Connolly | Die Quelle der Schatten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 608 Seiten

Reihe: Der strahlende Weg

Connolly Die Quelle der Schatten

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-18035-5
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 3, 608 Seiten

Reihe: Der strahlende Weg

ISBN: 978-3-641-18035-5
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Imperium von Peredain besteht nicht mehr. Was rasende Bestien nicht vernichtet haben, ist durch den Verrat und die Intrigen der Fürsten und benachbarten Reiche zerfallen. Doch Prinz Lar, gefangen im Körper eines Monsters, hat das eigentliche Ziel seines Kampfes nicht aus den Augen verloren: die Rettung der Menschheit. Doch dafür muss er den Strahlenden Weg beschreiten und so dem sicheren Tod gegenübertreten. All seine Hoffnung ruht nun auf seinen Freunden ...

Harry Connolly wuchs in Philadelphia auf, bis er 1989 nach Seattle zog. Früh war ihm klar, dass er hauptberuflich Autor sein möchte, aber seine Karriere startete nur langsam. Doch dann kam das Internet und mit ihm - aus der Sicht Harry Connollys - schier unbegrenzte Möglichkeiten. Heute ist Harry Connolly einer der erfolgreichsten Selfpublisher der USA. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Seattle.
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KAPITEL 1

Der große Saal von Tyr Iskol Zweifloss war nicht besonders groß, aber für eine Hinrichtung reichte es allemal. Tejohn wurde mit hinter dem Rücken gefesselten Händen hineingezerrt. Es waren Fesseln aus Seilen. Keine Ketten. Ketten waren teuer. Tejohn unternahm keinen Versuch festzustellen, ob seine Kräfte sich mit seinen Fesseln messen konnten.

Wenn der Herrschaftsbereich der Zweifloss so klein war, wie es den Anschein hatte, würde er sehr vorsichtig sein müssen. Kaum jemand wendete so schnell Gewalt an wie ein schwacher Feind, der um jeden Preis stark erscheinen wollte.

Tejohn schwieg, als man ihn vor den Zweifloss-Thron brachte. Sonnenlicht fiel durch die offenen Türen eines großen Balkons, und mit ihm drang der Geruch von Meerwasser herein. Im Kamin brannte ein kleines Feuer, aber niemand hatte die Öllampen angezündet, die von den grob behauenen Holzbalken herabhingen.

»Was habt Ihr uns da eingebrockt?«, rief Oma Nin. Man hatte sie ebenfalls gefesselt in den Saal gebracht, auch wenn der Rest ihres Trupps von Kaufleuten auf dem Vorplatz hatte bleiben müssen, ringsum bewacht von einer Schar ängstlich aussehender junger Soldaten, die eigentlich noch Knaben waren. Sie befand sich in nächster Nähe von Javien, so dass er jedes Mal zusammenzuckte, wenn sie ihn anschrie. »Was habt Ihr nur gemacht? Wir sind angesehene Kaufleute aus ehrenwerten Familien. Ich selbst entstamme einer Familie der dritten Festspiele, und alle meine Leute gehen mindestens bis auf das achte zurück! Seid Ihr überhaupt ein richtiger Priester

Das ließ ihn antworten. »Natürlich bin ich ein richtiger Priester!«, rief Javien. Seine Stimme überschlug sich und verriet seine Angst, doch sie hatte ihm einen Grund gegeben, sich gekränkt zu fühlen, und das nutzte er nun als Anlass, um seine Position als Priester zu unterstreichen. »Ich bin ein Leuchter des Großen Weges, der das Volk von Kal-Maddum auf den wahren Pfad führt, und ich dulde es nicht, dass man mit mir spricht, als wäre ich ein hergelaufener Taschendieb!«

»Ich glaube Euch nicht!«, rief Oma Nin. »Mein guter Freund Iskol würde uns nie so behandeln. Ihr müsst den echten Leuchter ermordet und seine Röcke gestohlen haben!«

Javien schloss die Augen und bleckte die Zähne, aber er blieb ruhig. »Monument sei mir Stütze.«

»Weiß Sang, ich habe nichts Unrechtes getan«, rief Oma. »Man hat mich überlistet!« Sie wandte sich flehentlich an den Beamten, der sie draußen so herzlich begrüßt hatte. Tejohn fiel auf, dass sie ihn kein einziges Mal beim Namen nannte. Vielleicht war er ihr entfallen.

Es tat nichts zur Sache. Der Beamte schwieg. Er stand einfach nur in der Ecke des Saals und musterte die drei Gefangenen mit verkniffenem Gesicht. Tejohn blickte sich im Raum um und sah, dass er sich nun langsam füllte. Weitere Wachen erschienen, gefolgt von einem Mann in einem Brustharnisch, der ihm wahrscheinlich gepasst hatte, als er jung und gesund gewesen war, der aber jetzt über seinem Oberkörper hing wie der Panzer einer Schildkröte.

Drei Frauen betraten den Saal. Sie legten ihre langen Ärmel über den Mund, während sie miteinander tuschelten. Andere der im Raum Versammelten waren offensichtlich Kaufleute; es war in den kleineren Festungen gang und gäbe, dass Kaufleute einen beträchtlichen Einfluss auf den Tyr hatten; die kleinen Länder waren stärker vom Handel mit der Außenwelt abhängig als zum Beispiel Finstel oder Gerrit. Tejohn war sich nicht sicher, ob die Kaufleute darauf hofften, die Karawane plündern zu können, oder ob sie nicht vielmehr Angst davor hatten, dass ihnen eines Tages womöglich die gleiche Behandlung zuteilwerden würde. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern war zu unbewegt, um ihn zu deuten.

Oma Nin sackte zur Seite und fiel auf die Hüfte. Tejohn konnte es ihr nicht verübeln. Der Holzboden drückte hart gegen seine Kniescheiben, aber er wollte, wenn er es irgend verhindern konnte, nicht unten am Boden liegen – nicht, wenn der Tyr endlich zu erscheinen geruhte. Zu knien war schon schlimm genug.

Doktor Zweifloss selbst war nirgendwo zu sehen.

Tejohn verfluchte sich für seine Dummheit. Er hatte gewusst, dass Doktor Zweifloss der Bruder des Tyrs einer der kleineren Bergfestungen war, aber nicht, wo genau diese Festung lag. Und er hatte das Banner draußen vor der Mauer vielleicht einmal im Leben gesehen, damals, als der Prinz seine Reise durch das Reich gemacht hatte. Doktor Zweifloss selbst hatte es natürlich niemals getragen. Als Soldat war Tejohn stolz darauf, die militärischen Abzeichen seines Heimatlandes zu tragen, aber Gelehrten war es nicht gleichermaßen gestattet, an ihren alten Bindungen festzuhalten. Sie legten einen Treueschwur auf die Familie Italga und den Gelehrtenturm ab.

Vielleicht hätte er dieses Wappen, die beiden mit Flossen versehenen Rückenwölbungen einer Wasserschlange, erkennen sollen. Vielleicht auch nicht. Es spielte jetzt keine Rolle mehr. Momentan konnte er ohnehin nur noch darauf warten, dass der hiesige Tyr seinen spektakulären Auftritt hatte.

Iskol Zweifloss, Tyr der zweiflossschen Lande, war in seinem äußeren Erscheinungsbild Doktor Zweifloss sehr ähnlich, schien aber etwa zehn Jahre älter zu sein. Sein Haar war dünn und weiß, sein Gesicht eingefallen, und seine Augen wirkten ein wenig verstört, als hätte man ihm mitgeteilt, dass er es gleich mit einem wilden Tier zu tun bekommen würde.

Doch waren seine Gewänder grün mit weißem Besatz, im Gegensatz zu dem traurigen Schwarz der Finstels, was ihm etwas Lebhaft-Munteres verlieh. »Gut, gut!«, rief er, als er durch den Raum gerauscht kam, und er tat sein Bestes, selbstbewusst und beherzt zu klingen. Tejohn fand, dass in seiner Stimme eine gewisse Anspannung mitschwang. »Nin, es ist immer wirklich schön, Euch zu sehen, aber ich höre, Ihr hättet diesmal, ähm, ungewöhnliche Gäste mitgebracht.«

»Mein Tyr«, erwiderte Oma Nin und zwang sich zurück auf die Knie. »Ihr wisst um die Liebe, die ich für Euch und die Euren hege. Ich kann mir nicht erklären, warum Ihr mich so behandelt habt – als wäre ich eine gewöhnliche Verbrecherin. Ich habe einen Leuchter des Tempels in Ussmajil mitgebracht. Zumindest hat er behauptet, einer zu sein.« Sie klang beinahe so angespannt wie er.

»Wirklich? Hat er Euch priesterliche Dienste geleistet? Ehen geschlossen? Sie aufgelöst? Die Frischverstorbenen und die Neugeborenen gesegnet?«

»Das hat er, mein Tyr.«

»Und kannte stets den gebührenden Ritus?«

»Ja, mein Tyr«, antwortete Oma eifrig. Mehr und mehr schien sie die Zuversicht zurückzugewinnen, ihren »guten Freund« davon überzeugen zu können, dass sie nichts Böses im Schilde führte. »Er kannte jeden Ritus und schien mir ein frommer und freundlicher Mann zu sein.«

»Hm.« Tyr Zweifloss ließ sich auf seinem Thron nieder.

Tejohn hielt noch einmal nach Doktor Zweifloss Ausschau, aber er konnte ihn nirgends im Raum … Ah, da war er ja, stand plötzlich links hinter dem Thron des Tyrs. Tejohn war für einen Moment überrascht und erschrocken. Hohl gewordene Gelehrte, die sich selbst überlassen blieben, wurden zu Hexenmeistern. Sie entwickelten ihre eigenen seltsamen und gefährlichen Zauber und bedienten sich ihrer ohne Rücksicht auf Treuegelübde, ohne Achtung vor anderen oder auch nur vor den Banden der Familienliebe. Welcher Wahnsinnige konnte einen Hexer so nah an einen Tyr heranlassen? War der Mann für alle außer Tejohn unsichtbar?

»Also«, sagte der Tyr nach einer langen Pause, die wohl den Eindruck von angestrengtem Nachdenken erwecken sollte. Iskol Zweifloss war sichtlich kein großer Schauspieler. »Ihr habt demnach den Leuchter sorgfältig überprüft und Euch davon überzeugt, dass er genau der war, für den er sich ausgegeben hat.«

»Das habe ich getan, mein Tyr«, bestätigte Oma Nin. »Sehr sorgfältig.«

»Aber was ist mit seinem Leibwächter? Habt Ihr den ebenfalls überprüft?«

Diese Frage brachte Oma Nin gehörig in die Klemme. Sie sah Tejohn voller Schreck und Verwirrung an, als wäre sie nie auch nur im Entferntesten auf den Gedanken gekommen, sich seinetwegen zu beunruhigen.

»Es ist nicht ihre Schuld«, meldete sich Tejohn zu Wort. »Ich habe ihr gegenüber behauptet, mein Name sei Ondel Ulstrik.«

Tyr Zweifloss bedachte ihn mit dem gleichen leeren Blick, wie er ausgehöhlten Gelehrten eigen war. »Wenn er noch einmal ohne meine Erlaubnis das Wort ergreift, schneidet ihm die Zunge heraus. Es ist mir egal, wer er ist.«

Tejohn schloss den Mund. Feuer mochte das Ganze holen. Er hätte es besser wissen müssen, als zu versuchen, Oma Nin oder irgendjemandem sonst in einer solchen Situation zu helfen. Sollte sie sich selbst aus der Sache herausreden. Sie hatte das wahrscheinlich auch schon in allen möglichen anderen Gefahrensituationen hinbekommen.

»Wer?«, rief sie. »Wer? Wer? Was hat er denn getan? Wer ist er?«

»Das wisst Ihr nicht?«, fragte Tyr Zweifloss mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. »Das ist Tyr Tejohn Treygar, Held von Zwickhall, Weggefährte von König Ellifer Italga, Schwert- und Speermeister des Prinzen.«

Oma Nin blickte ihn erschrocken an. Tejohn erwartete halb, dass sie völlig entsetzt reagieren würde, aber stattdessen sah sie ihn an, als wäre er eine fremdländische Münze. Sie wusste nicht, was sie mit ihm anfangen sollte und ob es sich denn lohnte, so ein Geldstück aufzubewahren.

»Das wusste ich nicht. Haltet Ihr ihn für einen Spion, mein Tyr?«

»Ich glaube, dass er ein Meuchelmörder ist«, antwortete Tyr...


Link, Michaela
Michaela Link lebt mit ihrem Mann und engstem Mitarbeiter auf einem aufgelassenen Bauernhof in Norddeutschland. Sie hat zahlreiche Romane aller Art aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch selbst einige phantastische und historische Romane geschrieben.

Connolly, Harry
Harry Connolly wuchs in Philadelphia auf, bis er 1989 nach Seattle zog. Früh war ihm klar, dass er hauptberuflich Autor sein möchte, aber seine Karriere startete nur langsam. Doch dann kam das Internet und mit ihm – aus der Sicht Harry Connollys – schier unbegrenzte Möglichkeiten. Heute ist Harry Connolly einer der erfolgreichsten Selfpublisher der USA. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Seattle.



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