Dark | John Sinclair Sonder-Edition - Folge 062 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 62, 80 Seiten

Reihe: John Sinclair Sonder-Edition

Dark John Sinclair Sonder-Edition - Folge 062

Das Erbe der Templer
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-5341-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Das Erbe der Templer

E-Book, Deutsch, Band 62, 80 Seiten

Reihe: John Sinclair Sonder-Edition

ISBN: 978-3-7325-5341-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zahlreiche Legenden, Sagen und Mythen ranken sich um die Templer, die einst als große Helden der Kreuzzüge gefeiert wurden. Ich hatte bisher nie direkt mit ihrer Geschichte zu tun gehabt. Doch ich wusste, dass es zwischen den Templern, dem Dunklen Gral, dem Land Aibon und meinem Kreuz eine Verbindung gab.
Im Dunkel der Vergangenheit lag dieses Rätsel verborgen, bis zu dem Tag, als mich die Spur ins südliche Frankreich führte und ich zum ersten Mal die fürchterliche Magie der Templer kennenlernte ...

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Als Nelson Nye seinen rechten Fuß vorschob, dachte er nicht daran, auf historischem Boden zu stehen, er hatte Angst. Verdammte, hündische Angst! Und Angst ist noch nie ein guter Berater gewesen. Das musste auch Nelson Nye einen Moment später feststellen, als er plötzlich ausrutschte. Das dichte Moos war feucht und glatt, der Mauervorsprung zu schmal und uneben. Mit der Hacke glitt Nelson zuerst weg. Er geriet über die Kante, auf einmal konnte er sich mit dem anderen Bein nicht mehr halten und fiel in die Tiefe. Er schrie nicht, aber er verfluchte den Umstand, dass er nicht an der äußeren Seite gelandet war. Schwer prallte er auf den harten, ausgetrockneten und staubigen Boden. Seine Schulter schmerzte, doch die Zerrung war nicht existenzbedrohend. Nye blieb liegen. Er atmete durch den Mund, schmeckte den Staub auf der Zunge und zog langsam die Beine an, weil er sich erheben wollte. Nye hatte sich den Job leichter vorgestellt. Ein Kinderspiel, aber das hatte sich nun geändert. Man sagte diesem alten jüdischen Friedhof am Berghang vieles nach. Die einen hielten ihn für verflucht, die anderen glaubten, dass sich dort die Geister der alten Propheten ein Stelldichein gaben. Nelson Nye, ein Mann der britischen Botschaft in Israel, war da anderer Meinung. Für ihn gab es keinen Spuk und keine Geister. Er glaubte nur an das, was er mit eigenen Augen sah. An der Mauer schob er sich hoch. Sie hatte ebenfalls ihre Jahre auf dem Buckel, sie rahmte einen Teil des uralten jüdischen Friedhofs ein, der am Hang des Ölbergs liegt. Davor glänzt die Silberkuppel der berühmten Aksa-Moschee. Das nur am Tag. In der Nacht wirkt die Kuppel düster und war kaum zu erkennen. Nelson Nye stand auf. Man hatte ihn gewarnt, als er das Dokument holte, und er rechnete damit, dass die Aufgabe nicht vorbei war. Schließlich musste er zu seinem Wagen kommen. Der Engländer hatte sich den Friedhof bei Tageslicht angesehen und wusste, dass es bei diesem Gelände Stellen gab, über die er leichter klettern konnte. Er musste nur tiefer laufen, wo die Gitter begannen und das alte Eisentor mit seinen verrosteten Spitzen auf den armdicken Stäben. Bis dorthin war es eine ziemliche Strecke. Nye wusste, dass man ihn beobachtete. Er hatte zwar niemanden gesehen, doch er verließ sich auf sein Gefühl, und das hatte ihn bisher niemals getrogen. Rechts von ihm befand sich die hohe Mauer. An der linken Seite, den Hang hinabgezogen, lag das gewaltige Gräberfeld des alten Judenfriedhofs. Es war der berühmteste der Welt und am Tag Anlaufpunkt für zahlreiche Touristen, doch jetzt, wo die Tageswende bereits überschritten war, befand sich Nye allein auf dem Areal. Manche Grabsteine wurden von alten, knorrigen Zweigen der Olivenbäume beschützt. Strenge Gläubige waren fest davon überzeugt, dass es unter ihnen acht Olivenbäume gab, die schon zu Christie Geburt dort gestanden hatten. Diese Bäume wurden in der Gegenwart intensiv gepflegt. Alte Äste hatte man durch Betonsäulen und Sockel gestützt, damit sie nicht abbrachen. Ein Franziskaner-Mönch kümmerte sich täglich um die Bewässerung dieser wertvollen Bäume. Daran dachte Nye nicht. Er war ein Mann, der sich zu den knallharten Typen zählte. Offiziell arbeitete er für die Botschaft, aber der englische Geheimdienst bezahlte ihn, und Nye hatte schon wertvolle Informationen aus dem Pulverfass Israel geliefert. Obwohl es ihn drängte, schnell den Friedhof zu verlassen, riss er sich zusammen, da er fest daran glaubte, unter Beobachtung zu stehen. Er ging also ganz normal. Fast wäre er über eine Treppe gestolpert. Die Stufen hoben sich bei der herrschenden Dunkelheit kaum vom Untergrund ab. Sie waren schwarzbraun und mit Moos bewachsen. Er lief die Treppe hinab. Sie mündete in einem Quadrat, wo drei Grabsteine standen. Sie ragten schief aus dem Boden und sahen so aus, als wollten sie jeden Moment umkippen. Dabei hatten sie schon Jahrhunderte überdauert. Nelson Nye atmete tief durch. Zum ersten Mal seit dem Fund, der sehr wertvoll sein sollte und sich in der Innentasche seiner Jacke verbarg. Dieses Gräberfeld war für ihn ein Etappenziel, er hatte es auf dem Hinweg passiert. Jetzt brauchte er nur die in den Hang gehauene Treppe zu finden, die ihn weg vom Ölberg und wieder nach Jerusalem brachte. Die Stadt lag zu seinen Füßen. Eine schwache Lichtglocke hob sie von der Finsternis ab. Nye kam langsam zu Atem. Er war ein Mann in den besten Jahren. Als jugendlicher Held wäre er nicht mehr durchgegangen, das brauchte auch nicht zu sein. Bei ihm zählten Erfahrung und Cleverness. Er strich eine Strähne seines grauen Haars zurück und überlegte, wie es weitergehen sollte. Er würde die Treppe nehmen, das Ende des Friedhofs erreichen und auf den Parkplatz laufen, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. Tagsüber standen dort die Busse der Touristen, denn der Ölberg und seine Umgebung waren die Treffpunkte dreier Religionen. Dort hatte sich das Schicksal der Welt entwickelt. Und im Tal lag Jerusalem. Die Stadt der Städte. Heilig, hektisch, manchmal gefährlich. Nelson Nye wischte sich den Staub aus dem Gesicht. Das Funkeln der Sterne am Himmel schien ihn zu verhöhnen. Er glaubte selbst nicht daran, schon in Sicherheit zu sein. Trotzdem lief er weiter. Über die Treppe Richtung Parkplatz. Es gab heute noch Menschen, die diese Treppe der Tränen und Qualen auf Händen und Füßen hochliefen, um Buße zu tun. Nelson dachte anders darüber. Jerusalem ist eine brütende Stadt. Auf und an den Hängen des Ölbergs weht stets ein leichter Wind. Zu dieser Nachtzeit fuhr er ebenflls über die Gräber, liebkoste die Grabsteine, brachte manchmal Blütenduft mit, und einige Leute behaupteten, Olivenöl herausriechen zu können. Nelson Nye roch nur den Staub, dafür hörte er etwas. Ein scharfes Knurren, beinahe ein Bellen, das im letzten Augenblick unterdrückt wurde. Nye wirbelte herum. Er schaute den Weg zurück, den er gekommen war. Und er spürte wieder das Ziehen in seiner Schulter, als er den Arm bewegte und seine Smith & Wesson zog. Wieder kehrte die Angst zurück. Es war still hier oben. Von der Stadt her drang kein Geräusch den Hang hoch. Aus diesem Grund glaubte der Mann, sich nicht getäuscht zu haben. Es war noch jemand auf dem Friedhof! Und Nye spürte auf seinem Rücken Gänsehaut. Er stieg die Treppe hinab. Sie war nicht gut begehbar, denn die Stufen waren aus der trockenen Erde des Hangs herausgeformt und mit Steinen bedeckt worden. Nye ging – und hörte das Tappen. Ein schnelles, stakkatoartiges Geräusch, als würde etwas dicht hintereinander auf den Boden schlagen. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, stoppte abermals und drehte sich nach rechts. Von dort flog der Schatten heran. Im ersten Augenblick wirkte es auf ihn so, als hätte sich ein Grabstein aus der Erde gelöst. So dunkel und wuchtig sah dieser Schatten aus. Aber Grabsteine konnten nicht knurren, und Grabsteine besaßen keine Mäuler, in denen das Weiß mordgieriger Reißzähne schimmerte. Zwischen den Zahnreihen schlug eine Zunge schwer wie ein Pendel. Wie mit Blut untermalte Glasmurmeln wirkten die bösen Augen, Mordgier ausstrahlend, und das wusste Nye. Er hatte Glück, dass er diesen schwarzen Bluthund so früh bemerkt hatte. Mit einem gewaltigen Satz sprang Nye zwei Stufen vor, trat aber auf eine Kante, knickte um und musste wieder zu Boden. Der Bluthund war ebenfalls gelandet. Nye hatte das harte Klatschen vernommen, er wusste, wie schnell diese Tiere waren und kreiselte, noch in der Hocke sitzend, herum. Der Hund wollte springen. Nelson Nye schoss. Er sah das kurze Aufflackern des Mündungslichts, hörte den peitschenden Knall, danach das über den einsamen Friedhof hinwegrollende Echo. Er kam sich vor wie ein Störenfried, der die alttestamentarische Stille dieses Geländes unterbrochen hatte. Doch der Zweck musste die Mittel heiligen. Er wollte sich auf keinen Fall umbringen lassen. Seine Kugel hatte getroffen. Sie war wie ein schwerer Faustschlag in den dunklen Körper des Hundes gedrungen. Eine Wunde war entstanden. Blut sprudelte hervor, der Hund heulte auf, warf den Kopf zurück, versuchte trotzdem, auf Nelson zuzukriechen, doch der Tod war schneller. Nye stand auf. Sicherheitshalber richtete er die Mündung auf den schwarzen Körper. Es war nicht mehr nötig. Der Bluthund gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Nelson hatte den Killer aus dem Dunkel geschafft. Und seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen. Auf diesem Friedhof lauerte etwas. Es gab da eine Kraft, die nicht wollte, dass er eine bestimmte Sache entdeckte. Man würde mit allen Mitteln versuchen, ihn zurückzuhalten. Aus diesem Grund glaubte er auch nicht, dass es nur der Hund gewesen war. Man hatte ihn vielleicht nur als Vorboten geschickt. Nelson Nye lief weiter. Zwar lag nur die Treppe vor ihm, doch sie zog sich weit hin, bis der Parkplatz in greifbarer Nähe war. Hin und wieder warf er einen Blick zurück. Der Schatten des toten Hundes war längst verschwunden, andere Verfolger oder Angreifer entdeckte Nye nicht. Doch dies gab ihm keine Hoffnung. Die andere Seite war da, und sie würde kommen. Er starrte nach vorn. Die lange Treppe wurde flankiert von alten Grabsteinen, den Zeugen der letzten Jahrhunderte. Stumme Beobachter seiner Flucht, staubumwallt, sich an die Hangerde duckend, verrottet, manchmal angenagt. Sie kamen von unten. Zuerst dachte Nye an Staubwolken, wenig später wurde er eines...



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