Cresswell | Die Formel der Macht | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Cresswell Die Formel der Macht


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-158-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-158-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Joseph Malone rechnete seit sechs Monaten mit seinem Tod. Nur ein Idiot hätte die Gefahr, in der er schwebte, nicht erkannt, und er war ein Idealist, kein Idiot. Die engagierte Wissenschaftlerin und Umweltschützerin Dr. Summer Shephard wird entführt. Das FBI glaubt zunächst an eine Inszenierung, um ihren Kollegen Joseph Malone aus dem Gefängnis freizupressen. Erst als es dem smarten Diplomaten Duncan Ryder gelingt, sie aus der Hand der Kidnapper zu befreien, wird klar, welche gefährlichen Mächte hinter der schönen Summer Shephard und ihrem Kollegen her sind. Gemeinsam versuchen sie, die geheimen Botschaften zu entschlüsseln, die Joseph ihnen zuspielt - und laufen dabei Gefahr, den Erfolg ihrer Mission aus ganz anderen Gründen zu gefährden



Geboren in England, pendelt Jasmine Cresswell nun zwischen ihrem Winterdomizilen in Sarasota, Florida, und ihrem Sommersitz in Evergreen, Colorado. Sie schreibt seit 1975 und hat seitdem mehr als fünfzig Romane mit einer Gesamtauflage von neun Millionen Exemplaren veröffentlicht.

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1. KAPITEL

“Miss Shepherd! Summer! Welche Freude, Sie hier zu sehen.”

Als Summer sich umdrehte, erkannte sie einen renommierten brasilianischen Physiker, der mit seinen Forschungsergebnissen maßgeblich zum Erfolg des Umweltgipfels 1997 in Japan beigetragen hatte. Sie streckte ihm lächelnd die Hand zur Begrüßung hin. “Dr. Pelem, was für eine nette Überraschung.”

“Ich bin selbst erstaunt, dass ich hier bin”, sagte er. “Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich auf einer so exklusiven Gästeliste landen konnte. Mir scheint, dass Ihr geschätzter Vizepräsident ein gutes Wort für mich eingelegt hat.”

“Möglich, aber die Tatsache, dass Sie gerade zum Direktor der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften ernannt worden sind, könnte genauso viel damit zu tun haben. Ich gratuliere, Dr. Pelem.”

Er machte eine wegwerfende Handbewegung. “Sie wissen doch, wie es sich mit akademischen Würden verhält”, sagte er lächelnd. “Wenn man zu alt ist, um noch mehr wertvolle wissenschaftliche Arbeit leisten zu können, ernennen sie einen zum Direktor von irgendeiner Institution, einfach nur, um einen bei Laune zu halten.”

Summer lachte, nahm den Arm, den er ihr anbot, und ließ sich von ihm zum Eingang des John Quincy Adams State Drawing Room führen. “Dann hat das System bei Ihnen jämmerlich versagt, Doktor. Ich habe Ihren Bericht über den Umweltgipfel im letzten Jahr gelesen, der meiner Meinung nach die bei Weitem intelligenteste und prägnanteste Zusammenfassung dessen darstellt, was dort abgelaufen ist. Und mir ist auch nicht entgangen, dass sich in die verbindliche Vereinte-Nationen-Prosa ein paar wohlverdiente Seitenhiebe eingeschlichen haben.”

“Nun, dann sind wir uns in unserer gegenseitigen Bewunderung ja einig”, sagte er mit einem Augenzwinkern. “Ich habe Ihren Artikel bezüglich des Ozonabbaus über der Antarktis in gelesen, und ich war ungemein beeindruckt, nicht nur von den Forschungsergebnissen, sondern auch von dem gesunden Menschenverstand, der Ihren Schlussfolgerungen zugrunde liegt.”

“Danke. Ich fühle mich aufrichtig geehrt. Ein Lob von Ihnen ist ein echtes Kompliment.”

“Nichts zu danken. Und da wir schon mal dabei sind, uns gegenseitig Komplimente zu machen, darf ich mir die Freiheit eines sehr alten Mannes nehmen und Ihnen sagen, dass Sie heute Abend ganz besonders hübsch aussehen? Sie sind eine glänzende Mischung, Miss Shepherd. Intelligenz und Schönheit in einem überaus köstlichen Päckchen.”

Sie lachte. “Noch mal danke, ich fühle mich wirklich geschmeichelt. Obwohl ich mir sicher bin, dass es heutzutage nicht einmal für einen steinalten Wissenschaftler ratsam ist zu registrieren, wie seine Kolleginnen aussehen.”

“Dazu möchte ich Ihnen sagen, dass ich Gott sei Dank immer noch an erster Stelle ein Mann und erst an zweiter Stelle ein Wissenschaftler bin. Ah! Der Botschafter winkt mich nicht sehr diskret zu sich. Ich muss mich fürs Erste verabschieden und hoffe, dass sich später noch eine Gelegenheit ergibt, ein bisschen ausführlicher zu reden.”

Dr. Pelem beugte sich über ihre Hand und verschwand dann in der Menge. Summer atmete tief durch, um sich für die Begrüßung ihrer Stiefmutter zu wappnen, die die Gäste vor dem beeindruckenden Kamin willkommen hieß. Mit grimmiger Entschlossenheit ging sie auf sie zu.

“Summer, meine Liebe, du siehst so … kaputt aus. Ich hoffe, es ist nichts?” Olivia Shepherd küsste die Luft neben der Wange ihrer Stieftochter, dann trat sie zurück und erlaubte ihrem makellos geschminkten Gesicht den Anflug eines besorgten Stirnrunzelns.

Summer widerstand der Versuchung, an ihrem Kleid zu zerren und ihr Haar zu glätten. “Nein, mir geht es gut, danke, Olivia. Alles in Butter.”

Verärgert über die Unbeholfenheit ihrer Entgegnung, fragte sie sich wieder einmal, warum ihr auf die Seitenhiebe ihrer Stiefmutter immer erst dann geistreiche Retourkutschen einfielen, wenn sie schon längst wieder zu Hause war und im Bett lag. Das Geschick, ihr Selbstbewusstsein zu untergraben, war eine von Olivias hervorstechendsten Fähigkeiten, und sie machte rücksichtslos davon Gebrauch.

“Alles in Butter?” Olivia ließ sich die Redewendung genüsslich auf der Zunge zergehen. “Meine Liebe, ich freue mich, dass du so … beschwingt bist.”

“Warum sollte ich es nicht sein?”

“Wie ich gehört habe, besteht die Gefahr, dass deine Stelle gestrichen werden könnte. Die Entscheidungsträger der Universität scheinen offenbar nicht so überzeugt zu sein wie du, dass die Polarkappen schmelzen und die ganze Welt überschwemmen könnten.”

Summer beschloss zähneknirschend, nicht – zum millionsten Mal – ihren Atem zu verschwenden, indem sie erklärte, worum es bei ihren Untersuchungen der dünner werdenden Ozonschicht tatsächlich ging. “Es stimmt, dass die Universität kürzlich die Mittel für die Unterstützung meines Projekts gestrichen hat, aber wir haben ohne Schwierigkeiten einen neuen Sponsor gefunden.”

Sie errötete bei der Lüge. Es war fast unmöglich gewesen, die nötigen Gelder aufzutreiben, und ihr Forschungsstipendium lief in sechs Monaten aus, was bedeutete, dass sie dann arbeitslos sein würde. Aber diese demütigende Wahrheit würde sie gegenüber ihrer Stiefmutter um nichts in der Welt zugeben. “Meine Stelle ist sicher”, sagte sie kämpferisch.

“Das freut mich zu hören.” Olivia gab sich keine große Mühe, aufrichtig zu klingen. “Ich weiß, wie wichtig dir deine Arbeit ist, Summer. Dein Vater und ich fragen uns oft, wo du dich verkriechen würdest, wenn du nicht dein Labor hättest.”

“Ich bin mir sicher, dass ich etwas anderes angemessen Obskures finden würde.” Summer gab sich in Gedanken einen Schubs, wütend darüber, dass sie ihrer Stiefmutter wieder einmal erlaubt hatte, so erfolgreich ihre Gefühle zu manipulieren. “Da wir gerade von Dad sprechen, ist er hier?”, fragte sie und schaute sich in dem überfüllten Raum um.

“Da drüben am Fenster, er spricht gerade mit dem brasilianischen Außenminister.” Olivias Mund verzog sich zu einem winzigen gönnerhaften Lächeln. “Ich glaube nicht, dass sie jetzt gern gestört werden, aber ich bin mir sicher, dass Gordon im Lauf des Abends irgendwann fünf Minuten Zeit finden wird, um mit dir zu plaudern.”

“Ja, bestimmt.” Summer hatte elf Jahre Erfahrung mit ihrer Stiefmutter hinter sich, und nach den ersten Anlaufschwierigkeiten konnte sie inzwischen gut mit dieser Art von Routinesticheleien umgehen. Sie setzte ein Lächeln auf, das genauso falsch war wie das ihrer Stiefmutter. “Sonst könnte ja womöglich noch irgendein kühner Journalist registrieren, dass es der amerikanische Außenminister den ganzen Abend über nicht geschafft hat, seiner eigenen Tochter wenigstens Hallo zu sagen.”

Olivias Nasenflügel bebten ganz leicht, das einzige Anzeichen dafür, dass sie es sich gestattete, wütend zu sein. “Dein Vater ist ein viel beschäftigter, wichtiger Mann, Summer. Du musst es dir endlich aus dem Kopf schlagen, dass er alles stehen und liegen lassen kann, sobald du einen Raum betrittst.”

“Da mein Vater und ich im letzten Jahr nicht mehr als zwanzig Minuten miteinander verbracht haben, schätze ich, dass ich darauf schon von allein gekommen bin.”

“Gut. Und da wir schon gerade von deiner Beziehung zu deinem Vater sprechen, denk bitte daran, wie wichtig es für ihn ist, dass du dich heute Abend benimmst. Er hat mich gegen mein besseres Wissen überredet, dich auf die Gästeliste zu setzen. Deshalb verkneif dir um Himmels willen gegenüber dem brasilianischen Außenminister jede despektierliche Frage in Sachen Regenwald.”

“Du liebe Güte, ich bin wirklich froh, dass du es erwähnt hast, Olivia. Sonst wäre ich womöglich umgehend zu dem alten Knaben rübergerannt und hätte ihn gefragt, ob er heute schon einen Baum umarmt hat.”

“Dein Versuch, sarkastisch zu sein, ist völlig deplatziert, Summer. Tatsache ist, dass du, was dein Engagement anbelangt, keinerlei Zurückhaltung kennst.”

“Das kommt nur davon, weil ich weiß, dass die Zeit für einschneidende Veränderungen knapp …”

Olivia ließ Summer nicht ausreden. Sie drehte sich abrupt um und schritt majestätisch auf eine Gruppe Neuankömmlinge zu. Sie liebte Berühmtheiten, und ihr routiniertes Lächeln verwandelte sich in ein echtes Willkommenslächeln, als sie einen bekannten Fernsehjournalisten nett begrüßte. “Ted, danke, dass Sie es doch noch geschafft haben. Sie sehen einfach wundervoll aus! Ich brauche nicht zu fragen, ob Sie Ihre Reise auf die Fidschi-Inseln genossen haben. Ich kann es Ihnen ansehen.”

Summer schlüpfte vorbei, nahm ein Glas vom Tablett eines vorbeikommenden Kellners und stürzte den Wein schnell hinunter, um zu verhindern, dass ihre Wut überkochte. Sie unterdrückte ihren Drang, sich in den nächsten Waschraum zurückzuziehen, obwohl sie nach Olivias verletzender Bemerkung über ihr Aussehen das heftige Bedürfnis verspürte, ihre Erscheinung im Spiegel zu überprüfen. Zum Teufel damit. Ihr langes mitternachtsblaues Kleid war neu, das Haar hatte sie sich zu einem modischen französischen Knoten frisiert – sie hoffte bei Gott, dass französische Knoten immer noch in Mode waren –, und außerdem hatte sie zehn Minuten mit Schminken vor dem Spiegel verbracht, was neuneinhalb Minuten länger war als normalerweise. Sie würde Olivias Boshaftigkeit nicht belohnen, indem sie sich von dem Gedanken beherrschen ließ, ob sie wirklich kaputt aussah.

Summer verhalf sich zu einem weiteren Glas kalifornischem Merlot – Olivia achtete streng darauf, dass auf ihren Empfängen nur die auserlesensten amerikanischen Produkte verwendet wurden – und machte...



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