E-Book, Deutsch, Band 4, 380 Seiten
Reihe: The Black Company
Cook The Black Company 4 - Schattenspiel
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96188-149-9
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Dark-Fantasy-Roman von Kult Autor Glen Cook
E-Book, Deutsch, Band 4, 380 Seiten
Reihe: The Black Company
ISBN: 978-3-96188-149-9
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Drohende Schatten ... Nach der verheerenden Schlacht am Tower of Charm führt Croaker die letzten Überlebenden der Schwarzen Kompanie auf einem gefahrvollen Weg in Richtung Süden. Mit letzter Kraft hoffen sie die geheimnisvolle Stadt Khatovar zu erreichen. Auf ihrem Weg treffen sie auf neue Verbündete. Viele Kämpfer schließen sich ihnen an. Doch ihr Schicksal ist ungewiss, denn es zieht bereits eine neue Gefahr herauf. Der Herrscher der Schattenlande ist erwacht und ein neuer Krieg steht kurz bevor. Zwischen den Fronten lauern Verschwörung und Verrat, und was auch immer auf der anderen Seite der Schattenlande wartet, scheint es wert zu sein, die Wahrheit zu verschweigen ... Das erste Buch des Südens Vierter Band der Dark Fantasy Reihe 'Die Schwarzen Kompanie' von Glen Cook
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KAPITEL ZWEI DIE STRASSE NACH SÜDEN
»Je weiter wir kommen, desto mehr sieht es nach Frühling aus«, bemerkte One-Eye. Er hatte gute Laune.
In letzter Zeit bemerkte ich, wie auch Goblins Augen gelegentlich vor Mutwilligkeit aufblitzten. Es würde nicht lange dauern, bis diese beiden irgendeine Ausrede finden würden, um ihre uralte Fehde wiederaufleben zu lassen. Es würden magische Funken fliegen. Wenn schon sonst nichts passierte, so würden wir anderen uns zumindest amüsieren.
Sogar Ladys Laune besserte sich, wenngleich sie wenig mehr sprach als vorher.
»Die Pause ist vorbei«, sagte ich. »Otto, lösche das Feuer. Goblin, an die Spitze.« Ich blickte die Straße entlang. Noch zwei Wochen, dann wären wir in der Nähe von Charm. Ich hatte noch nicht verraten, was wir dort zu tun hatten.
Ich bemerkte Bussarde, die im Kreis flogen. Irgendetwas Totes vor uns, nahe der Straße.
Ich mag keine Omen. Sie bereiten mir Unbehagen. Diese Vögel bereiteten mir Unbehagen.
Ich machte eine Geste. Goblin nickte. »Ich reite vor«, sagte er. »Verteilt euch etwas.«
»Klar.«
Murgen ließ ihm weitere fünfzig Yards. Otto und Hagop machten Murgen Platz. Aber One-Eye blieb weiterhin dicht hinter Lady, und ich, mich im Sattel aufrichtend, behielt Goblin im Auge. »Hab ein mieses Gefühl bei der Sache, Croaker«, sagte er. »Ein mieses Gefühl.«
Obwohl Goblin keinen Alarm schlug, hatte One-Eye recht. Diese Unheilsboten von Vögeln zeigten etwas Übles an.
Eine prachtvolle Kutsche lag umgestürzt am Straßenrand. Zwei der vier Zugtiere waren in den Strängen getötet worden, vermutlich aufgrund ihrer Verletzungen. Zwei Tiere fehlten.
Um die Kutsche herum lagen die Leichen von sechs uniformierten Wachen und dem Kutscher, ebenso die eines Reitpferds. In der Kutsche lagen ein Mann, eine Frau und zwei kleine Kinder. Alle ermordet.
»Hagop«, sagte ich, »schau mal, was du aus den Spuren lesen kannst. Lady. Kennst du diese Leute? Erkennst du ihr Wappen?« Ich deutete auf die Stickerei an der Kutschentür.
»Der Falke von Rail. Prokonsul des Imperiums. Aber er ist nicht bei ihnen. Er ist älter und fett. Sie könnte zu seiner Familie gehören.«
Hagop sagte zu uns: »Sie waren nach Norden unterwegs. Die Räuber haben sie überholt.« Er hielt einen Fetzen dreckiger Kleidung hoch. »Sie sind auch nicht so leicht davongekommen.« Als ich nicht antwortete, machte er mich auf den Fetzen aufmerksam.
»Graue Burschen«, überlegte ich. Graue Burschen waren imperiale Truppen der Nordheere. »Ziemlich weit von ihrem Territorium entfernt.«
»Deserteure«, sagte Lady. »Die Auflösung hat begonnen.«
»Wahrscheinlich.« Ich runzelte die Stirn. Ich hatte gehofft, der Zerfall würde erst einsetzen, wenn wir Vorsprung gewonnen hatten.
Lady sagte: »Noch vor drei Monaten konnte eine einsame Jungfer das Imperium sicher durchreisen.«
Sie übertrieb. Aber nicht sehr. Bevor der Kampf im Barrowland sie verzehrte, wachten große Mächte, welche die Entführten genannt wurden, über die Provinzen und quittierten unerlaubten Frevel rasch und brutal. Trotzdem, in jedem Land oder zu jeder Zeit gibt es jene, die tapfer oder töricht genug sind, die Grenzen auszutesten, und andere, die erpicht darauf sind, ihrem Beispiel zu folgen. Dieser Vorgang wurde in einem Imperium beschleunigt, das nun des Schreckens beraubt war, der es zusammengehalten hatte.
Ich hoffte, dass ihr Dahinscheiden noch nicht von allzu vielen vermutet wurde. Meine Pläne hingen von der Annahme althergebrachter Vorstellungen ab.
»Sollen wir anfangen zu graben?«, fragte Otto.
»Einen Augenblick noch«, sagte ich. »Wann ist es geschehen, Hagop?«
»Vor ein paar Stunden.«
»Und sonst ist niemand vorbeigekommen?«
»Oh, doch. Aber sie haben einfach einen Bogen gemacht.«
»Muss ja ein hübscher Haufen Räuber gewesen sein«, meinte One-Eye. »Wenn sie damit durchkommen, die Leichen herumliegen zu lassen.«
»Vielleicht sollten sie entdeckt werden«, sagte ich. »Könnte sein, dass die Typen versuchen, ihre eigene Baronie aus dem Boden zu stampfen.«
»Wahrscheinlich«, sagte Lady. »Reite vorsichtig, Croaker.«
Ich hob eine Augenbraue.
»Ich will dich nicht verlieren.«
One-Eye kicherte. Ich errötete. Doch es war auch schön, wieder die Lebensgeister in ihr zu sehen.
Wir begruben die Leichen, ließen die Kutsche aber liegen. Nachdem unsere Bürgerpflicht getan war, nahmen wir unsere Reise wieder auf.
Zwei Stunden später kam Goblin zurückgeritten. Murgen postierte sich so, dass er an einer Biegung gesehen werden konnte. Wir befanden uns jetzt in einem Wald, allerdings war die Straße in gutem Zustand und die Bäume waren zu beiden Seiten gelichtet worden. Es war eine Straße, die für militärischen Durchgangsverkehr ausgebessert worden war.
Goblin sagte: »Weiter vorne liegt ein Gasthaus. Ich hab kein gutes Gefühl dabei.«
Schon bald würde die Nacht hereinbrechen. Wir hatten den Nachmittag damit zugebracht, die Toten unter die Erde zu bringen. »Sieht es geschäftig aus?« Nach der Beisetzung war das Land merkwürdig geworden. Auf der Straße trafen wir niemanden an. Die Gehöfte nahe der Wälder waren verlassen.
»Ein Gewimmel. Zwanzig Leute im Gasthaus. Fünf weitere in den Ställen. Dreißig Pferde. Noch mal zwanzig Leute draußen in den Wäldern. Vierzig weitere Pferde, die dort angebunden sind. Auch viele andere Nutztiere.«
Die Folgen waren recht absehbar. Vorbeireiten oder offen Ärger suchen?
Die Debatte war lebhaft. Otto und Hagop meinten, rein ins Getümmel. Wir hätten One-Eye und Goblin, wenn die Sache haarig wurde.
One-Eye und Goblin mochten es nicht, in Zugzwang zu geraten.
Ich verlangte eine beratende Stimme. Murgen und Lady enthielten sich. Otto und Hagop waren dafür anzuhalten. One-Eye und Goblin beäugten einander und warteten darauf, dass einer von ihnen zuerst sprach, sodass der andere das Gegenteil sagen konnte.
»Dann gehen wir geradewegs hin«, sagte ich. »Diese Witzbolde werden sich aufteilen, aber versucht trotzdem eine Mehrheit zu finden für …« Woraufhin die Zauberer sich zusammenrotteten und dafür stimmten, loszulegen, nur um mich als Lügner dastehen zu lassen.
Drei Minuten später erhaschte ich den ersten Blick auf das heruntergekommene Gasthaus. Ein Muskelprotz stand in der Tür und musterte Goblin. Ein anderer saß auf einem wackligen Stuhl, der gegen die Wand gelehnt war, und kaute auf einem Stiel oder einem Stück Stroh. Der Mann in der Tür zog sich zurück.
Graue Burschen, hatte Hagop die Banditen genannt, deren Handwerk wir auf der Straße gesehen hatten. Grau war aber die Farbe der Uniformen der Territorien, aus denen wir gekommen waren. In Forsbergisch, der Sprache, die unter den nördlichen Streitkräften am weitesten verbreitet war, fragte ich den Mann auf dem Stuhl: »Ist der Laden geöffnet?«
»Ja.« Der Sitzende verengte die Augen. Er überlegte.
»One-Eye. Otto. Hagop. Kümmert euch um die Tiere.« Leise fragte ich: »Hast du was bemerkt, Goblin?«
»Jemand ist gerade hinten rausgegangen. Die drinnen sind angespannt. Aber es sieht nicht sobald nach Ärger aus.«
Dem Sitzenden passte es nicht, dass wir flüsterten. »Wie lange wollt ihr bleiben?«, fragte er. Ich bemerkte eine Tätowierung auf einem seiner Handgelenke, noch ein verräterischer Hinweis darauf, dass er aus dem Norden eingewandert war.
»Nur heute Nacht.«
»Wir sind voll, aber irgendwie bringen wir euch schon unter.« Er war gelassen.
Wie Falltürspinnen, diese Deserteure. Das Gasthaus war ihr Stützpunkt, der Ort, von wo aus sie ihre Opfer aussuchten. Die Drecksarbeit aber machten sie auf der Straße.
Im Gasthaus herrschte Stille. Als wir eintraten, musterten wir die Männer im Inneren und die wenigen Frauen, die äußerst erschöpft wirkten. Sie waren wenig glaubhaft. Gasthäuser am Wegesrand sind Familienbetriebe, in denen überall Kinder und alte Leute und Seltsamkeiten dazwischen herumlaufen. Nichts davon war hier zu finden. Nur abgehärtete Männer und heruntergekommene Frauen.
Neben der Küchentür war ein großer Tisch frei. Ich setzte mich mit dem Rücken zur Wand. Lady...




