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E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Cossu We are the Germans
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7453-2238-5
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Meine (fast wahre) Irrfahrt durch die Republik | Ein fantastischer Roadtrip durch unser buntes Heimatland vom bekannten Schwarzwälder Comedian
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-7453-2238-5
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lukas Staier aka Cossu ist Content Creator, Comedian, Schauspieler und Rapper - ein echter Tausendsassa. Mit seinen Parodien deutscher Eigenheiten und Dialekte begeistert der gefragte Künstler regelmäßig Hunderttausende Fans auf Instagram und TikTok. Nach einem Lehramtsstudium folgte der bekennende Schwarzwälder zum Glück seiner Berufung und ist aus der deutschen TV- und Online-Comedy mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Autoren/Hrsg.
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Vorwort
Ich lernte meinen Luki an einer Bar am Strand von Ko Tao kennen - es war Liebe auf den ersten Blick. Ich war Chaos und er auch, das konnte nur funktionieren! Wir schnappten uns unsere damaligen Freundinnen und beschlossen, die weitere lange Reise durch Thailand zusammen zu bestreiten, schließlich blieben uns noch drei Wochen. Ich glaube, es gab nichts, was wir nicht erlebt hatten - von Verfolgungsjagden über einen Rollerunfall bis zu Partys, auf denen wir die einzigen Gäste waren. Wir müssen um die 19 Jahre alt gewesen sein. Nun sind wir 35. Wir haben uns dort getroffen und das Schöne ist, wir sind immer noch die Jungs von der Strandbar. Das ganze Leben ist eine Reise, das ganze Leben ist ein Abenteuer. Das hat Luki verstanden - es geht immer darum, sich zu trauen. Ich wiederum kenne keinen, der so hart daran gearbeitet und sich vor allem getraut hat, alles auszuprobieren, um sich selbst zu finden, sich mitzuteilen, um nun da zu stehen oder besser gesagt da zu reisen, wo er nun reist. Lukas Staier alias Cossu ist jemand, der immer mehr will, der rastlos ist und alles in sich aufsaugt wie ein Schwamm. Das ist seine Bestimmung: zu reisen und zu beobachten, um danach darüber zu berichten, egal, ob mit seiner Musik, seinen Figuren, seiner Kunst.
Euer Frederick Lau
We are the Germans, ...
... und ich, Lukas Staier alias Cossu, bin einer davon. Einer von über 80 Millionen, die alle ganz unterschiedlich sind. Unterschiedlich in Herkunft, Erziehung, Bildung, regionalen Besonderheiten und in meinem Fall zusätzlich der Hautfarbe. Auf der anderen Seite sind wir aber auch so gleich: Wir alle lieben Bier und Wurst. Wir meckern über das Wetter, die Steuern, die Nationalmannschaft, den Nachbarn und den Datenschutz. Gleichzeitig lieben und hassen wir unsere Bürokratie. Wir haben alle unsere Gartenzwerge hinter dem Maschendrahtzaun im Vorgarten stehen. Oder etwa nicht?
Ich wurde im Schwarzwald geboren und bin in Haslach im Kinzigtal aufgewachsen. Dort sehen zugegebenermaßen nicht alle so aus wie ich. Daran hat mein Vater, den ich nie kennengelernt habe, natürlich einen gewichtigen Anteil. Auch wenn alle in meiner Familie eine hellere Hautfarbe haben, bin ich derselbe Schwarzwälder wie die anderen eben auch.
Mein badischer Dialekt war für mich immer eine wunderbare Brücke zu den Menschen aus meiner Region. Ganz generell entsteht durch gemeinsame Sprache und Gewohnheiten schnell Sympathie und eine vertraute Basis, bei der es um alles, nur nicht um die Hautfarbe geht.
Die meisten Menschen kennen mich von meinen Social-Media-Kanälen, auf denen ich Comedy-Clips veröffentliche, in denen es meist um deutsche Eigenarten und Dialekte geht. Hin und wieder wird das missverstanden und das Publikum denkt, ich wolle mich über die Deutschen lustig machen. Ganz im Gegenteil. Ich bin doch ein Teil dieses Landes und lache damit gleichermaßen natürlich auch über mich selbst.
We are the Germans, im Land von Luther und Einstein, Marx und Matthäus, dem Wendler und Roberto Blanco. Meine Freunde würden mich als den deutschesten Deutschen bezeichnen, weil ich sehr viele deutsche Klischees und Tugenden erfülle.
Durch meine Jobs als Comedian, Musiker, Entertainer, Schauspieler sowie Werbe- und TV-Figur bin ich beruflich sehr viel unterwegs und lerne dabei die unterschiedlichsten Menschen kennen. Das mit dem Reisen begann aber schon viel früher. Bevor ich mein Lehramtsstudium begann, war ich mit dem Rucksack dreieinhalb Monate in Südostasien unterwegs. Seither habe ich die halbe Welt gesehen, von Amerika über Asien nach Afrika und natürlich Europa. Die verrücktesten und lustigsten Momente sind mir aber immer in Deutschland passiert. So etwa unterwegs mit einem bekannten Künstler, mit dem ich sechs Jahre quer durch Deutschland getourt bin und die Facetten, Menschen und Dialekte des Landes noch viel besser kennenlernen durfte.
Ich habe dabei zweifellos ein Händchen dafür, immer wieder in die absurdesten und unmöglichsten Situationen zu geraten. Stellen Sie sich vor, Sie werfen eine Münze und diese bleibt vor Ihnen genau auf der Kante stehen. Eine so besondere Situation, dass Sie anderen davon erzählen wollen würden, oder? Bei mir würde die Münze auf dem Rücken einer Fliege landen, diese mit der weiterhin aufrecht stehenden Münze losfliegen und auf einem Ast landen. Von dort würde die Münze wie in Zeitlupe losrollen und auf einem Oldtimer landen, der dadurch einen Kratzer bekäme. Im selben Moment huschte der Besitzer um die Ecke und sähe erst den Kratzer und dann mich, wie ich gerade mit der Münze in der Hand auf Kratzerhöhe verharre, froh darüber, dass die Münze nicht in dem 2 Zentimeter neben dem Auto befindlichen Gully gelandet ist.
Glück, gleichzeitig Pech, alles irgendwie vom Schicksal beeinflusst und das in einer Häufigkeit, dass es mir schwerfällt, von Zufall zu sprechen. Manche Dinge ziehe ich einfach magisch an. So auch, als ich mich eines Tages im Frühsommer auf dem Heimflug von Mallorca nach Stuttgart befand und dann alles völlig anders kam als geplant.
Willkommen in den drei wildesten Tagen meines Lebens.
I.
»Maximalo Gaspedalo, por favor«, flehte ich meinen gut gelaunten mallorquinischen Taxifahrer an, etwas auf die Tube zu drücken, während meine Hände sich am Rücksitz festklammerten. Ich war mal wieder zu spät. Wenn es eine deutsche Tugend gibt, die ich aufgrund meiner chaotischen Art bisher immer noch so gar nicht verinnerlicht habe, ist das die Pünktlichkeit. Antonio war sein Name. Das war das Einzige, was ich verstanden hatte von all dem, was er während der Fahrt zu mir sagte. Um keine peinliche Stille aufkommen zu lassen, versuchte ich, trotz sprachlicher Barrieren auf Krampf ein Gespräch mit ihm anzufangen.
»Alemán?«
»Sí, Alman!«, antwortete ich und freute mich darüber, dass er mich als Deutschen erkannt hatte, trotz dunkler Hautfarbe. Ich schaute an mir herunter, musste grinsen und sah den Grund, weshalb ich so leicht als Deutscher zu identifizieren war: meine weißen Socken in den Sandalen.
»Mallorca mucho perfecto.« Ich haute alle spanischen Wörter raus, die ich in den letzten Tagen gelernt hatte: »Cervesa, Playa, Tapas, Chicas bombastico.« Im selben Moment schämte ich mich schon wieder für das Gesagte, aber ich wollte mir Mühe geben, mich seiner Kultur und Sprache gegenüber aufgeschlossen zu zeigen. Man will in dem Moment gar nicht der typische Deutsche sein, ist es dann aber häufig automatisch. Antonio antwortete maschinengewehrschnell auf Spanisch, ohne Punkt und Komma. Ich verstand kein Wort und nickte nach jedem zweiten Satz mit einem verständnisvollen »Sí, sí.« Nach seinem gefühlt fünfminütigen Monolog beschloss ich, dass ich genug für die interkulturelle Verbindung getan hatte, und schaute nervös auf die Uhr. So gut er konnte, zwängte Antonio das Fahrzeug durch den dichten Verkehr aus der Innenstadt von Palma auswärts in Richtung Flughafen. Es war eigentlich wie immer. Ich war wieder diesen Tick zu spät, um meine Maschine entspannt erreichen zu können. Diesmal gab es allerdings einen triftigen Grund. Meine langjährigen Freunde Anika und Juan würden am kommenden Montag heiraten, und ich war nicht nur Trauzeuge, sondern hatte auch die verantwortungsvolle Aufgabe, die Eheringe bei einer befreundeten Goldschmiedin in Palma abzuholen und mit nach Deutschland zu bringen. Na gut, ich hatte mich zugegebenermaßen auch etwas mit Jessie, der sehr sympathischen Verkäuferin, verquatscht.
Obwohl ich mich angestrengt hatte, Hochdeutsch zu sprechen, hatte sie schon auf meinen ersten Satz hin gefragt: »Du kommsch doch au aussem Ländle?«
»Aber aus dem richtigen Teil«, hatte ich lachend im breitesten Badisch erwidert, denn als Badener musste ich mich natürlich sofort von den Schwaben abgrenzen. Wie man das mit direkten geografischen Nachbarn eben so macht. Das ist wie mit Franken und Bayern, Kölnern und Düsseldorfern, Pfälzern und Saarländern, Frankfurtern und Offenbachern.
»Aus Baden also?«, hatte sie gefragt.
Ich nickte.
»Woher denn genau?«
»Freiburg!«
»Direkt?«
»Na ja, eigentlich eher Offenburg.«
»Stadt oder Umland?« Jessie hatte es wirklich genau wissen wollen.
»Eigentlich aus dem Kinzigtal.«
»Hä, wo kommst du jetzt genau her?«
»Also eigentlich komme ich aus Haslach.«
»Sag das doch gleich.«
Ich hatte die Stirn gerunzelt. »Ich dachte, das kennst du eh nicht.«
»Natürlich kenne ich das. Da kommt mein Stiefvater her.«
»Echt, wer ist denn dein Stiefvater?«
»Der Vollmer Klaus.«
»Ach was, der beste Freund vom Schmider Franz?«
»Sagt mir nix.«
»Ha, der wo mim Schmidt Thomas im Vorstand von den Hansele Fasnachtsverein isch.«
Jessie hatte den Kopf geschüttelt. »Nee, der wo am Rot-Kreuz wohnt.«
»Der mim Zinke!«
Da hatte sie laut losgelacht: »Genau der!«
»Die Welt ist klein, aber du, warum ich eigentlich da bin: die Ringe.«
*
Auf der letzten Rille fuhren wir schließlich keine Sekunde zu früh am Flughafengebäude vor. Ich zahlte und wollte Antonio gerade noch ein paar Euro Trinkgeld in die Hand drücken, fummelte daher in meinen Hosentaschen, wo sich so gar nichts mehr finden ließ, was sich nach Geld anfühlte. »Sorry, I ... I, no tip, no monetas«, stotterte ich, nach sinnhaften spanischen Worten suchend.
Antonio lachte und antwortete in deutlich geübterem Deutsch: »Keine Problem. Mache nächstes Mal.«
»Wie, du sprichst Deutsch?«
»Sí claro, wir sind hier in Mallorca.«
»Auf Mallorca«, erwiderte ich ihm mit erhobenem Zeigefinger. So viel Zeit musste sein, auch wenn der Flieger in 40 Minuten abheben würde....