Dark | John Sinclair - Folge 1904 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1904, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

Dark John Sinclair - Folge 1904

Der Fluch der Leichenhemden
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-0830-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der Fluch der Leichenhemden

E-Book, Deutsch, Band 1904, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

ISBN: 978-3-7325-0830-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wer als Patient in einem Krankenhaus liegt, der hofft, dass man ihn behandelt und wieder gesund macht. Und wer sich einer Operation unterziehen muss, der bekommt ein OP-Hemd angezogen. Das gehört einfach dazu. Leider gab es auch Ausnahmen, denn in einem bestimmten Krankenhaus sorgte jemand dafür, dass aus den OP-Hemden Leichenhemden wurden ...

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Pat Smolka kam nicht mehr weiter, denn er steckte in einem der vielen Londoner Staus. Das kannte er, das hätte ihn auch nicht weiter gestört, aber es kam etwas anderes hinzu. Er fühlte sich so anders. So seltsam. Eigentlich war das auch der falsche Ausdruck. Smolka fühlte sich schlecht. Und das wegen der leichten Übelkeit. Doch nicht nur sie trug dazu bei. Da gab es noch etwas Besonderes, das in ihm hochgestiegen war. Und das ließ sich mit dem Begriff Angst umschreiben. Ja, es war eine verdammte und auch hündische Angst, die ihn überkommen hatte. Er merkte sie wie einen Druck, der nicht aus seinem Körper weichen wollte. Er hatte sich in seinem Innern ausgebreitet und dann immer höher, sodass er beinahe die Kehle erreicht hatte. Das sorgte dafür, dass er Atemprobleme bekam. Er hörte sich nach Luft schnappen. Er hörte sich auch stöhnen, und der Schweißausbruch erinnerte an einen Wasserguss, der sich über seinen Körper gelegt hatte. Was war das? Pat Smolka begriff es nicht. Er befand sich in einer Lage, die er bisher noch nie erlebt hatte. Das war völlig neu für ihn, und er wusste auch nicht, warum ihn dieses Phänomen ereilt hatte. Es war nichts zum Lachen. Im Gegenteil. Er fühlte sich von Sekunde zu Sekunde immer schlechter, als wäre etwas dabei, ihm die Kräfte aus dem Körper zu ziehen. Smolka schnallte sich los. Er konnte den leichten Druck des Gurts nicht ertragen. Der Mann drehte den Kopf ein wenig, damit er sich im Innenspiegel betrachten konnte. Er ahnte schon, dass mit ihm etwas passiert war, doch als er sich in dem schmalen Spiegel sah, da dachte er daran, dass er besser nicht hineingeschaut hätte. War das noch sein Gesicht? Er konnte es kaum glauben. Es war zu einer von der Angst gezeichneten Fratze geworden. Sein Mund stand halb offen, und jetzt starrte der Mann seine eigene Haut an, die ihren normalen und gesunden Farbton verloren hatte. Sie hatte sich auf eine unerklärliche Art und Weise verändert, denn sie war porös geworden. Aber nicht nur das. Sie hatte auch eine andere Farbe bekommen. Es war der Stich ins Graue, der sich sichtbar abzeichnete. Sein Gesicht war für ihn zu einem Fremdkörper geworden. Er riss seinen Kopf zur Seite, er wollte auf keinen Fall weiterhin in den Spiegel schauen und sich selbst sehen. Dafür senkte er den Blick und betrachtete seine Hände. Jetzt weiteten sich die Augen erneut. Auch die Hände sahen nicht mehr so aus wie zuvor. Die Haut hatte eine andere Farbe angenommen, da war der Stich ins Graue. Er keuchte. Der Schweiß war nach wie vor vorhanden. Dann bewegte er seine Hände. Er wollte sie zu Fäusten ballen und beobachtete dabei genau seine Haut. Ja, sie spannte sich. Überdeutlich war es zu sehen. Sie schien auch dünner geworden zu sein, besonders über den Knochen, sodass er Angst davor haben konnte, dass sie riss. Das tat sie nicht. Seine Knochen wurden nicht freigelegt. Es ging alles normal weiter, wobei er den Begriff normal relativieren musste, denn das war hier nicht normal. Was er erlebte, kam ihm selbst vor wie die Vorstufe zur Hölle. Was war das? Wer wollte ihm was? Er fand keine Antwort. Er erlebte einen Horror wie nie zuvor in seinem Leben. Über sein Gesicht rann der Schweiß, und er spürte jetzt ein Brennen auf der Haut. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. In seinem Kopf begann es zu summen, und eine nie erlebte Unruhe erfasste ihn. Auf seinem Sitz rutschte er von einer Seite zur anderen. Er hörte sich selbst stöhnen, und fühlte sich wie jemand, der in einem engen Gefängnis steckte. Das Herz schlug schnell und seiner Meinung nach überlaut. Die Echos sorgten für eine Dröhnung im Kopf. Das war nicht mehr hinzunehmen. Für ihn war es zu einer Folter geworden. Wieder schaute er in den Innenspiegel. Das kostete ihn schon Überwindung. Erneut weiteten sich seine Augen. Was er da zu sehen bekam, das war ungeheuerlich. Er konnte es auch mit dem Begriff unfassbar umschreiben. Seine Gesichtshaut hatte sich erneut verändert. Sie war dunkler geworden. Nicht grau oder schwarz, nein, diese Haut hatte einen rötlichen Ton bekommen. Zugleich spürte er die Enge in seinem Körper. Alles presste sich zusammen, aber auch im Auto wurde es ihm zu eng. Da gab es nur eine Möglichkeit. Raus aus dem Wagen. Ins Freie kommen und an die frische Luft. Noch stand er im Stau. Das war in seinem Fall gut. Da lief er nicht Gefahr, von anderen Fahrzeugen überfahren zu werden. Er würde also gut wegkommen. Angeschnallt war er nicht mehr. Er musste sich nur nach rechts lehnen und die Tür öffnen. Das tat er auch. In diesem Augenblick dachte er nicht mehr über seinen Zustand nach, er wollte nur weg aus dieser Falle. Alles andere würde sich hoffentlich finden lassen. Die kühle und leicht feuchte Herbstluft schlug ihm entgegen. Das erlebte er nur wie nebenbei. Er wuchtete sich aus dem Fahrzeug, geriet in eine geduckte Haltung und drückte seinen Körper nach vorn, um auf der Straße einen Halt zu bekommen. Niemand fuhr an ihm vorbei. Die Autos standen, und Smolka richtete sich unter großen Mühen auf. Es war wichtig, dass er den Gehsteig erreichte. Auf seine Schmerzen und auch auf die Angst achtete er nicht mehr. Für ihn war sein eigener Wagen zu einer regelrechten Hölle geworden. Und so lief er vor. Smolka erreichte den Gehsteig auch. Dort aber war es dann zu Ende. Die Kraft verließ ihn. Er stolperte über den Kantstein, weil er den Fuß nicht mehr richtig hochbekam. Einen Augenblick später kippte er nach vorn. Reflexartig stützte er sich ab und prallte nicht zu hart auf. Er schaffte es noch, sich zur Seite zu rollen, das war auch alles, was ihm gelang. Sekunden später merkte er nichts mehr. Nicht mal den Schmerz und die Luftknappheit. Da war er zu einem Opfer geworden … *** Wir konnten nicht zaubern. Hätten wir es gekonnt, wäre alles anders gekommen. So aber standen wir weiterhin in diesem verdammten Morgenstau und warteten darauf, dass es weitergehen würde. Ich holte mein Telefon hervor. »Willst du im Büro anrufen?«, fragte Suko. »Du hast es erfasst.« »Dann freu dich schon auf Glendas Kommentare.« »Keine Sorge, darauf stelle ich mich ein«, sagte ich lachend und wartete, dass abgehoben wurde. Das war auch der Fall, und Glenda erlebte so etwas wie eine Vorahnung, denn sie sagte zur Begrüßung: »Wer immer Sie auch sind, Sie werden John Sinclair nicht sprechen können. Versuchen Sie es besser am Mittag. Da sind die Chancen größer.« »Nun übertreibe mal nicht«, sagte ich. »Aha, also doch. Du bist es. Hatte ich mir fast gedacht. Wer ruft denn sonst schon so früh am Morgen an, um zu erklären, dass es noch dauern würde, bis der Herr eintrifft.« »Genauso so ist es, Glenda. Du musst noch ein wenig auf uns verzichten. Tut mir leid.« »Hatte ich mir gedacht. Stau?« »Und wie.« »Habe ich heute schon im Internet gesehen, es ist mit dem Verkehr wieder besonders schlimm.« »Und wir stecken drin.« »Siehst du eine Chance, dich befreien zu können?« »Nein, im Moment nicht. Da tut sich einfach nichts. Da haben wir Pech gehabt.« »Dann werde ich mal keinen Kaffee kochen und mich auf den Mittag einstellen.« »So schlimm wird es auch nicht sein.« »Warten wir mal ab.« Genau das war es, abwarten. Ich verabschiedete mich von Glenda und schaute nach rechts, wo Suko saß und die Augen fast geschlossen hatte. »Willst du schlafen?« »Nein, ich denke nur nach. Man sollte die Zeit des Stillstands nutzen.« »Dann will ich dich auch nicht stören.« »Danke.« Ich hatte keinen Bock darauf, die Augen zu schließen, mein Blick glitt nach vorn, aber auch leicht schräg durch die Frontscheibe des Rovers. Die Fahrzeuge standen in einer Blechschlange. Da tat sich nichts. Jeder hockte hinter dem Steuer und wartete darauf, dass sein Vordermann endlich losfuhr. Ich ließ meinen Blick ein wenig wandern und über die Straße gleiten. Da passierte es. Zwei Autos vor uns hatte der Fahrer die Tür aufgestoßen. Er wollte raus, das stand fest. Aber ich bekam große Augen, als ich sah, wie der Mann ausstieg. Das war nicht normal. Er schwankte ins Freie, und danach gab es kein Gehen, sondern ein Torkeln. Der Gehsteig war nicht weit entfernt. Und er war etwas erhöht. Man hätte seinen Fuß schon in die Höhe heben müssen, genau das schaffte der Mann nicht ganz. Er stolperte über die Kante und fiel nach vorn, wobei er sich noch leicht drehte, sodass er nicht mit dem Gesicht so brutal aufschlug. Das reichte. Mich hielt nichts mehr im Wagen, und so riss ich die Tür auf. Erst jetzt wurde Suko aufmerksam und fragte: »Was ist?« »Ich weiß es noch nicht. Es kann durchaus Ärger geben. Das schaue ich mir an.« Mehr sagte ich nicht, gab auch keine Erklärung, ich musste raus zu dem Mann. Ob andere Fahrer ihn ebenfalls gesehen hatten, wusste ich nicht. Jedenfalls kümmerte sich keiner um ihn. Er war wirklich allein gelassen und kam auch nicht mehr hoch. Ich war schnell bei ihm und ging in die Knie. Schon bei dieser Bewegung hatte ich das Gefühl, innerlich zu vereisen, denn mir war ein Blick auf das Gesicht gelungen. Das war furchtbar. Da spannte sich eine sehr dünne Haut über die Knochen, die zudem einen aschigen und zugleich rötlichen Farbton bekommen hatte. Aber diese Haut zeigte sich nicht nur im Gesicht, sondern auch an den Händen. Alles war so verdammt unnatürlich, und dann glaubte ich...



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