Crais | Zeit der Jagd | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Crais Zeit der Jagd

Thriller
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-19480-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-641-19480-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Loyalität, Freundschaft und der Kampf für Gerechtigkeit - diese Werte schweißen Privatermittler Joe Pike und seinen Partner Elvis Cole seit Jahren zusammen. Als Cole im Zuge eines Routineauftrags ein Haus am Echo Park beschattet, ahnt er nicht, dass gerade die schlimmste Nacht seines Lebens beginnt. Denn dort verstecken sich ein geflüchteter Schwerverbrecher und der psychopathische Mr. Rollins. Beide haben genug Sprengstoff, um das ganze Stadtviertel auszulöschen. Für Cole und Pike bleiben nur wenige Stunden, um Los Angeles vor einer Katastrophe zu bewahren ...

Robert Crais, 1953 geboren, begann seine Karriere als Drehbuchautor für das amerikanische Fernsehen und wurde unter anderem mit dem Emmy ausgezeichnet.1980 beschloss er, sich ganz dem Schreiben von Romanen zu widmen. Crais wurde mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet (u. a. mit dem Edgar Award und dem Anthony Award), seine Thriller erscheinen in 42 Ländern und belegen regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten. Robert Crais lebt mit seiner Frau, drei Katzen und Tausenden von Büchern in den Bergen von Santa Monica, Kalifornien.
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2

Elvis Cole

Meryl Lawrence gab mir an diesem regnerischen Abend, als sie mich beauftragte, Amy Breslyn zu finden, drei Dinge. Eine Adresse in Echo Park, zweitausend Dollar in bar und eine Firmenpersonalakte, die so viele Informationen über ihre verschwundene Freundin enthielt, dass die NSA sie zusammengestellt haben könnte. Was sie wahrscheinlich auch hatte. Sie gab mir diese drei Dinge und nichts weiter. Alles andere war streng geheim.

Die Adresse in Echo Park war vier oder fünf Jahre alt und wahrscheinlich nicht mehr brauchbar, aber es lag auf meinem Nachhauseweg. Um zwanzig vor zehn an diesem Abend – zweiundfünfzig Minuten, nachdem ich mich bereit erklärt hatte, Amy Breslin zu finden – parkte ich bei leichtem Sprühregen unter einer Straßenlaterne einen Block von dem Haus entfernt. Ich hätte näher geparkt, aber es gab keine andere Möglichkeit. Ein Hydrant war meine Rettung.

Hinter dem Fenster eines Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite jagte ein Teenager einen kleinen Jungen. Nebenan strampelte sich eine Frau mittleren Alters in einer hautengen lila Hose auf einem Heimtrainer ab. Hinter mir lachte ein Mann mit schütterem Haar vor einem Fernseher so groß wie eine Wand. Neun Uhr vierzig war früh. In jedem Haus des Blocks pulsierte das Leben, mit Ausnahme des Hauses, weswegen ich hier war. Das war dunkel und verlassen und schien mir, mit Blick auf meinen Auftrag, die reinste Zeitverschwendung zu sein.

Ich beobachtete die lila Frau, als mein Handy klingelte.

»Detektei Elvis Cole. Wir tun’s auch im Regen.«

Humor. Ich bin mir selbst das beste Publikum.

Meryl Lawrence klang in der Dunkelheit sehr ruhig.

»Ich habe gerade ihren Haustürschlüssel gefunden. Ich vermute, er muss wohl runtergefallen sein. Er lag unter meinem Vordersitz.«

Ich hatte mich mit Meryl Lawrence in ihrem Auto hinter Vroman’s Bookstore in Pasadena getroffen. Ms. Lawrence engagierte mich auf einem Parkplatz, weil sie nicht mit mir zusammen gesehen werden wollte. Sie bezahlte mich bar, weil es keine Aufzeichnungen unserer Geschäftsbeziehung geben durfte. Wie so vieles an Amy Breslyn war auch meine Beziehung zu Meryl Lawrence top secret.

»Gut gemacht«, sagte ich. »Dann ist es ja jetzt nicht mehr nötig, durch ihren Kamin einzusteigen.«

»Kommen Sie zurück? Ich würde Ihnen dann den Schlüssel und den Code der Alarmanlage geben.«

»Nein, heute Abend nicht mehr. Ich bin gerade vor Lerners Haus.«

Sie klang mit einem Mal munterer.

»Und, hat er sie gesehen?«

»Hab noch nicht mit ihm gesprochen. Ich warte, dass der Regen aufhört.«

»Oh.«

Sie klang, als hätte man ihr die Luft abgelassen. Unter dieser Adresse sollte ein aufstrebender Schriftsteller namens Thomas Lerner wohnen. Lerner und Amys Sohn Jacob waren zusammen aufgewachsen. Nach dem College wollte Lerner Schriftsteller werden, also mietete er günstig das Haus in Echo Park und machte sich ans Tippen. Jacob Breslyn schlug die Laufbahn eines Journalisten ein und reiste munter durch die Welt, bis er und dreizehn weitere Menschen bei einem Terrorangriff in Nigeria ums Leben kamen. Amy veränderte sich nach Jacobs Tod, erzählte mir Meryl. Sie zog sich zurück und war nie mehr dieselbe. Jetzt, sechzehn Monate nach Jacobs Tod, war Amy einfach fortgegangen, verschwunden, hatte sich in Luft aufgelöst, over and out, weg. Meryl wusste nicht, ob Amy mit Lerner Kontakt gehalten hatte oder ob er immer noch in Echo Park lebte, falls aber irgendwer Amys Geheimnisse kannte, meinte Meryl, dann würde dies Amys letzte und einzige Verbindung zu ihrem Sohn sein.

»Sieht nicht so aus, als wäre jemand zu Hause. Falls er hier ist, werde ich herausfinden, was er weiß. Falls er umgezogen ist, erfahre ich vielleicht, wie ich ihn erreichen kann.«

»Fragen Sie nach, ob Amy jemals einen Freund erwähnt hat.«

Auf Vroman’s Parkplatz hatte sie lang und breit von dem Freund geredet. Meryl Lawrence kannte seinen Namen nicht und konnte ihn nicht beschreiben, aber sie war zu hundert Prozent davon überzeugt, dass ein Mann hinter Amys Verschwinden steckte. Manchmal muss man Leute einfach reden lassen.

»Ich werde fragen.«

»Ich bin Thomas nur ein Mal begegnet, aber er dürfte sich an mich erinnern. Sagen sie ihm, ich hätte Amy nicht erreichen können, daher mache ich mir Sorgen, aber sagen Sie ihm bitte nicht, dass ich Sie engagiert habe, und, bitte, erwähnen Sie um Himmels willen nichts von dem, was ich Ihnen erzählt habe.«

»Ich weiß, wie ich das anpacken muss.«

»Ich weiß, dass Sie das wissen, aber ich möchte sichergehen, dass Sie das auch wirklich verstehen. Alles, was ich Ihnen erzählt habe, ist streng vertraulich.«

»Wenn ich es noch besser verstanden hätte, wär’s mir auf die Stirn tätowiert.«

Meryl Lawrence verpflichtete mich zur Geheimhaltung, weil sie Angst hatte. Sie war leitende Angestellte eines Unternehmens namens Woodson Energy Solutions, für das Amy seit vierzehn Jahren als Chemieingenieurin in der Fertigung arbeitete. Sie stellten Treibstoff für das Verteidigungsministerium her, was bedeutete, dass ihre Arbeit der Geheimhaltung unterlag. Ihre erste Frage, als wir uns trafen, lautete, ob das Wort »vertraulich« auf meiner Visitenkarte tatsächlich vertraulich bedeutete.

»Ja, Ma’am«, sagte ich, »das tut es.«

»Schwören Sie es mir. Schwören Sie, dass Sie absolutes Stillschweigen bewahren werden.«

»Ich schwör’s.«

Vier Tage zuvor hatte Amy Breslyn ohne weitere Erklärung und ohne jede Vorwarnung Urlaub genommen. Das hatte sie per E-Mail getan. Meryl und ihre Vorgesetzten versuchten, Amy zu erreichen, aber ihre Anrufe und Textnachrichten blieben unbeantwortet. Einen Tag später ging Meryl zu Amys Haus. Amy war fort, aber alles wirkte, als wäre es in Ordnung. Am nächsten Tag entdeckte Meryl, dass aus Amys Abteilung vierhundertsechzigtausend Dollar verschwunden waren. Meryl behielt diese Entdeckung für sich. Sie glaubte, ihre Freundin sei dazu gezwungen worden, und hoffte, die Lage klären zu können, ohne die Behörden einschalten zu müssen. Sie engagierte mich auf eigene Kappe und ohne das Wissen ihrer Firma. Außerdem lehnte sie es ab, mir Zugang zu Amys Büro, ihrem beruflichen E-Mail-Account oder Informationen zu gewähren, die in irgendeinem Zusammenhang mit Amy Breslyns Arbeit standen. Die Sicherheit.

»Ich werde den Schlüssel morgen früh bei Ihnen abholen. Wollen wir uns am gleichen Ort treffen?«

»Oh, mein Gott, nein! Das ist viel zu riskant! Ich muss morgen nach West Hollywood. Suchen Sie sich dort einen Treffpunkt aus, für sieben Uhr.«

Ich schlug einen Parkplatz Ecke Fairfax und Sunset vor. Meryl Lawrence mochte Parkplätze.

»In Ordnung, sofern ich nichts anderes höre, dann also morgen um sieben. Vielleicht können Sie die Sache auch noch heute Abend klären und uns die Mühe ersparen.«

Was ich stark bezweifelte, so wie das ausgestorbene kleine Haus auf mich wirkte.

»Regnet es noch?«

»Ja.«

»Wenn Sie’s auch im Regen tun, dann steigen Sie jetzt aus Ihrem Wagen, und finden Sie sie.«

Erst eine Stunde dabei, und schon wurde die Klientin dreist.

Im diffusen Licht der Straßenbeleuchtung blätterte ich in Amy Breslyns Akte. Das Firmenfoto zeigte eine rundliche Frau mit hellbraunem Haar, einem weichen Gesicht und den traurigen Augen von jemandem, der sein einziges Kind aus Gründen verloren hatte, die kein vernünftiger Mensch nachvollziehen konnte. Falls sie Make-up benutzte, war es nicht zu erkennen. Sie erschien mir so unauffällig wie ein verschwommener Fleck in einer Menschenmenge, bis auf die Tatsache, dass dieser spezielle verschwommene Fleck einen Doktortitel der UCLA in chemischer Verfahrenstechnik besaß. Ich steckte mir ihr Bild in die Tasche.

Als ein paar Minuten später der Regen aufhörte, ging ich die Straße hinauf und zu Lerners Haustür. Direkt neben der Tür hing eine Außenbeleuchtung, aber die Glühbirne war so dunkel wie das restliche Haus. Ich klopfte an, wartete ein paar Sekunden, und klopfte dann erneut an. Ich drückte auf den Klingelknopf, aber die Klingel funktionierte nicht besser als die Lampe. Entzückend.

Ich klopfte noch einige Male, dann kehrte ich zu meinem Wagen zurück.

Zwölf Minuten später versuchte ich zu entscheiden, ob ich weiter warten oder am Morgen wieder vorbeikommen sollte, als ein Hubschrauber des LAPD so niedrig über mich hinwegdonnerte, dass mein ganzer Wagen durchgerüttelt wurde. Sein Suchscheinwerfer strich über die Häuser in der Nähe, ließ ihre nassen Dächer schimmern. Ich reckte den Hals, um besser sehen zu können. Ein Streifenwagen mit rotierenden Warnlichtern sperrte plötzlich drei Blocks voraus die Straße, während ich im Rückspiegel noch mehr Blinklichter sah. Ein zweiter Streifenwagen blockierte die Kreuzung einen Block hinter mir. Der Hubschrauber wummerte wieder über mich weg, harkte die nähere Umgebung mit seinem Scheinwerfer ab. Ich drehte mich um. Was immer hier passierte, es passierte schnell. Weitere Streifenwagen schlossen sich den ersten beiden an, tauchten die Häuser in rote und blaue Lichtblitze, während eine kleine Armee uniformierter Polizisten ausstieg und die Straße abriegelte.

Die Menschen, die in den Häusern wohnten, tauchten nun hinter den Fenstern auf oder kamen nach draußen, um sich das Spektakel anzusehen. Ich stieg aus meinem Wagen und leistete ihnen beim Zuschauen Gesellschaft. Das Los Angeles Police Department umzingelte ihr Viertel wie ein...


Crais, Robert
Robert Crais, 1953 geboren, begann seine Karriere als Drehbuchautor für das amerikanische Fernsehen und wurde unter anderem mit dem Emmy ausgezeichnet.1980 beschloss er, sich ganz dem Schreiben von Romanen zu widmen. Crais wurde mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet (u. a. mit dem Edgar Award und dem Anthony Award), seine Thriller erscheinen in 42 Ländern und belegen regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten. Robert Crais lebt mit seiner Frau, drei Katzen und Tausenden von Büchern in den Bergen von Santa Monica, Kalifornien.



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