E-Book, Deutsch, Band 3, 460 Seiten
Reihe: The Black Company
Cook The Black Company 3 - Dunkle Zeichen
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-945493-63-2
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Dark-Fantasy-Roman von Kult Autor Glen Cook
E-Book, Deutsch, Band 3, 460 Seiten
Reihe: The Black Company
ISBN: 978-3-945493-63-2
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
THE BLACK COMPANY - DUNKLE ZEICHEN Der dritte Teil der Fantasy-Serie von Bestseller-Autor Glen Cook Sie ist ihre einzige Hoffnung... Die Söldner der Schwarzen Kompanie haben die Seiten gewechselt. Gemeinsam mit den Rebellen der Weißen Rose ziehen sie sich an einen geheimnisvollen Ort zurück, um ihre Kräfte zu sammeln. Mystische Wesen mit magischen Fähigkeiten halten die finstere Lady und Ihre Scharen fern. Doch die Ruhe trügt. Seltsame Nachrichten eines Unbekannten erreichen die Kompanie und verheißen nichts Gutes. Ein unaussprechliches Grauen soll erwacht sein, eine dunkle Macht, die sie alleine nicht besiegen können. Nur eine Allianz mit dem Feind kann sie retten...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
KAPITEL ZWEI
DIE EBENE DER ANGST
Corder war unsere Augen und Ohren in Tanner. Er hatte überall Kontakte. Seine Arbeit gegen die Lady reicht schon Jahrzehnte zurück. Er ist einer der wenigen, die in Charm ihrem Zorn entkamen, wo sie die Rebellen der alten Zeiten vernichtete. Zum größten Teil war dafür die Kompanie verantwortlich. In diesen Tagen waren wir ihre starke rechte Hand. Wir lockten ihre Feinde in die Falle.
Eine Viertelmillion Männer starb in Charm. Niemals gab es eine derart gewaltige oder grausame Schlacht oder einen so endgültigen Ausgang. Selbst der blutige Fehlschlag des Dominators im Alten Wald kostete nur halb so viele Leben.
Das Schicksal zwang uns, die Seiten zu wechseln – als erst einmal niemand übrig war, der uns in unserem Kampf beistehen konnte.
One-Eyes Wunde war so sauber, wie er behauptet hatte. Ich entließ ihn und marschierte in mein Quartier. Es hieß, Darling wolle, dass sich die Patrouille ausruhte, ehe sie ihr Bericht erstatten sollte. Ich erschauderte unter einer üblen Vorahnung. Es graute mir davor, ihre Neuigkeiten zu hören.
Ein alter, müder Mann. Genau das bin ich. Was wurde aus dem alten Feuer, der Tatkraft, der Ambition? Das waren Träume von vor langer Zeit, Träume, die jetzt beinahe vergessen waren. An traurigen Tagen entstaube ich sie und liebkose sie nostalgisch, mit einer herablassenden Verwunderung über die Naivität der Jugend, die sie erträumte.
Das Alter befällt mein Quartier. Mein großartiges Projekt. Achtzig Pfund an uralten Dokumenten, von der Generalin Whisper erbeutet, als wir der Lady und Whisper, der Rebellin, dienten. Sie sollen den Schlüssel enthalten, um die Lady und die Entführten zu zerstören. Ich habe sie seit sechs Jahren. Und in diesen sechs Jahren habe ich gar nichts gefunden. So viele Fehlschläge. Deprimierend. Heutzutage blättere ich meistens nur darin herum, dann wende ich mich diesen Annalen zu.
Seit unserer Flucht aus Juniper sind sie zu wenig mehr als einem persönlichen Tagebuch geworden. Die Überreste der Kompanie verursachen wenig Aufregung. Was wir an Nachrichten von außerhalb bekommen, ist so dünn und unzuverlässig, dass ich mir selten die Mühe mache, es aufzuzeichnen. Außerdem scheint die Lady seit ihrem Sieg über ihren Gatten in Juniper sogar noch erstarrter zu sein als wir und funktioniert nur noch mit letzter Kraft.
Der Schein trügt natürlich. Und die Essenz der Lady ist die Illusion.
„Croaker.“
Ich blickte von einer Seite in uraltem TelleKurre auf, die ich schon hunderte Male studiert hatte. Goblin stand in der Tür. Er sah aus wie eine alte Kröte.
„Ja?“
„Droben passiert irgendetwas. Schnapp dir ein Schwert.“
Ich packte meinen Bogen und einen ledernen Brustpanzer. Ich bin zu alt für den Nahkampf. Ich stehe lieber abseits und schieße, wenn ich schon kämpfen muss. Als ich Goblin folgte, betrachtete ich den Bogen. Ich hatte ihn während der Schlacht von Charm von der Lady selbst erhalten. Oh, die Erinnerungen. Mit ihm hatte ich dabei geholfen, Soulcatcher zu töten, die Entführte, die die Kompanie in den Dienst der Lady gestellt hatte. Diese Tage schienen mir jetzt beinahe prähistorisch.
Wir rannten ins Sonnenlicht. Andere kamen mit uns nach draußen und verteilten sich zwischen Kakteen und Felsen. Der Reiter, der den Pfad herunterkam – den einzigen Pfad hierher –, würde uns nicht sehen.
Er ritt allein, auf einem mottenzerfressenen Maultier. Er war nicht bewaffnet. „All das für einen alten Mann auf einem Muli?“, fragte ich. Männer hasteten durch die Felsen und zwischen Kakteen umher und machten einen Höllenlärm. Der alte Kerl musste wissen, dass wir da waren. „Wir sollten besser daran arbeiten, leiser hier heraufzukommen.“
„Jupp.“
Verblüfft wirbelte ich herum. Elmo stand hinter mir und machte mit einer Hand einen Schatten über seinen Augen. Er sah so alt und müde aus, wie ich mich fühlte. Jeden Tag erinnert mich irgendetwas daran, dass keiner von uns mehr jung ist. Verdammt, keiner von uns war jung, als wir über die See der Qualen in den Norden kamen. „Wir brauchen frisches Blut, Elmo.“
Er lächelte spöttisch.
Ja. Wir werden noch viel älter werden, ehe das erledigt ist. Falls wir es überstehen. Denn wir erkaufen uns so nur Zeit. Jahrzehnte hoffentlich.
Der Reiter durchquerte den Bach und hielt an. Er hob seine Hände. Männer erschienen und hielten ihre Waffen locker. Ein alter Mann, allein, im Herzen von Darlings Nullfeld, stellte keine Gefahr dar.
Elmo, Goblin und ich spazierten hinunter. Während wir marschierten, fragte ich Goblin: „One-Eye und du, hattet ihr Spaß, während ihr weg wart?“ Sie bekriegen sich schon seit Ewigkeiten. Aber hier, wo Darlings Anwesenheit es verhindert, können sie sich keine magischen Streiche spielen.
Goblin grinste. Wenn er grinst, erstreckt sich sein Mund von einem Ohr zum anderen. „Ich habe ihn aufgemischt.“
Wir erreichten den Reiter. „Erzähl es mir später.“
Goblin kicherte, ein quiekendes Geräusch wie von Wasser, das in einem Teekocher blubbert. „Ja.“
„Wer bist du?“, fragte Elmo den Mulireiter.
„Tokens.“
Das war kein Name. Es war ein Passwort für einen Kurier aus dem weit entfernten Westen. Wir hatten es seit langer Zeit nicht mehr gehört. Boten aus dem Westen mussten die Ebene durch die Provinzen erreichen, die der Lady am ergebensten waren.
„Ah ja?“, sagte Elmo. „Was sagt man dazu? Willst du absteigen?“
Der alte Mann glitt von seinem Reittier und zeigte seine Schutzbriefe. Elmo fand sie akzeptabel. Dann verkündete der Alte: „Ich habe hier zwanzig Pfund Zeug.“ Er tippte an eine Kiste hinter seinem Sattel. „Jede verdammte Stadt hat noch etwas zu meiner Ladung hinzugefügt.“
„Hast du die ganze Reise selbst gemacht?“, fragte ich.
„Jeden Meter von Oar aus.“
„Oar? Das sind …“
Mehr als tausend Meilen. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass wir dort oben jemanden hatten. Aber es gibt vieles, das ich nicht über die Organisation weiß, die Darling um sich gesammelt hat. Ich verbringe meine Zeit damit, diese verdammten Papiere dazu zu kriegen, mir etwas mitzuteilen, das vielleicht gar nicht darin ist.
Der alte Mann sah mich an, als würde er meine Seele einer Prüfung unterziehen. „Bist du der Arzt? Croaker?“
„Ja. Und?“
„Hab etwas für dich. Persönlich.“ Er öffnete seine Kuriertasche. Für einen Augenblick waren alle alarmiert. Man weiß ja nie. Aber er holte ein Päckchen hervor, das in Ölhaut gewickelt war, um etwas bis ans Ende der Welt zu schützen. „Da droben regnet es die ganze Zeit“, erklärte er. Er übergab mir das Päckchen.
Ich wog es in meiner Hand. Nicht allzu schwer, abgesehen von der Ölhaut. „Von wem ist es?“
Der alte Mann zuckte mit den Achseln.
„Woher hast du es bekommen?“
„Vom Hauptmann meiner Zelle.“
Natürlich. Darling ging behutsam vor, strukturierte ihre Organisation so, dass es für die Lady fast unmöglich ist, mehr als einen kleinen Bruchteil zu vernichten. Das Mädchen ist ein Genie.
Elmo nahm den Rest an sich und befahl Otto: „Bring ihn hinunter und such ihm ein Bett. Ruhe dich etwas aus, alter Mann. Die Weiße Rose wird dich später befragen.“
Es stand wohl ein interessanter Nachmittag bevor, wenn dieser Kerl und Corder beide Bericht erstatten sollten. Ich packte das mysteriöse Päckchen und sagte zu Elmo: „Ich gehe mal einen Blick darauf werfen.“ Wer konnte es geschickt haben? Ich kannte niemanden außerhalb der Ebene. Also … aber die Lady würde keinen Brief in den Untergrund einschleusen. Oder doch?
Ein Nagen von Furcht. Es war eine Weile her, aber sie versprochen, in Kontakt zu bleiben.
Der sprechende Menhir, der uns vor dem Boten gewarnt hatte, blieb wie angewurzelt neben dem Pfad. Als ich an ihm vorbeiging, sagte er: „Da sind Fremde auf der Ebene, Croaker.“
Ich hielt inne. „Was? Noch mehr davon?“
Er blieb seinem Charakter wieder treu und wollte nichts mehr sagen.
Ich werde diese alten Steine niemals verstehen. Verdammt, ich verstehe immer noch nicht, warum sie auf unserer Seite sind. Sie hassen alle Außenstehenden unabhängig voneinander, aber gleich tief. Sie und alle anderen der seltsamen Wesen hier draußen.
Ich betrat mein Quartier, entspannte meinen Bogen und ließ ihn an der irdenen Wand lehnen. Ich...




