Connelly | Late Show | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Ein Fall für Renée Ballard

Connelly Late Show

Renée Ballard - Ihr erster Fall
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-311-70129-3
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Renée Ballard - Ihr erster Fall

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Ein Fall für Renée Ballard

ISBN: 978-3-311-70129-3
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Niemand im Police Department von L.A. arbeitet gerne in der Nachtschicht. Auch Detective Ballard nicht - und sie tut es nicht freiwillig. Seit die junge Frau es gewagt hat, ihren Vorgesetzten wegen sexueller Nötigung anzuklagen, ist sie in die Late Show strafversetzt worden, wo morgens nach Schichtende jeder Fall abgegeben werden muss. Für eine ehrgeizige und begabte Ermittlerin wie Renée, deren Vater schon Cop war, ist das besonders hart. Auch wenn sie tagsüber beim Standup-Paddeln am Venice Beach den Kopf freizukriegen versucht - zwei Fälle kann sie einfach nicht vergessen: Eine junge Frau wurde halbtot auf dem Santa Monica Boulevard gefunden, und in derselben Nacht hat ein Mann fünf Menschen erschossen, im Dancers, einem Club, in dem auch viele Hollywood-Stars und -Sternchen verkehren. Renée beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Tagsüber. Wenn die gleißende Sonne über L.A. die Schattenseiten der Stadt so dunkel macht, als wäre es tiefste Nacht.

Michael Connelly ist mit über 89 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.
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1


Ballard und Jenkins rückten kurz vor Mitternacht in der El Centro Avenue an. Es war der erste Einsatz der Schicht. Am Straßenrand stand bereits ein Streifenwagen, Ballard kannte die zwei Polizisten, die mit einer grauhaarigen Frau in einem Bademantel auf der Veranda des Bungalows standen. Es waren John Stanley, der »Street Boss«, und sein Partner Jacob Ross.

»Ich glaube, da bist du gefragt«, sagte Jenkins.

Im Lauf ihrer zweijährigen Partnerschaft hatte sich gezeigt, dass Ballard mit weiblichen Opfern besser umgehen konnte. Nicht dass Jenkins ein Unmensch war, aber Ballard konnte sich besser in weibliche Opfer hineinversetzen. Wenn sie es mit einem männlichen Opfer zu tun hatten, war es umgekehrt.

»Alles klar«, sagte Ballard.

Sie stiegen aus und gingen auf die beleuchtete Veranda zu. Ballard hielt ihr Funkgerät in der Hand. Als sie die drei Stufen hinaufstiegen, stellte Stanley die beiden Neuankömmlinge der Frau vor. Sie hieß Leslie Ann Lantana und war 77 Jahre alt. Ballard vermutete, dass es hier nicht viel für sie zu tun gäbe. Bei Einbrüchen lief es meistens darauf hinaus, dass sie den Fall aufnahmen, und wenn sie Glück hatten und auf Anzeichen stießen, dass der Einbrecher glatte Oberflächen berührt und Fingerabdrücke darauf hinterlassen hatte, wurde vielleicht noch ein Fingerabdruckwagen angefordert.

»Mrs. Lantana hat heute Abend eine Mail mit einer Betrugswarnung erhalten«, sagte Stanley. »Jemand hat versucht, für einen Kauf bei Amazon ihre Kreditkarte zu belasten.«

»Aber dieser Jemand waren allem Anschein nach nicht Sie«, sagte Ballard zu Mrs. Lantana.

»Nein, es wurde von einer Karte abgebucht, die ich nur für Notfälle habe und die ich im Internet nie verwende«, sagte Lantana. »Deshalb habe ich bei dem Kauf sofort eine Warnmeldung erhalten. Bei Amazon bezahle ich immer mit einer anderen Karte.«

»Okay«, sagte Ballard. »Haben Sie schon bei der Kreditkartengesellschaft angerufen?«

»Zuerst habe ich nachgesehen, ob ich die Karte vielleicht verloren habe, und da habe ich gemerkt, dass meine Geldbörse nicht in meiner Handtasche war. Sie muss mir gestohlen worden sein.«

»Haben Sie eine Idee, wo oder wann das war?«

»Gestern war ich im Ralphs einkaufen. Deshalb weiß ich, dass ich da meine Geldbörse noch hatte. Danach bin ich nach Hause gekommen und seitdem nicht mehr weggegangen.«

»Haben Sie im Supermarkt mit Karte bezahlt?«

»Nein, bar. Im Ralphs zahle ich immer bar. Aber um meine Punkte zu bekommen, habe ich meine Ralphs-Karte vorgelegt.«

»Halten Sie es für möglich, dass Sie Ihre Geldbörse im Ralphs vergessen haben? Als Sie an der Kasse die Karte rausgenommen haben vielleicht?«

»Nein, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ich passe sehr gut auf meine Sachen auf. Auf meine Geldbörse und auf meine Handtasche. Und ich bin nicht senil.«

»Das wollte ich damit nicht sagen, Ma’am. Ich stelle nur Fragen.«

Ballard versuchte es noch einmal anders, auch wenn sie nicht überzeugt war, dass Lantana ihre Geldbörse nicht im Supermarkt vergessen hatte, wo sie jeder hätte an sich nehmen können.

»Wohnt hier außer Ihnen noch jemand, Ma’am?«, fragte sie.

»Nein«, sagte Lantana. »Ich lebe allein hier. Bis auf Cosmo. Das ist mein Hund.«

»Hat jemand bei Ihnen geklingelt, oder war vielleicht sogar jemand hier, seit Sie gestern vom Einkaufen zurückgekommen sind?«

»Nein, niemand.«

»Auch keine Freunde oder Verwandte?«

»Nein, aber sie hätten meine Geldbörse auch nicht genommen.«

»Natürlich. Das wollte ich damit auch keineswegs andeuten. Ich versuche mir nur einen Eindruck zu verschaffen, wer bei Ihnen ein und aus gegangen ist. Sie sagen also, Sie waren die ganze Zeit zu Hause?«

»Ja, ich war die ganze Zeit zu Hause.«

»Und Cosmo? Gehen Sie mit Cosmo raus?«

»Natürlich, zweimal am Tag. Aber ich schließe die Tür ab, wenn ich mit ihm rausgehe, und ich gehe nie weit. Er ist schon ziemlich alt, und ich werde auch nicht jünger.«

Ballard lächelte verständnisvoll.

»Gehen Sie jeden Tag um die gleiche Zeit mit ihm Gassi?«

»Ja, wir haben einen festen Zeitplan. Das ist besser für den Hund.«

»Wie lange gehen Sie etwa mit ihm raus?«

»Am Morgen dreißig Minuten und am Nachmittag normalerweise etwas länger. Je nachdem, wie es uns geht.«

Ballard nickte. Sie wusste, ein Einbrecher, der in der Gegend südlich des Santa Monica Boulevard unterwegs war und die Frau mit ihrem Hund sah, brauchte nichts weiter zu tun, als ihr nach Hause zu folgen und das Haus zu beobachten. Und wenn sich herausstellte, dass sie allein lebte, kam er einen Tag später zur gleichen Zeit wieder her. Den meisten Leuten war nicht bewusst, wie angreifbar ihre täglichen Gewohnheiten sie für Kriminelle machten. Ein routinierter Einbrecher brauchte allerhöchstens zehn Minuten, um in ein Haus einzudringen und wieder zu verschwinden.

»Haben Sie nachgesehen, ob sonst etwas fehlt, Ma’am?«, fragte Ballard.

»Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen«, sagte Lantana. »Sobald ich gemerkt habe, dass meine Geldbörse weg ist, habe ich die Polizei angerufen.«

»Dann würde ich vorschlagen, wir gehen mal rein und sehen nach, ob sonst noch etwas fehlt«, sagte Ballard.

Während sich Ballard von Lantana durchs Haus führen ließ, ging Jenkins nach hinten und sah nach, ob sich jemand an der Hintertür zu schaffen gemacht hatte. Im Schlafzimmer lag ein Hund auf einem Kissen. Er war ein Boxermischling, und sein Gesicht war fast weiß, so alt war er. Seine feucht schimmernden Augen folgten Ballard überallhin, aber er stand nicht auf. Er war zu alt. Er gab ein tiefes Knurren von sich.

»Alles okay, Cosmo«, beruhigte ihn Lantana.

»Ist er ein Boxer?«, fragte Ballard. »Und was noch?«

»Ein Ridgeback«, sagte Lantana, »vermuten wir.«

Ballard war nicht sicher, ob mit »wir« Lantana und der Hund gemeint waren oder jemand anders. Vielleicht Lantana und ihr Tierarzt.

Die alte Frau beendete den Rundgang durch das Haus mit einem Blick in die Schublade, in der sie ihren Schmuck aufbewahrte, und erklärte, dass außer der Geldbörse nichts zu fehlen schien. Also doch im Supermarkt, dachte Ballard. Aber vielleicht hatte der Einbrecher auch geglaubt, weniger Zeit zu haben, sich im Haus umzusehen, als er tatsächlich gehabt hatte.

Jenkins stieß zu ihnen und sagte, dass es nicht danach aussah, als hätte jemand sich an Vorder- oder Hintertür zu schaffen gemacht.

»Als Sie mit dem Hund unterwegs waren«, fragte Ballard die alte Frau, »ist Ihnen da auf der Straße irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen? Jemand, der nicht ins Viertel gehört?«

»Nein«, sagte Lantana.

»Gibt es irgendwo in der Nähe eine Baustelle? Irgendwelche Arbeiter?«

»Nein.«

Ballard bat Lantana, ihr die E-Mail zu zeigen, die sie von der Kreditkartengesellschaft erhalten hatte. Sie gingen zu einer Nische in der Küche, in der ein Laptop, ein Drucker und Ablagekörbe voller Umschläge standen. Es war offensichtlich ihr Büro, in dem sie Rechnungen bezahlte und Internetbestellungen vornahm. Lantana setzte sich und rief die E-Mail auf. Ballard beugte sich über ihre Schulter, um sie zu lesen. Dann bat sie Lantana, die Kreditkartengesellschaft noch einmal anzurufen.

Lantana tat dies von einem Wandapparat, dessen lange Schnur bis in die Nische reichte. Schließlich reichte sie das Telefon Ballard, die mit Jenkins auf den Flur hinausging und dabei die Schnur bis zum Anschlag dehnte. Sie hatte einen Spezialisten für Betrugswarnungen dran, der einen indischen Akzent hatte. Ballard gab sich als Detective des Los Angeles Police Department zu erkennen und fragte nach der Versandadresse, die bei dem Kreditkartenkauf angegeben worden war. Der Sachbearbeiter sagte, diese Information dürfe er ohne einen entsprechenden richterlichen Beschluss nicht herausgeben.

»Wie soll ich das verstehen?«, sagte Ballard. »Sie sind doch für Betrugswarnungen zuständig. Hier handelt es sich um einen Betrugsfall, und wenn Sie mir die Adresse geben, kann ich möglicherweise etwas in der Sache unternehmen.«

»Tut mir leid«, sagte der Sachbearbeiter. »Das darf ich nicht. Dazu müsste ich von unserer Rechtsabteilung ausdrücklich ermächtigt werden, was aber nicht der Fall ist.«

»Dann verbinden Sie mich bitte mit der Rechtsabteilung.«

»Da ist jetzt niemand. Mittags haben sie immer geschlossen.«

»Dann geben Sie mir Ihren Vorgesetzten.«

Ballard sah Jenkins an und schüttelte frustriert den Kopf.

»Das landet doch morgen sowieso bei Einbrüche«, sagte Jenkins. »Sollen die sich darum kümmern.«

»Bloß werden sie sich nicht darum kümmern«, sagte Ballard. »Es wird in dem anderen Kram untergehen. Sie werden der Sache nicht nachgehen, und das wäre ihr gegenüber nicht fair.«

Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Küche, wo das Opfer saß und verloren vor sich hin blickte.

»Seit wann ist das Leben fair?«, sagte Jenkins. »So ist es halt.«

Nach fünf Minuten kam der Supervisor ans Telefon. Ballard erklärte ihm, dass eine schwammige Situation vorlag und dass sie rasch etwas unternehmen mussten, um die Person zu fassen, die Mrs. Lantanas Kreditkarte gestohlen hatte. Der Supervisor erklärte ihr, dass die versuchte Verwendung der Kreditkarte verhindert worden sei und das Warnsystem folglich funktioniert habe.

»Es besteht keine Notwendigkeit, wegen dieser ›schwammigen Situation‹, wie Sie es nennen, etwas zu unternehmen«, sagte der Mann.

»Das System funktioniert nur, wenn wir den Kerl fassen«, sagte Ballard....


Connelly, Michael
Michael Connelly ist mit über 89 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene´e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.

Leeb, Sepp
Sepp Leeb hat Amerikanistik und Germanistik studiert und lebt in München. Er hat unter anderem Michael Connelly, Lawrence Block und Thomas Harris übersetzt und findet, obwohl ein großer Fan von Harry Bosch, dass Renée Ballard seinem Lieblingsermittler bei ihrem ersten Auftritt in »Late Show« in nichts nachsteht.



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