Craig | DAS TRAUMA-DOSSIER | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 319 Seiten

Craig DAS TRAUMA-DOSSIER


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7438-6934-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 319 Seiten

ISBN: 978-3-7438-6934-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
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Alix Kendall kommt an das berühmte Lafayette-Institute, um dort an einem streng geheimen Forschungsprojekt mitzuwirken. Doch nicht einmal sie als Mitarbeiterin wird in das tatsächliche Forschungsvorhaben eingeweiht. Da begegnet sie einem Kollegen, der zwar nicht in Gestalt und Gesichtsausdruck, wohl aber in Sprache und Verhalten ihrem verstorbenen Liebhaber gleicht. Und je profunder ihr Einblick in die Forschungsmethoden am Institut wird, umso stärker bestätigt sich ihr Verdacht, den sie beim Anblick ihres Kollegen hatte: Etwas Entsetzliches wird in dieser Klinik erschaffen, und auch ihr Leben ist bereits in höchster Gefahr... Robert Craigs Medizin-Horrorthriller aus dem Jahr 1984 (das zweite Werk des Autors nach Creepers, 1982) hat bis dato nichts von seiner Intensität und Aktualität verloren - ein Schocker, der auf leisen Sohlen daherkommt und der sich tief in die Alpträume seiner Leser einschreibt.

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  Prolog
      Unter den ersten Sonnenstrahlen hob sich der Nebel, als Dr. Alixandra Kendall in ihrem Wagen über die P-Street-Bridge in Washington D. C. fuhr. Jenseits der Brücke lag der Stadtteil Georgetown. Die gepflegten, alten Häuser, die aus dem morgendlichen Dunst emporzuwachsen schienen, hatten etwas Magisches an sich. Alixandra musste lächeln. Ein paar Herzschläge lang vergaß sie, warum sie die Fahrt angetreten hatte. Dann wurde ihr wieder der Zwiespalt bewusst, in dem sie sich befand. Einerseits sehnte sie sich danach, die vergangene Nacht, ja die ganzen letzten Monate in ihrem Gedächtnis zu löschen, andererseits diente ihr der Hass, der tief in ihrem Inneren brodelte, als Antrieb, um jene Aufgabe zu Ende zu führen, die sie schon am Vorabend begonnen hatte: Sie würde ihre Rechnung präsentieren. Sie verlangsamte die Fahrt ihres Wagens, um in die 24. Straße einzubiegen. Es war eine kurze Straße, von deren Ende im rechten Winkel die O-Street abzweigte. Alix fuhr nicht sehr aufmerksam, der Mangel an Schlaf machte sich bemerkbar. Sie hatte die Kurve zu weit angeschnitten, so dass sie auf die Gegenfahrbahn geriet. Aber das war nicht gefährlich, es gab keinen Verkehr an diesem Morgen. Alix war allein mit den Dunstschwaden, die um die alten Häuser und über die peinlich gehegten Vorgärten wallten. Im Stadtteil Georgetown ein Haus zu besitzen, das war die Visitenkarte für Geld und Erfolg. Leben wie Gott in Frankreich. Aber Alix dachte an diesem Morgen nicht an das Leben, sondern an den Tod. Dr. Philip Greenspans Haus lag auf der rechten Straßenseite, gegenüber den Tennisplätzen, und es war deutlich größer als die anderen. Der Zugang führte durch ein schmiedeeisernes Tor, dann brauchte man nur noch ein paar Stufen hinaufzugehen und stand vor der Haustür. Unwillkürlich entwarf Alix eine Art Plan, wie die nächsten zehn Minuten verlaufen würden. Sie würde aus dem Wagen steigen und die taufeuchten Steine der Einfahrt überqueren. Vor dem Portal angekommen, würde sie die Glocke betätigen. Sekunden später würde sie die Frage beantworten, die jemand drinnen im Haus ihr stellte. Die Tür würde sich öffnen. Ein erstaunter Blick, weil sie so früh kam. Unweigerlich würde die Aufforderung folgen, ins Haus einzutreten. Und dann? Sie bog in eine Parklücke vor Dr. Greenspans Haus ein und zog den Zündschlüssel ab. Für die Dauer einiger Augenblicke starrte sie auf die Tennisplätze. Ob Philip und Nancy Greenspan dort spielten? Ob sie vielleicht vor dem Frühstück ein Match machten, um sich fit zu halten? Unsinn. Wenn Dr. Greenspan und seine Frau überhaupt Tennis spielten, dann weil es ihnen Spaß machte. Die beiden waren derart fit, dass sie keinen Sport brauchten. Und auch ich bin fit, dachte Alix. Sie spürte, wie ihre Energie zurückkehrte. Plötzlich war sie von der gleichen Entschlossenheit beseelt wie am Abend zuvor, als alles begann. Das Ehepaar Greenspan war die letzte Hürde auf dem Hindernislauf, den sie sich vorgenommen hatte. Sie musste dreimal läuten, ehe ihr geöffnet wurde. Es war Dr. Greenspan, der im Türspalt erschien. Er wirkte verschlafen, das Haar war durcheinander. Dunkle Bartstoppeln bedeckten Kinn und Hals wie ein Schleier. In seinem Schlafanzug, dessen Hosen unter dem Morgenrock hervorschauten, sah er wie ein Junge aus, wie ein Kind. Aber Dr. Philip Greenspan, das mathematische Genie, war alles andere als ein Kind. »Was wollen Sie?« Er sprach mit der mürrischen Direktheit eines Menschen, der aus dem Schlaf gerissen worden ist. »Preston March schickt mich«, gab Alix zur Antwort. »Ich habe mit Ihnen zu reden.« Er sah sie von oben bis unten an. Er musste sich zwingen, die Augen offenzuhalten. »Preston March schickt Sie, so. Das ist anscheinend Grund genug, um mich aus dem Bett zu trommeln. Wie auch immer, kommen Sie rein.« Er ließ sie ein und deutete auf die Tür des Wohnzimmers, die sich am Ende des Korridors abzeichnete. »Würden Sie bitte Ihre Frau dazu holen.« Es war keine Bitte; es war ein Befehl. »Aus welchem Grund soll meine Frau dabei sein?« »Weil Preston das so will«, sagte Alix. Sie wusste, dass der Name Preston auf einen Mann wie Dr. Greenspan seinen Eindruck nicht verfehlen würde. Er schüttelte den Kopf, eine Geste, die zwischen Ratlosigkeit und Spott schwankte, und dann sah sie, wie er auf die Treppe zuging, die zum ersten Stock hinaufführte. Philip war fünfundzwanzig, aber er ging mit der Behutsamkeit eines Fünfzigjährigen. Ob Preston March diese Unstimmigkeit auch schon aufgefallen war? Er war vor der ersten Stufe angekommen und blieb stehen. Er lächelte einem Menschen zu, den Alix nicht sehen konnte. »Wir haben gerade von dir gesprochen«, sagte er. »Wie schmeichelhaft«, sagte Nancy Greenspan. Sie kam die Treppe herunter und maß Alix mit einem kühlen Blick. »Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich ein so interessanter Gesprächsstoff bin. Überhaupt finde ich, dass man derartige Unterhaltungen nicht unbedingt zu nachtschlafender Zeit führen muss.« Nancy Greenspan war ein Jahr jünger als ihr Mann. Ihre Haut war makellos. Fast erschien es Alix, als sei das Gewebe über den Jochbögen etwas zu straff gespannt. Jedenfalls sah diese Frau nicht aus wie jemand, der noch vor wenigen Minuten geschlafen hatte. Nancy Greenspan war so sorgfältig geschminkt und gekleidet, als hätte sie Alix Besuch seit Tagen erwartet. Sie gab ihrem Mann einen Kuss auf die Wange und ging mit Alix ins Wohnzimmer. Er folgte den beiden Frauen. »Sie will uns etwas von Preston ausrichten«, sagte Greenspan. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er die Besucherin nicht einmal nach ihrem Namen gefragt hatte. »Es muss ja wirklich wichtig sein, wenn sie uns dazu aus dem Bett holt.« Er nahm neben seiner Frau auf dem Sofa Platz. Alix hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht. »Es ist in der Tat wichtig«, sagte sie und griff in ihre Handtasche, wo der Colt lag. Sie holte tief Luft, zog die Waffe hervor, zielte und drückte ab. Der erste Schuss durchschlug Dr. Greenspans rechtes Auge, durchpflügte das Gehirn, trat am Hinterkopf wieder aus und zerschmetterte eine Vase mit Narzissen, die in der Flugbahn stand. Der Kopf wurde zurückgeschleudert, der Rumpf kippte nach vorn. Alix gab zwei weitere Schüsse ab. Eine Kugel  durchbohrte den Kehlkopf und das Rückenmark, die andere traf Dr. Greenspan ins Herz. Er war tot, noch bevor er auf dem Boden aufprallte. Nancy Greenspan hatte nicht einmal einen Schrei ausgestoßen, sie war nur etwas in die Ecke des Sofas gerückt. Sie warf einen abschätzigen Blick auf die Leiche ihres Mannes, dann wandte sie sich Alix zu. »Ich hatte damit gerechnet, dass so etwas passieren würde. Wer sind Sie?« »Ich bin niemand«, sagte Alix. Nancy Greenspan lachte. »Ich hätte mir denken können, dass Sie ein Niemand sind. Wer jemand ist, der ist so sehr mit der Planung seiner Zukunft beschäftigt, dass er sich um das Töten anderer Menschen nicht kümmern kann.« Sie maß Alix mit einem feindseligen Blick. »Ich werde Ihnen den zweiten Mord nicht ausreden, keine Sorge. Es ist nicht wichtig, ob ich weiterlebe. Ich hatte bereits zweimal das Vergnügen, einmal mehr als die meisten Menschen.« Sie straffte den Gürtel des Hausmantels. »Tun Sie, was Sie tun müssen, Miss Niemand.« Alix hob die Waffe und drückte ab. Die Kugel traf Nancy Greenspan zwischen die Augen. Ihr Kopf kippte zurück, in einer zweiten Bewegung wurde er nach vorn geschleudert, und dann saß eine Leiche auf dem Sofa, so ruhig und gefasst wie das Wesen, das sie vorher gewesen war. Alix verließ das Haus, ohne sich auch nur umzusehen. Sie fädelte sich in den Frühverkehr auf der stadtauswärts führenden M-Street ein und warf einen letzten Blick auf die Stadt, die sie liebte. Die meisten Autos fuhren stadteinwärts; am Steuer saßen Pendler, die in Virginia wohnten und in Washington arbeiteten. So war auch Alix früher zur Arbeit gefahren. Aber das war vorbei - vorbei für immer. Sie verließ die Stadt, um nie mehr zurückzukehren. Wahrscheinlich würde sie in Kalifornien leben. An der Westküste war es warm, und die Menschen dort hatten einen Lebensstil, der Alix gefiel. Es gab nur wenige Zwänge. Natürlich würde sie einen neuen Namen annehmen müssen. Beruflich würde sie sich ebenfalls neu orientieren müssen. Aber dazu war noch Zeit. Sie war eine Stunde gefahren, als die Müdigkeit sie übermannte. Sie bog vom Highway in eine Straße zweiter Ordnung ab. Nach einer Weile fand sie einen Weg, der ins Grüne führte. Sie war jetzt im Bundesstaat Virginia, und sie hatte gute Chancen, etwaigen Verfolgern zu entkommen. Sie öffnete die Fenster einen Spaltbreit, um frische Luft hereinzulassen, verriegelte die Türen und kroch auf den Rücksitz, um zu schlafen. Der Abschied von Boston, wo sie früher gelebt hatte, die Arbeit für Dr. March am Lafayette-Institute in Washington, D. C., das alles kam ihr jetzt wie ein Traum vor, und die Menschen, die sie in jenem Institut kennengelernt hatte, waren wie Schemen, die sich in der Erinnerung zusammenfügten, um wieder zu unsichtbarem Äther zu zerfließen. Aber diese Menschen waren jetzt nicht mehr wichtig für sie - für Alix zählte nur noch eines: überleben! Sie schloss die Augen, um zu beten. Hoffentlich habe ich alles vergessen, wenn ich wieder aufwache. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie das Erlebte nie vergessen würde, und wenn sie hundert Jahre alt wurde. Die Erinnerung an den Alptraum war der Preis, den sie fürs Überleben zu zahlen hatte. Ihre Gedanken glitten ins Reich des Unterbewussten hinüber. Vielleicht, so ging es ihr durch den Kopf, ist der Preis, den ich zahlen werde, zu...



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