Dauscher | Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 360 g

Reihe: Grundlagen der Weiterbildung

Dauscher Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt

E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 360 g

Reihe: Grundlagen der Weiterbildung

ISBN: 978-3-96557-043-6
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Moderation ist die Kunst, Gruppen zielgerichtet darin zu unterstützen, ein gemeinsames Ergebnis zu erarbeiten. Dabei kann es um das Lösen konkreter Probleme gehen, um das Entwickeln von Zukunftsentwürfen, um Meinungsbildung und Entscheidungsfindung.

Die beiden klassischen, weit verbreiteten Ansätze der Moderationsmethode und der Zukunftswerkstatt stellt Ulrich Dauscher übersichtlich und detailliert zugleich dar, so dass das Buch ebenso für den Einstieg, wie fürs Nachschlagen geeignet ist. Die Neuauflage wurde überarbeitet und durch einen Beitrag von Carole Maleh ergänzt, in dem sie einen umfassenden Überblick zu Ansätzen der Großgruppenmoderation bietet.

Aus dem Inhalt:

Entwicklung von Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt
Visualisierung
Moderator
Frage- und Antworttechniken
Phasen der Moderation
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Methoden
Übersicht neuer Großgruppenverfahren
Dauscher Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


4. Der Moderator Zu zweit moderieren Die Grundhaltung des Moderators, seine Aufgaben und einige Faustregeln für sein Verhalten sind Thema dieses Abschnitts. Wenn die Rede von „dem Moderator“ ist, so heißt das nicht, dass moderieren die Aufgabe eines Einzelnen sein muss. Im Gegenteil – wenn möglich sollte zu zweit moderiert werden. Das bietet wesentliche Vorteile: • Die Arbeit kann beschleunigt werden, indem die Aufgaben in der Moderation verteilt werden. So kann sich z. B. einer darauf konzentrieren, die Kommunikation in der Gruppe zu unterstützen, während der andere für die technische Seite der Visualisierung, also evtl. Mitschreiben und Anpinnen, zuständig ist. • Die Gruppe erhält zwei Kommunikationsmodelle statt nur einem. Ihr wird ein breiteres Spektrum an Verhaltensmöglichkeiten vorgeführt. Ist einem Teilnehmer ein Moderator unsympathisch, so kann er sich immer noch am anderen orientieren. • Hat sich ein Moderator festgefahren, so können die Rollen getauscht werden. Die Gruppe erhält so einen neuen Ansprechpartner, mit dem sie vielleicht im Moment besser arbeiten kann. • Moderation erfordert häufig Improvisation und schnelles Einstellen auf neue Gegebenheiten. Zwei Moderatoren können sich gegenseitig beim Entwickeln der jeweils angemessenen Strategie unterstützen. Im Allgemeinen sollten eine Frau und ein Mann zusammen moderieren. So kann einer Überbetonung geschlechtsspezifischer Verhaltens- und Kommunikationsweisen entgegengewirkt werden. 4.1 Grundhaltung des Moderators Hebammenfunktion Die Rolle des Moderators wird oft mit der einer Hebamme verglichen: Er bringt das Kind nicht zur Welt, er unterstützt nur die Geburt. Seine Hilfestellung bezieht sich auf das organisatorische Umfeld und den Kommunikationsprozess, d. h. auf die Meinungsbildung und die Dynamik der Gruppe. Im Gegensatz zum Fernseh-Moderator, dessen Engagement davon abhängt, ob er sich genügend in den Vordergrund spielt, ist Unauffälligkeit für den Moderationsmethoden-Moderator das oberste Gebot (was oft in Konflikt damit kommt, dass er auf Aufträge angewiesen ist). Die Gruppe soll nicht seine Show bewundern, sondern zu ihrem Ergebnis kommen. Gruppe fachkompetent Der Moderator sieht die Mitglieder der Gruppe als fachkompetent an. Er arbeitet nicht als Dozent, der der Gruppe Wissen vermittelt, sondern hält sich aus der inhaltlichen Diskussion heraus. Das bedeutet auch, dass vor allem die Gruppe für das Ergebnis zuständig ist. Es ist nicht Aufgabe des Moderators, die Gruppe mit seinen eigenen (inhaltsbezogenen) Erkenntnissen zu „bereichern“. Die Fachkompetenz der Gruppe schließt allerdings die Möglichkeit nicht aus, externe Experten zu befragen. Menschen selbstständig Die Grundidee der Moderationsmethode, nämlich die Eigenaktivität der Gruppenmitglieder, beinhaltet, dass die Teilnehmer als selbständige Menschen angesehen werden. Das bedeutet für den Moderator einerseits, dass er nicht leitet, sondern unterstützt, andererseits, dass er Probleme von der Gruppe selbst lösen lässt. Damit sind nicht nur themenbezogene, sondern auch gruppendynamische Schwierigkeiten gemeint. Der Moderator gibt etwa in Konfliktsituationen Hilfestellung, indem er sie transparent macht und evtl. Wege vorschlägt, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Er bietet keine vorgefertigten Lösungen. „Ganzheitliches“ Menschenbild Die Mitglieder der Gruppe werden „ganzheitlich“ gesehen, d. h. der Moderator betrachtet sie nicht nur als Wissensträger, sondern als Menschen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, die in der Lernsituation zum Ausdruck kommen und beachtet werden müssen. Das Menschenbild in der Moderationsmethode deckt sich mit dem in der Themenzentrierten Interaktion (TZI), daher finden sich auch viele TZI-Regeln in den Regeln zur Gruppenarbeit der Moderationsmethode wieder. Konsensorientierung Wenn die Gruppenmitglieder in diesem Sinne ganzheitlich gesehen werden, schließt das ein demokratisches (im gebräuchlichen Sinne) Verständnis von Gruppenarbeit aus. Demokratie, wie sie bei uns üblich ist, beinhaltet Abstimmungen, bei denen die Mehrheit gewinnt. Den Gewinnern stehen dann die (enttäuschten, wütenden, resignierten …) Verlierer gegenüber. In der Moderationsmethode, die auf der Aktivität und Einbeziehung aller Teilnehmer beruht, ist normalerweise eine konsensorientierte Haltung gefordert. Um eine Entscheidung zu treffen, muss sich die Gruppe einig sein. Ist das in Ausnahmefällen nicht möglich, so wird nach Wegen gesucht, die Minderheitenmeinung zu berücksichtigen. Teilweise lässt sich das mit einfachen Techniken bewerkstelligen (wenn z. B. beim Sortieren von Stichpunkten eine bestimmte Karte nicht eindeutig zuzuordnen ist, kann sie kopiert und mehrfach verwendet werden), teilweise ist dazu die Kreativität der Gruppe und der Moderatoren gefordert. Selbstreflexivität Abstimmungen dürfen in einer Moderation nur in Ausnahmefällen und im Bewusstsein der Auswirkungen eingesetzt werden! Schließlich ist ein Moderator selbstreflexiv. Sein Verhalten wirkt wesentlich auf die Gruppe ein, es bestimmt den Erfolg oder Misserfolg zu einem großen Teil mit. Nur ein Moderator, der seine Stärken und Schwächen kennt, kann flexibel auf die Bedürfnisse der Gruppe in der jeweiligen Situation eingehen. Beispielsweise wird ein eher konfliktscheuer Moderator dazu neigen, Konflikte zu übersehen, zu überspielen oder zu unterdrücken. Weiß er das jedoch, so kann er Problemsituationen erkennen und bewusst gegen seine Abwehr vorgehen oder er kann mit einem Co-Moderator arbeiten, der Konflikte leichter zulassen kann. Haltung als Grundlage befriedigender Zusammenarbeit Die Haltung des Moderators ist ein zentrales Element jeder Moderation. Nimmt er die Teilnehmer nicht ernst, behandelt er sie lehrer- oder gönnerhaft, dann stellt er sich über die Gruppe und gefährdet die Zusammenarbeit. Menschen sind, gerade in Moderationen, äußerst sensibel für Erwartungen, die ihnen entgegengebracht werden. Abwertungen können leicht zu selbsterfüllenden Prophezeiungen führen: Die Teilnehmer fühlen sich nicht akzeptiert, ziehen sich zurück oder werden aggressiv, und der Moderator hat einen weiteren Grund, ihr Verhalten als unmündig zu bewerten. Wahrscheinlich ist ein technisch perfekter Moderator mit einer ungeeigneten Grundeinstellung weniger in der Lage, mit einer Gruppe befriedigend zusammenzuarbeiten, als ein Moderator, der methodisch Schwächen zeigt, aber die Teilnehmer respektiert, an ihre Fähigkeiten glaubt und ihnen Vertrauen entgegenbringt. Im Allgemeinen macht es kaum Schwierigkeiten, kleinere Moderationsfehler auszubügeln, wenn die Atmosphäre in der Gruppe gut ist. Das soll allerdings keine Entschuldigung für mangelndes Bemühen und nachlässige Vorbereitung des Moderators sein: auch darin äußert sich eine Missachtung der Bedürfnisse der Teilnehmer. 4.2 Aufgaben des Moderators Vorbereitung Zunächst ist es Aufgabe des Moderators, die Moderation vorzubereiten. Dazu gehört die Beschaffung und Ausgestaltung eines oder mehrerer geeigneter Räume sowie des nötigen Materials. Mit den Beteiligten werden, soweit dies möglich ist, Vorgespräche geführt, um Informationen zu erhalten, die für den Ablauf der Veranstaltung wichtig sind. Dazu gehört z. B. Wissen über hierarchische Strukturen in der Teilnehmergruppe, über widerstreitende Interessen und Konfliktpotenziale, über zu erreichende Ziele und einschränkende Bedingungen. Mit diesen Kenntnissen können dann die Ablaufplanung und erste Fragestellungen für die Moderation erarbeitet werden. Die Planung kann teilweise detailliert ausgeführt werden (z. B. Anfangssituation), teilweise ist sie vorläufig und muss unter Umständen auch völlig fallen gelassen werden, wenn es die Situation in der Moderation erfordert. Methodenspezialist Der Moderator ist der Methodenspezialist. Er ist dafür zuständig, der Gruppe den Weg zum Ziel zu weisen, indem er zur Bearbeitung des jeweiligen Themas geeignete Techniken und Methoden zur Verfügung stellt. Diese „Wegweiserfunktion“ wird je nach Situation konsensorientiert oder direktiv gehandhabt. Die konsensorientierte Handhabung ist aus den oben genannten Gründen das Selbstverständliche. Eher zu erläutern ist das direktive Verhalten. Zunächst gibt der Moderator vor, dass die Moderationsmethode verwendet wird. Dies ist eine Prämisse, über die – während der Moderation – nicht diskutiert wird. In den Pausen kann er sich natürlich mit den Teilnehmern darüber unterhalten. Mit Einschränkungen gilt das Gleiche für die in der Moderation angewendeten Methoden. Sie werden im Allgemeinen vom Moderator vorgegeben. Die Möglichkeit, Methoden mit der Gruppe zu besprechen, muss jedoch differenziert gesehen werden. Einerseits können Teilnehmer mit Moderationserfahrung sinnvolle Vorschläge zum Vorgehen machen; auch der qualifizierteste Moderator ist nicht unfehlbar. Andererseits können sich hinter methodischen Einwänden und Diskussionsversuchen auch Widerstände gegen die eigentliche Problembearbeitung oder die Person des Moderators verbergen. In diesem Falle geht es darum, herauszuarbeiten, was der Beschäftigung mit dem Thema im Wege steht, um die Weiterarbeit zu ermöglichen. Ein Moderator vergibt sich nichts, wenn er einen guten Vorschlag aus der Gruppe aufgreift. Allerdings muss er zugleich die nötige Sicherheit und Autorität besitzen, um Diskussionen darüber...


Dauscher, Ulrich
Lehr-/Lernprozesse und Kommunikation sind seit 30 Jahren die zentralen Themen des Nürnbergers. Nach Stationen als Quartiermanager in der Stadterneuerung, als Entwickler einer Software zum Planen von Moderationen und als Leiter des IT-Schulungszentrums an der Universität Erlangen-Nürnberg ist er 2019 wieder zu seinen Wurzeln als selbständiger Trainer zurückgekehrt. Seine Schwerpunkte sind – neben Moderation – IT-Didaktik in der Weiterbildung und Kommunikation.
Kontakt: www.ulrichdauscher.de

Maleh, Carole
Seit über 20 Jahren ist sie Unternehmerin, Führungskraft und Beraterin.
Ihr Spezialgebiet: Steuerung komplexer Change Prozesse in Großunternehmen und Konzernen sowie Durchführung großer Change Konferenzen.
Kunden schätzen sie für ihre Struktur, Klarheit und Zielfokussierung, gepaart mit Empathie für die Bedürfnisse des Kunden und der Betroffenen. Ihre Erfahrungen hat sie in einer Vielzahl von Büchern und Beiträgen veröffentlicht.
Kontakt: www.carole-maleh.com


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