Liebe Besucherinnen und Besucher,
heute ab 15 Uhr feiern wir unser Sommerfest und sind daher nicht erreichbar. Ab morgen sind wir wieder wie gewohnt für Sie da. Wir bitten um Ihr Verständnis – Ihr Team von Sack Fachmedien
E-Book, Deutsch, Band 3, 360 Seiten
Reihe: Die Pferde von Eldenau
Czerny Die Pferde von Eldenau - Donnernde Hufe
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7348-0406-9
Verlag: Magellan Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 360 Seiten
Reihe: Die Pferde von Eldenau
ISBN: 978-3-7348-0406-9
Verlag: Magellan Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Frida und Jannis könnten eigentlich den perfekten Sommer verbringen, wäre da nicht dieser eine Moment, der für Frida alles auf den Kopf stellt. Plötzlich erkennt sie sich selbst nicht wieder, schlimmer noch: Sie kann mit Jannis nicht darüber reden, was in ihr vorgeht. Immer öfter flüchtet sie sich ins Naturschutzgebiet, die Halbinsel, auf der wilde Pferde leben. Dort fühlt sie sich sicher, und dort freundet sie sich mit einem jungen Hengst an, der ihre Hilfe zu brauchen scheint. Schneller, als ihr lieb ist, steckt sie mitten in einem Abenteuer, in dem mehr auf dem Spiel steht als nur die Sicherheit der Wildpferde ... Ein Pferdebuch über die erste Liebe, das wichtige Thema Naturschutz und den Schutz von Wildpferden.
Mit Wörtern Welten bauen - das Geschichtenerzählen hat Theresa Czerny immer schon fasziniert: zuerst als Zuhörerin, dann als Leserin, jetzt als Autorin. Den Zauber, den sie beim ersten Satz, auf der ersten Seite einer neuen Geschichte empfindet, möchte sie auch in ihren eigenen Büchern für Kinder und Jugendliche erlebbar machen.
Autoren/Hrsg.
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Frida
Wir müssen los.« Ich brummte, rührte mich aber nicht. Es war gerade so friedlich. Der frische, würzige Duft des Heus, Jannis’ gleichmäßiger Atem, seine Fingerspitzen, die meine ausgestreckte Hand berührten. Dank der leichten Brise vom Wasser her, die durch die offenen Luken des Heubodens strich, war selbst die Hitze erträglich. Von draußen kam nur gedämpftes Vogelzwitschern herein, ansonsten war die Welt weit, weit weg. Keine schreienden Reitkinder und keine nörgelnden Feriengäste. Nur wir. Leider hatte Jannis recht. Diese halbe Stunde zusammen hatten wir uns abgeknapst, wie meistens in den letzten Wochen. Wir waren seit nicht mal einem Monat zusammen, hatten Ferien und waren noch dazu Nachbarn, trotzdem sahen wir uns kaum öfter als Linh und Max, die zweihundertfünfzig Kilometer voneinander entfernt lebten. Unsere gemeinsame Zeit war also rar. Doch jetzt stand das Sommerfest des Carlshofs an und Jannis als Sohn der Stallbesitzerin musste dort natürlich aufschlagen. Neben mir raschelte das Heu, als sich Jannis aufrichtete. Obwohl ich die Augen fest geschlossen hielt, wusste ich, dass er mich anlächelte. Ich konnte es fühlen wie das Prickeln der Augustsonne. Wie Livs weiche Nüstern an meiner Haut. Im nächsten Moment entwischte mir ein Kichern. Das waren nicht Livs Nüstern, sondern eindeutig Jannis’ Lippen. Sie hauchten einen Kuss unter mein rechtes Ohrläppchen und arbeiteten sich zielstrebig über meine Wange voran. Als er bei meinem Mund ankam, grinste ich längst breit. »Etwas mehr Ernsthaftigkeit bitte«, murmelte er, bevor er mir einen festen, aber sehr kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Ich murrte, doch er war schon aufgestanden und griff nach meiner Hand. Mit einem Ruck zog er mich hoch. Überrascht von seinem Schwung landete ich in seinen Armen, wo es bei genauerer Betrachtung auch ganz gemütlich war. Ich kuschelte mich an ihn, aber er fasste meine Schultern und schob mich von sich weg. »Nichts da, Frida. Wir haben heute noch Verpflichtungen.« Jetzt machte ich doch die Augen auf und sah ihn tadelnd an. »Der Einzige mit Verpflichtungen bist du. Ich bin freiwillig hier. Und ich kann mir echt was Besseres vorstellen, als den Abend mit euren versnobten Einstellern zu verbringen.« Jannis holte Luft, garantiert, um etwas zu sagen wie »So schlimm sind die alle gar nicht« oder »Sei doch nicht immer so voreingenommen«, aber dann änderte er seine Strategie und zog mich wieder an sich. »Und was wäre das?«, fragte er in einem verheißungsvollen Tonfall, der klarmachte, dass er sich auf die erste Hälfte meines Satzes bezog. Wenn ich vor einer halben Sekunde noch auf eine schlagfertige Antwort gehofft hatte – der Zug war abgefahren. Ich plinkerte ihn an wie eine verknallte Eule, und während sein Grinsen immer breiter wurde, tat ich das Erstbeste, was mir einfiel, um meine Würde zu retten. Es war natürlich das Falsche. Obwohl, eigentlich fühlte es sich ziemlich richtig an. Und Gelegenheit zum Grinsen hatte Jannis auch nicht mehr, als mein Mund auf seine Lippen traf. Zum tausendsten Mal fragte ich mich, wie man jemanden so gern küssen konnte – hörte das irgendwann auf? Wurde es vielleicht langweilig? Jannis machte ein leises Geräusch, das von Langeweile sehr weit entfernt war, und holte mich damit aus meinem Kopf zurück in seine Arme. Da blieb ich, bis meine Finger seine Haare so durchwühlt hatten, dass sie in alle Richtungen abstanden, und ich dringend Luft holen musste, wenn ich nicht in Ohnmacht fallen wollte. Mit einem kleinen Ruck löste ich mich von ihm. Jannis’ Augen leuchteten mich dunkelgrün an, während er tief durchatmete und seine Stirn an meine legte. »Oh Mann, Frida«, seufzte er, aber der verträumte Blick verging schnell, und er begann wieder zu grinsen. »Das wäre definitiv besser.« Ich brauchte einen Moment, bis ich kapierte, dass er das Gespräch von eben wieder aufnahm, dann grinste ich zurück. »Tja, schade, dass du Verpflichtungen hast.« Sein Lachen verebbte, während er eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger wickelte und dabei nicht aufhörte, mir in die Augen zu sehen. Wir fuhren beide zusammen, als jemand »Jaaaannis!« über den Hof brüllte. »Friiiiida!«, kam es hinterher, und wir seufzten. »Bereit?« Jannis hob die Augenbrauen. Ich zuckte mit den Schultern. »Bringen wir es hinter uns.« * Auf dem Hof kamen uns Linh und Max entgegen, stylish wie so ein Hochglanzpaar auf Instagram. Kaum zu glauben, dass die beiden mit Jannis und mir befreundet waren. Obwohl, bei Jannis war es ja egal, was er anhatte, der sah immer gut aus. Seufz. »Ihr wart jetzt nicht im Ernst auf dem Heuboden, oder?«, holte mich Max mit spotttriefender Stimme aus meiner Was-hab-ich-bloß-für-ein-Glück-mit-meinem-Freund-Verzückung. Ich sah ihn streng an. Es war ja nicht gerade so, dass er und Linh es beim Händchenhalten beließen. Jannis empfand das offenbar genauso, denn er fragte bloß: »Und?« Linh zupfte mir einen Heuhalm aus den Haaren und zog nur stumm die Augenbrauen hoch, aber Max hielt natürlich mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. »Leute, ihr seid so ein Klischee.« Für Max’ Verhältnisse war das eine geradezu charmante Formulierung, sodass ich einfach grinsend weiterging, doch Jannis ließ meine Hand los und stürzte sich auf Max. Eine Weile sahen Linh und ich zu, wie sie miteinander rangen und dabei immer wieder »Alter« grunzten, aber dann wurde es mir zu blöd. Ich deutete fragend zum Innenhof, und obwohl Linh seit Tagen kaum von Max zu trennen gewesen war, verdrehte sie die Augen und nickte. Lächelnd hakte ich mich bei ihr unter. Max würde morgen zurück nach Berlin fahren und Linh ihn den Rest der Ferien nicht mehr sehen, doch es war auch unser letzter Abend. Linh wollte mit ihren Eltern drei Wochen lang ihre Verwandten in Vietnam besuchen, also nutzte ich besser mal jede Minute, die ich mit ihr allein hatte. »Wir gehen schon mal vor, ja?«, rief ich den Jungs zu, und wir wandten uns ab. »He!«, kam es erstickt von Jannis, den Max gerade im Schwitzkasten hielt. »Ich verteidige hier deine Ehre!« Trocken lachte ich auf. »Ich wusste gar nicht, dass ich so was habe.« Linh prustete, aber während wir auf die Ecke des Stalls zuschlenderten, dauerte es nicht mal zwanzig Sekunden, bis die Jungs rechts und links von uns auftauchten und uns den Arm um die Schultern legten. »Ihr glaubt wohl, dass wir euch allein bei dieser Reitersause auftauchen lassen, was?« Linhs Arm glitt unter meinem heraus, als Max sie näher an sich zog. »Könnt ihr vergessen«, murmelte er in ihr Haar. »Die zwei hübschesten Mädels lassen wir bestimmt nicht aus den Augen.« Linh wandte Max das Gesicht zu und küsste ihn, doch ich schnaufte nur. »Bitte. Abgesehen von ein paar alten Männern werdet ihr allein unter Frauen sein. Entspannt euch.« Jannis nahm den Arm von meiner Schulter, fasste nach meiner Hand und drückte sie. Ich lächelte auf unsere verschlungenen Finger hinunter, dann sah ich ihn an. Und stutzte. »Warte mal.« Notdürftig ordnete ich seine Haare, die nach der Rauferei mit Max schlimmer abstanden als vorhin auf dem Heuboden. Dabei tat ich so, als würde ich nicht bemerken, wie aufmerksam er mich musterte. Es reichte, dass meine Haut sich ganz dünn anfühlte, wie ein uraltes Lieblingsshirt, so als würde sie bald durchlässig werden und alle meine Gefühle für diesen Jungen ans Tageslicht kommen. An den allerdünnsten Stellen schienen sie wahrscheinlich sowieso längst durch. Zumindest in meinen Augen musste irgendwas davon zu sehen sein, denn als wir wieder losliefen, hörte ich genau, wie er langsam tief ausatmete. An der Ecke grinsten uns die anderen beiden entgegen, aber kaum machte Max den Mund auf, trat ihm Linh auf den Fuß, und was immer er sagen wollte, er verschonte uns damit. Linh lächelte nur, doch als wir um den Stall bogen, flüsterte sie mir zu: »Ihr seid so süß zusammen.« Falls sie eine Antwort erwartete, musste ich sie enttäuschen, denn ich blieb wie angewurzelt stehen. »Wow!« Jannis drehte den Kopf zu mir. »Was ist?« Mit meiner freien Hand deutete ich auf den Innenhof. »Wann habt ihr das alles aufgebaut?« Jannis grinste Linh und Max an, aber ich hatte gar kein Auge dafür, sondern ließ den Blick über die weiß und maigrün eingedeckten Tische vorn am Eingang schweifen, die Solarleuchten, die überall in den Beeten steckten, und die Bar, die sie gegenüber der Reithalle aufgestellt hatten. In einer Ecke des Hofs stand ein riesiger Grill und um die Überdachung zwischen Halle und Stall rankten sich...