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E-Book, Deutsch, Band 269, 80 Seiten

Reihe: John Sinclair Sonder-Edition

Dark John Sinclair Sonder-Edition 269

Der Barbar
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8890-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Barbar

E-Book, Deutsch, Band 269, 80 Seiten

Reihe: John Sinclair Sonder-Edition

ISBN: 978-3-7517-8890-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eric La Salle, Partner meiner Freundin Purdy Prentiss, war in die Vergangenheit geholt worden und dort gestorben. Beide, Eric und Purdy, hatten schon einmal gelebt. Vor zehntausend Jahren - oder länger. Vergessen war diese Zeit nicht, denn jetzt war die Reihe an Purdy Prentiss. Was Eric widerfahren war, sollte sich an ihr wiederholen - das gleiche düstere Schicksal, unausweichlich wie ein Fluch. Und diesmal war das Grauen noch greifbarer: Ein ganz besonderes Monster war gekommen, um sie zu holen. Nicht irgendeines, sondern ihr ehemaliger Geliebter - bewaffnet mit einer Kettensäge und getrieben von einer finsteren Obsession ...

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Der Barbar


von Jason Dark

Eric La Salle, Partner meiner Freundin Purdy Prentiss, war in die Vergangenheit geholt worden und dort gestorben. Beide, Eric und Purdy, hatten schon einmal gelebt. Vor zehntausend Jahren – oder länger. Vergessen war diese Zeit nicht, denn jetzt war die Reihe an Purdy Prentiss. Was Eric widerfahren war, sollte sich an ihr wiederholen – das gleiche düstere Schicksal, unausweichlich wie ein Fluch. Und diesmal war das Grauen noch greifbarer: Ein ganz besonderes Monster war gekommen, um sie zu holen.

Nicht irgendeines, sondern ihr ehemaliger Geliebter – bewaffnet mit einer Kettensäge und getrieben von einer finsteren Obsession ...

»Geht es Ihnen jetzt besser, Dr. Prentiss?«

Die Staatsanwältin nickte. »Ja, an der Luft schon.«

»Es war nicht einfach.«

»Sie sagen es, Inspektor. Da denkt man, die Menschen in all ihren Facetten zu kennen, und dann erlebt man so etwas.« Purdy Prentiss schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre rotblonden Haare flogen.

Der Mann neben ihr hielt ihr die offene Zigarettenschachtel hin.

»Möchten Sie eine?«

»Danke, ich rauche nicht.«

Der Beamte lächelte etwas verlegen. »Ich auch nur hin und wieder. Aber hier muss es sein.«

»Das verstehe ich.«

Als der Rauch an ihrer Nase vorbeistreifte, trat Purdy Prentiss zwei Schritte zur Seite und ließ ihre Blicke über das trostlose Gelände wandern, das bei Baubeginn vor vielen Jahren als Kolonie eingestuft worden war. Man hatte die Häuser mit den zahlreichen Wohnungen am Rande der Stadt errichtet, versteckt zwischen Industrieanlagen, die in keinem Londoner Reiseführer zu finden waren. Ebenso wenig wie diese Siedlung aus rotbraunen Backsteinen, in denen die Menschen hausten, die andere Wohnungen nicht bezahlen konnten. Es wurden immer mehr. Die Preise in London waren explodiert. Ein Normalverdiener konnte seine Wohnung dort kaum noch bezahlen.

Da gab es eben diese verdammten Ghettos, in denen Menschen aller Nationen und Hautfarben dicht beisammen wohnten, ohne je Aussicht zu haben, diesem Kreislauf entgehen zu können.

Da prallten die Emotionen aufeinander. Alte Gräben wurden wieder aufgerissen, die ihren Ursprung in den Heimatländern der Mieter hatten. Für die Polizei war dieses Gebiet Out of Area, in die die Beamten leider immer wieder hinein mussten.

Wie auch an diesem Tag.

Da waren die beiden Babys gefunden worden. Tot. Versteckt in einem der großen Müllcontainer, die auf den Höfen standen und zumeist überquollen.

Kaum geboren, schon getötet. Von einer jungen Mutter, die gerade mal zwanzig Jahre alt war und Zwillinge zur Welt gebracht hatte.

Purdy Prentiss, die Staatsanwältin, war höchstpersönlich an den Tatort gefahren, um mit der jungen Mörderin zu sprechen. Sie hatte bei ihr eine Kälte erlebt, die sie erschreckte.

Die Frau hatte ihr Leben einfach nicht ändern wollen. Der um zwanzig Jahre ältere Freund hatte von ihr verlangt, die Kinder wegzuschaffen, sonst hätte er sie nicht aus diesem Ghetto herausgeholt.

Das war dann geschehen, und jetzt würde sich die junge Frau wegen Doppelmordes verantworten müssen.

Sie hatte sich auch widerstandslos festnehmen lassen. Kein Wort des Protestes hatte sie gesagt. Purdy Prentiss würde dafür sorgen, dass sie in psychiatrische Behandlung kam. Irgendwie musste man ihr klar machen, was sie da getan hatte. Sie sollte darüber nachdenken. Zeit genug würde sie haben.

Kollegen waren unterwegs, um den Freund zu verhaften. Ihm würde man kaum etwas anhängen können, denn er hatte die junge Frau nicht direkt zum Mord aufgefordert.

Der ermittelnde Kollege trat die Kippe aus und sprach Purdy Prentiss wieder an.

»Haben Sie hier noch etwas zu tun?«

»Nein, ich werde fahren. Später bereite ich dann die Anklage vor.« Ihre Stimme klang schwer. »Ich begreife noch immer nicht, weshalb die beiden Kinder sterben mussten. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben. Pflege, Adoption und Ähnliches.« Sie hob die Schultern. »Vielleicht sollten wir mehr für die Aufklärung tun, denn nichts ist so wertvoll wie ein Menschenleben.«

»Da sagen Sie was. Nur wird das nicht immer so gesehen.«

Die Staatsanwältin nickte. »Gut, dann werde ich jetzt fahren.« Sie deutete zum Himmel. »Das Wetter passt sich in diesem Fall meiner Stimmung an.«

Da hatte sie nicht gelogen. Es war vorbei mit dem herrlichen Sonnenschein im Winter. Die Tiefdruckgebiete aus dem Westen ließen sich nicht mehr zurückdrängen. Die Temperaturen waren gestiegen, und der Himmel sah aus wie ein graues Meer, das immer tiefer sank und sicherlich bald seine Schleusen öffnen würde. Die gewaltigen Wolken sahen schon nach Regen aus. Irgendwie passte der auch zu Purdys Stimmung.

Mit Handschlag verabschiedete sich die Staatsanwältin von dem Kollegen.

»Sie hören von mir.«

»Gut.«

Purdy Prentiss stellte den Kragen ihres dunkelgrünen Ledermantels hoch und ging zu ihrem Wagen, den sie auf der Zufahrtsstraße abgestellt hatte. Es war mehr ein Weg als eine Straße. Der Belag war nicht mehr glatt. Löcher der verschiedensten Größen gab es. Aus ihnen wuchs karges Gras. Der Wind hatte zudem manchen Abfall herbeigeweht, doch das störte niemanden.

Um den Wagen herum standen einige Kinder. Für Purdy waren sie die großen Verlierer dieses Teils der Gesellschaft, denn sie besaßen alles, nur keine Aussicht auf eine gute Zukunft.

Der Wagen wurde bestaunt und fachmännisch begutachtet. Purdy sah den Glanz in den Augen der Kinder, die sie neidisch anschauten, als sie die Türen öffnete.

»Super, der Wagen.«

»Ja, ich bin zufrieden.«

»Irgendwann kriege ich auch mal so einen.«

»Dann streng dich an.« Es war eine blöde Bemerkung, aber Purdy fiel in diesen Momenten keine andere Antwort ein. Sie war froh, den Regentropfen entwischen zu können, stieg schnell ein und zog die Tür zu. Die Gesichter der Kinder verschwammen, weil das Regenwasser über die Scheiben rann.

Purdy startete den Motor. Wenig später putzten die Wischer die Frontscheibe frei, und die Kinder traten zurück. Bei Purdy blieb der Eindruck ihrer traurigen Gesichter. Wer hier nicht rauskam, blieb immer unten, und das erzeugte leider auch Hass.

Sie fuhr recht langsam über die schlechte Wegstrecke hinweg, die erst an ihrem Ende in eine normale Straße mündete. Sie wiederum durchschnitt eine kleine Ansiedlung. Wenig später würde sie die A 503 erreichen, die in Richtung Süden führte, in die City of London und damit ihrem Zuhause entgegen.

Seit einiger Zeit lebte Purdy wieder allein, denn Eric La Salle, ihr Partner, war getötet worden. Die Zeit nach seinem Tod war für sie schwer gewesen, aber Purdy wusste auch, dass das Leben weiterging und dass sie ihren Job machen musste, denn er lenkte sie von den privaten Problemen ab.

Für sie stand fest, dass sie an diesem Abend keine Ruhe finden würde. Der Fall hing ihr einfach nach. Den Anblick der toten Kinder würde sie nicht so leicht vergessen können. Obwohl sie es nicht wollte, tauchten immer wieder die Bilder vor ihren Augen auf. Die kleinen Gesichter, die so schrecklich leer waren. Die offenen Augen ...

Erstickt worden waren sie. Mit einem Kissen. Das zu tun, dazu gehörte schon etwas. Sie hatte die junge Mörderin danach gefragt und so gut wie keine Antworten bekommen. Hier und da ein Halbsatz oder ein Schulterzucken, das war alles gewesen. Und die Mörderin hatte noch immer nicht begriffen, dass ihr Leben verpfuscht war. Schlimmer hatte es für sie nicht kommen können.

Es regnete stärker. Die Tropfen trommelten jetzt auf das Autodach. Da die Straßen lange trocken gewesen waren, konnte die erste Feuchtigkeit schon zu einer Gefahr werden. Da wurde der Asphalt glatt. Es gab genügend unvernünftige Fahrer, die einfach in Unfälle hineinrasten. Das hatte die Erfahrung gelehrt.

Purdy Prentiss wunderte sich darüber, dass sie eben jetzt daran dachte. An eine Vorahnung, dass etwas passieren könnte, wollte sie nicht denken, aber sie würde schon vorsichtiger fahren, das nahm sie sich vor.

Der Regen war ein Schleier, der sich über das Gelände gelegt hatte. Purdy fuhr in einem fast rechten Winkel auf die A 503 zu und sah auch über ihr den nassen Schleier liegen.

Es herrschte recht viel Verkehr. Die Lichter der Fahrzeuge wirkten wie aufgepumpte Geister, die für einen Moment auftauchten und dann wieder in der dunklen Masse verschwanden.

Sie musste an der Einmündung stoppen. Die Lücke hatte sie bald erspäht und ordnete sich problemlos in den fließenden Verkehr ein.

Lastwagen rauschten mit ihren dicken Reifen über die schmierige Nässe. Purdy Prentiss fuhr gern schnell, aber nicht an einem Abend wie diesem. Sie passte sehr scharf auf, im Gegensatz zu vielen anderen, denn sie wurde oft genug überholt, und das auch von zahlreichen Lastwagen, deren Fahrer es mehr als eilig hatten, ans Ziel zu gelangen und manchmal auf dem Friedhof endeten.

Auch jetzt wurde sie überholt. Es war ein großer Wagen mit Anhänger. Ein Fahrzeug, vor dem man Angst bekommen konnte,...



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