Dark John Sinclair - Folge 0262
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-3021-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Belphégors Höllentunnel
E-Book, Deutsch, Band 262, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-8387-3021-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Belphégors Höllentunnel. Die Angst des Mannes übertrug sich auf seine Fahrweise. Viel zu hastig trat er auf das Gaspedal. Die Reifen radierten über den Asphalt, und der Lancia machte einen Satz nach vorn. Jean Leduc schwitzte vor Anstrengung, als er mit atemberaubendem Tempo über die Küstenstraße raste. Leitplanken, scharfe Kurven und die Dunkelheit machten ihm zu schaffen. Leduc nahm das alles in Kauf, denn er wurde verfolgt und wollte am anderen Tag in Italien sein. Beide Fahrzeuge näherten sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit Belphégors Höllentunnel aus dem es angeblich keine Rückkehr mehr gibt. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
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Belphégors Höllentunnel
Die Angst des Mannes übertrug sich auf seinen Fahrstil. Viel zu hastig trat er das Gaspedal nach unten. Der zweifarbige Lancia machte einen regelrechten Satz nach vorn, und seine Hinterreifen radierten über den Asphalt. Der Wagen kam ins Rutschen und geriet gefährlich nahe an die Leitplanken heran, doch Jean Leduc konnte das Gefährt soeben noch abfangen. Es gab keine Kollision mit der Begrenzung, dafür das große Aufatmen, das immer dann eintrat, wenn eine Gefahrenquelle gut überstanden war. Leduc war nass geschwitzt. Es war Wahnsinn, mitten in der Nacht die Küstenstraße zu fahren. Doch es hatte keine andere Möglichkeit gegeben. Er wollte am anderen Tag in Italien sein. Nun war es fraglich, ob er Frankreich noch verlassen konnte. Er beugte seinen Oberkörper vor, schielte zuerst in den Innen-, dann in den Rückspiegel, und als hinter ihm die Lichter zweier Scheinwerfer grell gegen die Felswand geworfen wurden, da wusste er, dass der andere Wagen noch immer an den Hinterreifen des Lancias klebte. Die hatten die Verfolgung nicht aufgegeben … Jean Leduc schluchzte auf. Seine Hände, die krampfhaft das Lenkrad hielten, waren schweißnass. Er dachte wieder an die Berichte in den Zeitungen. Da stand etwas von einem plötzlichen Verschwinden mehrerer Personen zu lesen. Man sprach von Geisterspuk, weil die Leute nicht mehr aufgetaucht waren, und es hatte einen Zeugen gegeben, der von einem gefährlichen Straßentunnel berichtet hatte. Eine Röhre, die in die Hölle führte, denn einige Wagen, die hineingefahren waren, kamen nicht mehr raus. Und dieser Tunnel lag noch vor dem Franzosen! Ausweichen konnte er nicht. Es gab auf der Strecke keinen anderen Weg mehr in die Berge, er musste auf dieser Straße bleiben und durch den verdammten Tunnel. Leduc leckte über seine wulstigen Lippen. Das Haar hing ihm in die Stirn. Seine weit aufgerissenen Augen starrten nach vorn. Sie sahen den hellen Lichtteppich, der auf der Straße lag und bei Kurven geisterhaft über die Felswände huschte. Hilfe konnte er nicht erwarten. Die Küstenstraße, tagsüber und vor allen Dingen im Sommer immer stark befahren, lag verlassen vor ihm. Nur zwei Fahrzeuge waren ihm entgegengekommen und wie geisterhafte Schatten mit hellen Augen vorbeigehuscht. Geisterhaft erschien ihm auch ein Verkehrsschild, das auf den nächsten Tunnel hinwies. Es war noch nicht der Unglückstunnel, der würde danach kommen. Zwei Kurven lagen noch vor Leduc. Er musste mit der Geschwindigkeit herunter, denn bei dieser Fahrweise würde er von der Straße geschleudert werden. Er schaltete runter. Der Motor machte sich durch ein stotterndes Dröhnen bemerkbar, etwas war nicht mehr in Ordnung mit ihm. Aus dem Auspuff quoll eine dicke Wolke. Der Tunnel. Ein schwarzes Loch. Unheimlich anzusehen, und im nächsten Augenblick zischte der Lancia hinein. Es war ein gerader Tunnel. Keine Kurve. Auf zwei Kilometer eine völlig gerade Strecke, und der Mann beschleunigte noch einmal, da kein Gegenverkehr herrschte. Das Echo des fahrenden Wagens wurde von den Tunnelmauern zurückgeworfen. Es war die Begleitmusik für den Mann, und er schielte wieder in den Rückspiegel. Zwei helle Augen hinter ihm. Sie blieben ihm auf den Fersen, wobei er das Gefühl hatte, die anderen wären näher gekommen. »Verdammt, verdammt!«, flüsterte er und schüttelte den Kopf. »Wie ich diese Scheißstraße hasse!« Leduc schluckte. Er sehnte das Ende des Tunnels herbei und atmete ein wenig auf, als er vor sich das graue Loch der Ausfahrt sah. Jetzt wurde es etwas besser. Weniger Kurven, aber die Straße stieg an bis zum nächsten, dem alles entscheidenden Tunnel, wo die schrecklichen Unfälle passiert waren. Konnte er Hoffnung schöpfen? Leduc lachte plötzlich. Es war ein unkontrollierter und unmotivierter Gefühlsausbruch, bevor er flüsterte: »Ihr kriegt mich nicht. Niemals. Ich werde euch davonrasen – und wenn die ganze Karre auseinanderfliegt. Mit allen könnt ihr es machen, nur nicht mit mir, das schwöre ich euch, ihr verfluchten …« Erschreckt verstummte er, denn es war deutlich zu sehen, das der andere Wagen aufgeholt hatte. Jetzt schlug sein Herz noch schneller. Es waren harte, trommelnde Schläge, die in seiner Brust hämmerten. Er dachte wieder an die Geschichten, die in den Zeitungen standen, und er sah vor sich eine große Kurve, die sich gleichzeitig in die Höhe schraubte, um anschließend in den Tunnel überzugehen. Seine Angst steigerte sich. Sie wurde zu einer Klammer, die seinen Körper umpresst hielt. Leduc zwinkerte mit den Augen. Schweiß war ihm hineingelaufen. Sein Mund stand offen, der Atem pfiff aus dem Spalt zwischen den Lippen. Gespenstisch nahe huschten manchmal die steilen Wände vorbei. Hin und wieder sah er die Zweige eines Baumes oder eines Gewächses, die im Bogen fast bis auf die Straße reichten. Nur weiter! Der Tunnel besaß eine Länge von 3,8 Kilometern. Es war nur eine Minutensache, ihn zu durchqueren, ein Nichts, aber die Zeit konnte sich dehnen und fast unendlich erscheinen, wenn man unter Stress stand und die Angst einen gepackt hielt. Für einen Augenblick spielte der Mann mit dem Gedanken, einfach abzubremsen, stehen zu bleiben und den Wagen zu verlassen. Dann dachte er nicht mehr daran, sondern jagte weiter. Er wollte es wenigstens bis zum nächsten Dorf hinter dem Tunnel schaffen. Nach Cannes kam er sowieso nicht mehr hinunter. Bis zum nächsten Dorf! Das durfte doch nicht schwierig werden. Schließlich lag der kleine Ort nicht weit hinter dem Tunnel, drei Kilometer höchstens. Da hatte vielleicht noch ein Gasthaus oder eine Pension geöffnet, in der er sich verstecken konnte. Verstecken? Musste er sich eigentlich verstecken? Nein, Er war sich keiner Schuld bewusst. An ein Verstecken brauchte er nicht zu denken, und doch hatte er ein schlechtes Gewissen. Das hat jeder, wenn er verfolgt wird. Und Jean Leduc wurde verfolgt, daran gab es nichts zu rütteln. Ein dunkles Ungeheuer mit weißen Augen, so kam ihm der Wagen vor. Er hatte ihn nie im Hellen gesehen, nur immer in der Finsternis, wo seine Scheinwerfer leuchteten. Er wusste nicht, ob der Wagen schwarz, blau oder grün war, und er kannte auch die Marke nicht. Für ihn war es der Tod! Einen raschen Blick warf er noch in den Spiegel, und die Scheinwerfer des Verfolgers schienen auf der blanken Fläche regelrecht zu explodieren. Leduc kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und zog den Lancia in das letzte Stück der Kurve vor dem unheimlichen Tunnel, wo schon so viel passiert war. Eigentlich hatte er überhaupt keinen Grund, Angst zu haben. Vielleicht machte er sich auch nur verrückt, und er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken loszuwerden. Der Tunnel! Er sah jetzt genau das, wovor er so lange gezittert hatte. Bisher war er nur auf die Bilder in den Zeitungen fixiert gewesen, nun schaute er zum ersten Mal genau auf die Tunnelöffnung. Ein schreckliches Loch. Unheimlich, gefräßig aufgerissen wie das Maul eines Ungeheuers, das alles verschlingen wollte. Und der Tunnel verschlang. Fahrzeuge, Menschen, alles. Gab er es auch wieder her? Jean Leduc biss die Zähne zusammen. Wie ein Halbkreis war die Tunneleinfahrt angelegt. Darüber wölbte sich der Berg, ein riesiger Koloss aus festem Gestein. Schwarz, drohend, finster! Kein Licht glühte vor dem Tunnel, und es brannten auch keine Lampen. Die schaltete man nachts aus. Dafür leuchtete etwas anderes. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht. Über dem Eingang und auf dem Gestein strahlte es glühendrot. Zuerst dachte Leduc an eine Wolke oder an ein rötliches Fluoreszieren irgendwelcher Gesteinseinschlüsse, bis er erkannte, dass sich das Leuchten zu einem Bild verdichtete und scharfe Umrisse hervortraten. Ein Kopf war da zu sehen. Ein Teufelskopf! Riesengroß. Weit über die Hälfte des Gesteins einnehmend, das über der Tunnelöffnung wuchs. Er leuchtete in einer grellen Farbe und blendete den Fahrer. Für einen Moment nur sah der Mann den höllischen Willkommensgruß, dann zischte er mit seinem Lancia in den Tunnel hinein, wobei er das Gefühl hatte, in sein eigenes Grab zu fahren … * Zuerst geschah nichts. 100, 200 Meter fuhr er geradeaus. Die beiden Scheinwerfer stachen in die Röhre hinein. Das helle Licht beruhigte ihn etwas, und da er es noch heller haben wollte, schaltete er das Fernlicht ein. Mit Gegenverkehr rechnete er nicht. Die Dunkelheit des Tunnels wurde zerrissen. Bläulich schimmerte das Licht. Einige Wolken quollen träge durch die beiden etwas auseinandergefächerten Lanzen. Abgase, die sich noch zwischen den Wänden hielten. Die Innenmauern bestanden aus glattem Gestein. Man hatte Beton über die Felsen gegossen und ihn erstarren lassen. Wieder dröhnte das Geräusch des Motors von den Wänden wider. Die Reifen summten über die glatte Fläche. Der Lancia besaß eine gute Straßenlage. Nichts warf ihn aus der Spur, und die Spannung des Fahrers legte sich allmählich. Konnte er es schaffen? Plötzlich wurde es in seinem Wagen hell. Der Fahrer hatte das Gefühl, mit Licht übergossen zu werden. Es füllte das Innere seines Lancias bis in den, letzten Winkel aus. Er kam sich vor wie auf einem Präsentierteller, wie auf einer Insel, die ein Käfig war und von der er nicht mehr entkommen konnte. Der Verfolger war da! Und zwar musste er ziemlich dicht hinter ihm sein, sonst hätten dessen Scheinwerfer das Innere des Lancia nicht mit diesem...