E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Criswell Zwei unter einer Decke
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5801-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5801-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gibt es einen Mann, der weniger zu Maddy passt als Pete Taggart? Er vertritt absolut altmodisch Ansichten in Bezug auf Frauen: Für ihn gehören sie an den heimischen Herd. Maddy hingegen liebt ihre Unabhängigkeit und will Karriere machen. Wenn sie den gut gebauten Rancher nur nicht so begehren würde ...
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1. KAPITEL
Maddy Potter konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es noch schlimmer kommen könnte.
Im zweiten Monat schwanger, vom Vater des Kindes im Stich gelassen, und jetzt war sie auch noch mit ihrem Leihwagen im Graben gelandet. Kein Wunder bei diesem Schneesturm. Das Schlimmste an der Sache war, dass sie hier irgendwo im Niemandsland von Colorado kaum damit rechnen konnte, dass ihr jemand zu Hilfe kam. Mit einem solchen Unwetter hatte sie nie im Leben gerechnet. Man sah wirklich die Hand vor Augen nicht. Dabei hatten sie im Wetterbericht nur ein starkes Schneegestöber angesagt.
„Es ist der reine Wahnsinn, bei diesem Wetter zu fahren, junge Dame“, hatte der Autovermieter sie vor nicht einmal zwei Stunden gewarnt. „Suchen Sie sich ein gemütliches Hotelzimmer in der Nähe des Flughafens und vergessen Sie die Fahrt. Das ist das Vernünftigste, was Sie tun können.“
Aber wann war ich jemals vernünftig? fragte sie sich selbst. Bestimmt nicht an jenem Abend, als sie David Lassiters hartnäckigem Drängen nachgegeben hatte und mit ihm ins Bett gegangen war. Sie hatte sich geschmeichelt gefühlt, weil ein reifer, erfolgreicher Mann sich für sie interessierte. Immerhin hatte sie darauf bestanden, dass er ein Kondom benutzte. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass das verfluchte Ding im entscheidenden Moment reißen könnte. Ihr Pech!
Seufzend legte Maddy sich die Hand auf den Bauch. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zum ersten Mal das Leben spürte, das in ihr heranwuchs – Davids Kind. Aber David Lassiter war ihr Chef bei Lassiter, Owen und Cumberland, der drittgrößten Werbeagentur in New York, und nicht ihr Freund, geschweige denn ihr Verlobter. Er hatte von vornherein keinen Hehl daraus gemacht, dass er keinerlei Verwicklungen wünschte. Und eine Ehefrau schon gar nicht.
Aber Maddy wollte auch gar keinen Mann. Sie war sehr gut allein zurechtgekommen. Ein Mann würde alles nur verkomplizieren, würde sie womöglich nach der Heirat als sein Eigentum betrachten – und davor fürchtete sie sich am meisten.
Trotz allem hatte sie so viel Fairness besessen, dass sie Lassiter über die Schwangerschaft informierte. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, hatte er sein Scheckheft gezückt und ihr einen ansehnlichen Betrag angeboten. Damit konnte sie seiner Ansicht nach problemlos eine Abtreibung vornehmen lassen.
„Gefühlloser Bastard“, schimpfte sie vor sich hin, während sie an seinen selbstgefälligen Gesichtsausdruck dachte. Wenn er nicht auch noch die Unverschämtheit besessen hätte, ihr mit der Kündigung zu drohen, falls sie sich seinem Wunsch nicht beugte, hätte sie bestimmt nicht so kopflos gehandelt und wäre zwei Wochen vor Weihnachten einfach abgehauen, um in den Armen ihrer Schwester Trost zu suchen. Mary Beth war der einzige Mensch, auf den sie wirklich zählen konnte. Leider lebte sie in Colorado.
Jetzt steckte Maddy im Schnee fest, und auf der Windschutzscheibe lag der Schnee so dicht, dass sie kaum etwas erkennen konnte. Sie wusste nur, dass sie in Colorado Springs auf den Highway 24 gefahren war. Da die Auffahrt in Denver’s Stapleton wegen der Schneeverwehungen gesperrt war, hatte sie eine Stunde später eine falsche Abfahrt genommen, war in dieser Einöde gelandet und hatte die Gewalt über den Wagen verloren.
Die Autovermieter würden sicher nicht begeistert sein – vorausgesetzt, sie würde sie jemals wieder sehen. Daran hatte sie im Augenblick erhebliche Zweifel.
Maddy griff nach der Handtasche und tastete nach ihrem Handy. Hoffentlich war der Akku noch nicht leer. Wenn sie jetzt ihre Schwester erreichte, wäre sie so gut wie gerettet. Mary Beth würde sofort ihren Mann losschicken. Und Lyle würde wissen, was zu tun war. Davon war sie überzeugt.
Ein Glück, der Akku war noch zu gebrauchen. Hastig wählte sie die Nummer der Randolphs. Es dauerte nur Sekunden, bis es am anderen Ende der Leitung klingelte, und sie erleichtert aufatmete.
Ihre Erleichterung hielt allerdings nur so lange an, bis sich eine unbekannte weibliche Stimme meldete. „Der von Ihnen gewählte Anschluss ist im Augenblick leider nicht erreichbar, bitte unterbrechen Sie die Verbindung und wählen Sie noch einmal.“
Maddy befolgte die Anweisung, doch nach einigen weiteren Versuchen gab die Batterie schließlich ihren Geist auf. Verzweifelt warf sie das nutzlose Handy auf den Rücksitz. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbrechen. Nein, sie war eher ein Kämpfertyp. Aber allmählich wurde ihr mulmig. Was sollte sie bloß tun? Nun kam auch noch der Hunger hinzu, weil sie nach einem hastig eingenommenen Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Es war kaum auszuhalten. Kurz vor Weihnachten saß sie einsam und verlassen in dieser ungastlichen Gegend – hungrig und verfroren und hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.
Sie wusste nicht, wie lange sie da gesessen hatte, auf jeden Fall näherte sich ihr Stimmungsbarometer verdächtig dem Nullpunkt, als vor ihr in einiger Entfernung zwei Scheinwerfer zu erkennen waren.
Durch den dichten Schnee auf der Windschutzscheibe drang das Licht nur gedämpft zu ihr durch, aber bald hörte sie auch das Motorengeräusch eines näher kommenden Wagens.
„Hallo!“, hörte sie eine Männerstimme rufen, kurz nachdem das Geräusch verstummt war. „Ist da jemand?“
Sie hämmerte mit den Fäusten gegen die Scheibe auf der Fahrerseite. „Ja! Ich bin hier! Bitte helfen Sie mir.“ Das Herz klopfte ihr vor Aufregung bis zum Hals. Sie versuchte die Tür zu öffnen, aber der Schnee lag so hoch, dass es unmöglich war.
„Warten Sie einen Augenblick. Ich komme von der anderen Seite und versuche die Tür zu öffnen.“
Unter lautem Fluchen gelang es ihm einige Minuten später endlich.
Maddy atmete erleichtert auf. „Danke“, sagte sie leise und blinzelte, um die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Erst jetzt nahm sie den Mann, der sie gerettet hatte, richtig wahr. Er war groß, hatte blaue Augen und war über und über mit Schnee bedeckt. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals mehr über irgendetwas oder irgendjemanden gefreut zu haben.
Pete Taggart half ihr kopfschüttelnd aus dem Wagen. Es war kaum zu glauben, sie trug hohe Pumps, einen dunkelblauen Hosenanzug mit winzigen goldenen Knöpfen, und einen Regenmantel, der wahrscheinlich nicht einmal gefüttert war.
Ein typisches Mädchen aus der Stadt. Er verzog verächtlich den Mund.
„Mit diesen Schuhen schaffen Sie es niemals bis zu meinem Wagen. Legen Sie mir die Arme um den Hals, dann werde ich Sie tragen.“
„Das ist nicht nötig“, erwiderte sie, und ihre Zähne klapperten vor Kälte. „Ich schaffe das schon.“
„Verflucht, natürlich ist es nötig. Sonst hätte ich es wohl kaum gesagt. Seien Sie nicht so stur und tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Sonst erfrieren wir hier beide.“
Da ihr der Schnee beinahe bis zu den Knien reichte, streckte sie ihrem Retter ohne weiteren Protest die Arme entgegen. Während er sie mühelos hochhob, bereitete ihm der Weg durch den Schnee doch erhebliche Schwierigkeiten. Stellenweise lag er mehr als einen halben Meter hoch, und es dauerte einige Minuten, bis sie beide endlich in seinem Lieferwagen saßen. „Sie haben Glück gehabt, dass ich heute Nachmittag hier vorbeigekommen bin. Sie hätten erfrieren können. Diese Straße ist eine Privatstraße. Hier fährt kaum jemand entlang. Außerdem sieht Ihr Auto auch nicht gerade so aus, als wäre es bald wieder einsatzfähig.“
„Danke“, brachte sie trotz der klappernden Zähne endlich mühsam hervor. „Ich hatte nicht die Absicht, privates Gelände zu betreten. Ich wollte nach Leadville zu meiner Schwester und bin wohl vom Weg abgekommen.“ Sie hielt beide Hände vor die Heizung. Die warme Luft ließ ihre eiskalten Hände kribbeln. Es fühlte sich an wie tausend Nadelstiche.
Pete Taggart pfiff durch die Zähne. „Leadville ist meilenweit von hier entfernt und liegt außerdem in der entgegengesetzten Richtung. Sie befinden sich hier auf dem Land der Taggarts. Übrigens, ich bin Pete Taggart, und mir gehört diese Rinderranch hier.“
„Ich habe keine Ahnung, wie ich hierher gekommen bin.“
„Bei diesem Schnee kann man leicht die Orientierung verlieren. Ein Glück, dass ich noch nach meinem Bullen Henry sehen musste. Sonst hätte ich mich bei diesem Wetter niemals so weit vors Haus gewagt.“
Maddy gefiel es, dass er seinen Tieren Namen gab. Vielleicht war er ja doch nicht so hart, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich heiße Madeline Potter. Aber die meisten Menschen nennen mich Maddy.“
Sein Blick war starr auf die Straße gerichtet. „Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, bei so einem Wetter mit dem Wagen loszufahren? Das war ziemlich unvernünftig. Aber Frauen und Vernunft …“
„Wie bitte?“ Maddy hoffte, dass sie sich verhört hatte.
„Sie haben mich schon richtig verstanden. Die meisten Frauen sind unvernünftig, wenn es um praktische Dinge geht. Es kann doch beispielsweise nicht so schwer sein, sich wettergemäß anzuziehen.“ Wieder bedachte er ihre Schuhe mit einem verächtlichen Blick. „Sie scheinen ganz eindeutig zu diesen Frauen zu gehören.“
Maddy kochte vor Wut. Immerhin taute sie auf diese Weise zumindest von innen auf. „Ich arbeite für eine angesehene New Yorker Werbeagentur. Ganz so dumm, wie Sie meinen, kann ich also nicht sein. Außerdem habe ich einen Studienabschluss mit Auszeichnung.“ Sie hätte ihm am liebsten auch noch erzählt, dass sie...