David Star Trek - New Frontier 11: Menschsein
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86425-474-1
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 11, 360 Seiten
Reihe: Star Trek - New Frontier
ISBN: 978-3-86425-474-1
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Pilot Mark McHenry hat immer wieder Fähigkeiten an den Tag gelegt, die weit über das Leistungsvermögen eines bloß merkwürdig erscheinenden Menschen wie ihm hinausgehen. Als die Bewohner eines harmlosen Sonnensystems sich einer Bedrohung gegenübersehen, die mit der Quelle von McHenrys Kräften in Verbindung steht, wird seine wahre Herkunft endlich enthüllt. Währenddessen durchläuft Zak Kebron eine erstaunliche Veränderung, an deren Ende er sowohl mehr als auch weniger von dem sein wird, was er zuvor war.
Peter David ist der 'New York Times'-Bestsellerautor von mehr als sechzig Büchern, einschließlich zahlreicher 'Star Trek'-Romane, wie 'Imzadi', 'A Rock and a Hard Place', 'Before Dishonor' und der ungemein erfolgreichen 'New Frontier'-Serie. Er ist außerdem der Autor der Filmromane von 'Spider-Man 1-3', 'The Hulk', 'Fantastic Four' und 'Iron Man' und hat Dutzende von anderen Büchern geschrieben, unter anderem seine gefeierten Fantasyromane 'Tigerheart', 'Sir Apropos of Nothing', 'The Woad to Wuin', 'Tong Lashes' und 'Darkness of Light'. David ist außerdem für seine Arbeit an Comicbüchern bekannt, besonders für seine preisgekrönte Arbeit an 'The Hulk' und hat so ungefähr für jeden anderen berühmten Comic-Superhelden geschrieben. Er lebt mit seiner Frau und seinen Töchtern in New York.
Weitere Infos & Material
DAMALS …
Es gab vier Worte, vier harmlose Worte, die – für sich genommen – nicht weiter beunruhigend waren. Doch für George waren sie zu seinem ganz persönlichen Albtraum geworden, besonders, wenn sie zusammen und nacheinander ausgesprochen wurden. Als er an diesem Nachmittag Sheila auf sich zukommen sah, wusste er schon bevor sie den Mund öffnete, dass sie wieder ungebeten zwischen ihren Lippen hervorspringen würden. Er saß in seinem Lieblingssessel in ihrem ziemlich unscheinbaren Wohnzimmer und las einen Text über seine neue Lieblingsbesessenheit: alte Mythologien. Dieser Text war von einem Gelehrten des zwanzigsten Jahrhunderts, Joseph Campbell, verfasst worden. Für einen Mann, der vor einigen Hundert Jahren gelebt hatte, schien dieser Campbell recht genau zu wissen, wovon er sprach. George fand diesen Text wesentlich mitreißender und interessanter als zum Beispiel Bullfinchs Mythologie. George war ebenso gewöhnlich wie sein Wohnzimmer. An ihm gab es nichts, an das man sich erinnern würde, und darauf war er stolz. Er hatte ein nichtssagendes Durchschnittsgesicht und nicht unbedingt aufregendes rotblondes Haar. All das war ihm gerade recht. Morgens ging er zu seiner Arbeit am Forschungsprojekt, verbrachte den Tag damit, nicht bemerkt zu werden, und kehrte dann wieder nach Hause zurück. Hin und wieder widmete seine Frau ihm ein wenig Aufmerksamkeit, und ihr gemeinsamer Sprössling schien ohnehin in seiner eigenen Welt zu leben. In gewisser Weise lief Georges Leben an ihm vorbei. Und das gefiel ihm. Seine Frau Sheila hatte das früher als Ärgernis empfunden. Sie hatte gewusst, dass sie einen Mann ohne Ehrgeiz geheiratet hatte, und war dem Irrglauben verfallen, ihn ändern zu können. Sie wurde schnell eines Besseren belehrt und verschloss in den folgenden Jahren ihrer Ehe weitestgehend die Augen vor ihrem Versagen. »Er hat Potenzial«, sagte sie zu ihrer Mutter, wenn das Thema aufkam. Ob dieses Potenzial jemals zum Tragen kommen oder freigesetzt werden würde, war eine ganz andere Frage. Jeden Tag schaute Sheila morgens in den Spiegel und entdeckte ein weiteres graues Haar, einen weiteren Krähenfuß oder eine andere Falte, die am vorigen Morgen mit Sicherheit noch nicht da gewesen waren. Sie war nicht sicher, ob George der Grund dafür war oder einfach nur die Zeit. Sollte Ersteres der Grund sein, würde sie sich darüber ärgern. War es Letzteres, wurde sie Zeugin eines stillen Fluchs der Zeit, die sie verschwendete, während ihr Leben an ihr vorüberzog. Es war nicht so, dass sie keine eigene Arbeit gehabt hätte. Sie war Anthropologin an der Sternenflottenakademie hier in San Francisco. Doch sie spürte, wie ihre Frustration über ihre Verbindung mit George wuchs, und fragte sich jeden Tag aufs Neue, ob sie nicht Zeit in ein Projekt investierte, das niemals Früchte tragen würde. Sheila war sehr zielstrebig und hatte das Gefühl, dass sie Georges Ziel mehr und mehr aus den Augen verlor. Sie hüllte sich in diese Frustration wie in einen Schleier und wusste, dass er es spürte. Außerdem wusste sie, dass sie ihrer Ehe mit diesen Gefühlen nicht half, aber wie konnte sie unehrlich zu ihm sein? Was hätte das bewirken sollen? Trotz allem blieb sie bei ihm, weil sie es sich versprochen hatten. Außerdem gab es da noch Sandy. »Sandy« war nicht sein Geburtsname. Er hatte ihn irgendwann im Alter von drei bekommen, als seine Großeltern angemerkt hatten, er befinde sich tagsüber scheinbar in einem traumähnlichen Dämmerzustand. Er starrte lange ins Nichts und fixierte mit seinem Blick Stellen an der Wand. »Das Kind«, meinte seine Großmutter, »lebt sein Leben, als ob es sich in einem Traum befindet.« Das nahm sein Großvater zum Anlass, ihn »Sandmann« zu nennen, was schließlich zu »Sandy« abgekürzt wurde. Der Name blieb hängen, und sei es nur, weil er darauf genauso reagierte wie auf alles andere. Sein Name änderte sich, aber sein Verhalten blieb gleich. Er saß immer herum und war sich seiner Umwelt scheinbar nicht bewusst. Seine dunklen Augen schienen alles und nichts gleichzeitig anzusehen. Er zog seine Knie an, legte sein Kinn darauf und schaute seine Mutter mit unbestimmtem Desinteresse an, wenn sie ihm sagte, er solle nach draußen gehen. Manchmal tat er es – offenbar, um sie zufriedenzustellen … und saß dann draußen herum. Sein Vater beobachtete fasziniert, wie sich Fliegen auf seiner Nase niederließen. »Du brauchst Freunde, Sandy!«, sagte Sheila, die zunehmend verzweifelte und davon überzeugt war, dass ihr Sohn merkwürdige und beängstigend unsoziale Tendenzen entwickelte. Irgendwann, als er fünf war, legte er sich eine Freundin zu. Das machte alles noch schlimmer. Sandy hatte das reife Alter von acht erreicht, als George erkennen musste, dass seine gemütliche Nachmittagslektüre von seiner offensichtlich aufgebrachten Frau ruiniert werden würde. Am vorherigen Tag hatte es geregnet und die Schwüle in San Francisco heruntergekühlt. George hatte kurz überlegt, ob er an die frische Luft gehen sollte. Als er sah, wie Sheila auf ihn zukam und offensichtlich etwas auf dem Herzen hatte, bedauerte er, es nicht getan zu haben, als er noch die Chance dazu hatte. Dann kamen die vier Worte, die er gefürchtet hatte. »Sprich mit deinem Sohn«, sagte Sheila und zeigte auf das obere Stockwerk. Roter Flauschteppich lag auf den Stufen, die zu den oberen Schlafzimmern führten, wie auch im restlichen Haus. George hasste ihn. Es war, als lebte man auf der Marsoberfläche, nur weicher. George seufzte und legte seinen Reader beiseite. Dann faltete er seine Hände auf eine, wie er hoffte, onkelhafte Weise im Schoß. »Er ist auch dein Sohn«, betonte George. Das verstand sich von selbst. Er wollte nur Zeit gewinnen in der Hoffnung, dass Sheila sich über ihn ärgerte und losging, um sich selbst mit dem Missstand auseinanderzusetzen. Sollte Sandy sich schlecht benommen haben, wollte George nicht der Zuchtmeister sein. Dafür legte er viel zu großen Wert darauf, gemocht zu werden. Außerdem ließ er sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Sandy tat einige Dinge, über die Sheila sich furchtbar aufregte, die George selbst aber kaum registrierte. »Worum geht es denn?«, fragte er zögernd. »Er tut es schon wieder«, sagte Sheila und warf erboste Blicke die Treppe hinauf. »Es?« Er hatte das Gefühl, zu wissen, was »es« war. Wenn er aber lange genug zögerte, würde vielleicht etwas geschehen, das ihn davonkommen ließ … Die Sonne könnte sich zum Beispiel in eine Nova verwandeln. Die Sonne schien allerdings nicht die Absicht zu haben, in nächster Zeit zu explodieren, und Sheila ließ sich nicht ablenken. »Es«, wiederholte sie mit Nachdruck. »Er spricht wieder mit ihr.« George stöhnte leise und rieb sich mit beiden Daumen den Nasenrücken. Dabei sah er aus, als mache er sich Sorgen, dass seine Nase abfallen würde, wenn er sich nicht sofort um sie kümmerte. »Bist du sicher?« »Natürlich bin ich sicher«, erwiderte Sheila und stemmte die Hände in die Hüften. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte er diese Hüften aus tiefstem Herzen bewundert. Jetzt gingen sie in die Breite. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie sie in einigen Jahren aussehen würden. »Ich bin an seinem Zimmer vorbeigegangen und hörte, wie er mit ihr sprach. In einem fort …« Als George nicht angemessen reagierte, fuchtelte sie mit den Händen herum. Es sah aus, als würden sie ihr gleich von den Handgelenken fallen. Dann sagte sie: »Er ist acht Jahre alt, George! Allmählich wird es lächerlich!« George schlug seine Beine vorsichtig unter und tat sein Bestes, seiner Frau gegenüber einen vernünftigen, manierlichen Ton an den Tag zu legen. »Wie du selbst schon sagtest, Sheila, er ist acht. Eingebildete Freunde sind nichts Ungewöhnliches in diesem …« »Sie sind ungewöhnlich für jemanden mit Sandys Intelligenz«, beharrte sie. »Du hast seine Testergebnisse gesehen.« Das hatte er allerdings. Die Ergebnisse von Sandys Begabungstests waren unfassbar gut. Das Beeindruckendste an der Sache war jedoch, dass der Aufsichtsführende sie nach den einführenden Tests traurig darüber informiert hatte, dass er den Jungen beobachtet hätte. Anscheinend widmete er den Fragen kaum Aufmerksamkeit. Er wählte die Antworten scheinbar vollkommen willkürlich aus. Als sie das hörten, verzweifelten sie – bis die Ergebnisse der Begabungstests kamen und zeigten, dass Sandy intelligent genug war und das Potenzial gezeigt hatte, um … nun, eigentlich alles zu tun. George hatte versucht, aus diesem Ergebnis Kapital zu schlagen, damit seine Mutter dem Jungen mehr Freiraum ließ. Erfolglos. Stattdessen wollte sie ihn noch mehr unter Druck setzen, damit er...