatte. In ihrer vierzigjährigen Karriere als Gesangslehrerin, Korrepetitorin und Pianistin war Mary weltweit herumgekommen, von England, Irland, Lettland, Litauen, Deutschland, Schweiz und Italien bis Kanada, Japan und China. Aber die längste Zeit, ganze einunddreißig Jahre lang, hatte Mary als Gesangspädagogin in Paris gelebt, wo sie Opern- und Liedsänger aus aller Welt ausbildete.

Die Amerikanerinnen hatten vor allem drei Dinge gemeinsam: Beide waren im Bundesstaat Minnesota geboren, beide hatten das National Music Camp in Interlochen, Michigan, absolviert, und beide waren Weltreisende. Kosmopolitinnen, die nach vielen Jahren des Umherreisens ihren Lebensmittelpunkt in Dallas, Texas, gefunden hatten. Ausgerechnet Dallas – das konnte so mancher nicht begreifen. Megan erinnerte sich schmunzelnd daran, wie sie einmal bei der Eröffnung einer Ausstellung mit Werken des österreichischen Malers Egon Schiele, die sie für die Neue Galerie in New York kuratiert hatte, von einem Besucher nach ihrem eigentlichen Wohnort gefragt wurde. Auf ihre Antwort – „Dallas, Texas!“ – fragte der Mann spöttisch weiter: „Dallas? Warum?“ Megans unmittelbare, intuitive Antwort war unmissverständlich gewesen: „Warum nicht?“

Megan fand die texanische Großstadt mit ihren angenehmen Temperaturen, grünen Bezirken und freundlichen Gesichtern ganz wunderbar zum Leben. Der riesige, parkähnliche Campus der Universität wurde ihr bald zur zweiten Heimat. Als junge Frau hatte sie viele Jahre in Wohnungen in New York, Wien und San Francisco gelebt. Erst in Dallas fand sie ein richtiges Haus für sich allein, mit viel Platz für ihre Bücher, ihre Musikinstrumente, ihre Kunstsammlung und ihr Malteserhündchen Button.

Mary war eine Generation jünger als Megan und ebenfalls eine, wenn auch vormalige, liebevolle Hundebesitzerin. Sie hatte sich als Begleiterin und Chauffeurin für die geplanten Mietwagenfahrten in Deutschland und Italien angeboten. Mary war hübsch, ein unverwechselbarer Charakter mit fröhlichen blauen Augen und kastanienbraunem Haar, durchsetzt von weißen Strähnen, die sie nur noch attraktiver aussehen ließen.

Die beiden hatten ihre Reiseroute so angelegt, dass sie in der alten Hansestadt Hamburg begann, der Geburtsstadt von Fanny und Felix Mendelssohn ebenso wie von einem anderen Liebling der beiden, Johannes Brahms. Im Hamburger „Komponistenviertel“ gab es Museen zu Ehren der Mendelssohn-Geschwister und von Brahms, dazu noch das Gustav Mahler Museum, der zwar mehr für Wien und New York, doch auch für seine langjährige Hamburger Dirigententätigkeit bekannt war. Das Fanny und Felix Mendelssohn Museum war erst kürzlich von der Stadt Hamburg eröffnet worden und Megan, die Kunsthistorikerin mit musikwissenschaftlichem Schwerpunkt, wollte es unbedingt sehen.

Dann sollte die Reise auf den Spuren der Mendelssohns weiter nach Berlin führen, in die traditionell liberale deutsche Hauptstadt, weil anno dazumal, 1811 um genau zu sein, die Bankiersbrüder Joseph und Abraham Mendelssohn mit ihren Familien aus Hamburg dorthin übersiedelt waren.

Zwei bedeutende historische Fakten waren dafür verantwortlich. Erstens war im Zuge der Emanzipation der Juden ein gesellschaftlicher Aufstieg möglich geworden, denn ihnen wurde ein neuer Status zuerkannt: Sie waren nun deutsche Juden. Der Philosoph Moses Mendelssohn, Vater von Joseph und Abraham, war einer der ersten, der von diesem „Privileg“ profitierte und die neuen Reise- und Aufenthaltsrechte mit seiner großen Familie nutzte. Zweitens hatten die Mendelssohns mit ihrer Hamburger Bank bei der Durchbrechung von Napoleons Kontinentalsperre geholfen, und deshalb war die Familie unmittelbar von Repressalien der französischen Besatzer bedroht, sodass sie laut Legende sogar nachts in Verkleidung fliehen mussten. In Berlin konnten sie das Bankhaus J. & A. Mendelssohn erfolgreich wiedereröffnen und die Familie bewohnte bis zur gewaltsamen Vertreibung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 die Mendelssohn-Villa in der Jägerstraße 51.

Megans und Marys Aufenthalt in Berlin sollte außerdem mit der Eröffnung einer ungewöhnlichen Foto-Ausstellung zusammenfallen. Es handelte sich um zeithistorische Fotografien von Marys britischem Lebensgefährten, dem Fotografen Richard Sire – einfach Sire genannt. Auch Sire hatte seinen Wohnsitz in Dallas, doch derzeit war er, wie so oft, auf Reisen. Er war groß, schlank, internationaler Investmentbanker im Ruhestand, hatte kurzes, welliges, weißes Haar und faszinierend braun-grüne Augen. Nun widmete er sich seinem lebenslangen Hobby, der Fotografie, war immer noch ein aktiver Weltreisender und liebte das Geigenspiel. In seiner Berliner Ausstellung wollte er Bilder von der Schönheit Afghanistans zeigen, die er Anfang der 1990er-Jahre aufgenommen hatte, in Gegenüberstellung zu aktuellen Aufnahmen, die er kurz nach dem Rückzug der amerikanischen Truppen gemacht hatte.

In Berlin wollten Megan und Mary auch die Uraufführung eines zeitgenössischen Requiems besuchen, das von Megans langjährigem Freund und Kollegen Richard Sargon komponiert worden war. Dann wollten sie zu dritt auf den Spuren von Fanny Mendelssohns italienischer Reise nach Rom fliegen, um die besonderen Orte zu finden, wo Fanny mit ihrem Mann, dem Hofmaler Wilhelm Hensel, die wohl glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht hatte. Ein Jahr lang, von August 1839 bis September 1840, hatten sie in Italien gelebt, sechs wundervolle Monate davon in Rom.

In der italienischen Hauptstadt würde Megan, selbst halb italienischer, halb schottisch-irischer Abstammung, auch ihre jüngere Schwester Tina treffen, die dort als engagierte Tierschützerin an einer internationalen PETA-Konferenz teilnahm; sie setzte sich auch in Dallas überzeugend und unermüdlich für die Rechte der Tiere ein und war mehrere produktive Amtszeiten lang die Vorsitzende der örtlichen PETA-Organisation gewesen. In Rom wollte Tina, die sich auch für Kunst interessierte und selbst künstlerisch tätig war, außerdem einen zweiwöchigen Kurs über Glaskunst und Fiber-Art belegen.

Die beiden Schwestern waren in ihren Interessen ganz unterschiedlich – Megan die akademische Kunstliebhaberin, Tina die Kreative, Megan die stolze Besitzerin eines Malteserhündchens, Tina die erprobte Tierrechtlerin –, und dennoch waren sie einander beste Freundinnen und reisten häufig gemeinsam. Und sie teilten vor allem ihre große Hundeliebe. Megans steter Begleiter in Dallas war ein entzückender Malteser namens Button, der auf Befehle in drei Sprachen horchte – Englisch genauso wie Italienisch und Deutsch. Und gerade lernte er erste Worte auf Französisch. Um Tinas Aufmerksamkeit buhlten vier...


Alessandra Comini, Distinguished Professor Emerita der Kunstgeschichte, promovierte und unterrichtete an der Columbia University in New York, sowie als Gastprofessorin in Berkeley, Yale und Oxford bevor sie sich in ihrer Heimatstadt Dallas, Texas, niederließ um dort an der renommierten Southern Methodist University die Wiener Moderne zu lehren. Bekannt ist Alessandra Comini als Grande Dame der Schiele-Forschung, doch auch ihr interdisziplinärer Zugang zur Musikgeschichte, besonders des 19. Jahrhunderts, hat in Wien und New York ebenso wie bei den Symposien am Gewandhaus Leipzig unter Kurt Masur Furore gemacht.

Alessandra Comini, Distinguished Professor Emerita der Kunstgeschichte, promovierte und unterrichtete an der Columbia University in New York, sowie als Gastprofessorin in Berkeley, Yale und Oxford bevor sie sich in ihrer Heimatstadt Dallas, Texas, niederließ um dort an der renommierten Southern Methodist University die Wiener Moderne zu lehren. Bekannt ist Alessandra Comini als Grande Dame der Schiele-Forschung, doch auch ihr interdisziplinärer Zugang zur Musikgeschichte, besonders des 19. Jahrhunderts, hat in Wien und New York ebenso wie bei den Symposien am Gewandhaus Leipzig unter Kurt Masur Furore gemacht.



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