Crayon | Verlockungen Elsässer Art | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Sehnsuchtsorte

Crayon Verlockungen Elsässer Art

Kriminalroman
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98707-057-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Sehnsuchtsorte

ISBN: 978-3-98707-057-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein federleichter Elsass-Krimi

Ein Elsässer Souvenirladenbesitzer, der auch mit heimischen Heilkräutern handelte, ist tot. Seine Leiche liegt hoch über dem idyllischen Städtchen Thann, direkt an der Ruine der mittelalterlichen Engelsburg. Doch das Opfer war nicht so harmlos, wie es zunächst scheint. Seine fragwürdigen Aktivitäten als »Heiler« machten den Mann nach Meinung von Ex-Commissaire Jean Paul Rapp zu einer perfekten Zielscheibe für einen Mord. Der offizielle Ermittler Rimbout denkt wieder einmal in eine ganz andere Richtung – doch Rapps Ehrgeiz ist geweckt, ihm seine eigene Theorie zu beweisen.

Crayon Verlockungen Elsässer Art jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1
Pfaffenhoffen, Freitag, 30. September »Umgerechnet etwa ein Pfund Kartoffeln. Alors, das sollte reichen für zwei Personen«, murmelte Rapp vor sich hin. Dazu, laut Edgars Rezept: Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie, Eier, Mehl, Salz, Pfeffer, Muskat und Öl natürlich. Jean Paul Rapp stand um halb elf Uhr morgens in seiner Küche und starrte auf sein Handy, das auf der Anrichte neben dem Herd lag. Sein Sohn Edgar hatte ihm das Rezept für Galettes de Pommes de Terre, Kartoffelpuffer, geschickt. »Das schaffst selbst du, Papa, ohne dass es anbrennt«, hatte Edgar ihn zuvor am Telefon veralbert. Doch dem Jungen – Dieu, der war ja nun auch schon Mitte dreißig – war anscheinend nicht aufgefallen, dass dieses Rezept für zehn Gäste berechnet war. Für Edgar, der in Paris zusammen mit seinem Mann Julien ein Restaurant mit Elsässer Spezialitäten führte, mochte das ja praktisch sein. »Aber wenn man wie ich nur einen einzigen Gast einladen möchte, muss man jede Knoblauchzehe umrechnen!«, schimpfte er in Richtung seines Terrierrüden Honoré. Sein alter Hund – Rapp weigerte sich inzwischen, die Jahre mitzuzählen – räkelte sich entspannt in dem flachen Weidenkorb vor dem Heizkörper und hörte den Chef de Cuisine wahrscheinlich wie aus weiter Ferne. Nur die leicht angehobene Braue über seinem linken Auge und ein dezentes Schnaufen deuteten an, dass er Rapps Ärger verständnisvoll zur Kenntnis genommen hatte und nun weiterdöste. Honoré hatte recht, wurde Rapp klar, er sollte sich wieder einkriegen. Dies hier war nur ein Probelauf für den Abend, den er bald mit Sylvie zu verbringen hoffte, indem er sie zum Essen bei sich zu Hause einlud. Vor längerer Zeit hatte er seine Nachbarin, die nur ein paar Straßen weiter in einem kleinen alten Fachwerkhaus in der Rue de Kaefferling wohnte, schon einmal eingeladen. Doch das war phänomenal schiefgegangen. Manchmal glaubte er, noch heute den ätzenden Geruch des völlig verbrannten Baeckeoffe von damals in seinem Ofen zu riechen. Und in der Zeit danach war es stets wie verhext gewesen, entweder sie hatten keine Zeit gefunden, sich zu zweit zum Essen zu verabreden, egal, ob privat oder im Restaurant, oder es hatte sich ungefragt ein ganzer Pétanque-Club dazugesellt. Und dann war Sylvie zu allem Überfluss völlig überraschend für ein Dreivierteljahr nach Lateinamerika verreist. Aus beruflichen Gründen. Sie arbeitete normalerweise als historische Botanikerin im Éco Musée, unweit von Mulhouse. Um Anregungen für die eigene Arbeit im Elsass zu finden, studierte sie die Bedingungen für Kartoffeln und Tomaten in Mexiko, dem ursprünglichen Anbaugebiet. Schön für Sylvie. Nicht schön für ihn. Auch wenn er es als enormen Vertrauensbeweis auffasste, dass Sylvie ihm für diese lange Zeit die Versorgung ihres Katers Fou Fou anvertraut hatte. »Er mag dich, Jean Paul«, hatte sie ihm versichert, »und inzwischen mag er sogar Honoré.« Nur dass Honoré den Kater nicht besonders mochte, so weit ging die Hundeliebe denn doch nicht, aber mit der Zeit war Fou Fou ihm halbwegs gleichgültig geworden. Freundlicherweise hatte Sylvie Rapp aus Mexiko regelmäßig Nachrichten und sogar Fotos von sich geschickt. Das hatte ihn natürlich gefreut und getröstet, aber zugleich sein Verlangen nach ihr noch gesteigert. Etwas abgekühlt war seine Leidenschaft allerdings in den letzten zwei Monaten ihres Forschungsaufenthalts, als in ihren Mails und SMS immer häufiger der Name »Ramón« aufgetaucht war, eines mexikanischen Kollegen vor Ort, der leider zunehmend häufiger auch auf den Fotos zu sehen gewesen war, die sie Rapp geschickt hatte: ein verdammt gut erhaltener, ziemlich sportlich aussehender Mann Anfang fünfzig mit einem verteufelt charmant wirkenden Lächeln, das dieser Ramón offenbar anknipsen konnte, sobald die Handykamera auf ihn gerichtet war. Sylvie war kürzlich nach Frankreich zurückgekehrt, und anfänglich hatte sie noch immer mit unüberhörbarer Begeisterung von Ramón gesprochen. Doch zum Glück hatte sich das inzwischen gelegt, und Rapp sonnte sich in dem Gefühl, dass er den fernen Konkurrenten als »Episode« betrachten durfte. Schwamm drüber, sagte er sich. Er schaltete das Radio ein, das neben der Kaffeemaschine stand. Radio Alsace Libre brachte ein schönes Stück von Stéphane Grappelli, verriet die junge weibliche Stimme von Lizette, seiner Lieblingsmoderatorin. Dann holte er die Kartoffeln aus dem untersten Schubladenfach und setzte sich damit zum Schälen an den Küchentisch. Seltsamerweise hatte Wätti, die Leiterin des Kochkurses in Rouffach, den er auf Edgars Anraten in den letzten Monaten besucht hatte, ihren Eleven nicht beigebracht, Galettes zuzubereiten. Edgars These, Wätti sei selbstverständlich davon ausgegangen, »jeder Idiot« könne Galettes de Pommes de Terre machen, war zwar unverschämt, aber womöglich zutreffend, musste Rapp sich eingestehen. Nicht auszuschließen, dass Edgar sogar deshalb Koch geworden war, weil sein Vater sich dabei schon immer ungeschickt angestellt hatte. Ein Bereich also, in dem Edgar, der beinahe von Kindesbeinen an leidenschaftlich gern gekocht hatte, ihm von Anfang an haushoch überlegen gewesen war. Oder, andere Möglichkeit, Edgar war Koch geworden, weil auch seine Mutter, Rapps Ex-Frau Isabelle, als Köchin ein Totalausfall gewesen war. Nicht weil sie kein Talent dazu besaß, sondern weil der Alkohol sie schon damals zunehmend daran gehindert hatte. Grappelli legte noch ein letztes Geigensolo hin, dann war das Stück zu Ende, und Lizette leitete nahtlos zu den Nachrichten über. Radio Alsace Libre legte, wie der Name verriet, Wert auf seine Regionalität, daher wurden nur die allerwichtigsten Nachrichten aus aller Welt präsentiert, und danach folgte das Neueste aus der Region, selbst dann, wenn es im Grunde nichts Wichtiges aus dem Elsass und den angrenzenden Regionen in Deutschland und der Schweiz, mitunter auch aus Österreich, zu berichten gab. Doch heute war das anders – ganz anders. Rapp war sogleich wie elektrisiert, als schon in der ersten Lokalmeldung der Name seines Nachfolgers Rimbout fiel: »Thann«, verkündete Lizettes junge Stimme bereits mit einem dunklen Unterton den Ort des Geschehens. »Die Kriminalpolizei meldet soeben den Fund einer männlichen Leiche auf dem Schlossberg oberhalb der Stadt. Nach dem Aufklaren des Wetters heute früh, so Commissaire François Rimbout, Leiter des Districts Colmar-Rouffach, seien Touristen zu den Ruinen der Engelsburg oberhalb von Thann aufgebrochen und hätten dort unmittelbar neben dem berühmten Hexenauge den grausigen Fund gemacht. »Wir können noch nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob es sich um ein Gewaltverbrechen handelt«, vernahm Rapp Rimbouts stets etwas schleppende Stimme. »Die Verletzungen am Kopf des Toten deuten aber darauf hin, dass möglicherweise ein Kampf, eine … eine …« Rimbout schien den Faden zu verlieren. »Reiß dich zusammen, alter Junge!«, rief Rapp und hörte, wie Honoré in seinem Korb schnaufte. »Nun, der Mann ist jedenfalls keines natürlichen Todes gestorben«, bekam Rimbout eben noch die Kurve. »Wir bitten daher die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise«, fuhr er nun wieder etwas souveräner fort, »insbesondere was die Beobachtung von möglicherweise gewaltbereiten oder alkoholisierten Personen am gestrigen Abend in der Nähe der Engelsburgruine betrifft.« Lizette verlas die Telefonnummer des Commissariats in Rouffach, in dem auch Rapp bis vor ein paar Jahren noch als Leiter gearbeitet hatte. »Die Homepageadresse der Polizei und alle weiteren Informationen zu dem Thema findet ihr auf unserer Website RAL.fr«, verkündete sie abschließend, ehe sie zu weiteren Nachrichten aus der Region kam. Rapp, das Schälmesser in der Rechten, eine Kartoffel in der Linken, hörte nicht mehr zu. Ausgerechnet Thann, dachte er. Rimbout war bei seinem Radiostatement sicher auch deshalb ins Schlingern geraten, weil er selbst in Thann wohnte, dem idyllischen Städtchen am Südrand der Vogesen, das gut dreißig Kilometer von Pfaffenhoffen entfernt lag. Jedes Kind kannte ihn dort. Allerdings nicht nur als Leiter des hiesigen Commissariats, sondern auch als leidgeprüften Vater seiner pubertierenden Zwillinge Jeanne und Richard, die zuletzt mit einigen verwegenen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hatten – unter anderem durch eine Spritztour in der Oldtimer-Dyane ihrer schrillen Tante Bernadette. Rimbout würde daher bei diesem Fall, sollte er sich denn als Gewalttat herausstellen, unter besonderer Beobachtung der gesamten Thanner Bevölkerung stehen, so viel war sicher. Es würde ab sofort keinen Tag mehr geben, an dem man ihn nicht nach dem Stand der Ermittlungen fragte. Unglücklicherweise war Rimbout in Rouffach mit einem Mitarbeiter wie George Sulzer gesegnet, der zwar Kriminelle in rauen Mengen erlegte, aber nur in den Ballerspielen, denen er in den Büropausen seine ganze Leidenschaft und den Rest seines Gripses widmete. Das Telefon klingelte. Rapp stieß einen Seufzer aus, legte das Schälmesser und die noch ungeschälte Kartoffel beiseite und schaltete das Radio ab, ehe er zum Hörer griff. »Bonjour, Jean Paul, Isabelle hier!« Seine Ex klang aufgeregt, aber das war fast immer der Fall, wenn sie bei ihm anrief. »Bonjour, Isa. Ça va, wie geht’s?« Es waren beinahe nur noch Isabelle und mitunter Edgar, die sich via Festnetz bei ihm meldeten. Die meisten anderen, Freunde, Bekannte, Verwandte et cetera, riefen ihn auf dem Handy an. Isabelle und er dagegen hatten sich nach ihrer Trennung – vor vielen Jahren nun schon – darauf geeinigt, nicht auch...


Crayon, Suzanne
Suzanne Crayon – ein deutsches Autorenduo – kennt, liebt und bereist das Elsass seit mehr als drei Jahrzehnten. Sie wird von manchen Störchen im Elsass bereits klappernd begrüßt und könnte für »Grumbeerkiechle« mit einem Gläschen Pinot Blanc glatt einen Mord begehen.

Suzanne Crayon – ein deutsches Autorenduo – kennt, liebt und bereist das Elsass seit mehr als drei Jahrzehnten. Sie wird von manchen Störchen im Elsass bereits klappernd begrüßt und könnte für »Grumbeerkiechle« mit einem Gläschen Pinot Blanc glatt einen Mord begehen.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.